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2002
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Giordano, Ralph
Die Berinis:
Inhaltsangabe:
Seit drei Generationen ist die Familie Bertini in Hamburg ansässig, als sie, weil die Familie mütterlicherseits jüdischer Herkunft ist, die Rassegesetze der Nationalsozialisten immer härter treffen und sie schließlich untertauchen müssen, um zu überleben. Diese Geschichte wird von Ralph Giordano in einem breit angelegten Familienepos geschildert, das seinen Anfang in Italien vor dem ersten Weltkrieg hat, die Ankunft und das Kennenlernen der Großeltern, die Hochzeit der Eltern und das Aufwachsen der drei Söhne erzählt.
Meine Meinung:
Die Art, wie Giordano zugleich ironisch und tragisch die Familiengeschichte erzählt,
hat mich zu Lesepausen zwischendurch gezwungen. Er hat zwar einen Roman geschrieben, aber
in der Figur des *Roman* lässt sich leicht der Autor wiederfinden. Stellenweise war es
für mich unglaublich, welche Schicksalsschläge die Familie ertragen musste. Besonders
erschütternd war für mich, dass die Familie nicht nur gegen die äußeren Umstände
kämpfen musste, sondern in Gestalt des Vaters auch einen Dämon in den eigenen Reihen
hatte, dessen Verhalten mich zur Weissglut gebracht hat. Der Vater war sicherlich das
Opfer seiner Erziehung, brachte aber mit seinem Menschenhass viel Leid über seine
Familie. Und dann musste ich über die liebevoll beschriebenen Schrullen der einzelnen
Familienmitglieder wieder herzlich lachen.
Ein Buch, das man gelesen haben muss. Ein Zeitdokument, dass die Schrecken des
Nationalsozialismus am Beispiel "kleiner" Leute intensiv darstellt. (Lucy)
Bewertung: * * * *
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)
Infos: TB, Fischer Verlag, 783 Seiten, 12,90