Hallo zusammen,
Hallo Rachel,
Rachel, bevor ich zu Deinem sehr interessanten Posting und meinen weiteren Eindrücken zu "Überredung" (auch zu "Lady Susan" habe ich noch eine Frage) komme, noch eine Beichte!
Ich habe mich dummerweise im
Jane Austen-Film-Special im Buecher4um (an dieser Stelle noch mal Danke an Dich dafür, liebe Tara!) umgesehen! Denn ich bekam einen 5 Euro-Gutschein von buecher.de und wollte eine DVD zur Buchbestellung beipacken (geht ja sonst nicht). Und da dachte ich mir, dass ich doch die sehr ausführliche Verfilmung von "Stolz und Vorurteil" (1980) von BBC mit Elizabeth Garvie noch nicht auf DVD habe. Der Preis ist bei buecher.de leider aber viel höher als bei Amazon. Und da der Film dort (also bei Amazon) zur Zeit so schön günstig ist (14,97 €), dachte ich mir, könnte ich mir den doch mal leisten. Den Gutschein habe ich somit zwar noch nicht untergebracht (auch eine weitere beigefügte DVD war bei Amazon billiger als bei buecher.de, so dass ich die auch lieber bei Amazon bestellte... es handelt sich übrigens um den Nicolas Cage-Tipp von Dir, Rachel! Habe mir "Bringing Out The Dead" mitbestellt und freue mich sehr auf den Film!), aber ich habe nun dann auch DIESE Verfilmung von "Stolz und Vorurteil". Ich freue mich sehr darauf! Bin wieder so richtig in Stimmung für Jane Austen und habe im Mai auch 10 Tage Urlaub, an denen mein Schatzi arbeiten muss. Da brauche ich doch schöne Filme, die ich auch alleine schauen kann (ihm reicht sicher eine Version von "Stolz und Vorurteil". Ich präsentiere ihm dann einst die mir liebste... welche es dann auch sein wird).
Beim stöbern im Jane Austen-Film Special entdeckte ich auch eine moderne Adaption von "Stolz und Vorurteil", die es bislang (das Special von Tara ist schon ein paar Jahre alt) nicht auf Deutsch gab. Auch die kommt nun im Mai raus. Hilfe!
(Etwas mehr dazu habe ich eben im Thread "Neue Literaturverfilmungen auf DVD" geschrieben.)
Das wollte ich Euch hier doch eben mitteilen. Gehört doch unbedingt in diesen Thread.
Nun kurz zu "Lady Susan". Ich habe dieses entzückende Büchlein gestern erhalten und schon reingeblättert. Es ist ja recht kurz und so denke ich, hat es gute Chance man zwischengeschoben zu werden. Vielleicht auch - bei anhaltender Jane Austen-Lust - schon bald. Deshalb meine Frage an Dich, Maria: Du schriebst, dass er Dir vielleicht am besten von allen Jane Austen Romanen gefällt. Kannst Du das genauer ausmachen? Was hat Dir so besonders daran gefallen? Du schriebst anfangs in diesem Thread mal, dass die Ironie und Boshaftigkeit besser/deutlicher rüber kommt. Das ist es, was es für Dich ausmacht, richtig? Oder auch weil die Geschichte besonders schön auf Dich gewirkt hat? Mach mich ein wenig neugierig, damit ich es recht bald zwischen schiebe!
Und nun zu Dir, Rachel. Und zu meinen neusten Eindrücken zu "Überredung".
Ja Rachel, Du konntest mir gut erklären, was genau Dich an Annes Verhalten gestört hat. Bzw. dass es eigentlich gar nicht Anne selbst war, sondern Jane Austen, die Dir allzu deutlich vorgezeigt hat, was Du von Anne zu halten hast. Das macht sie in der Tat. Ich störe mich daran nicht, aber ich kann gut verstehen dass man sich daran stören kann!
Mir ist noch etwas anderes aufgefallen - jetzt wo ich "Überredung" fast durch habe (bzw. noch 50 Seiten vor mir habe). Jane Austen malt auch hier nicht mit Grautönen (wie anscheinend in "Mansfield Park" noch viel weniger). Jeder bekommt seine klare Rolle zugewiesen (bis auf winzige Ausnahmen... wie z. B. Mrs. Smith, Annes alte Schulfreundin, die Jane Austen schon ein wenig entlarvt, indem klar wird, dass ihrem verstorbenen Mann zwar übel mitgespielt wurde, aber dass sie eben nicht sieht, dass auch ihr Mann selbst und sogar sie selbst auch eigenmächtig verschwenderisch gelebt haben. Das fand ich gut, denn es zeigt nicht einen rein-weißen oder raben-schwarzen Charakter. Sondern einen Mensch mit seinen Grautönen) und ist entweder gut oder böse. Oder sagen wir: Hat sympathisch zu sein oder eben nicht. Annes Schwestern sind beide unsympathisch, beide aus verschiedenen Gründen. Aber eben Anne nicht ebenbürtig! Und ihr Vater spricht für sich selbst. Wentworth wird sich als rein-weiß entpuppen, da bin ich mir sicher!
Und Mr. Elliot ist verschlagen. Mrs. Clay hat ebenfalls ihre Motive. Die beiden können wir auf die schwarze Seite setzen.
Diese starke Überzeichnung fällt mir zum Schluss des Buches hin auch immer mehr auf. Und noch etwas fällt mir stärker auf: Barbara schrieb, dass ihr "Stolz und Vorurteil" dem Roman "Sinn und Sinnlichkeit" anfangs zu ähnlich war. "Überredung" finde ich in seinen Elementen zum Schluss hin "Stolz und Vorurteil" recht ähnlich. Besonders in dem Punkt, dass sowohl Elizabeth Bennet als auch Anne Elliot einen weiteren Verehrer hatten, der auch in Frage gekommen wäre und die Eifersucht von Mr. Darcy oder hier Kapitän Wentworth entfachen. Bei Elizabeth Bennet war es Darcys Freund, mit dem dieser sich verkracht hat (Darcy wird erst als der Böse hingestellt, es war aber genau andersherum, wie Elizabeth später schmerzvoll erfahren muss, als dieser mit ihrer Schwester türmt und eine Heirat erzwungen werden muss), bei Anne Elliot ist es ihr Cousin, der entlarvt wird.
Jane Austen spielt somit wohl wirklich viel mit immer gleichen Elementen. Dass das störend wirken kann, kann ich sehr gut verstehen!
Mir persönlich nimmt es den Lesespaß nicht weg, da ich die größte Freude aus den Jane Austen-Romanen bislang aus der Zeit ziehe, in der sie spielen. Eben in ihrer Zeit. Und mit den Problemen und Sichtweisen, die man damals in dieser Gesellschaftsschicht hatte. Das gefällt mir auch an "Überredung" wieder ausgesprochen gut! Wer mit wem verkehrt, welche Gedanken daran geknüpft sind, ob man mit jemandem verkehrt und wenn ja, ob es vorteilhaft oder degradierend ist etc.. Ausgesprochen interessanter Blick in die Gesellschaft! Deshalb kann ich darüber ganz gelassen hinwegsehen, dass sich die Geschichten und Figuren der verschiedenen Romane scheinbar doch oft ähneln. Aber wie gesagt: Ich kann verstehen, dass diese Auffälligkeit störend wirken kann und den Lesegenuss schmälern kann.
Rachel, ich sage anschließend bescheid ob es sich bei dem ausgeschiedenen Kapitel um ein Alternatives Ende handelt. Interessant jedenfalls schon mal zu wissen, dass es scheinbar in anderen Ausgaben auch vorhanden ist.
Übrigens traf gestern auch "Die Watsons" ein - der vollendete Roman. Im Nachwort wird noch mal deutlich darauf eingegangen bis zu welcher Stelle Jane Austen selbst am Werk war. Und auch die Hintergründe, wieso die Geschichte von fremder Hand dann so weitergesponnen wurde. Jane Austen hat selbst wohl über den Fortgang der Geschichte gesprochen und das wurde dann innerhalb der Familie immer weiter überliefert. Soweit habe ich das Nachwort überflogen. Gründlich werde ich es erst lesen, wenn ich mir mal den Roman vornehme.