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Mary Wollstonecraft Shelley - Autorenbericht:

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Bild von Mary Wollstonecraft Shelley

Die Autorin:

Mary wurde am 30.08.1797 in London geboren. Sie war die Tochter des Philosophen und Dichters William Godwin und der ebenfalls bekannten Frauenrechtlerin und Schriftstellerin Mary Wollstonecraft.
Ihre Mutter hatte Verbindungen zu verschiedenen Frauenrechtlerinnen und so manche ihrer Verbündeten landete auf dem Schafott.
Ihre Mutter machte sich zu der Zeit nicht sehr beliebt mit ihren Forderungen für Rechte für Frauen. Außerdem war es verpönt als Frau schriftstellerisch tätig zu sein. Schreiben war reine Männersache. 

So ist es nicht verwunderlich, dass sie an Depressionen litt und mehrfach versuchte sich das Leben zu nehmen. Sie gebar zwei Töchter, die ältere Fanny und Mary. Nach Marys Geburt schien die Familie glücklich zu sein, doch das Glück währte nicht lange. Elf Tage nach Marys Geburt starb ihre Mutter im Kindbett.
Die Mädchen wuchsen in schwierigen und armen Verhältnissen auf. Der Vater war ewig pleite, da seine Bücher zu kritisch für die englische Gesellschaft waren. Er hatte ständige Misserfolge und war mit seinen Kindern völlig überfordert. Kaum war das Trauerjahr um, suchte er nach einer neuen Braut. Es wurde die Nachbarin, selbst verwitwet mit zwei Kindern. Sie heirateten 1801 und bekamen zwei Jahre später noch einen gemeinsamen Sohn, William junior. Immer wieder gab es Reibereien zwischen den Stiefgeschwistern und der Stiefmutter.

Zu dieser Zeit tobte die französische Revolution. Napoleon eroberte Holland und besetzte das linke Rheinufer. Die Lebensmittel wurden nun auch in England knapp.
Mary war noch jung, als ihr Percy Bysshe Shelley über den Weg lief. Er verehrte ihren Vater und nach kurzer Zeit auch Mary. Leider verliebte sich auch ihre ältere Schwester Fanny in den jungen, gutaussehenden Dichter Shelley, doch dieser hatte nur Augen für Mary.
Nach kurzer Zeit erwiderte Mary seine Liebe, aber es gab ein ernstes Problem.
Shelley war bereits verheiratet und hatte einen kleinen Sohn. Um dieser Sache zu entgehen hatte Shelley einen verrückten Plan. Er inszenierte eine Entführung. Am 28. Juli 1814 fliehen er, Mary und ihre Stiefschwester Claire in die Freiheit jenseits des Kanals. Von Paris ging es über die Schweiz nach Deutschland.
Schon bald ging ihnen das Geld aus und Mary war erschöpft. Sie beschlossen zurück nach England zu reisen und kamen am 14.09.1814 zurück nach London. Zu der Zeit war Mary 17 Jahre alt und bereits schwanger. Sie erlitt eine Frühgeburt und das Kind verstarb wenige Tage später. Shelley wollte die Scheidung und das Sorgerecht für seine mittlerweile zwei Kinder mit der Noch-Ehefrau. Eine Scheidung dauerte zu der Zeit aber noch sehr lange. Mary war am Ende ihrer Kräfte, als sie erfuhr, das er erneut Vater geworden war. Er war anscheinend nicht sehr entscheidungsfreudig.
Um die Beziehung zu Mary zu retten zogen sie, wiederum zu dritt mit Claire, an die Südküste Englands. Mary verbrachte viel Zeit damit die großen Werke Goethes, Voltaires, aber auch ihres Vaters zu lesen. 

Shelley kam aus gutem, adeligem Hause und besaß viel Geld. Dies nahm Marys Vater zum Anlass auf eine Hochzeit zwischen den beiden zu drängen und seinen späteren Schwiegersohn um Geld zu erpressen. Trotz allem vergötterte Mary ihren Vater.
1816 gebar Mary einen gesunden Sohn, den sie William taufte. Sie hatte dank Shelley einflussreiche und berühmte Freunde. Der beste Freund ihres Mannes war Lord Byron (der bedeutenste englische Dichter nach Shakespeare). Lord Byron war ein ausgesprochen gutaussehender junger Mann, der diesen Vorteil in vollen Zügen genoss und auszunutzen wusste. Er hatte die schönsten Frauen, aber alle nur kurz. So hatte er auch eine kurze Liebelei mit Claire, die allerdings sofort Früchte trug. Als sie ihm verkündete das sie schwanger sei, ließ er sie fallen wie eine heiße Kartoffel.

Aber vorher machten sich die vier und Baby William noch auf eine große Europareise. Sie lebten einige Zeit am Genfer See, wo sich Mary durch die Schönheit der Natur inspiriert fühlte. Auch sie wollte schreiben. Jeden Abend saßen sie zusammen und sprachen über Literatur und Dichtkunst. Die beiden Männer ermutigten Mary zum schreiben, allerdings hatte man hohe Erwartungen an sie, auf Grund ihrer berühmten Eltern.

Zu dieser Zeit waren Gruselgeschichten in der High Society angesagt. 
Eines Nachts hatte Mary einen Traum. Schweißgebadet wacht sie am frühen morgen auf und begann den Traum niederzuschreiben. Frankenstein war geboren! 1817 war das Buch fertig. Da Schreiben eben Männersache war, wurde das Buch anonym veröffentlicht. Erst 1831 fand Mary erstmals als Autorin Erwähnung. Das Buch war ein Riesenerfolg. Schnell wurde es auch in den USA und anderen Teilen Europas veröffentlicht. Schon 1823 wurde es in London als Bühnenstück vorgeführt. 1910 wurde Frankenstein erstmals verfilmt und erlebte so weltweiten Erfolg. Seither gab es zahlreiche Verfilmungen.

Nach langer Zeit reisten sie zurück nach England. Marys Schwester Fanny nahm sich das Leben. Sie hinterließ einen Abschiedsbrief, in dem sie über ihre Einsamkeit schrieb und dass sie sich immer im Schatten Marys gefühlt hatte. Nicht zuletzt da auch Fannys große Liebe sich für ihre Schwester entschieden hatte.
Kaum war die Reisegesellschaft zurück in London, war auch Shelleys Noch-Ehefrau wieder schwanger. Doch die arme Harriet Shelley kam mit der ganzen Situation nicht mehr zurecht und ertränkte sich mit ihrem ungeborenen Kind im Fluss.
Nun brauchte Percy Shelley auf keine Scheidung mehr zu warten und wollte Mary schnellstens heiraten um auch das Sorgerecht für seine zwei Kinder aus erster Ehe zu bekommen. Sie heirateten, aber das Sorgerecht bekam er trotz allem nicht. Die Kinder kamen zu Pflegefamilien und er sah sie nie wieder.
Lord Byrons und Claires Tochter Allegra wurde geboren, worauf hin Byron nach Venedig verschwand. 
Mary bekam kurze Zeit später ihr zweites Kind. Eine Tochter namens Clara Everina. Die frisch verheirateten Shelleys wollten Byron mit ihren beiden Kindern nachreisen. Das Leben in Italien war zu dieser Zeit deutlich günstiger als in England und auch das Klima gefiel ihnen besser. 
Unterwegs schrieb Mary ein Reisetagebuch welches kurz darauf veröffentlicht wurde und mäßigen Erfolg hatte. Sie reisten durch halb Italien. Lucca, Florenz, Rom, Livorno...
All diese Strapazen mit zwei kleinen Kindern konnten nicht gut gehen und so kam es, dass die kleine Tochter Clara am Hitzschlag starb. Mary wurde damit nie fertig und gab sich immer die Schuld für den Tod ihres Kindes. Sie wurde wie ihre Mutter von schweren Depressionen geplagt. 

In Rom blieben sie einige Zeit. Sie waren begeistert vom protestantischen Friedhof Roms auf dem Größen lagen wie der junge englische Dichter John Keats (er starb an Tuberkulose), Goethes Sohn August, 2 Kinder Wilhelm von Humboldts...
Niemand konnte ahnen, das auch Percy Shelley hier schon bald seine letzte Ruhe finden sollte.
Mary war in Rom wieder schwanger und die Ärzte rieten ihr Rom zu verlassen. Auch wegen des kleinen Sohnes William. Die Malaria war in und um Rom während des Sommers weit verbreitet und die beiden waren sehr anfällig. Mary war inzwischen 21 und hatte mit ihrer Ehe und dem Verlust ihrer Tochter zu kämpfen. Auch wurde in Rom ein kleines Mädchen mit Hausnamen Shelley geboren für die Shelley lange Zeit Geld an eine Italienerin überwies. Irgendwann verschwanden die Aufzeichnungen über dieses Mädchen und konnten nicht weiter erklärt werden. Aber es lag wohl auf der Hand, das Marys Ehemann nicht zu der treusten Sorte zählte.

Als Mary hochschwanger war, beschlossen sie auf ihren Leibarzt zu hören und Rom zu verlassen. So zogen sie nach Livorno an die Küste, doch es war bereits zu spät. Der kleine William war bereits an Malaria erkrankt und starb noch auf der Reise dorthin. Ein weiterer Schicksalsschlag in Marys Leben.

Am 12.11.1819 kam das dritte Kind, ein Sohn namens Percy Florence zur Welt. Mary hing mehr denn je an diesem einzigen Kind das ihr nun noch geblieben war.
Zu dieser Zeit schrieb sie ein Buch namens "Matilda". Eine brisante Vater–Tochter–Beziehung. Zu brisant um Erfolg zu haben. Der Erfolg kam erst 100 Jahre nach Marys Tod.
Sie zogen weiter nach Florenz. Lord Byron lebte derweil sehr großspurig. Er hatte eine Schar von Angestellten, eine große Villa mit Affen, Pfauen und Füchsen und privaten Gondeln. Er führte ein schillerndes Leben. Er zahlte keinen Pfennig Geld an Claire für seine Tochter Allegra. Erst als Claire ihm ihre Tochter nach Italien brachte, wo sie von nun an in einem Kloster aufwachsen sollte. Doch leider wurde auch die kleine Allegra nicht alt. Mit fünf Jahren starb sie in dem Kloster an einer Typhus Erkrankung.

Mary wurde in dieser Zeit zum letzten Mal schwanger, erlitt aber eine Fehlgeburt an der sie fast selbst starb, da sie zuviel Blut verlor. Dank Shelley, der sie in einen Eimer mit Eiswasser setzte bis der Leibarzt kam, überlebte sie.
In diesem frühen aber sehr bewegten Leben lernte Mary viele Leute kennen. Von einem griechische Freiheitskämpfer der in Italien im Exil lebte lernte sie Griechisch. Sie sprach auch französisch und deutsch.
Sie lernten das englische Ehepaar Williams kennen die aus Indien kamen und einige Zeit in Italien verbringen wollten. 
Die beiden Männer verband ein gemeinsames Hobby. Das Segeln. 
Shelley baute seinen eigenen Traum vom Segelboot. Es war ein riesiges Schiff und gemeinsam mit Williams machte er die Jungfernfahrt.
An einem stürmischen Herbsttag stachen sie in See. Sie trotzten allen Schlechtwetter Warnungen und es kam wie es kommen musste. Sie erlitten Schiffbruch. Sie wurden vom Mast beinahe erschlagen und ertranken schließlich beide. Ihre Leichen fand man viele Meilen weiter am Strand.
Mary war nun mit ihren gerade mal 30 Jahren Witwe. Mit all diesen Schicksalsschlägen kam sie kaum noch klar. Sie konnte ihren Lebensunterhalt nicht allein aufbringen. Sie litt an schweren Depressionen und in ihrem Tagebuch vermerkte sie oft, dass sie sich am liebsten das Leben nehmen würde, wenn nicht der kleine Percy Florence da wäre.

Sie beschloss zurück nach England zu gehen um dort für ihren Sohn zu sorgen. Sie hoffte auf Hilfe ihres Schwiegervaters, Sir Timothy Shelley, der weder Mary noch ihr Kind je anerkannt hatte. Dennoch wollte sie es versuchen, sie hatte keine andere Wahl.

Unterdessen reiste Lord Byron, den Mary als letztes auf der Beerdigung ihres Mannes in Rom gesehen hatte, nach Griechenland. Dort starb er am 19.04.1824 an einem Fieber.
Mary hielt sich in England mit Rezensionen und Zeitungsartikeln über Wasser. Auch versuchte sie es mit einem neuen Buch „The last man“. Der Erfolg kam auch hier erst viel später. Viele Kritiker hielten dies allerdings für ihr bestes Buch, aber heute erinnert man sich nur an Frankenstein.
Kurz danach wollte sie eine Biographie über ihren verstorbenen Mann schreiben, doch der Schwiegervater verbot es ihr. Er zahlte ihr wenig Geld für ihren Sohn, wollte aber jegliche Zahlung einstellen wenn sie eine Biographie veröffentlichte. Mittlerweile waren auch die Kinder Shelleys aus erster Ehe in jungen Jahren verstorben und so rückte Percy Florence als Alleinerbe des adeligen Anwesens der Shelleys nach. Davon hatte Mary jedoch nichts. Sie versuchte ihrem Sohn eine gute Schulbildung zukommen zu lassen, doch der erwies sich als überaus faul. Dennoch war er ihre einzige Hoffnung und das einzige das ihr geblieben war.
Außerdem verlangte ihr Schwiegervater von nun an , dass sie keine Bücher mehr unter dem Namen Shelley veröffentlichte. So erschienen ihre Bücher fortan nur noch als: Bücher des Autoren von Frankenstein.

Sie verhätschelte ihren Sohn und versuchte ständig in die gehobeneren Klassen Englands zu gelangen, doch es gelang ihr nie. Nach vielen Jahren verliebte sie sich wieder. Erst in Frauen, darunter auch die Witwe Jane Williams die mit ihr das gleiche Schicksal erlitten hatte. Doch diese erwiderte ihre Liebe nicht. Ganz im Gegenteil, sie wand sich von Mary ab und heiratete neu. Vielleicht hatte Mary die Zuneigung nur falsch gedeutet, denn ein schweres Schicksal verband die beiden und sie trösteten sich gegenseitig. Mary hatte zuviel hinein interpretiert und litt nun unter der Abweisung.
Nach langer Zeit der Depression versuchte sie es dann wieder mit Männern, aber auch hier erlebte sie nur Enttäuschungen.

Mary suchte die Freunde für ihren Sohn aus, um ihn in guter Gesellschaft zu wissen. Sie hatte ein hohes gesellschaftliches Anerkennungsbedürfnis.
Erst im April 1844 starb Sir Timothy im hohen Alter und Percy Florence erbte den Familienbesitz. Nun hatten sie finanziell ausgesorgt. 
Percy heiratete 1847 eine wohlhabende Witwe, Lady Jane, doch ihre Ehe blieb kinderlos. Beide kümmerten sich ständig um Mary, die schon lange von unerträglichen Kopfschmerzen geplagt war. Wäre die Medizin zu dieser Zeit schon fortgeschrittener gewesen, so hätte man wahrscheinlich einen langjährigen Gehirntumor bei ihr entdeckt.
Mary wurde immer schwächer. Ihr Sohn und ihre Schwiegertochter kauften eine kleine Villa in Bournemouth an der Südküste Englands, in der Hoffnung auf Genesung durch die Seeluft.
Doch es half alles nichts. Am 01.02.1851 starb Mary Shelley.
Ihr Sohn beerdigte sie in Bournemouth und nicht in London bei dem Rest ihrer Familie. Er wollte sie in seiner Nähe haben.
Später errichteten er und seine Frau in der Villa an den Klippen in Boscombe (gehört zu Bournemouth) das Shelley–Godwin-Museum zu Ehren seiner Mutter, seines Vaters und seines Großvaters. Noch heute ist das Museum zu besichtigen und nicht weit davon entfernt auch das Grab von Mary Shelley.
Button geht es zur Rezension von Karin Priesters Biographie "Mary Shelley".

(Verfasserin des Berichts: Britti)