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Rezension

Filmtitel:
Buchvorlage:
Darsteller:
Regie:
Bewertung:
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)
Filmplakat Das Parfum  

Inhalt:

Irgendwann im 18. Jahrhundert, in den stinkenden Gassen des Pariser Fischmarktes, wird ein Junge geboren. Sein Name ist Jean-Baptiste Grenouille (Ben Whishaw). Er ist mit einer einzigartigen Gabe gesegnet: Einem unbeschreiblich scharfen Geruchsinn. Nach seiner Kindheit in einem überfüllten Waisenhaus, mit harter Hand geführt von Madame Gaillard, wird er von ihr an den Gerber Grimal verkauft. Jean-Baptiste überlebt die unerbittliche Arbeit. Als er nach Jahren in die Stadt gelangt, riecht er etwas, dass er noch nie gerochen hat. Etwas unbeschreiblich schönes, der Geruch eines jungen Mädchens. Betört von ihrem blumigen Duft tötet er sie unbeabsichtigt. Grenouille fasst den Entschluss, dass er Düfte wie diesen, festhalten müsse, damit sie nie verloren gingen. Als er im Auftrag von Grimal Ziegenleder an den gealterten Parfumeur Baldini (Dustin Hoffman) liefern soll, überzeugt er diesen von seinen einzigartigen Fähigkeiten und kann bei ihm als Lehrling arbeiten. Doch Baldini kann Grenouille nicht helfen. Auch er weiß nur eine Methode Gerüche festzuhalten. Für Grenouilles Zwecke ist sie nutzlos. Von Baldini auf den Weg nach Grasse geschickt, zieht er sich in die geruchslose Einsamkeit zurück, bis er besessen von dem Gedanken das beste Parfum der Welt zu kreieren, in Grasse einkehrt. Dort beginnt er mit seinem teuflischen Werk. Die Zutaten für sein Parfum: Der Duft junger Frauen.

Meine Meinung:

„Im 18. Jahrhundert lebte in Frankreich ein Mann, der zu den genialsten und abscheulichsten Gestalten dieser an genialen und abscheulichen Gestalten nicht armen Epoche gehörte. Sein Geschichte soll hier erzählt werden. Er hieß Jean-Baptiste Grenouille...“ Jeder der „Das Parfum“ von Patrick Süskind in Händen gehalten hat, wird sich an die fantastische Einleitung erinnern können. Und auch im Film stößt man beinnahe wortwörtlich auf sie, vorgetragen von dem als Erzähler fungierenden Otto Sander, der seine Rolle perfekt ausfüllt und den Worten Süskinds Leben einhaucht. Doch nicht am Anfang. In dem bildgewaltigen Werk von Tom Tykwer begegnet man zuallererst dem älteren Grenouille, kurz vor seiner bevorstehenden Hinrichtung, zur Rechenschaft gezogen für seine grausigen Taten. Erst dann schwenkt das Geschehen zum Anfang der tragischen Geschichte und auf den Pariser Fischmarkt, auf dem Grenouille zur Welt kommt. Zu diesem Zeitpunkt fällt das Zusehen nicht leicht, denn der unmenschliche Gestank, der auf den ersten Seiten des Bestsellers beschrieben wird, kommt in der Verfilmung optisch zur Geltung, so wie alle anderen Gerüche. Doch schon zu diesem Zeitpunkt ist klar, dass man einen ästhetisch schönen Kostümfilm vor sich hat, denn selbst der widerliche Fischmarkt bietet Dutzende von spannenden optischen Reizen. Angeführt von den tollen Kostümen über prächtige Kulissen bis hin zu grandiosen Landschaftsaufnahmen, bietet „Das Parfum“ alles, was für einen cineastischen Hochgenuss benötigt wird.

Nicht nur die Optik des 140 Minuten langen Werks weiß zu überzeugen. Auch die schauspielerischen Leistungen, der internationalen Starbesetzung, angeführt von dem jungen Briten Ben Whishaw, ist eine Klasse für sich. Der Theaterschauspieler fiel Regisseur Tom Tykwer am Londoner Old Vic Theatre auf, in der Rolle des Hamlet. Und das im Alter von 23 Jahren. Nicht nur sein dürrer Körperbau sprach für ihn. Im Buch als klein, hässlich und buckelig beschrieben, hätte Grenouille nie die Zuschauer auf seine Seite ziehen können. Doch Ben Whishaw vereint beides. Er ist schlank, klein und doch gar nicht hässlich. Durch sein Spiel hebt er sich jedoch so deutlich von den anderen Charakteren ab, dass dies nicht mehr nötig war, zumal ein abstoßendes Äußeres Grenouille jeglicher Sympathie beraubt hätte. Allein seine Anwesenheit hat etwas beängstigendes und doch zutiefst trauriges. Und niemand der die Bedeutung des Namens „Grenouille“ (zu Deutsch: Frosch) kennt, wird sich davon freisprechen können, tatsächlich etwas krötenhaftes in seinem Gesicht erkennen zu können. 
Nicht durch sein Äußeres, sondern durch seine grandiose Leistung fällt Dustin Hoffman (Wenn Träume fliegen lernen) auf, der den italienischen Pafumeur Baldini mit viel Liebe verkörpert. Als seine Rolle nach dem ersten Drittel des Films endet, wird er von dem elegant spielenden Alan Rickmann (Professor Snape aus „Harry Potter“) ersetzt, der den Vater des letzten Opfers Grenouilles, Antoine Richis, verkörpert. Gekrönt wird seine Leistung mit den Worten „Du bist mein Sohn“. Kenner des Buches werden diese Stelle sicher gut in Erinnerung behalten haben. Auch wissen sie um die Schwierigkeit des abstrusen Finales, das ohne die Regiearbeit Tom Tykwers, Gefahr gelaufen wäre ins maßlos kitschige abzudriften. Doch im Gegensatz zur Buchvorlage, wird erst zu diesem späten Zeitpunkt klar, dass Grenouille tötet, um geliebt zu werden. Ansonsten bleibt der Film, dem Werk von Patrick Süskind weitestgehend treu, auch wenn kleine Details fehlen.

Es gibt zwei Gruppen von Leuten, die das Buch gelesen haben. Die einen die begeistert von der tollen Atmosphäre waren und die anderen, die sie nach spätestens hundert Seiten zum Teufel wünschten, denn fast alle Beschreibungen setzen sich im Buch aus Gerüchen zusammen. Der Film liefert nun zu der genialen Geschichte die passenden visuellen Reize, die dem Buch so schmerzlich fehlten. Nicht zuletzt deswegen, wird der Film beide Gruppen versöhnen und jeden an der tragischen Geschichte von Jean-Baptiste Grenouille teilhaben lassen, denn selbst wer das Buch nicht mochte, wird sich nach dem Filmgenuss dabei ertappen, darüber nachzudenken das Buch noch einmal lesen zu wollen. 
Somit hat Tom Tykwer zusammen mit Produzent Bernd Eichinger die Gradwanderung gemeistert, die der angeblich unverfilmbare Stoff lieferte. Geruch und Optik, nicht zu vergessen der von Tykwer selbst komponierte Soundtrack, sorgen schließlich dafür, dass ausnahmsweise der Film, seiner Buchvorlage eine Nasenlänge voraus ist. (Benni)

Button geht es zur Rezension des Buchs "Das Parfum".