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Mann, Thomas

Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull:

 

Inhaltsangabe / Meine Meinung: 

Zu jenen Büchern, welche sich auf meiner Liste der regelmäßig zu lesenden Werke befinden, gehört auch Manns "Bekenntnisse des Hochstablers Felix Krull". Sie genieße ich zur Zeit mit wachsendem Wohlgefallen. Jedenfalls hätte sich Thomas Mann so ausgedrückt. Früher war mir seine blumige Weitschweifigkeit mächtig auf den Keks gegangen. Heute stört sie mich weniger. Im Gegenteil, sie regt meine Phantasie an. Läßt mich das Geschehen auf einer ganz anderen Ebene miterleben. Wie in allen seinen Werken, so kehrt Mann auch hier den "Bildungsbürger" mächtig heraus. Das darf er auch getrost; denn was er vorzubringen hat, beruht auf gründlichen Studien. Ein Autodidakt wie ich weiß das zu schätzen.

Die Handlung ist durch den gleichnamigen Film sattsam bekannt: Junger Mann, Schönling, geht nach Paris und beginnt dort in einem Nobel-Hotel als Liftboy und dient sich weiter zum Kellner hoch. Kennzeichnend für ihn sind einmal seine Neigung zum Diebstahl. Auf der anderen Seite ist ihm etwas Chamäleonhaftes eigen. Allzugern kleidet er sich in jenes "Tuch", womit sich Wohlhabenheit und Aristokratie darzustellen pflegen. So ist es nicht zu verwundern, daß er das überraschende Angebot eines luxemburger Grafen ohne Bedenken annimmt, in einen Rollentausch zu willigen. Es geht um eine Weltreise, die dem Grafen von seinen Eltern aufgezwungen wurde, um ihn von seiner "unstandesgemäßen Beziehung" räumlich zu entfernen. Und damit beginnt das Abenteuer, das weitaus lohnender nachzulesen ist, als es sich von mir hier erzählen zu lassen.

Nur noch eines - sozusagen als leseanregendes Leckerli: Recht witzig, was Thomas Mann einen Professor Kuckuck über die Saurier ausführen läßt: "Aber viel früher schon, Anfangs des Mittelalters der Erde, Trias-Formation, lange bevor ein Vogel sich in die Lüfte schwang oder ein Laubbaum grünte, finden wir Ungeheuer, Reptile, die Dinosaurier, Ein Bursche mit einer Raumbeanspruchung, wie sie hinieden nicht schicklich ist. So ein Individuum war hoch wie ein Saal und lang wie ein Eisenbahnzug. es wog vierzigtausend Pfund. Sein Hals war wie eine Palme und der Kopf im Verhältnis zum Ganzen lächerlich klein. Dieses übermäßige Körpergewächs muß strohdumm gewesen sein. Übrigens gutmütig, wie die Umbehilflichkeit es mit sich bringt. Also wohl nicht sehr sündig trotz so vielen Fleichs." Ist das nicht eine hübsche Darstellung? Sie steht im krassen Gegensatz zu dem, was wir im Horror-Thriller "Dinopark" lesen können. Wie auch immer - als Haustier hätte ich mir einen solchen Dino sicher nicht in den Vorgarten stellen mögen.

Viel Vergnügen beim gelegentlich genußvollen Lesen von Thomas Manns "Bekenntnisse des Hochstablers Felix Krull". Selbstverständlich werden dem Werk vier Sternchen zugebilligt. (Johannes)

 

Bewertung: * * * *

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

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Infos: 400 Seiten, Taschenbuch-Ausgabe, Fischer Verlag, 9,90 EUR