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Perry, Anne

Tod in Devils Acre:

 

Inhaltsangabe: 

"Devils Acre" (zu dt. "Des Teufels Morgen") ist ein Slum der übelsten Sorte: Elendsquartier, Bordell- und Verbecherviertel in einem. So wundert es zuerst niemanden, als hier die grausam verstümmelte Leiche von Max Burton, Zuhälter und ehemals Diener in der feinen Gesellschaft (Callander Square), gefunden wird. Doch bald gibt es weitere Morde mit Verletzungen in Genitalbereich und diesmal handelt es sich um Angehörige der besseren Gesellschaft: Dr. Hubert Pinchin, ein Arzt, Sir Bertram Astley, ein reicher Herr, und Ernest Pomeroy, ein Hauslehrer. Zunächst scheint es, als könnte Charlotte diesmal ihrem Mann nicht bei den Ermittlungen unterstützen, den selbst für die Frau eines Polizisten ist die Gegend und Thematik der Morde zu brutal. Doch dann verdichten sich die Hinweise, daß es mehr als eine Verbindung zu der feinen Gesellschaft gibt. Pitt erhält Hinweise, daß es nicht nur die Herren sind, die des Nachts des "Slummen" frönen, sondern daß eine Spezialität von Max Burton war, Frauen aus den besten Kreisen anzubieten, die in Devils Acre Abwechslung und sexuelle Befriedigung suchten. Charlotte erfährt mit Emilys Hilfe bald erste Namen und bei ihren Nachforschungen trifft sie einen alten Bekannten wieder, der Charlotte nie vergessen hat.

Meine Meinung:

Ein Titel der es einem sehr leicht macht ihn in einem Rutsch durchzulesen, denn es ist unmöglich das Buch aus der Hand zu legen. Mich fröstelt es wenn Thomas Pitt durch die kalten, zugigen Straßen zieht um Verbrecher zu stellen, lache wenn Charlotte Pitt mit Ihrer Schwester einen Komplott schmiedet um heimlich ihrem Mann zu helfen. Laßt euch von Anne Perry ins alte Old England entführen! (Janina)

Meine Meinung:

Diesmal nimmt sich Anne Perry wieder der dunkleren Seite an. Der Roman ist in seiner Ansammlung von dunklen, verzweifelten und verbitterten Charakteren, sowie der Brutalität der Taten bisher auffallend düster. Obwohl die Autorin in jedem ihrer Werke die Doppelmoral, besonders in Bezug auf Sex, der damaligen Gesellschaft anprangert, hatte ich bei dieser Geschichte fast den Eindruck, daß das Gefühl der Hilflosigkeit gegenüber all diesen Schicksalen noch nie so groß war. Mein Unverständnis für die Falschheit und Zweischneidigkeit der feineren Gesellschaft wuchs bis hin zu einer Wut, in der ich, insbesonders in Anbetracht der später offen gelegten Motive, die Brutalität der Morde fast verstehen konnte. Der Plot geht unter die Haut und das einzige Manko war für mich die Unwissenheit Charlotte gegenüber der Gefühle, die sie in einem Mann auszulösen vermag. Ich denke, daß eine Frau, die bereits soviel erlebt hat, Erfahrungen gesammelt hat und so mutig und selbstsicher ist, mit mehr Feingefühl auf das sich Anbahnende reagiert hätte. Zurück blieb für mich nach dem Buch diesmal kein Unbehagen oder Gänsehaut, sondern seltsamer Weise ein Gefühl von Gerechtigkeit und Sühne. Je mehr Krimis ich von Anne Perry lese, desto mehr habe ich das Gefühl, daß die Autorin ein sehr guten Gespür für die Abgründe in uns Menschen hat und die Gefühle ihrer Leser fantastisch zu manipulieren versteht. Ich liebe es z.B. bei Krimis mitzuraten, meiner Meinung nach, tritt aber genau das in ihren Büchern stark in den Hintergrund. Ich bin empört und schüttele den Kopf über die Doppelmoral und Herabsetzung der Frau und übersehe doch, daß sich die Grundzüge dieser Ideen gar nicht so sehr verändert haben. Mal wieder glaube ich mehr in dieser Unterhaltungslektüre zu lesen, als vielleicht beabsichtigt, aber ich denke, wenn Kriminalromane so nachhaltig beschäftigen, ist das erlaubt ;-)
Fazit: Je mehr historische Krimis ich von Anne Perry lese, desto zeitloser erscheinen sie mir. (Tara)

 

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Bewertung: 

* * * * (Janina)

* * *   (Tara)

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

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Infos:  TB, Dumont Verlag, 515 Seiten, Doppelband "Mehr viktorianische Morde"; 9,95 €