Tana French: Totengleich

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Tana French: Totengleich

Beitragvon Petra » Di 1. Sep 2009, 11:33

Hallo zusammen,

ich habe im Ich lese gerade-Thread festgestellt, dass mir danach ist, ausführlicher über meine Leseeindrücke zu schreiben. Und ich kann mir denken, dass im Laufe der Zeit die begeisterten Leser von "Grabesgrün" auch "Totengleich" lesen werden und sich über einen gesonderten Thread freuen.

Ich bitte Euch, Spoilerschriftfarbe zu verwenden, wenn was verraten wird. Hilfreich ist auch wenn Ihr die Seitenzahl angebt, bei der Ihr Euch bei Euren Postings jeweils befindet. Damit die, die später hier nachlesen, immer wissen ob sie das entsprechende Posting schon samt Spoiler lesen können oder die Spoiler lieber ungelesen lassen.

Ich befinde mich auf Seite 200. Nachdem ich eine Leseflaute hatte - bedingt durch die falsche Buchauswahl (zuerst habe ich Karin Alvtegens "Die Flüchtige" abgebrochen, da es mir nicht so sehr gefallen hatte und dann habe ich mich ein bisschen gequält mit "Früher Vogel fängt den Tod", der bei mir nicht so zündete wie bei den meisten anderen) und durch meinen Urlaub. Doch trotz Urlaub (sogar die stressige Endphase mit Geburtstagsfeiern *g*) habe ich mit "Totengleich" gleich einen guten Start gehabt und bin zügig voran gekommen. Tana French hat mich aus meiner Lese-Flaute geholt.

Schon auf den ersten Seiten fühlte ich mich gleich wieder in die Stimmung aus "Grabesgrün" versetzt. Tana French hat für meine Begriffe nahtlos an die Atmosphäre aus Band eins angeknüpft. Hierzu greife ich aus dem Ich lese gerade-Thread ein Zitat von Rachel auf:

Rachel hat geschrieben:Und Du hast Recht, der Schreibstil aus "Grabesgrün" ist gleich zu Beginn wieder da, schön. Wobei gerade das in meinen Augen auch ein kleiner Kritikpunkt ist: Dafür, dass wir jetzt einen anderen Ich-Erzähler haben, ist die Erzählerstimme doch schon sehr gleich. Da hätte ich mir eher ein paar Überraschungen gewünscht, aber gut, das stört mich jetzt beim Lesen auch nicht besonders.


Ja, da ist was dran. Aber da Rob und Cassie ja solch eine Seelenverwandschaft haben - und wie hier so schön beschrieben wird, NAHTLOS im Umgang miteinander und im Schlagabtausch waren - kann ich den Ton auch Cassie gut abnehmen.

Ich fände es spannend, wenn Band 3 vielleicht wiederum aus einer anderen Sicht erzählt ist. Ich habe noch keine Ahnung, wer am Ende von Band 2 noch übrig ist und welche Bande sich zerschlagen. Hier wieder ein Zitat von Rachel, die sich allerdings im letzten Viertel des Buches befindet. Deshalb setze ich das mal in Spoilerschrift:

Rachel (Spoilerschrift) hat geschrieben:Ich bin schon gespannt, wie die Autorin das mit Frank in Band 3 hinbekommt. Leider ist der Band ja noch nicht einmal auf Englisch in Sicht. :(


Spoilerschrift: Da ich noch im ersten Viertel bin, habe ich noch keinen Schimmer, was Du damit meinen könntest, wie die Autorin in Band 3 mit Frank verfährt.

Das finde ich generell sehr spannend bei Tana French: Man kann sich nicht darauf verlassen welches Personal im nächsten Band noch übrig ist. Sie hat ja aus dem ersten Band sogar eine Hauptfigur verbannt. Ich traue ihr alles zu! ;-)

Je nachdem wie sich alles entwickelt - denn wie gesagt, bei Tana French weiß man anscheinend nie - könnte ich mir auch vorstellen, dass Band 3 aus Sams Sicht erzählt wird. Aber zunächst einmal bin ich gespannt, ob die Beziehung der Belastungsprobe standhält, der sie durch Cassies Undercovereinsatz ausgesetzt ist. Und ich frage mich immer noch, ob Sam nicht ein Ersatz für Rob ist. Und somit irgendwann die Beziehung beendet ist. Alles sehr spannend... und man weiß es bei Tana French einfach nicht so recht einzuschätzen. Das macht es für mich sehr interessant!

Nachhaltig bin ich begeistert, dass die Autorin die Bestandteile, die "Grabesgrün" zu etwas besonderen gemacht haben, beibehalten hat. Den Erzählton (denn dem Gedanken dass der zweite Band ja aus anderer Sicht erzählt wird als der erste zum Trotz hätte ich den Ton schon vermisst... und ich weiß nicht, ob mir ein zweiter Band dann so viel Freude gemacht hätte... wäre aber auch spannend gewesen - ganz klar!), die Atmosphäre, die intensiven Ermittlungsarbeiten, die heimischen Gelage bei den endlosen Besprechungen, mit Essen und Wein, die Verschworenheit Cassies mit Frank... die Dreikonstellation, die Angespanntheit (in Ewartung des Einsatzes und dadurch das zurückkehren Cassies eigentliches Metier - und in ihr früheres ICH... sowohl das ICH der Undercover-Zeit, als auch das ICH der Zeit beim Morddezernat), die intensive Freundschaft (wenn auch diesmal mit anderen Figuren), die Natur (das abgelegene Haus)...

... schon bewundernswert, wie Tana French es gelingt etwas völlig Neues zu erzählen (andere Figuren, andere Einheit - Undercover anstatt Morddezernat) und Band eins doch so treu zu bleiben!

Was sie auch so gehalten hat wie in "Grabesgrün" ist die Ausführlichkeit, in der die Ermittler ihr Ermitlungen führen und sich besprechen. Von welchen Seiten sie alles beleuchten. Und hier kommt der spannende Aspekt hinzu, was bei einem Undercover-Einsatz alles zu bedenken ist! Das hat für mich das ganze noch intensiver und noch glaubhafter gemacht. Das Fieber steckt richtig an! Alles richtig machen, keine Fragen stellen auf die man die Antwort kennen müsste... sehr spannend und fiebrig!

Und jetzt (Seite 183) begann gerade der Abschnitt, wo sie erstmalig auf Lexies Freunde trifft. Ihre Undercover-Arbeit beginnt gerade. Auch das ist sehr intensiv beschrieben, wie ich finde. Zunächst die Überforderung Einzelheiten wahrzunehmen - nur das Gesamte. Und wie sich langsam in ihr alles setzt und beruhigt und das Bild - der vier Freunde - klarer wird. Die Gefühle, in eine eingeschworene Gemeinschaft hineinzukommen, als Fremde, die nicht fremd sein dürfte. Das ist alles sehr gut und intensiv beschrieben wie ich finde.

Und das hebelt meine Befürchtungen - wie schon bei Band 1 - aus: Die 780 Seiten sind nicht zu lang. Sie dienen der so dichten und besonderen Atmosphäre. Ohne diese Ausführlichkeit wäre das nicht möglich. Und dann wäre es mir persönlich wahrscheinlich zu oberflächlich. Mir würde was fehlen.

Davon ab, stelle ich fest, dass ich mich auf keiner der bisher 200 Seiten gelangeweilt habe. Obwohl ich mich schon gefragt habe, woher Tana French die Geduld nimmt, die Geschichte so akribisch zu erzählen. Ob ich die Geduld beim Schreiben hätte, wage ich zu bezweifeln. Wie schön aber, dass Tana French sie aufbringt - denn für mich macht das einen großen Teil meiner Faszination aus!

Rachel hat geschrieben:Leider ist der Band 3 ja noch nicht einmal auf Englisch in Sicht. :(


Das höre ich aber gar nicht gerne!! :(

Wenn jemand was über den 3. Band hört, so lasst es mich bitte, bitte wissen! Hoffentlich spannt Tana French uns nicht zu lange auf die Folter! Sie hat mich schon ein wenig süchtig gemacht! :(
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Tana French: Totengleich

Beitragvon Rachel » Di 1. Sep 2009, 11:50

Hallo Petra,

der Spoiler ist kein Spoiler und hat auch gar nichts damit zu tun, was in dem Buch noch passiert, da passe ich schon auf. :) Die Autorin hat in einem Interview verraten, übrigens noch bevor "The Likeness" überhaupt erschienen war, dass im hoffentlich bald erscheinenden dritten Band Frank die Hauptfigur sein soll. Ich hatte das auch schon einmal im "Grabesgrün"-Thread verlinkt.
Und da bin ich schon sehr gespannt darauf, denn da darf die Erzählerstimme dann ja wirklich nicht wieder gleich klingen, Frank ist ja schon ein ganz anderer Charakter. Vielleicht dauert das Schreiben ja deshalb länger. ;) Wer da außer Frank noch dabei ist, keine Ahnung.

Petra hat geschrieben:Ja, da ist was dran. Aber da Rob und Cassie ja solch eine Seelenverwandschaft haben - und wie hier so schön beschrieben wird, NAHTLOS im Umgang miteinander und im Schlagabtausch waren - kann ich den Ton auch Cassie gut abnehmen.

Trotzdem macht es sich die Autorin hier in meinen Augen etwas zu einfach. Denn genau gleich klingen zwei unterschiedliche Erzähler ja eigentlich nie, seelenverwandt oder nicht. Aber wie gesagt, mich stört es auch nicht wirklich.

Die Beschreibung, wie so ein Undercovereinsatz funktioniert und vorbereitet werden muss, fand ich übrigens auch sehr spannend. Und jetzt schweige ich und warte, bis Du auch ein bisschen weiter bist. :)
Liebe Grüße,
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Re: Tana French: Totengleich

Beitragvon Petra » Di 1. Sep 2009, 13:42

Hallo Rachel,

ah, ok, dann hast Du gar nichts aus dem Buch vorweggenommen, sondern die Autorin selbst hat die Möglichkeit ins Rennen geschickt, dass Frank im 3. Band noch eine besondere Gewichtung bekommt. Und das sogar bevor "Totengleich" raus kam. Ob sie dieses Geheimnis aber nicht ein bisschen zu früh offenbart hat? Mir nimmt das ein bisschen was für Band 3 vorweg. Denn ich habe mich am Anfang noch gefragt, in welche Richtung sich das mit Frank entwickelt. Baut Cassie wieder einen engen Kontakt - beruflich (vielleicht aber sogar privat) - zu ihm auf? Wird dadurch ihre Beziehung zu Sam beeinträchtigt oder gar gelöst? Sam äußert ja schon recht zu Anfang, dass ihr Umgang mit Frank ihn an ihren Umgang mit Rob erinnert.

Ich hätte nicht unbedingt damit gerechnet, dass Frank am Ende von Band zwei so gut dasteht, dass die Autorin ihm sogar die Erzählerrolle in Band 3 zugedenken könnte.

Vielleicht ändert sich meine Meinung zu Frank ja noch? Aber bisher ist er mir nicht wirklich sympathisch. Und bislang auch zu waghalsig und zu besessen in seinem Bereich. Mal sehen.

Wenn sich das nicht ändert, dann weiß ich nicht, ob ich mich in Band 3 mit ihm als Erzähler anfreunden könnte. Da hätte ich etwas Angst, dass das für mich nicht gut geht. Aber mal abwarten. Vielleicht macht Tana French ja auch ganz was spannendes daraus, dem man mal wieder nicht widerstehen kann?

Und recht hast Du: In dem Fall, dass Frank übernimmt, MUSS sie einen anderen Erzählton finden! Sonst ist es wirklich unglaubwürdig.
Liebe Grüße,
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Re: Tana French: Totengleich

Beitragvon Rachel » Di 1. Sep 2009, 14:56

Hallo Petra,

Petra hat geschrieben:ah, ok, dann hast Du gar nichts aus dem Buch vorweggenommen, sondern die Autorin selbst hat die Möglichkeit ins Rennen geschickt, dass Frank im 3. Band noch eine besondere Gewichtung bekommt. Und das sogar bevor "Totengleich" raus kam. Ob sie dieses Geheimnis aber nicht ein bisschen zu früh offenbart hat? Mir nimmt das ein bisschen was für Band 3 vorweg. Denn ich habe mich am Anfang noch gefragt, in welche Richtung sich das mit Frank entwickelt. Baut Cassie wieder einen engen Kontakt - beruflich (vielleicht aber sogar privat) - zu ihm auf? Wird dadurch ihre Beziehung zu Sam beeinträchtigt oder gar gelöst? Sam äußert ja schon recht zu Anfang, dass ihr Umgang mit Frank ihn an ihren Umgang mit Rob erinnert.

Naja, nachdem die Autorin ja sonst nichts zu dem Buch gesagt hat, nimmt das, finde ich, wirklich überhaupt nichts vorweg. Es ist ja überhaupt nicht gesagt, ob noch irgendjemand, den wir bereits aus den vorigen Bänden kennen dort überhaupt eine Rolle spielen wird, Frank kann sich also theoretisch mit Cassie völlig zerstreiten und den Kontakt verlieren, oder mit ihr ein Paar werden, die Möglichkeit, ihn als Erzähler agieren zu lassen, beeinflusst das doch überhaupt nicht. Und auch Cassies Ausgangssituation am Ende von "Grabesgrün" ist ja nicht gerade rosig, trotzdem spielt sie jetzt die Hauptrolle. Und das obwohl sich die Abteilung für häusliche Gewalt ja auch nicht unbedingt für einen spanndenden Thriller anbietet, zumindest auf den ersten Blick. Außerdem, wer weiß, wie das Buch zeitlich einzuordnen ist. Vielleicht lässt Tana French ja Jahre vergehen, vielleicht ist es ein Prequel, vielleicht ist Frank gar nicht mehr bei der Polizei, sondern ermittelt privat... Das lässt doch alle Möglichkeiten offen. :)

Ich mag Frank übrigens sehr gerne und freue mich folglich schon sehr auf Band 3. Für mich ist er eine ausgesprochen interessante Figur und ganz ehrlich, ohne eine gewisse Waghalsigkeit und Besessenheit könnte man einen solchen Job doch überhaupt nicht bewältigen.
Liebe Grüße,
Rachel

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Re: Tana French: Totengleich

Beitragvon Petra » Di 1. Sep 2009, 15:17

Hallo Rachel,

ok, da geht wohl zu viel in meinem eigenen Kopf ab, was das wohl zu heißen haben mag, dass vielleicht in Band 3 aus Franks Sicht erzählt wird. Ich bin - was solche Vorab-Informationen angeht - auch vielleicht zu empfindlich. Ich konnte mir auch Elke Heidenreichs Lesen-Sendung immer nur mit teilen Ohren zu halten anhören... :mrgreen: (Wobei das was Tana French hier preis gegeben hat natürlich wirklich eine Kleinigkeit ist, im Gegensatz zu einigem was Elke Heidenreich manchmal über Bücher vorwegnimmt. Somit eigentlich kein guter Vergleich. Bei Elke Heidenreich finde ich es wirklich kritikwürdig. Bei Tana French ist es vielleicht wirklich meine eigene Empfindlichkeit solchen Vorab-Infos gegenüber.)

Rachel hat geschrieben:Ich mag Frank übrigens sehr gerne und freue mich folglich schon sehr auf Band 3. Für mich ist er eine ausgesprochen interessante Figur und ganz ehrlich, ohne eine gewisse Waghalsigkeit und Besessenheit könnte man einen solchen Job doch überhaupt nicht bewältigen.


Mal sehen ob er mir sympathischer wird. Bisher ist er es für mich nicht. Er hat in meinen Augen sehr fies gegen Sam gestichelt, ohne dass der ihm wirklich Anlass gegeben hätte. Und er geht sehr berechnend und manipulativ vor. Sagt Dinge, um sein Ziel zu erreichen. Um Cassie zu beeinflussen. Das ist zwar menschlich, aber er übertreibt es - das macht ihn für mich unsympathisch. Und seine Art die Dinge immer so hinzureden, wie er sie braucht, erinnert mich auch unangenehm an jemanden, den ich auch kenne. Das mag in Franks Job hilfreich sein. Aber Sympathiepunkte bei mir bringt es ihm nicht ein.

Waghalsig muss man wohl sein in dem Job, auf jeden Fall. Aber jemand anderes dazu drängen (durch subtile Beeinflussung) etwas waghalsiges zu tun finde ich auch ein wenig verantwortungslos. Würde sich seine Waghalsigkeit auf sich selbst beziehen, würde ich es anders sehen.

Aber mal sehen, ob ich Frank noch im Laufe des Buches was abgewinnen kann. Er gehört natürlich zu dieser Geschichte absolut dazu! Und ist auch gut plaziert mit seinen "Überredungskünsten" und seiner überrollenden Art. Aber ob ich mir von ihm die Geschichte im dritten Band erzählen lassen will, weiß ich noch nicht so genau. Ich hoffe es ja sehr, denn ich muss doch wissen wie - und mit wem - es weiter geht! Wer wegfällt, wer wieder auftaucht...

Edit: Aber interessant, wie unterschiedlich eine Figur von den Lesern wahrgenommen werden kann, nicht wahr? Sowas finde ich immer faszinierend!

Abermals Edit: Tatsächlich! Alexandra Plath von der Amazon-Redaktion schreibt bei Amazon: "So kann man sich nur freuen, dass die Autorin bereits an ihrem dritten Krimi schreibt, in dem der skrupellose Frank Mackey im Mittelpunkt stehen soll."
:)
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Tana French: Totengleich

Beitragvon Rachel » Mi 2. Sep 2009, 08:53

Hallo Petra,

Ellke Heidenreich, ja, die verrät mir auch oft zu viel, aber die Sache mit Frank als Erzähler im nächsten Band empfinde ich jetzt wirklich nicht als Spoiler. Cassie zum Beispiel könnte jetzt ja sowohl der Erzähler sein, wenn am Ende vom "Grabesgrün" alles toll gelaufen wäre, als auch jetzt, wo es ja auch für sie nicht gerade ein Happy End gab. Ich glaube, Du interpretierst da einfach zu viel hinein. ;)

Und Frank sehe ich ganz anders. Ja, er überredet Cassie, aber die ist ja sicherlich kein naives Dummchen, die nicht weiß, worauf sie sich einlässt, sondern sie hat bereits undercover gearbeitet und war darin sehr gut. Ich glaube auch nicht, dass Frank Cassie schicken würde, würde er denken, dass sie dem Ganzen nicht gewachsen wäre.

Zum anderen muss man Frank natürlich zugute halten, dass er ganz andere Informationen über Cassie hat, als wir Leser. Klar, er kennt vermutlich die groben Details ihres letzten Falles, aber das was sie so sehr getroffen hat, nämlich das Zerwürfnis mit Adam, das weiß er sicherlich nicht. Frank kennt Cassie noch von früher, als diese unbedingt undercover arbeiten wollte und der diese Arbeit, und später die in der Mordkommission, enorm wichtig war. Und Cassie war gut darin, irgendwo heißt es ein Naturtalent. Frank kann sich zurecht nicht vorstellen, dass Cassie ihr aktueller Job ausfüllt, denn das tut er nicht. Von daher finde ich es nicht verwerflich, dass er Cassie von dem Einsatz überzeugt. Mal abgesehen davon, dass sie durch die Verwendung ihres alten Namens ja ohnehin involviert ist.

Und zu Sam, ich glaube die Antipathie beruht auf Gegenseitigkeit. Und er tritt Cassie gegenüber ja schon sehr besitzergreifend auf, wie diese ja selbst feststellt. Das macht ihn mir, und scheinbar auch Frank, auch nicht unbedingt irrsinnig sympathisch.

Also ich mag Frank. :)
Liebe Grüße,
Rachel

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Re: Tana French: Totengleich

Beitragvon Petra » Mi 2. Sep 2009, 14:10

Hallo zusammen,
Hallo Rachel,

Rachel hat geschrieben:Ich glaube, Du interpretierst da einfach zu viel hinein. ;)


Das kann gut sein! ;-)

Was Deine Argumentation zu Frank angeht, so kann ich sie nachvollziehen, bzw. sehe es nicht so ganz anders. Cassie macht das freiwillig - keine Frage! Und sie war eh involviert, da die Tote ihr Gesicht trägt. Aber ich mag den Menschschlag einfach nicht, der andere so beeinflusst wie Frank es hier tut. Auch wenn er sie damit nur zurück zu etwas bringt, was sie liebt. Damit Frank mir dabei sympathisch wäre, hätte er anders vorgehen müssen. Z. B. direkter mit Cassie sprechen, anstatt subtil (was sie ja eh durchschaut hat) und teils auf Sams Kosten.

Dass Cassie letztlich damit glücklicher ist, als beim Dezernat für häusliche Gewalt, ist klar. Und für uns Leser ja auch wesentlich interessanter als wenn es anders wäre. ;-)

Rachel hat geschrieben:Und zu Sam, ich glaube die Antipathie beruht auf Gegenseitigkeit. Und er tritt Cassie gegenüber ja schon sehr besitzergreifend auf, wie diese ja selbst feststellt. Das macht ihn mir, und scheinbar auch Frank, auch nicht unbedingt irrsinnig sympathisch.


Da hat jeder so seine Schmerzgrenze. Ich fand Sam nicht so arg besitzergreifend. Er liebt Cassie. Und will nicht, dass sie in ein Hornissennest gesetzt wird. Das macht ihn für mich menschlich. Wer würde seinen geliebten Partner gern in so etwas sehen? Und letztlich weiß er ja auch innerlich, dass Cassie das aber will. Das macht ihn traurig - auch das ist sehr plausibel für mich und menschlich. Aber er versucht sie ja nicht dran zu hindern. Da nimmt er sich zurück. So besitzergreifend finde ich das nicht. Und er verkrümelt sich ja auch, als Cassie und Frank bei ihr zu Hause Tage lang planen.

Mir hat der Anfang eine Befürchtung verdeutlicht, die ich schon Ende des ersten Bandes hatte: Die Beziehung mit Sam ist Cassie m. E. nicht mit ganzem Herzen eingegangen. Sie hat sich, so denke ich, aus ihrer Enttäuschung mit Rob heraus ergeben. Ich bin gespannt, ob Tana French den beiden eine wirkliche Chance gibt oder ob sie am Ende einsehen müssen, dass die Beziehung von Beginn an keine Chance hatte.

Ich bin inzwischen auf Seite 240. Cassie hatte inzwischen ein Telefonat mit Frank. Er fragte ob sie ihren Sam (diesen sarkastischen Tonfall mag ich an ihm nicht, da er damit so deutlich zum Ausdruck bringt, dass er die Beziehung der beiden nicht respektiert - ich finde da nimmt er sich zu viel heraus) auch noch sprechen wolle. Sie sagt ja nur, dass sie ihn später anrufen wird und Frank ihn grüßen soll. Auch hierin sehe ich eine Bestätigung, dass sie eigentlich zu Sam auf Distanz gehen will.

Ein nettes Detail ist mir beim lesen aufgefallen. Tana French schreibt, dass Cassie sich ein Putensandwich macht. In Gedankenstrichen fügt sie ein total unnötiges Detail ein: Das die vier (Mitbewohner) wert auf guten Senf legen. Ich finde dass die Geschichte noch mehr Dichte und Authentizität erhält durch solche unbedeutenden Kleinigkeiten. Gefällt mir.

Auch als Cassie ihren ersten nächtlichen Ausflug zu dem Cottage macht, baut die Autorin eine sehr intensive Stimmung auf, wie ich finde. Sie beschreibt die Stille, die innerhalb des Cottages anders ist als draußen. Das sind sehr genaue Abstufungen, die mir alles noch spürbarer werden lassen. Schön, dass Tana French seit "Grabesgrün" nichts verlernt hat.

Und so langsam beginne ich mir Gedanken zu machen, wer der Täter sein könnte. (Wer noch nicht bis Seite 240 gekommen ist, sollte jetzt diesen Absatz nicht weiter lesen.) Am verdächtigsten verhält sich ja Daniel. Nicht nur Cassie, sondern auch der Leser fragt sich, ob Daniel sie ausfragen wollte, ob sie wirklich an Amnesie leidet, als er ihr wissentlich oder unwissentlich eine Falle stellte, indem er sie aufforderte ihm zu versprechen, nicht den Weg zu nehmen, den sie in der Nacht genommen hatte, als sie niedergestochen wurde. Auch dass sein Zimmer abgeschlossen war, als Cassie allein im Haus war, macht ihn verdächtig. Und seine Fragerei ob sie sich wirklich an nichts erinnern kann. Aber ehrlich gesagt glaube ich nicht an ihn als Täter. Es wäre mir vielleicht doch etwas zu offensichtlich. Frank glaubt ja, dass es jemand von außerhalb ist. Mal sehen ob sich sein Verdacht bestätigt. Ich glaube nicht. Aber wer weiß...

... ach, ich bin so gespannt! :-)
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Tana French: Totengleich

Beitragvon Rachel » Mi 2. Sep 2009, 14:43

Hallo Petra,

Petra hat geschrieben:Ich bin inzwischen auf Seite 240. Cassie hatte inzwischen ein Telefonat mit Frank. Er fragte ob sie ihren Sam (diesen sarkastischen Tonfall mag ich an ihm nicht, da er damit so deutlich zum Ausdruck bringt, dass er die Beziehung der beiden nicht respektiert - ich finde da nimmt er sich zu viel heraus) auch noch sprechen wolle. Sie sagt ja nur, dass sie ihn später anrufen wird und Frank ihn grüßen soll. Auch hierin sehe ich eine Bestätigung, dass sie eigentlich zu Sam auf Distanz gehen will.

ich bin mir ziemlich sicher, dass Frank hier im Original einen anderen Ausdruck verwendet, eher etwas in Richtung ihr Freund. Ich empfand das auch nicht als unsympathisch.
Die beiden mögen sich nicht. Frank zeigt das etwas deutlicher, das liegt aber einfach in der Natur der beiden. Cassie sagt ja selbst, das Sam jeden Konflikt absolut meidet, ob das in Bezug auf Cassie wirklich die bessere Lösung ist, finde ich fraglich. Und sooo gemein finde ich Franks Sticheln wirklich nicht.

Dass Sam für Cassie eigentlich nur eine Notlösung ist, finde ich auch ziemlich eindeutig. Ich finde ihn lieb und nett, aber eben irgendwie auch ein kleines bisschen langweilig...

Zu deinen Spekulationen schweige ich lieber, ich bin inzwischen fertig und weiß nicht genau, was wann schon kam und möchte lieber nicht versehentlich etwas verraten. Aber ich verfolge sie mit Interesse.

Kennst Du übrigens "Die geheime Geschichte von Donna Tartt? Mich erinnert diese verschworene Studentengemeinschaft in "Totengleich" ziemlich an dieses Buch. Eines meiner Lieblingsbücher. :)
Liebe Grüße,
Rachel

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Re: Tana French: Totengleich

Beitragvon Petra » Mi 2. Sep 2009, 15:03

Hallo Rachel,

Rachel hat geschrieben:ich bin mir ziemlich sicher, dass Frank hier im Original einen anderen Ausdruck verwendet, eher etwas in Richtung ihr Freund. Ich empfand das auch nicht als unsympathisch.


Stimmt. Ich habe noch mal zurückgeblättert - auch in der Übersetzung steht an der Stelle "dein Freund" und es klingt dort wirklich nicht unsympathisch. Ich habe das - denke ich - mit ein oder zwei Stellen aus dem Anfang verwechselt. Ich bin mir recht sicher, dass er da anfangs ein oder zweimal sagt "dein Sam". Und zwar so leicht auf den Arm nehmend.

Rachel hat geschrieben:Und sooo gemein finde ich Franks Sticheln wirklich nicht.


Ich finde ihn schon provkant. Am Anfang nimmt er Sam ja auch auf den Arm, indem er ihn zum bleiben bei Cassie einlädt, sie würden einie Pyjamaparty machen mit Marshmallows grillen und so. Und als Sam abzockelt, ruft Frank ihm nach, er soll ja sofort anrufen, sobald er einen Hauptverdächtigen habe. Das finde ich schon recht fies und unsachlich.

Aber das ist natürlich eine persönliche Empfindung, die bei jedem anders liegt. Du magst seine Art, mir liegt sie nicht so. Wie im wahren Leben. Wäre ja auch schlimm, wenn jeder dieselben Menschen mögen würde. Es gibt Charaktereigenschaften mit denen man gut klar kommt und andere, die man gar nicht ausstehen kann. Das ist ganz individuell, denke ich.

Rachel hat geschrieben:Dass Sam für Cassie eigentlich nur eine Notlösung ist, finde ich auch ziemlich eindeutig. Ich finde ihn lieb und nett, aber eben irgendwie auch ein kleines bisschen langweilig...


Ja, so sehe ich ihn auch. Da schwant einem nichts Gutes für deren Beziehung. Und mir persönlich tut Sam deswegen schon jetzt leid. Denn das wird ihm viel näher gehen als Cassie, da er sicher mehr Gefühle für sie hat als andersherum. Aber daran sieht man auch mal, wie ernst man die Gefühle der Figuren nimmt - spricht doch wirklich für die Autorin und das Buch! :-)

Rachel hat geschrieben:Zu deinen Spekulationen schweige ich lieber, ich bin inzwischen fertig und weiß nicht genau, was wann schon kam und möchte lieber nicht versehentlich etwas verraten. Aber ich verfolge sie mit Interesse.


Ja, das verstehe ich. Wenn ich auch durch bin, können wir ja abschließend noch über die Verdachtsmomente plaudern! :-)
Ich werde in der Zwischenzeit weiter laut denken. Macht mir Spaß und es ist schön zu wissen, dass Du die Gedanken mit Interesse verfolgst.

Rachel hat geschrieben:Kennst Du übrigens "Die geheime Geschichte von Donna Tartt? Mich erinnert diese verschworene Studentengemeinschaft in "Totengleich" ziemlich an dieses Buch. Eines meiner Lieblingsbücher. :)


Subt bei mir schon Ewigkeiten. Ich verspreche mir da auch großen Lesegenuss von! Bei Amazon wurde Donna Tartts Geheime Geschichte auch zum Vergleich der eingeschworenen Wohngemeinschaft genannt. Tana French hat sich davon vielleicht inspirieren lassen. Ist es sehr ähnlich? Oder nur die Stimmung?
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Tana French: Totengleich

Beitragvon Rachel » Mi 2. Sep 2009, 15:46

Hallo Petra,

Petra hat geschrieben:Aber das ist natürlich eine persönliche Empfindung, die bei jedem anders liegt. Du magst seine Art, mir liegt sie nicht so. Wie im wahren Leben. Wäre ja auch schlimm, wenn jeder dieselben Menschen mögen würde. Es gibt Charaktereigenschaften mit denen man gut klar kommt und andere, die man gar nicht ausstehen kann. Das ist ganz individuell, denke ich.

Das denke ich auch, so etwas ist wirklich Geschmackssache, alles andere wäre ja auch langweilig.
Bei mir ist es übrigens auch durchaus nicht immer deckungsgleich, welche Figuren ich in Romanen mag und wen ich dann in Wirklichkeit auch sympathisch fände. Keine Ahnung, ob mir ein Typ wie Frank in der Realität liegen würde, aber als Romanfigur finde ich ihn ausgesprochen faszinierend. :)

Subt bei mir schon Ewigkeiten. Ich verspreche mir da auch großen Lesegenuss von! Bei Amazon wurde Donna Tartts Geheime Geschichte auch zum Vergleich der eingeschworenen Wohngemeinschaft genannt. Tana French hat sich davon vielleicht inspirieren lassen. Ist es sehr ähnlich? Oder nur die Stimmung?

Nicht sehr ähnlich, nein. Aber es geht eben auch um solch eine eingeschworene Gemeinschaft von Studenten, die eine ganz enge, ungewöhnliche Freundschaft verbindet. Ich habe es definitiv nicht so empfunden, als hätte Tana French da jetzt abgeschrieben, dazu hat ihr Buch viel zu viel Eigenes, aber die mit dieser engen Clique verbundene Stimmung, hat mich eben doch immer wieder an Donna Tartt denken lassen. Ich denke, auf das Buch kannst Du Dich wirklich freuen. :)
Liebe Grüße,
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