ich habe im Ich lese gerade-Thread festgestellt, dass mir danach ist, ausführlicher über meine Leseeindrücke zu schreiben. Und ich kann mir denken, dass im Laufe der Zeit die begeisterten Leser von "Grabesgrün" auch "Totengleich" lesen werden und sich über einen gesonderten Thread freuen.
Ich bitte Euch, Spoilerschriftfarbe zu verwenden, wenn was verraten wird. Hilfreich ist auch wenn Ihr die Seitenzahl angebt, bei der Ihr Euch bei Euren Postings jeweils befindet. Damit die, die später hier nachlesen, immer wissen ob sie das entsprechende Posting schon samt Spoiler lesen können oder die Spoiler lieber ungelesen lassen.
Ich befinde mich auf Seite 200. Nachdem ich eine Leseflaute hatte - bedingt durch die falsche Buchauswahl (zuerst habe ich Karin Alvtegens "Die Flüchtige" abgebrochen, da es mir nicht so sehr gefallen hatte und dann habe ich mich ein bisschen gequält mit "Früher Vogel fängt den Tod", der bei mir nicht so zündete wie bei den meisten anderen) und durch meinen Urlaub. Doch trotz Urlaub (sogar die stressige Endphase mit Geburtstagsfeiern *g*) habe ich mit "Totengleich" gleich einen guten Start gehabt und bin zügig voran gekommen. Tana French hat mich aus meiner Lese-Flaute geholt.
Schon auf den ersten Seiten fühlte ich mich gleich wieder in die Stimmung aus "Grabesgrün" versetzt. Tana French hat für meine Begriffe nahtlos an die Atmosphäre aus Band eins angeknüpft. Hierzu greife ich aus dem Ich lese gerade-Thread ein Zitat von Rachel auf:
Rachel hat geschrieben:Und Du hast Recht, der Schreibstil aus "Grabesgrün" ist gleich zu Beginn wieder da, schön. Wobei gerade das in meinen Augen auch ein kleiner Kritikpunkt ist: Dafür, dass wir jetzt einen anderen Ich-Erzähler haben, ist die Erzählerstimme doch schon sehr gleich. Da hätte ich mir eher ein paar Überraschungen gewünscht, aber gut, das stört mich jetzt beim Lesen auch nicht besonders.
Ja, da ist was dran. Aber da Rob und Cassie ja solch eine Seelenverwandschaft haben - und wie hier so schön beschrieben wird, NAHTLOS im Umgang miteinander und im Schlagabtausch waren - kann ich den Ton auch Cassie gut abnehmen.
Ich fände es spannend, wenn Band 3 vielleicht wiederum aus einer anderen Sicht erzählt ist. Ich habe noch keine Ahnung, wer am Ende von Band 2 noch übrig ist und welche Bande sich zerschlagen. Hier wieder ein Zitat von Rachel, die sich allerdings im letzten Viertel des Buches befindet. Deshalb setze ich das mal in Spoilerschrift:
Rachel (Spoilerschrift) hat geschrieben:Ich bin schon gespannt, wie die Autorin das mit Frank in Band 3 hinbekommt. Leider ist der Band ja noch nicht einmal auf Englisch in Sicht.
Spoilerschrift: Da ich noch im ersten Viertel bin, habe ich noch keinen Schimmer, was Du damit meinen könntest, wie die Autorin in Band 3 mit Frank verfährt.
Das finde ich generell sehr spannend bei Tana French: Man kann sich nicht darauf verlassen welches Personal im nächsten Band noch übrig ist. Sie hat ja aus dem ersten Band sogar eine Hauptfigur verbannt. Ich traue ihr alles zu!
Je nachdem wie sich alles entwickelt - denn wie gesagt, bei Tana French weiß man anscheinend nie - könnte ich mir auch vorstellen, dass Band 3 aus Sams Sicht erzählt wird. Aber zunächst einmal bin ich gespannt, ob die Beziehung der Belastungsprobe standhält, der sie durch Cassies Undercovereinsatz ausgesetzt ist. Und ich frage mich immer noch, ob Sam nicht ein Ersatz für Rob ist. Und somit irgendwann die Beziehung beendet ist. Alles sehr spannend... und man weiß es bei Tana French einfach nicht so recht einzuschätzen. Das macht es für mich sehr interessant!
Nachhaltig bin ich begeistert, dass die Autorin die Bestandteile, die "Grabesgrün" zu etwas besonderen gemacht haben, beibehalten hat. Den Erzählton (denn dem Gedanken dass der zweite Band ja aus anderer Sicht erzählt wird als der erste zum Trotz hätte ich den Ton schon vermisst... und ich weiß nicht, ob mir ein zweiter Band dann so viel Freude gemacht hätte... wäre aber auch spannend gewesen - ganz klar!), die Atmosphäre, die intensiven Ermittlungsarbeiten, die heimischen Gelage bei den endlosen Besprechungen, mit Essen und Wein, die Verschworenheit Cassies mit Frank... die Dreikonstellation, die Angespanntheit (in Ewartung des Einsatzes und dadurch das zurückkehren Cassies eigentliches Metier - und in ihr früheres ICH... sowohl das ICH der Undercover-Zeit, als auch das ICH der Zeit beim Morddezernat), die intensive Freundschaft (wenn auch diesmal mit anderen Figuren), die Natur (das abgelegene Haus)...
... schon bewundernswert, wie Tana French es gelingt etwas völlig Neues zu erzählen (andere Figuren, andere Einheit - Undercover anstatt Morddezernat) und Band eins doch so treu zu bleiben!
Was sie auch so gehalten hat wie in "Grabesgrün" ist die Ausführlichkeit, in der die Ermittler ihr Ermitlungen führen und sich besprechen. Von welchen Seiten sie alles beleuchten. Und hier kommt der spannende Aspekt hinzu, was bei einem Undercover-Einsatz alles zu bedenken ist! Das hat für mich das ganze noch intensiver und noch glaubhafter gemacht. Das Fieber steckt richtig an! Alles richtig machen, keine Fragen stellen auf die man die Antwort kennen müsste... sehr spannend und fiebrig!
Und jetzt (Seite 183) begann gerade der Abschnitt, wo sie erstmalig auf Lexies Freunde trifft. Ihre Undercover-Arbeit beginnt gerade. Auch das ist sehr intensiv beschrieben, wie ich finde. Zunächst die Überforderung Einzelheiten wahrzunehmen - nur das Gesamte. Und wie sich langsam in ihr alles setzt und beruhigt und das Bild - der vier Freunde - klarer wird. Die Gefühle, in eine eingeschworene Gemeinschaft hineinzukommen, als Fremde, die nicht fremd sein dürfte. Das ist alles sehr gut und intensiv beschrieben wie ich finde.
Und das hebelt meine Befürchtungen - wie schon bei Band 1 - aus: Die 780 Seiten sind nicht zu lang. Sie dienen der so dichten und besonderen Atmosphäre. Ohne diese Ausführlichkeit wäre das nicht möglich. Und dann wäre es mir persönlich wahrscheinlich zu oberflächlich. Mir würde was fehlen.
Davon ab, stelle ich fest, dass ich mich auf keiner der bisher 200 Seiten gelangeweilt habe. Obwohl ich mich schon gefragt habe, woher Tana French die Geduld nimmt, die Geschichte so akribisch zu erzählen. Ob ich die Geduld beim Schreiben hätte, wage ich zu bezweifeln. Wie schön aber, dass Tana French sie aufbringt - denn für mich macht das einen großen Teil meiner Faszination aus!
Rachel hat geschrieben:Leider ist der Band 3 ja noch nicht einmal auf Englisch in Sicht. :(
Das höre ich aber gar nicht gerne!!
Wenn jemand was über den 3. Band hört, so lasst es mich bitte, bitte wissen! Hoffentlich spannt Tana French uns nicht zu lange auf die Folter! Sie hat mich schon ein wenig süchtig gemacht!