Zurück zu neuere Bücher Zurück zu Buchbesprechungen September 2002
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Tuttle, Cameron
Böse Mädchen reisen anders:
Inhaltsangabe:
Was wäre eine Anstiftung zum Ausbruch, ohne Heilsversprechen, dass man sich danach oder
wenigstens dabei besser fühlt? - Nicht wert aufgeschrieben zu werden. Im abwaschbaren
Kleinformat weist Camaron Tuttle im Bad Girls Guide den Weg, wie man sich gut fühlt beim
Böse-Sein. Innerhalb von fünf Tagen entwickelt sich das mutige Mäuschen zur louisigen
Thelma. Variantenreich und mit Genuss verwendet Cameron Tuttle Mayonnaise, Bratenfett,
Slipeinlagen und andere Partikel aus dem Hausfrauenuniversum, die sie als Gesichtskrem,
zum Nagelpeeling oder als Kaffeebecherhalter zu empfiehlt. Praktisch muss die böse
Ausbrecherin sein, anspruchslos mit Neigung zur Dekadenz, immer stilvoll und während des
spontan inszenierten Ausbruchs konsequent ziellos. Des Honey-Bunnies Kleider dürfen
keinesfalls neu, sollten aber befleckt sein.
Frau Tuttle hat aber ein paar Notbremsen eingebaut. Zwar zwinkert sie mit einem Auge, bis
die Pupille glüht, aber man weiß nie, wann es ihr Holzauge ist. Für die echten Herzchen
unter den Leserinnen gibt sie einen Grundkurs in KfZ-Technik mit ernstem Schnodderton. Sie
rät auch von der totalen sozialen Entkopplung ab, und von Spielchen mit der Staatsmacht.
Vielleicht fürchtet sie eine Verschärfung des US-amerikanischen Produkthaftungsgesetzes,
sie zitiert jedenfalls reichlich unsinnige Rechtsregeln aus verschiedenen Bundesstaaten.
Meine Meinung:
Der Erzählton ist manchmal so nah am Sprechdeutsch, dass er gelesen komisch klingt, oder mangels Widerstand ermüdet. Diese Aktion der Courage-Wiederbeschaffung für gelangweilte oder frustrierte Frauchen ist amüsant, liest sich flott und aus verschiedenen Blickwinkeln lehrreich. Auch deshalb, weil in den Fußzeilen über 80 Gründe für den Ausbruch stehen - wenigstens einer für jeden. (Mike Scheller)
Bewertung: * *
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)
Infos: 192 Seiten, TB, Heyne 2002; 8,95