Hallo zusammen,
gestern bei einem ausgiebigen Bummel im Düsseldorfer Sternverlag hatte ich endlich die Gelegenheit mal in
Hans-Dieter Gelferts Dickens-Biografie „Der Unnachahmliche“ hineinzuschauen. Die Leseprobe im Internet gab mir da nicht genug her. Ich war sehr angetan von dem Blick ins Buch. Zum einen (das war mir am wichtigsten) trennt Gelfert die einzelnen Lebensabschnitte, und die in ihnen entstandenen Werke optisch ab. Erst geht er auf den jeweiligen Abschnitt ein, dann auf den in dem Lebensabschnitt verfassten Roman. Das ermöglicht dem Leser dieser Biografie sie zu lesen, ohne sein ganzes Werk zu kennen. Er lässt es dem Leser frei, ob er sich sofort über das gesamte Werk informieren möchte, und somit auch eines Teils des Lesevergnügens beraubt zu werden, oder aber die Passagen über die einzelnen Werke später nachzulesen, wenn man das jeweilige Buch von Dickens gelesen hat. Ich möchte mich über die einzelnen Werke erst umfassend informieren, wenn ich sie auch selbst gelesen habe. Es freut mich somit sehr, dass Hans-Dieter Gelfert darauf Rücksicht nimmt.
Der Stil, in dem Gelfert von Dickens Leben erzählt, gefällt mir sehr gut. Irgendwo habe ich gelesen, dass er absichtlich nicht versucht Dickens Stil zu imitieren. Das könnte einen ja leicht verlocken, in seinen Tonfall zu verfallen, wenn man von ihm erzählt. Davon soll Gelfert absichtlich Abstand genommen haben, was ich begrüße. Ich möchte mich sachlich informieren lassen, und das reinlesen hat mich direkt gefesselt, trotz des sachlichen, nüchternen Tonfalls.
Er geht auch auf seine Zeitgenossen ein (Wilkie Collins, William Makepeace Thackeray etc.), auf das England zu Dickens Zeiten. Schon mein erster Überblick sagt mir, dass der Leser hier umfassend informiert wird.
Herausheben möchte ich aber auch die wunderschöne Ausstattung. In leicht glänzendes frisches lindgrünes Leinen gebunden, in schöner Papierqualität, macht es auch optisch einen sehr guten Eindruck. Vor allem aber gewinnt es durch die vielen Illustrationen, Zeichnungen, Fotos (zumindest ein Foto habe ich entdecken können) und Porträts (von Dickens, seiner Familie, seinen Freunden und Zeitgenossen). Zu den einzelnen Werken ist oft eine Illustration der Erstausgabe (z. B. von Phiz) abgedruckt, und aus den Zeitungen der damaligen Zeit sind Skizzen und Karikaturen abgebildet. Das gefällt mir sehr, zeigt es doch, wie die Bevölkerung (auch andere Länder – z. B. Frankreich) Dickens damals gesehen hat.
Mir scheint, dass ich es mit einer sehr liebevollen Biografie zu tun habe. Vertrauen flößt mir auch ein, dass Hans-Dieter Gelfert Professor der Englischen Literatur ist, und schon viele Bücher über England und über einige ihrer Autoren verfasst hat. Ich fühle mich bei ihm gut aufgehoben, und freue mich aufs lesen der Biografie über Charles Dickens. Wie schön, dass man diesem einzigartigen Schriftsteller zu seinem 200. Geburtstag auch in Deutschland durch dieses Buch gedenkt.