Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten

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Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten

Beitragvon Binchen » So 25. Mai 2008, 21:01

Uppss

Da hab ich mir was vorgenommen - aber ich hab es ja so gewollt.

Von der Tonlage des Autors habe ich mich in die Geschichte ziehen lassen. Ich will es wissen - ja hab ich gedacht -

Ich will immer noch (Seite 200) aber ich hab doch schon heftig schlucken müssen.

Anfänglich ist alles wie bisher - Ein bisschen gruselige Statistik, Vergleiche welche Toten wen ggf. mehr beeindrucken, beschäftigen - schlecht schlafen lassen -

aber dann geht es nahtlos nach Russland.

Wir landen mit Dr. Aue in Russland schauen uns um, was von ihm erwartet wird, lernen seine Einstellungen kennen und sehen mit ihm, was vorgeht.

Bisher schockieren mich die Berichte über die dermaßen hahnebüchen schlecht geplanten Aktionen am meisten. Atemlos hab ich ein paarmal das Buch weg gelegt, weil ich dachte, das kann doch nicht so abgelaufen sein? Die Beschreibung macht mir jedoch leider klar - Ja - so ist es vermutlich doch gewesen.

Der Autor stimmt uns darauf ein - ein bisschen lang und erbauchlich! soll die Geschichte geworden sein. Erbaulich? Oh Gott, wie wird es nur weiter gehen?

Ich kann mich manches Mal nur retten, in dem ich das Buch dann kurzzeitig aus der Hand lege um Atem zu schöpfen.

Ich werde weiterlesen - und berichten
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Re: Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten

Beitragvon Britti » Mo 26. Mai 2008, 11:12

Liebes Binchen.

Damit überraschst du jetzt nicht nur mich :lol:
Ich hätte auch nicht gedacht das du dir den Lithell schnappen würdest.
Aber schön. Ich bin gespannt was du weiter berichten wirst.
Die Meinungen über ihn gehen ja sehr auseinander. In Frankreich wird er gefeiert, in Deutschland eher zerissen...
Mal sehen was du sagst. Hast du dir auch die Maginalien dazu gekauft? Barbara hatte ja mal darüber berichtet das es sie gibt.
Wie siehst du das, das er Geschichtliches mit Fiktion vermischt? Ich denke das ist das was viele stört. Auch das die Geschichte aus Sicht eines Täters geschrieben ist, wobei mich persönlich das jetzt nicht stören würde.
Ich kann mir gut vorstellen das man ihn öfter mal bei Seite legen muss.
Liesel Memminger, die kleine Bücherdiebin hat mich schon sehr berührt, aber das ist ja kein Vergleich. Bei Lithell müsste ich sicher oft hart schlucken und es würde mir die Kehle zu schnüren. Aber auch ich würde mich gern ran wagen. Ich werde bei nächster Gelegenheit auf jeden Fall rein lesen.

Der Preis und die vielen Seiten haben mich bisher davon abgehalten, aber... :roll: Spätestens nach dem reinlesen haben sich diese Zweifel wohl dann erledigt ;)
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Re: Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten

Beitragvon Binchen » Mo 26. Mai 2008, 12:10

Hallo Britti,

überrascht? - Na sowas. Ich hatte den Littell ja auch im Sternverlag ein paarmal in der Hand.

Klar - das Buch hat nichts mit den Friede-Freude-Eierkuchen-Büchern zu tun, die ich sonst so gern hab. Ist mir klar, aber ich wollte einmal die andere Perspektive sehen.

Nicht die Perspektive aus dem Geschichtsunterricht - ich hatte nach der Oberstufe das Gefühl, dass Geschichte sich auf die Steinzeit und die des Zweiten Weltkrieges beschränkte (na gut ein bisschen Französische Revolution gab es auch noch)

Und dann entdeckte ich Simmel und Follett - die auch über den Zweiten Weltkrieg schrieben - aber eben anders.

Nun dies Buch hier - Wirklich heftig - die Passagen, die Dir in der Bücherdiebin das Schlucken verursacht haben, dürften hier zu mehr als nur Schlucken reichen.

Noch immer finde ich es erstaunlich, wie Littell es geschafft hat, den Leser direkt in die Geschichte zu ziehen. Fiktion - ja möglich - aber ich fürchte eher, dass die Morde, von denen er berichtet den Tatsachen entsprechen und leider auch die Einstellungen, die Gleichgültigkeit und die unwürdigen Methoden.

Die Marginalien hab ich mir (noch) nicht gekauft, ich denke, ich werde es auch nicht tun.

Aber wenn Du noch zwei, drei Wochen wartest, kannst Du sicher mein Buch haben und musst es nicht kaufen. Denn zu Hause behalten will ich dieses Buch sicher nicht.
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Re: Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten

Beitragvon Britti » Mo 26. Mai 2008, 12:16

Da sag ich doch nicht nein!!!!!

Danke Binchen. :D
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Re: Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten

Beitragvon Christine » Mo 26. Mai 2008, 18:37

Huhu Binchen,

warum willst du dieses Buch nicht zu Hause behalten, würde es deine innere Ruhe stören? Spannende Frage!

Die historischen Hintergründe der Geschichte sind ja korrekt, es gab gerade in Russland massenhaft solche schlecht organisierten Aktionen, die Quellenberichte dazu sind ziemlich gruselig zu lesen. Ich weiß nicht, ob es in dem Buch vorkommt, aber die Berichte zu den "Testreihen" wie man möglichst effektiv möglichst viele Menschen töten kann, sind wohl das Schlimmste was ich je gelesen habe. Besonders weil man da ja immer im Hinterkopf hat: Das is wahr, das hat sich kein krankes Hirn ausgedacht.

Wie kommst du damit klar, dass das Buch so in einem durch geschrieben ist, beinahe ohne Absätze? Sowas stört mich ja immer, weil ich dann nie weiß, wo ich Pause machen soll, und wenn ich die Seite wieder aufschlage, weiß ich nicht, wo ich weiterlesen soll. Das mag ich so gar nicht, mitten im Text aufhören oder weiterlesen.

Liebe Grüße
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Re: Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten

Beitragvon Binchen » Di 27. Mai 2008, 07:38

Hallo Christine,

Ja - das Buch würde meinen Hausfrieden stören - ganz immens - ähnlich wie 'Kleine Schwester' von Borger&Straub - nur schlimmer. Gelesen haben, ja - aber dann bitte nicht auch noch meine anderen Bücher vergiften - Wer weiß, was da untereinander zwischen den Büchern in der Nacht so abgeht ....

Die Testreihen, die Du da erwähnst sind es, die mich gerade so entsetzen. Ich kannte bis dato nur Statistiken von Toten, Schindlers Liste und Filme - kaum Dokumentationen mit Film- oder Buchmaterial und keine wirklichen Geschehnisse. Simmel und Konsorten und mein Geschichtsunterricht sind da nicht wirklich eine Vorbildung zu nennen - deshalb treffen mich die Darstellungen so ganz aus heiterem Himmel.

Die fehlenden Abschnitte machen mir nichts aus, ich bin ja auch sonst eine Seitenhopperin, Du erinnerst Dich - mal eben zwischen dem Kochen noch ein paar Seiten ... - da muss ich auch immer Schluss machen, wann das Gebrutzel es will und nicht wann ich. Ab und an hast Du sogar mal einen Abschnitt auf einer Seite .... - Aber wirklich nur ab und an.

Heute abend geht es weiter - mal sehen, bisher - ca. Seite 200 sind es vor allem die Testreihen und z.B. so ein lapidarer Begriff, wie Sardinenmethode - eben die Unterhaltung der SS-Wesen über ihre Versuche, die mich so entsetzen.

Die dazu erwähnten psychischen Probleme der Offiziere sind auch überraschend, Alkoholismus, Selbstmorde .... - Die Jungs hatten wohl auch etwas heldenhafteres erwartet, so indoktriniert wie die losgingen ....
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Re: Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten

Beitragvon Christine » Di 27. Mai 2008, 09:23

Huhu liebes Binchen,

wer weiß schon wirklich, was Bücher so treiben, wenn man gerade nicht auf sie aufpasst :lol: . Andererseits..... ich habe ja ein gemeinsames Regalbrett für die Bücher von Leon de Winter und Jessica Durlacher .... und da ist bisher noch nichts passiert.

Was du schreibst über den Littell klingt ja wirklich interessant. Das Buch ist praktisch schon gekauft, ich muss nur noch mit eurem Geburtstagsgutschein in die Buchhandlung gehen.

Schon komisch, dass dein Geschichtsunterricht dir nicht wirklich was gebracht hat, hast du eigentlich auch nicht die unzähligen Dokus von Guido Knopp gesehen? Da kann man sich doch seit bald 20 Jahren kaum vor retten.

Diese Testreihen und der Alkoholismus bzw. die Zusammenbrüche, das hängt ja alles zusammen. Die ursprünglichen Pläne, einfach alle zu erschießen, haben ja nicht funktioniert, weil das kein Mensch aushalten kann, ständig Menschen zu erschießen. Da klappt sogar der Überzeugteste zusammen. Und dann brauchte man halt was, was schnell wirkt, viele auf einmal dahinrafft und nicht so teuer ist. Die deutsche chemische Industrie (ich sag nur Bayer, BASF) hat sich da nicht mit Ruhm bekleckert.

Liebe Grüße und halt durch
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Re: Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten

Beitragvon Britti » Di 27. Mai 2008, 10:07

Hallo ihr beiden.

Ich lese gerade das die Geschehnisse schon real sind und scheinbar nur die Figur erfunden ist. Warum schneidet das Buch denn dann in Deutschland so schlecht ab? Weil es aus Sicht eines Täters geschrieben ist?
Jonathan Lithell ist selbst Jude amerikanischer Abstammung habe ich eben gelesen.
Ist glaube ich heftig so tief in Archieven zu forschen um ein solches Buch zu schreiben. Wenn das lesen schon so furchtbar ist :shock:
Aber dennoch bin ich gespannt. Ich möchte es in jedem Fall lesen.

Christine, ich dachte die ganze Zeit du hättest es schon durch, aber Nicole sollte es ja für euch probelesen oder wie war das ;)
Barbara war es glaube ich die es gelesen hatte oder bin ich jetzt ganz durcheinander :roll:
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Re: Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten

Beitragvon Binchen » Mi 28. Mai 2008, 08:05

... eine Kur auf der Krim, literarische und philosophische Ausflüge - oder -Flüchte zum Thema 'wahre Liebe gibt es nur unter Männern' haben mich gestern 100 Seiten weiter begleitet.

300 Seiten von 1300 - da hab ich noch einiges vor mir - Abbruchgedanken haben mich noch nicht ereilt.

Liebe Britti,

den Auftrag an Nicole wg. des Referats hatte ich auch nur am Rande mitbekommen. Barbara suchte, glaube ich, noch Gleichgesinnte - ich glaube von uns hier hat es außer mir noch niemand begonnen.

Da gab es ja noch die Theorie vom Rückzug auf die Insel, damit man das Buch denn auch in Ruhe lesen könnte ....

Ich bin gespannt, wann sich DiskussionspartnerInnen einfinden.
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Re: Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten

Beitragvon Christine » Mi 28. Mai 2008, 17:32

Huhu Binchen,

soso, wahre Liebe gibt es nur unter Männern. Der Titelheld soll ja bi sein, habe ich gehört, das finde ich sehr passend. Denn dieser ganze Spuk hatte ja für Männer eine extreme homoerotische Seite und dass, obwohl man dafür ins KZ kam.

Du wartest also auf Mitleserinnen, muss ich mich jetzt gedrängt fühlen? Ich hatte mir das Buch eigentlich für die ersten beiden Juli-Wochen, wenn ich Urlaub habe, vorgenommen, denn das ist im Gegensatz zum Schwarm wohl wirklich zu schwer und unhandlich für den Zug. Aber bohr ruhig weiter, vielleicht wirds ja doch vorher was :)

Liebe Grüße
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