Hallo zusammen,
nachdem ich das klalte, winterliche, vollkommen verschneite Michigan verlassen habe, befinde ich mich nun in der weltweit größten Sandwüste (die Rub al-Chali) in Arabien (Zoe Ferraris - "Die letzte Sure"). Einen schönen Blick auf meine Umgebung habe ich mir eben mal bei
Wikipedia geholt.
Mitten in den sich durch den Wind ständig verändernden Dünen suche ich mit dem jungen Nayir das verschwundene 16-jährige saudische Mädchen Nouf. Sie ist offensichtlich aus ihrem wohlbehüteten, wohlhabenden zu Hause weggelaufen. Ihr Bruder vermutet sie in der Wüste und hat Nayir um Hilfe gebeten, da Nayir sich in der Wüste bestens auskennt und nie die Orientierung verliert, zumal er dort oft Führungen macht und auch schon des Öfteren nach verloren gegangenen Personen - bislang immer erfolgreich - dort gesucht hat.
Nayir geht das sehr nahe. Selbst aufs beten (seinen Gebetsteppich hat er mit dabei) kann er sich nicht konzentrieren, muss ständig an die arme Nouf denken und hofft sie zu finden, bevor die umbarmherzige Wüste sie getötet hat. Lange kann ein Mädchen wie sie dort nicht überleben und die Chancen sie noch lebend zu finden, schwinden dahin. Er entschuldigt sich bei Allah, wenn er sich in Gedanken die nackten Knöchel des Mädchens vorstellt, wenn er Visionen hat wie das arme Mädchen in der sengenden Sonne umherwandelt und der Wüste schutzlos ausgeliefert ist.
Auch andere Suchtrupps (per Flugzeug, Hubschschrauber und Jeps) sind auf der Suche nach ihr. Nayir und die ihm zur Seite gestellten Leute durchkämmen die Wüste per Kamel. Zumal auch Nouf ein Kamel mitgenommen hat, als sie von zu Hause verschwunden (wie vermutet wird abgehauen) ist.
Nayir kennt Nouf, da er mit ihrem Bruder lange schon befreundet ist. Die gemeinsame Liebe für die Wüste hat den Sohn eines reichen Mannes und Nayir zu Freunden werden lassen.
Für die ersten Minuten meiner Reise habe ich dort schon viel erlebt und viele Eindrücke gewonnen. Auch von dem Zwiespalt zwischen Traditionen und moderner Welt bekomme ich schon einen ersten Vorgeschmack. Einerseits keine Frau anschauen zu dürfen, es als unschicklich und respektlos zu empfinden Alkohol zu trinken und mit durch den Alkohol verunreinigtem Körper am heiligen Freitag aufzuwachen, andererseits die Erwähnung von Hubschraubern und Jeps, dem Anschneiden einer Torte... das gefällt mir schon jetzt, da es mir vielseitige Einblicke gewährt in eine mir fremde Welt, die einerseits sicher so fremd ist, wie ich denke, andererseits auch nicht.
Ich bin schon ganz gespannt darauf, was ich mit Nayir noch alles erleben werde.