Jane Austen - Romane - Biografien und und und

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Re: Jane Austen - Romane - Biografien und und und

Beitragvon Barbara » Mo 11. Apr 2011, 05:56

Liebe Petra,

stimmt, an die aufregenden und sehr zeitraubenden Zeiten Deines Lebens kann ich mich noch sehr gut erinnern. An Deinem Bericht kann man wieder einmal erkennen, was so eine Kursänderung im Leben doch alles an positiven Veränderungen mit sich bringen kann.
Und gerade bei Dir ist es so schön zu sehen, dass das alles ganz richtig war, wie Du entschieden und gehandelt hast.

Gestern kam ich auch nicht zum Lesen. Das ganze Wochenende stand unter dem Zeichen von Unternehmungen, Einladungen, Familie und Freunden.

Ich werde aber sehen, dass ich die kommende Woche, so es meine Termine erlauben, zügig vorankomme, zumal ich auch wissen möchte wie es nun weitergeht und wann Emma endlich merkt, dass Mr. Knightley ihr Schicksal ist. ;)
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Re: Jane Austen - Romane - Biografien und und und

Beitragvon Petra » Mo 11. Apr 2011, 15:19

Hallo Barbara,

ja, man möchte wirklich wissen wie es sich in Highbury für alle weiterentwickelt, nicht wahr? Und insbesondere wann Emma erkennt, wie toll Mr. Knightley ist! :-)

Ich bin nun bei Kapitel 41 angelangt und komme der Sache bald sicher näher. Der Weg dorthin ist aber einfach zauberhaft!

Meine Prognose für die Personen ist (Spoilerschrift): Emma + Mr. Knightley (gut, das weiß man ja), Frank Churchill + Miss Jane Fairfax, Harriet Smith + Robert Martin.

Mit dem Ergebnis wäre ich jedenfalls hochzufrieden! :-)

Nicht wahr? Mich freut es auch immer wieder zu sehen, wie gut es war, meinem Leben eine entschiedene Richtungsänderung zu geben. Alles hat seine Zeit. Und es ist gut, wenn man erkennt, wann die Zeit für etwas vorbei ist. Denn erst das gibt Raum für Neues. Und wie schön diese Neuerungen in meinem Leben sind, weißt Du ja nur zu gut! :D

Und gesundheitlich habe ich mir auf jeden Fall was gutes getan, von diesem ganzen (selbstgemachten) Stress abzurücken. Und was das lesen betrifft, so ist es mir jeden Tag eine große Freude, wie viel Zeit ich mir inzwischen dafür nehmen kann und es auch tue!
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Re: Jane Austen - Romane - Biografien und und und

Beitragvon Turni » Do 14. Apr 2011, 20:06

Petra: Hast Du schon http://www.amazon.de/Jane-Fairfax-Joan-Aiken/dp/3257227787gelesen?

Das kann ich nur sehr empfehlen. Jane hat ein sehr interessantes Eigenleben, was in Emma nicht so rüberkommt. Und Emma kommt dort wesentlich zickiger rüber. :mrgreen:
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Re: Jane Austen - Romane - Biografien und und und

Beitragvon Petra » Do 14. Apr 2011, 22:50

Hallo zusammen,

vielen Dank für den entzückenden Tipp, Turni, der hier unbedingt hingehört. Ob ich das Buch selbst mal lesen werde, weiß ich noch nicht. ABER Du hast mich neugierig gemacht! Eine reizvolle Idee!

Dass Emma da zickiger rüberkommt, kann ich mir gut vorstellen. Ich habe sie auch als zickig empfunden. Ein wundervoll unvollkommener Charakter, den Jane Austen da geschaffen hat, muss ich sagen! Hätte ich ihr gar nicht so zugetraut. In den bisherigen Romanen, die ich von ihr gelesen habe, sind die Hauptfiguren ja doch viel liebreizender und zurückhaltender. Das ist gewiss auch der Punkt, den Barbara meint, nicht wahr, Barbara?

Ich habe das Buch heute morgen beendet. Es war so schön - hat mir ausgesprochen gut gefallen! Und wie gesagt, mal eine etwas andere Seite von Jane Austen. Das verwöhnte Mädchen, das Emma ist, hat man ihr in dem Roman sehr abgenommen. Sie fühlte sich - auf eine so natürliche Weise (weil sie es ja nie anders gelernt hat) - so überlegen und so allwissend. Ein wenig selbstverliebt sogar, wenn man bedenkt, dass sie dachte, dass Frank Churchill sie für sich ausgeguckt hat. Emma ist sehr konsequent charakterisiert, das hat mir sehr gefallen.
Liebe Grüße,
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Re: Jane Austen - Romane - Biografien und und und

Beitragvon Barbara » Sa 16. Apr 2011, 11:31

Liebe Petra, hallo Ihr Lieben,

Petra hat geschrieben:Dass Emma da zickiger rüberkommt, kann ich mir gut vorstellen. Ich habe sie auch als zickig empfunden. Ein wundervoll unvollkommener Charakter, den Jane Austen da geschaffen hat, muss ich sagen! Hätte ich ihr gar nicht so zugetraut. In den bisherigen Romanen, die ich von ihr gelesen habe, sind die Hauptfiguren ja doch viel liebreizender und zurückhaltender. Das ist gewiss auch der Punkt, den Barbara meint, nicht wahr, Barbara?



Deine Beschreibung trifft es zum Teil recht gut. Ich denke auch, dass mir die Vielschichtigkeit, dass etwas Kantige und manchmal auch, wider jede Vernunft "Rebellische", aber vor allem das nicht so Vorhersehbare an Emma besonders gut gefällt. Die Damen, die sonst so Austens Bücher bevölkerten, waren mir zu "einfach" gestrickt, zu "oberflächlich" zu sehr innerlich von ihrer Umgebung geprägt". Daher entstand auch für mich der Eindruck des Austauschbaren in den Büchern: "Stolz und Vorurteil" und "Vernunft und Gefühl".
Nun nach den beiden letzten Büchern von ihr, bin ich noch neugieriger auf die weiteren Bücher von ihr, die ich noch im SUB stehen habe.
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Re: Jane Austen - Romane - Biografien und und und

Beitragvon Petra » Sa 16. Apr 2011, 15:21

Hallo Barbara,

Barbara hat geschrieben:Die Damen, die sonst so Austens Bücher bevölkerten, waren mir zu "einfach" gestrickt, zu "oberflächlich" zu sehr innerlich von ihrer Umgebung geprägt".


die Punkte hatte ich mir nach dem lesen von "Emma" gedacht. Ich kann das auch nachvollziehen. Wenn es mir auch etwas anders damit geht, denn in den anderen Büchern erscheinen mir die Figuren doch sehr realistisch in ihrer Zurückhaltung. Und besonders auch dadurch, dass sie innerlich so geprägt sind von den Konventionen ihrer Zeit. Dass sie leise und nur sehr fein wahrnehmbar rebellieren, spiegelt für mich die Menschen der damaligen Zeit besser wider, die Jane Austen so genau beobachtet hat. Würde sie sich zu oft allzu rebellischer und vorlauter Damen wie Emma bedienen, würde ich darin mehr den Wunsch sehen, wie Frauen sein könnten und sollten, nicht aber ein Abbild dessen, wie die Frauen zu ihrer Zeit oftmals waren, durch die Konventionen begründet.

Aber Emma als Abwechslung weiß ich dennoch sehr zu schätzen. Und kann auch nachvollziehen, warum sie Dir mehr liegt.

Barbara hat geschrieben:Daher entstand auch für mich der Eindruck des Austauschbaren in den Büchern: "Stolz und Vorurteil" und "Vernunft und Gefühl".


Auch das kann ich gut verstehen. Dadurch, dass Jane Austen eben diese Konventionen immer wieder thematisiert (und das ja auch muss, wenn sie ihre Gesellschaft porträtieren möchte), gleichen sich die Romane und Figuren in vielen Punkten. Und da ist "Emma" in der Tat erfrischend anders! Das schätze ich an diesem Roman auch sehr.

Schön, dass wir uns über die Wirkung der Bücher und Figuren Jane Austens so gut austauschen können. Bereitet mir große Freude! Schön, dass Du Dir den SUB-Bewohner gleichzeitig vorgeknöpft hast! :)

Noch etwas, das ich anders wahrgenommen habe:

Barbara hat geschrieben:...aber vor allem das nicht so Vorhersehbare an Emma besonders gut gefällt.


Vorhersehbar fand ich es, wie auch die anderen Austen-Romane, schon. Aber das hat mich nicht gestört, weder in "Emma", noch in den anderen Romanen. Für mich ist hier der Weg sehr interessant zu beobachten, auch wenn ich das Ziel schon innerlich weiß.

Sehr schön hast Du Emma beschrieben:

Barbara hat geschrieben:...und manchmal auch, wider jede Vernunft "Rebellische".


Sehr treffend! :-)

Du meldest Dich, wenn Du weiter bist mit "Emma". Ich freu mich drauf - aber stress Dich nicht! Meine Eindücke verblassen so schnell nicht. Dafür hat mich die Geschichte und ihre Figuren zu sehr gefangen genommen.
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Re: Jane Austen - Romane - Biografien und und und

Beitragvon Barbara » Sa 16. Apr 2011, 20:13

Liebe Petra,

so noch knapp 100 Seiten, dann bin ich auch durch. ;)
Leider sind die Seiten dieser Manesse- Ausgabe soo eng bedruckt, dass das Lesen manchmal etwas ermüdend war. Normalerweise sind die Seiten so gut bedruckt, dass ich diese kleinen Bücher viel schneller lese, als normalgroße Bücher.

Zu Deinen Gedanken. Die reale Darstellung ist zweifelsohne in allen Büchern gegeben. Und mir ist klar, dass das Leben in der damaligen Gesellschaft so war und die Damen ihre eigenen kleinen Nischen brauchten um sich zu entfalten und zu behaupten oder gar zu rebellieren. So offensichtlich, wie Emma dies tut, geschah es in den seltensten Fällen. Das hat Jane Austen schon ganz toll dargestellt. Das sehe ich auch so. Dennoch finde ich es persönlich weitaus interessanter und spannender und auch stärker zum Nachdenken anregend etwas zu lesen, was sich bewusst dagegen auflehnt, bzw. gezielt damit beschäftigt, Situationen, wie auch immer es umgesetzt ist, aufzudecken und entsprechend mutig und dennoch erkennbar zu verpacken. Und genau das sehe ich bei "Emma" mehr als bei den beiden anderen Büchern. Alle Personen sind so vielschichtig und deutlich und dennoch liebevoll gezeichnet mit all ihren Schwächen und Kanten. Man denke nur an die schreckliche Mrs. Elton. Dennoch wird deutlich, worin die Kritik liegt. Bei den anderen beiden Büchern ist das auch alles sicherlich unterschwellig vorhanden und auch für den Leser sehr gut ersichtlich, jedoch sehe ich sie mehr als Gesellschaft beschreibend und weniger entlarvend. Sie sind für mich schöne romantische, herzzerreißende Liebesgeschichten, die ich durchaus sehr schätze, da sie sehr gut gemacht und sehr gut geschrieben sind. Aber "Emma" ist für mich mehr, die Personen sind "ehrlicher", mag sein, direkter und weniger scheu im Umgang mit ihren Worten und Taten. Durch die besondere Form der Überzeichnung kommt die Jane Austen für mich deutlich zum Vorschein, die ich in „Northanger Abbey“ zu erkennen glaubte und in Emma nun tatsächlich gefunden zu haben scheine.
Dadurch kann ich die beiden ersten Bücher auch mehr schätzen, da ich nun weiß, was sie wirklich zu Schreiben in der Lage war.

Zur Vorhersehbarkeit: Vorhersehbarkeit in Richtung Handlung, diese ist ganz klar auch bei „Emma“ vorhanden. Es ist schon zu Beginn sehr schnell deutlich, wie die Paarkonstellationen sein werden, zumindest bin ich mir sicher, es bereits zu Beginn gewusst zu haben. Sollte ich mich jedoch täuschen, werde ich es am Ende auch gewiss zugeben. ;-) Die Gesellschaft kann Jane Austen in ihren Büchern schließlich nicht neu erfinden oder so umgestalten, dass alles gänzlich verändert wird. Dazu fehlt es ihr an „Weltmännigkeit“ und Erfahrungen außerhalb ihres Lebens. Dazu war sie zu sehr in ihrer „kleinen Welt“ verhaftet. Aber das ist auch gar nicht schlimm, denn wie Emma zeigt kann sie dennoch den Makel "dieser Welt" erkennen. Und das ist schon mehr, als so mache dieser Gesellschaft zu erkennen in der Lage waren.
Die Unvorhersehbarkeit sehe ich mehr in Emmas Gedanken und Taten und auch in denen der übrigen Personen, die zwar durch die Handlung auch einen nur begrenzten Spielraum ermöglichen, aber dennoch einen bieten.
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Re: Jane Austen - Romane - Biografien und und und

Beitragvon Petra » So 17. Apr 2011, 14:51

Hallo Barbara,

Du ahnst es sicher: Mit den letzten 100 Seiten hast Du nun noch viel Schönes vor Dir. Ich wünsche Dir viel Spaß dabei! :-)

Die schlechtere Lesbarkeit wegen der engbedruckten Seiten, kann ich gut nachvollziehen. Das hemmt mich in meinem Lesetempo ja auch immer.

Die Gesellschaft entlarvt sie in „Emma“ sehr schön, das finde ich auch. Aber in gleichem Maße konnte ich persönlich das tatsächlich auch in „Stolz und Vorurteil“ finden.

Barbara hat geschrieben:… und die Damen ihre eigenen kleinen Nischen brauchten um sich zu entfalten und zu behaupten oder gar zu rebellieren. So offensichtlich, wie Emma dies tut, geschah es in den seltensten Fällen.


Elizabeth widersetzt sich gegen den Willen ihrer Mutter einer Heirat mit Mr. Collins. Darin sehe ich eine sehr starke Rebellion und Widerstand. Ebenso darin, sich zu Anfang nicht von Mr. Darcy einfangen zu lassen. Sehr offen wird auch rebelliert, als Elizabeth sich Lady Catherine de Bourghs Willen so frech (für diese Zeit) widersetzt. Oder im Kleinen: Auch mal zu Fuß zu gehen, und sich dem Spott der hohen Damen auszusetzen, ist ein Widerstand. Eine Entsprechung der Mrs. Elton finde ich in „Stolz und Vorurteil“ in den Schwestern Mr. Bingleys. Und in Lady Catherine de Bourgh. Im Grunde lehnt sich Elizabeth mehr gegen die Zwänge ihrer Zeit auf, als Emma.

Worin genau siehst Du Emmas Rebellion? Für mich ist sie eine verwöhnte Tochter aus gutem Hause, die zu viel Zeit hat. Und es gut meint, sich somit in das Glück anderer Menschen einmischt, und über ihre Anmaßung stolpert und daran reift. Rebellion gegen die Konventionen sehe ich in der Figur der Emma nicht. Im Gegenteil sogar, ist sie ja sehr standesbewusst.

Trotzdem verstehe ich, dass Dir persönlich „Emma“ mehr liegt. In ihrer unbeherrschteren Art sorgt sie für ein sehr schwungvolles Lesevergnügen. Und die Läuterung Emmas als Thema gefällt mir auch sehr gut. Erfrischend anders unter den Austen-Romanen. Wenn auch das Thema der Läuterung nicht ganz neu ist, denn auch das findet sich z. B. in "Stolz und Vorurteil". Denn auch hier muss Elizabeth sich von ihren Vorurteilen befreien. Ebenso auch Mr. Darcy, der die Werte der gesellschaftlich unterlegenen Elizabeth erst nicht anerkennen will.

Barbara hat geschrieben:Alle Personen sind so vielschichtig und deutlich und dennoch liebevoll gezeichnet mit all ihren Schwächen und Kanten. Man denke nur an die schreckliche Mrs. Elton.


Vielschichtig finde ich Emma. Den Rest gar nicht – wie aber auch in ihren anderen Romanen. Gerade Mrs. Elton ist ja durch und durch überheblich, eingebildet, anmaßend, unverschämt, ohne Benehmen, dumm-dreist. Es ist keine einzige gute Facette an ihr. Mr. Knightley ist sehr korrekt, reif, durchschaut deshalb auch die Menschen wesentlich besser, als es der ungestümen, unreifen Emma gelingt. Auch die anderen Figuren finde ich recht einseitig geschildert. ABER das meine ich nicht negativ. Das muss so sein. Jane Austen überzeichnet ihre Figuren immer leicht. Da gibt es für mich keinen Unterschied zwischen „Emma“ und den anderen Romanen, die ich bisher von ihr gelesen habe. Außer in der Figur der Emma. Und ich denke, das ist es auch was Du meinst, richtig? Das kann ich bestätigen. Hier hat sie eine Figur entworfen, die Ecken und Kanten hat. Nicht durch und durch gut oder böse, klug oder dumm ist. Sie hat ein gutes Herz, meint es gut, ist gleichzeitig aber auch eitel und von sich selbst überzeugt und eingenommen. Vorlaut zuweilen (durch ihre ungestüme Art verletzt sie damit auch schon mal jemanden unbedacht). Und Fehlurteile unterlaufen ihr zu Hauf. Dennoch erfährt sie eine Läuterung. Und genau in dem Punkt, liegt hier für mich der besondere Reiz. Dass sie von ihrem hohen Ross herunter kommt, und das Glück und Leben der anderen Menschen lernt zu respektieren und sich nicht einzumischen.

Barbara hat geschrieben:Aber "Emma" ist für mich mehr, die Personen sind "ehrlicher", mag sein, direkter und weniger scheu im Umgang mit ihren Worten und Taten. Durch die besondere Form der Überzeichnung kommt die Jane Austen für mich deutlich zum Vorschein, die ich in „Northanger Abbey“ zu erkennen glaubte und in Emma nun tatsächlich gefunden zu haben scheine.


Ja, damit verstehe ich, was Dir an „Emma“ so besonders liegt. Das finde ich auch sehr reizvoll. Die Figuren sind schwungvoller, unbedachter (Emma, Frank Churchill, Harriet). Das hat einen besonderen Reiz, stimmt!

Barbara hat geschrieben:Die Gesellschaft kann Jane Austen in ihren Büchern schließlich nicht neu erfinden oder so umgestalten, dass alles gänzlich verändert wird. Dazu fehlt es ihr an „Weltmännigkeit“ und Erfahrungen außerhalb ihres Lebens. Dazu war sie zu sehr in ihrer „kleinen Welt“ verhaftet.


Dass es ihr dafür an Weltgewandtheit fehlt, da sie viel zu sehr in ihrer eigenen kleinen Welt verhaftet war, ist ganz sicher richtig. Dass sie die Gesellschaft nicht umgestaltet hat, schätze ich sehr an ihr. Denn Jane Austen hat uns so wundervolle Porträts ihrer kleinen Welt gezeichnet, dass ich es auch schade fände, wenn sie über anderes hätte schreiben wollen. Wie sagt man so schön? Schuster, bleib bei deinen Leisten.

Barbara hat geschrieben:Aber das ist auch gar nicht schlimm, denn wie Emma zeigt kann sie dennoch den Makel "dieser Welt" erkennen.


Und wie – auf eine ganz einzigartige, feine Art. Ich liebe sie dafür! :-)
Liebe Grüße,
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Ich lese gerade: :lesen:
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Re: Jane Austen - Romane - Biografien und und und

Beitragvon Barbara » Mo 18. Apr 2011, 06:50

Liebe Petra,

ich bin immer noch nicht fertig. Normalerweise sind 100 Seiten für mich nichts, aber zurzeit lockt unsere Buga so sehr. Gestern Morgen und gestern Nachmittag waren wir auf verschiedenen Konzerten. Da konnte ich einige Seiten lesen. Aber wir trafen so viele Bekannte, dass es dann mit dem Lesen nicht lange ging.

Danke Dir für Deine sehr ausführlichen Eindrücke. Leider sind meine Erinnerungen an die beiden ersten Austen Bücher nicht so detailliert, wie es bei Dir der Fall ist. Daher kann ich gar nicht so genau darauf antworten, wie ich s gerne möchte. Dafür müsste ich beide Bücher erneut lesen. Aber ich vertraue da ganz Deinen Eindrücken, die sicherlich alle 100% zutreffen. Ich denke, dass ich Emma damals hätte zuerst lesen müssen und dann erst die beiden anderen Bücher. Dann wäre mein Urteil gewiss anders ausgefallen.

Ich hoffe, dass ich heute mit Emma fertig werde, denn, richtig, die letzten Seiten lassen noch einiges erwarten. ;)

Übrigens gibt es auf unserer Buga im völlig neu gestalteten Schlossgarten eine wunderschöne Leselounge mit einem Lesepavillon. Hier können sich Besucher kostenlos Bücher aus den Regalen nehmen, lesen und später wieder zurückstellen. Ich überlegte schon einige meine Bücher, die ich nicht mehr brauche dazu zustellen. ;) Ich werde ihn vielleicht mal fotografieren und einstellen.
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Re: Jane Austen - Romane - Biografien und und und

Beitragvon Binchen » Mo 18. Apr 2011, 07:47

Hallo Emma-Leserinnen,

gespannt lese ich von Euren Eindrücken. Ich kann Emma mittlerweile gut leiden. Mein Einstieg via gekürztem Hörbuch hatte mich neugierig auf die richtige Emma gemacht, weil ich dem zickigen Mädchen vorher nicht allzuviel abgewinnen konnte. Doch das Buch hat mich mit ihr versöhnt.

Töchterlein, allein mit Papa, kümmert sich rührend und bildet sich ein Ehen stiften zu können, überheblich, von sich eingenommen - ganz Kind ihrer Zeit, bekommt sie doch ein wenig zu denken und wird geläutert. So fasse ich die Story zusammen, aber auch diese Geschichte wird durch Austens Details zu einer besonderen Geschichte. Emma hat die Möglichkeiten Fehler zu machen, und korrigiert sie, sie hat das Herz am rechten Fleck und am Ende bekommen alle den Partner für's Leben - Ja die Story ist einfach, aber die Ausschmückungen und der Blick für Kleinigkeiten und Spitzfindigkeiten des Alltags machen auch diesen Roman zu einem wundervollen Austen-Roman, auch wenn er bei mir erst auf Rang 4 rangiert. Ich mochte Elinor, Anne und Elizabeth mehr, weil sie überlegter handeln. Northanger Abbey kommt aber mit Abstand für mich erst nach Emma und vor Mansfield Park scheue ich noch zurück. Da gefällt mir der Plot so gar nicht.

Ich habe ja ein erneutes Hören von Emma für dieses Jahr auf den Plan gesetzt. Ich bin mal gespannt, wie dann Eure Kommentare nochmals auf mich wirken werden.

Danke für Euren Austausch hier
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