steffi hat geschrieben: Es geht nicht um Judenverfolgung oder den Krieg sondern in erster Linie darum, wie man sich so einem Regime gegenüber verhalten kann. Gerade dieses Thema hat mich besonders für den Roman eingenommen, auch die Art und Weise wie Fallada das angeht. Ruhig und bedächtig und immer wieder versucht er, die Personen als Fallbeispiele zu konstruieren.
Hallo Steffi,
natürlich geht es bei Fallada nicht um Judenverfolgung und den Krieg an sich, sondern das Leben des sogenannten "kleinen Mannes" oder "Otto Normalverbrauchers" unter so einem Regime. Ich hab das in meinem vorhergehenden Post etwas unglücklich formuliert. Und gerade zu dem Thema, wie lebt man in so einem Regime, habe ich auch schon einiges gelesen wie z. B. Walter Kempowskis "Tadellöser & Wolff" oder "Halb und Halb" von Anja Lundholm oder "Die Grandauers und ihre Zeit" von Willi Purucker, um nur einige wenige zu nennen.
Außerdem weiß ich aus eigener Erfahrung, wie man in einem totalitären System seinen Lebensweg suchen und finden muss. Die Parallelen zum späteren SED-Regime sind in diesem Buch überdeutlich. Wenn man in der Partei war, standen einem alle Wege offen, ein Austritt aus der SED war genauso unmöglich und hatte zermürbende Gespräche zur Folge. Aufs Gymnasium durfte man nur bei einem linientreuen Elternhaus, der Notendurchschnitt war da eher zweitrangig. Die Verhörmethoden der Stasi standen denen der Gestapo in nichts nach. Je höher man in der Hierarchie stand, desto mehr Freiheiten hatte man. Und es gab das schöne Lied: "Die Partei, die Partei, die hat immer Recht." Und das war beileibe kein Spottlied! Die sogenannte "Mitläufer-Quote" in der SED war deutlich höher als die Zahl der Mitglieder, die wirklich aus Überzeugung dabei waren.
Es ist nicht mein erster Roman von Fallada. Ich habe bereits "Wolf und Wölfen" und "Wer einmal aus dem Blechnapf frisst" gelesen, von seinen schönen Kinderbüchern mal abgesehen. Bei beiden Romanen habe ich förmlich an den Seiten geklebt.
Dieses Buch hier lässt mich dagegen ziemlich kalt, mich stört auch die Schwarz-Weiß-Malerei. Die Wandlung der Quangels überzeugt mich nicht, ich finde diese Figuren auch ziemlich farblos. Es war letztendlich eine Auftragsarbeit - wieviel "Fallada" hier wirklich drin steckt, möchte ich mal dahingestellt lassen.
So, und nun reißt mir nicht den Kopf runter.
Vielleicht revidiere ich mein Urteil ja auch noch etwas, ich bin ja erst in der Hälfte.