Erste Sätze

Plattform zum Austausch über Bücher und Themen rund ums Buch.
Forumsregeln
Kommerzielle Einträge werden ohne Kommentar gelöscht!

Re: Erste Sätze

Beitragvon Fevvers » So 20. Mär 2011, 21:38

"'Du musst dringend in Therapie', sagte Scuzzi zu mir." (J.Juretzka, Fallera)

Liebe Petra,

und ob Juretzka lohnt! Insbesondere, wenn man wie Du die entsprechende lokalgenetische Prädisposition vorweisen kann. ;-)

Es geht oft urkomisch und milieubedingt etwas derb zu beim Helden Kristof Kryszinski, dem mehr oder weniger erfolgreichen Privatdetektiv in Mülheim an der Ruhr. Ich liebe auch die Nebenfiguren, die Motorrad-Gang "Stormfuckers" etwa, oder Kristofs persönlichen Widersacher, den Kommissar, der versucht, ihm etwas anzuhängen, meist erfolglos.

Ich mag nicht alle Krimis der Reihe, aber die, die gut sind, sind besonders gut. Z.B. "Der Willy ist weg" (davon gibt es seit kurzem eine Neuauflage) oder "Fallera". Was mir besonders gefällt: Der schnoddrige Ton, der sich aber stilistisch auf hohem Niveau befindet. Was für herrliche Sätze! Ist schwer zu beschreiben, muss man selbst lesen.
Liebe Grüße, Fevvers

Ich lese gerade: Florian Illies, 1913 (S.Fischer)

Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?
(G.C.L.)
Benutzeravatar
Fevvers
 
Beiträge: 277
Registriert: Di 14. Okt 2008, 13:03

Re: Erste Sätze

Beitragvon Petra » Mo 21. Mär 2011, 11:23

Hallo Fevvers,

vielen Dank für Deine Beschreibung, damit kann ich schon mal was anfangen. Und um das zu verdichten, werde ich bei Gelegenheit reinlesen.

Du sagst, dass Du nicht alle Krimis aus der Reihe magst. Muss man alle lesen, um die Entwicklung der Figuren nicht zu verpassen? Oder kann man getrost auch einzelne lesen?

Fevvers hat geschrieben:Insbesondere, wenn man wie Du die entsprechende lokalgenetische Prädisposition vorweisen kann. ;-)


Da magst Du recht haben! :-)
Liebe Grüße,
Petra


Ich lese gerade: :lesen:
Percival Everett - James (HC)
Benjamin Stevenson - Die mörderischen Cunninghams. Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen (ebook)

Ich höre gerade: :kopfhoerer:
-

Buecher4um
Hoerbuecher4um
Seifen4um
Petras SeifenKUNST
Benutzeravatar
Petra
Administrator
 
Beiträge: 14297
Registriert: Do 27. Mär 2008, 13:34

Re: Erste Sätze

Beitragvon Fevvers » Mo 21. Mär 2011, 20:30

Hallo Petra,

ich würde Dir empfehlen, einen der älteren Krimis zuerst zu lesen, z.B. "Prickel", den "Willy" (!!!) oder "Sense". Die richtige Reihenfolge ist m.E. nicht so bedeutend. Danach folgen ein paar Krimis, in denen Kristof den Ruhrpott verlässt: Gelungen finde ich "Fallera" (CH!), dagegen hat mich "Equinox" (Kreuzfahrtschiff) sehr enttäuscht, "Wanted" ging so (Wilder Westen). Die jüngsten Romane, die ich noch nicht kenne, scheinen wieder in Kristofs ureigenstem Mülheimer Milieu zu spielen und deshalb freue ich mich besonders darauf, vor allem auf "Rotzig & Rotzig". Schon die Inhaltsangabe lässt so einiges erahnen... *g*
Liebe Grüße, Fevvers

Ich lese gerade: Florian Illies, 1913 (S.Fischer)

Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?
(G.C.L.)
Benutzeravatar
Fevvers
 
Beiträge: 277
Registriert: Di 14. Okt 2008, 13:03

Re: Erste Sätze

Beitragvon Petra » Di 22. Mär 2011, 09:25

Hallo Fevvers,

da kann ich doch schon mal was mit anfangen - Danke! Gut, dass die Reihenfolge hier nicht so wichtig ist. Zumal es einige schwächere Bände gibt. Und welche, die gar nicht im Ruhrpott spielen. Gut zu wissen. Wilder Westen? Nee, das wäre auch bestimmt nicht meins. Aber "Fallera" (Schweiz) lasse ich mir doch sehr gern gefallen! :-)

Ich werde bei Gelegenheit reinlesen. Schön, dass ich nun ein paar Titel habe, die lohnenswert wären.
Liebe Grüße,
Petra


Ich lese gerade: :lesen:
Percival Everett - James (HC)
Benjamin Stevenson - Die mörderischen Cunninghams. Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen (ebook)

Ich höre gerade: :kopfhoerer:
-

Buecher4um
Hoerbuecher4um
Seifen4um
Petras SeifenKUNST
Benutzeravatar
Petra
Administrator
 
Beiträge: 14297
Registriert: Do 27. Mär 2008, 13:34

Re: Erste Sätze

Beitragvon Didonia » Mo 28. Mär 2011, 22:56

Ich denke, meine ersten beiden Sätze machen neugierig auf mehr :)
Als Junge wußte ich nicht, wo meine Mutter herkam - wo sie geboren wurde, wer ihre Eltern waren.


Die Farbe von Wasser von James McBride



Am Anfang war das Abenteuer.


Wilde Dichter - Die größten Abenteurer der Weltliteratur von Rüdiger Barth
"Eine Versuchung wird man nur los, indem man ihr nachgibt."

Markus Gasser
von meinem Lieblingsliteratur-Podcast "Literatur ist alles"
Benutzeravatar
Didonia
 
Beiträge: 4193
Registriert: Di 18. Jan 2011, 17:49
Wohnort: Niedersachsen

Re: Erste Sätze

Beitragvon Petra » Mi 30. Mär 2011, 10:02

Hallo zusammen,

gestern konnte ich einen neugierigen Blick in "Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes" werfen. Clemens J. Setz erhielt dafür ja den diesjährigen Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik. Auf eine Art hat mich der Autor fasziniert. Deshalb möchte ich mit Euch hier mal den ersten (langen) Satz teilen (einer :arrow: Leseprobe des Suhrkamp Verlags entnommen):

Es gab sie wie Sand am Meer, sie waren überall und allgegenwärtig, die Grauzonen von Traurigkeit, Wahnsinn und Einsamkeit in Gegenständen, Gebäuden und Situationen: offen stehende Garagen mit einem unveränderlichen Ölfleck auf dem Boden, überquellende Mülltonnen, dreibeinige Hunde oder – sehr schlimm – Haltestellen, als wäre man angekettet unter freiem Himmel; dann einzelne Dinge, verbogenes Besteck, braun beränderte Fäustlinge, Körner aus Winterstreugut, die in den flüssigen Schuhabdrücken auf dem Küchenfußboden schwimmen, ausgebrannte Telefonzellen, Büsche, die nach Urin riechen und trotzdem von Hunderten Spatzen bewohnt sind, die verblassenden Farben der eigenen Sommerkleidung im Untergangslicht eines Treppenhauses, in dessen schummrigen Halbstöcken kleine taufbeckenartige Vorrichtungen stehen, ohne einen Hinweis auf Sinn und Zweck; die ganze entsetzliche Melancholie und Verlorenheit eines Bahnsteigs, der Pendelblick nach links: Schienen, endlos, dann nach rechts: dasselbe, und der vergebliche Versuch, sich festzukrallen in den Rockfalten der Mutter angesichts dieser ausweglosen Unendlichkeit, die einem am nächsten Tag auf harmlosere Weise wieder begegnet, in der Schule, als Zahlenstrahl.

Die Sätze bleiben nicht derartig lang. Wohl aber anziehend.

Das Buch werde ich vorerst trotzdem nicht kaufen. Denn es sind Erzählungen, die bei mir oft zu kurz kommen. Aber auf den Autor hat mich das reinlesen neugierig gemacht. Sein Roman "Die Frequenzen" findet nicht so großen Anklang. Wohl aber sein Debüt "Söhne und Planeten". Das Thema seines Debüts interessiert mich. Diesen Roman habe ich mir mal notiert. Kennt schon jemand was von dem Autor?
Liebe Grüße,
Petra


Ich lese gerade: :lesen:
Percival Everett - James (HC)
Benjamin Stevenson - Die mörderischen Cunninghams. Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen (ebook)

Ich höre gerade: :kopfhoerer:
-

Buecher4um
Hoerbuecher4um
Seifen4um
Petras SeifenKUNST
Benutzeravatar
Petra
Administrator
 
Beiträge: 14297
Registriert: Do 27. Mär 2008, 13:34

Re: Erste Sätze

Beitragvon Barbara » Mi 30. Mär 2011, 10:19

Liebe Petra,

das ist interessant. Es scheint, als hätte die Autoren, das Schreiben langer Sätze für sich "neu entdeckt".

So hat Thomas Lehr, er stand auf der diesjährigen Longlist und kam sogar auf die Shortlist, in seinem Buch September völlig ohne Punkt und Komma geschrieben. Leider habe ich nur die Zusammenstellung der Longlist und nicht das gesamte Buch, um zu sehen, ob er irgendwann einmal ein Satzzeichen nutzte.

Beim Lesen der Auszüge habe ich irgendwann im Geiste, zur Strukturierung oder einfach auch aus Gewohnheit, eigene Satzzeichen gesetzt.
"Das Lesen eines Buches ist die Zwiesprache mit der eigenen Seele!"
B.H.

Liebe Grüße
Barbara
Benutzeravatar
Barbara
 
Beiträge: 2106
Registriert: Mo 31. Mär 2008, 16:47
Wohnort: inmitten des rheinischen Weltkulturerbes

Re: Erste Sätze

Beitragvon JMaria » Di 17. Mai 2011, 14:38

steffi hat geschrieben:Der erste Satz aus Scott Lynch: Sturm über roten Wassern,
das ist der zweite Band der Reihe um Locke Lamora, Gentleman-Gauner.

Locke Lamora stand am Piervon Tal Verrar, im Rücken den glutheißen Wind, der von einem brennenden Schiff herüberwehte, während das kalte Metall eines Armbrustbolzens sich in seinen Hals bohrte.

Japs :o

Ihr müsst dann auch noch den zweiten Satz lesen, damit ihr den Geist des Buches so richtig versteht:

Er grinste und konzentrierte sich darauf, mit seiner eigenen Armbrust auf das linke Auge des Gegners zu zielen; die beiden Männer standen einander so nahe, dass sie sich gegenseitig mit Blut bespritzen würden, sollten beide gleichzeitig den Abzug ihrer Waffen bedienen.



und schon ist man drin in der Geschichte. Die Gentleman-Ganoven machen es einem leicht :mrgreen:

ich habe gerade mit dem 2. Band der Locke Lamora Serie begonnen.

Gruß,
Maria
Schöne Grüße, Maria
Aktuell:

Walter Kappacher: Ein Amateur
Salman Rushdie: Victory City (ebook)


Jahresprojekt: Günter Grass + Franz Kafka
Harro Zimmermann: Günter Grass. Biographie
Franz Kafka: Briefe an Felice Bauer


Sie schaffen eine Wüste und nennen das Frieden ( Tacitus )
Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen (Johann Wolfgang v. Goethe)
Das Leben und dazu eine Katze, das ergibt eine unglaubliche Summe (Rainer Maria Rilke)
JMaria
Moderator
 
Beiträge: 16279
Registriert: Mo 31. Mär 2008, 11:07

Re: Erste Sätze

Beitragvon steffi » Fr 20. Mai 2011, 13:01

JMaria hat geschrieben:
und schon ist man drin in der Geschichte. Die Gentleman-Ganoven machen es einem leicht :mrgreen:

ich habe gerade mit dem 2. Band der Locke Lamora Serie begonnen.

Freut mich - der dritte Band erscheint erst im Oktober *heul*
Gruss von Steffi

:lesen:
Wolfgang Reinhard - Die Unterwerfung der Welt ( Langzeitprojekt)
Benutzeravatar
steffi
 
Beiträge: 5106
Registriert: Mi 2. Apr 2008, 12:56

Re: Erste Sätze

Beitragvon JMaria » Mi 1. Jun 2011, 10:20

Hallo zusammen,

Die dabei gewesen sind, die letzten, die ihn noch gesprochen haben, Bekannte durch Zufall, sagen, daß er an dem Abend nicht anders war als sonst, munter, nicht übermütig.

aus "Mein Name sei Gantenbein" von Max Frisch.

Grüße von
Maria
Schöne Grüße, Maria
Aktuell:

Walter Kappacher: Ein Amateur
Salman Rushdie: Victory City (ebook)


Jahresprojekt: Günter Grass + Franz Kafka
Harro Zimmermann: Günter Grass. Biographie
Franz Kafka: Briefe an Felice Bauer


Sie schaffen eine Wüste und nennen das Frieden ( Tacitus )
Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen (Johann Wolfgang v. Goethe)
Das Leben und dazu eine Katze, das ergibt eine unglaubliche Summe (Rainer Maria Rilke)
JMaria
Moderator
 
Beiträge: 16279
Registriert: Mo 31. Mär 2008, 11:07

VorherigeNächste

Zurück zu Diskussionsforum

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 57 Gäste