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Potthoff, Antje

Mein fehlfarbenes Kind:

 

Inhaltsangabe: 

„Ach", sagen die Leute. „Soooo schwarz ist er doch gar nicht." In jenem liebenswürdigen Tonfall, in dem man einen durch Unfall Entstellten beschwichtigt. Auch immer wieder gerne gelogen: „Wenn ihr jetzt nicht gesagt hättet, dass er schwarz ist, hätte ich´s gar nicht bemerkt." Ich habe über die Jahre gefunden: ein bisschen schwarz ist schwarz genug. Mein fehlfarbenes Kind lernte schnell und ohne Mühe, konnte früh laufen, sprach eigene, sinnvolle Sätze, da war es neun Monate alt. „Mischlinge sind ja so intelligent!" rief eine Freundin begeistert. „Man kennt das von Hunden." Sie wollte nicht begreifen, warum ich ihr Lob nicht als solches begriff. Als er vier war, gaben wir ihn in den Kindergarten im Nachbardorf, dorthin fuhr er mit dem Bus. Nicht lange, da kam er eines Mittags heim und fragte mit ahnungsvollem Gesicht: „Was ist ein Nigger, Mama?" Unser schwarzes Kind verlässt morgens seine weiße Familie und zieht aus in eine weiße Welt, Marsmännchen auf der Erde. Wenn er fortan auf dem Schulhof die „Nigger!"-Schreier „Quarkärsche" schalt, kamen deren Mütter zu mir, sich beschweren. Rassismus? Der beginnt nicht mit gebrüllten Parolen und brennenden Asylbewerberheimen. Rassismus beginnt hier, scheinbar harmlos, im Alltag.

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Infos: 240 Seiten, gebunden, Ullstein Verlag, 35,20 DM (18,- EUR)