Zurück zu neuere Bücher Zurück zu Buchbesprechungen Juli 2002
_______________________________________________________________________
Mann, Thomas
Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull:
Inhaltsangabe / Meine Meinung:
Zu jenen Büchern, welche sich auf meiner Liste der regelmäßig zu lesenden Werke
befinden, gehört auch Manns "Bekenntnisse des Hochstablers Felix Krull". Sie
genieße ich zur Zeit mit wachsendem Wohlgefallen. Jedenfalls hätte sich Thomas Mann so
ausgedrückt. Früher war mir seine blumige Weitschweifigkeit mächtig auf den Keks
gegangen. Heute stört sie mich weniger. Im Gegenteil, sie regt meine Phantasie an. Läßt
mich das Geschehen auf einer ganz anderen Ebene miterleben. Wie in allen seinen Werken, so
kehrt Mann auch hier den "Bildungsbürger" mächtig heraus. Das darf er auch
getrost; denn was er vorzubringen hat, beruht auf gründlichen Studien. Ein Autodidakt wie
ich weiß das zu schätzen.
Die Handlung ist durch den gleichnamigen Film sattsam bekannt: Junger Mann, Schönling,
geht nach Paris und beginnt dort in einem Nobel-Hotel als Liftboy und dient sich weiter
zum Kellner hoch. Kennzeichnend für ihn sind einmal seine Neigung zum Diebstahl. Auf der
anderen Seite ist ihm etwas Chamäleonhaftes eigen. Allzugern kleidet er sich in jenes
"Tuch", womit sich Wohlhabenheit und Aristokratie darzustellen pflegen. So ist
es nicht zu verwundern, daß er das überraschende Angebot eines luxemburger Grafen ohne
Bedenken annimmt, in einen Rollentausch zu willigen. Es geht um eine Weltreise, die dem
Grafen von seinen Eltern aufgezwungen wurde, um ihn von seiner "unstandesgemäßen
Beziehung" räumlich zu entfernen. Und damit beginnt das Abenteuer, das weitaus
lohnender nachzulesen ist, als es sich von mir hier erzählen zu lassen.
Nur noch eines - sozusagen als leseanregendes Leckerli: Recht witzig, was Thomas Mann
einen Professor Kuckuck über die Saurier ausführen läßt: "Aber viel früher
schon, Anfangs des Mittelalters der Erde, Trias-Formation, lange bevor ein Vogel sich in
die Lüfte schwang oder ein Laubbaum grünte, finden wir Ungeheuer, Reptile, die
Dinosaurier, Ein Bursche mit einer Raumbeanspruchung, wie sie hinieden nicht schicklich
ist. So ein Individuum war hoch wie ein Saal und lang wie ein Eisenbahnzug. es wog
vierzigtausend Pfund. Sein Hals war wie eine Palme und der Kopf im Verhältnis zum Ganzen
lächerlich klein. Dieses übermäßige Körpergewächs muß strohdumm gewesen sein.
Übrigens gutmütig, wie die Umbehilflichkeit es mit sich bringt. Also wohl nicht sehr
sündig trotz so vielen Fleichs." Ist das nicht eine hübsche Darstellung? Sie steht
im krassen Gegensatz zu dem, was wir im Horror-Thriller "Dinopark" lesen
können. Wie auch immer - als Haustier hätte ich mir einen solchen Dino sicher nicht in
den Vorgarten stellen mögen.
Viel Vergnügen beim gelegentlich genußvollen Lesen von Thomas Manns "Bekenntnisse
des Hochstablers Felix Krull". Selbstverständlich werden dem Werk vier Sternchen
zugebilligt. (Johannes)
Bewertung: * * * *
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)
Infos: 400 Seiten, Taschenbuch-Ausgabe, Fischer Verlag, 9,90 EUR