Martin Walser

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Re: Ein liebender Mann - beendet !!

Beitragvon Barbara » Fr 2. Mai 2008, 20:33

Hallo Ihr Lieben,

gestern habe ich den liebenden Mann beendet. Es war bis zum Schluss ein wahrer Lesegenuss. Ich bin sehr froh, dem Buch eine Chance gegeben zu haben.

Wenn da nicht der letzte Satz gewesen wäre. :evil: :evil: :evil:
An dieser Stelle muss ich sagen: "Oh, Walser, wenn Du nur geschwiegen hättest."

Da kam dann leider wieder der alte Walser durch, wie in der Werbung, in der der kleine Junge das Bonbon lutschen soll und kurz vor dem Ende sagt: "Aber jetzt zerbeiss ich´s!"
So scheint er gedacht zu haben: "Aber jetzt kommt meine Sprache!"

Dieser letzte Satz macht so viel an Tollem, was vorher war, kaputt. Ich kann nur jedem raten, der das Buch liest, und es sollte nach wie vor gelesen werden: Lest, wenn ihr könnt den letzten Satz nicht !!!!!
"Das Lesen eines Buches ist die Zwiesprache mit der eigenen Seele!"
B.H.

Liebe Grüße
Barbara
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Re: Ein liebender Mann - beendet !!

Beitragvon JMaria » So 26. Okt 2008, 17:56

Barbara hat geschrieben:Hallo Ihr Lieben,

gestern habe ich den liebenden Mann beendet. Es war bis zum Schluss ein wahrer Lesegenuss. Ich bin sehr froh, dem Buch eine Chance gegeben zu haben.

Wenn da nicht der letzte Satz gewesen wäre. :evil: :evil: :evil:
An dieser Stelle muss ich sagen: "Oh, Walser, wenn Du nur geschwiegen hättest."

Da kam dann leider wieder der alte Walser durch, wie in der Werbung, in der der kleine Junge das Bonbon lutschen soll und kurz vor dem Ende sagt: "Aber jetzt zerbeiss ich´s!"
So scheint er gedacht zu haben: "Aber jetzt kommt meine Sprache!"

Dieser letzte Satz macht so viel an Tollem, was vorher war, kaputt. Ich kann nur jedem raten, der das Buch liest, und es sollte nach wie vor gelesen werden: Lest, wenn ihr könnt den letzten Satz nicht !!!!!


Hallo zusammen,
hallo Barbara,

ein wirklich netter Vergleich (Bonbon) :lol:
ich habe erst heute deinen Thread gesehen. Ich las auch "Ein liebender Mann" und finde ebenfalls, dass hier Walser ein schönes Alterswerk geschrieben hat. Am besten gefiel mir die erste Hälfte des Buches; seine Diskussionen mit Ulrike, ihre Mutter und Schwestern; Goethes Liebestaumel. Besonders die Ballszene, als jemand Goethe "abklatscht". Das hat etwas von einer Komödie.

Zum letzten Satz, über den du schockiert warst. Ist schockiert das richtige Wort?

ich finde, der letzte Satz war zu erwarten, da die zweite Hälfte des Buches mir Goethe viel zu sentimental-weinerlich rüberkam. Nimmt dem Buch die Stärke. Hier triftet der Roman zu etwas ab, das ich jetzt mal als "typisch Walser" nennen würde. Deswegen war ich nicht überrascht und zwischen leichtem Ärger über diesen nicht notwenigen Satz, konnte ich auch ein Schmunzeln abgewinnen.

Doch du hast recht; war echt nicht nötig.

Schöne Grüße
Maria
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Re: Ein liebender Mann - einfach genial!!

Beitragvon JMaria » Do 30. Okt 2008, 20:19

eine kleine Information am Rande. Martin Walser ist derzeit in China (bis 02.11.):

http://www.deutschland-und-china.com/ne ... _489.shtml

Auszug:
In China steigt die Nachfrage nach Walsers Werken stetig, der Volksliteratur-Verlag hat sich als einer der ersten Verlage die Publikationsrechte für die chinesische Ausgabe seines neuen Romans „Ein liebender Mann“ gesichert.


Viele Grüße
Maria
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Re: Martin Walser

Beitragvon JMaria » Mo 1. Feb 2010, 12:14

Hallo zusammen,

auch von Martin Walser kommt was Neues raus:

Mein Jenseits 04.02.10

die FAZ stellt vor:
Martin Walsers neue Novelle „Mein Jenseits“

angekündigt sind Leseproben in 5 Folgen:
1. Leseprobe

Der Protagonist in dieser neuen Novelle, von der es auch eine Fortsetzung geben wird mit dem Titel "Mutter Sohn", heißt Augustin Feinlein. Das klingt für mich wie ein Name aus einem Werk von Jean Paul ;-)

Gruß,
Maria
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Re: Martin Walser

Beitragvon JMaria » So 21. Mär 2010, 19:13

Hallo zusammen,

hat schon jemand "Mein Jenseits" gelesen?

Hier mal der Klappentext "Mein Jenseits"

Kurzbeschreibung
Augustin Feinlein, Chef des Psychiatrischen Landeskrankenhauses Scherblingen, weiß, was Älterwerden bedeutet. Ab dreiundsechzig hat er mit dem Zählen der Geburtstage aufgehört und sein Lebenscredo gefunden: »Glauben heißt lieben.« Scherblingen war bis 1803 ein Kloster. Der letzte Abt war ein Vorfahr von Augustin Feinlein. Der hat, als er noch ein junger Arzt war, ein Seminar besucht, um sein Latein zu verbessern. Im Seminar unangefochtene Beste war Eva Maria Gansloser. Die beiden sind dann so gut wie verlobt. Aber Eva Maria heiratet den Grafen Wigolfing, der an der Eiger Nordwand erfriert. Darauf heiratet sie den 18 Jahre jüngeren Dr. Bruderhofer. Das erregende Moment: Dr. Bruderhofer ist Oberarzt unter Augustin Feinlein. Eva Maria schickt gelegentlich Postkarten, die Feinlein sagen sollen, sie könne ihn so wenig vergessen wie er sie. Kann er das glauben? Er glaubt es. »Eine Sekunde Glauben ist mit tausend Stunden Zweifel und Verzweiflung nicht zu hoch bezahlt.« So Feinlein. Und: »Glauben lernt man nur, wenn einem nichts anderes übrig bleibt.« Das wird zu Feinleins Daseinsgefühl. Der Vorfahr hat geschrieben, es sei nicht wichtig, ob die Reliquien, an die die Menschen glauben, echt sind. Augustin Feinleins Jenseits entsteht durch Glaubensleistungen. Und vom Vorfahr hat er gelernt: »Wir glauben mehr als wir wissen.« Das ist der Kernsatz dieser Lebensgeschichte. Kant hat eingesehen, dass die Vernunft nur begreife, was sie selber hervorgebracht hat. Das gewaltige Andere schaffen wir dadurch, dass wir glauben. Es ist ein heftiges Credo, das aus dieser Lebensgeschichte tönt. In der Musik, in der Malerei, überhaupt in der Kunst ist dieses Credo die Voraussetzung der Kreativität.


nachdem ich nun mit der Novelle durch bin, könnte ich tatsächlich nochmals von vorne beginnen. Es finden sich darin Perlen von Sätzen, die einem sich wohl erst beim zweiten Lesen erschließen.

Mich erinnerte "Mein Jenseits" an ein Mix von "Ein fliehendes Pferd" und "Meßmers Gedanken/Reisen".

Insbesondere als der Protagonist Augustin Feinlein seinen Hut im Flugzeug vergisst, hat mich das an Meßmers Gedanken erinnert:

Wenn ich meine Mütze aufsetze, bin ich, denkt Meßmer

Bevor Walser die Geschichte des Augustin Feinlein beginnt, ziert das Buch ein Zitat von Jakob Böhme (ein Mystiker und Philosoph:

Wer es verstehen kann, der verstehe es.
Wer aber nicht, der lasse es ungelästert und ungetadelt.
Dem habe ich nichts geschrieben.
Ich habe für mich geschrieben.


was die Intention des Autors vorgibt. Denn ich vermute mal Walser hat es vorallem für sich geschrieben, sein Resümee über Ratio und Glauben. Der Leser ist eingeladen ihm zu folgen.

und wie ein Jean Paul'scher Held, zeigt sich durchaus der Schalk in Augustin Feinlein, wenn er mit 63 aufhört seine Geburtstage zu zählen oder wenn er über den Weltsegler Dr. Bruderhofer erzählt, der bereits an Orten VORBEI segelte, in deren Nähe Feinlein noch nicht kam. Orte die Reliquienverdächtig sind, wie Ephesus, Patmos usw..... Fand ich ganz toll rübergebracht.

und dann der Wechsel zu einer umfassenden Traurigkeit:
Ich schaue nicht hin, wenn das Leben an mir vorbeigeht. Ich will das Leben, das an mir vorbeigeht, nicht sehen. Ich schaue weg, wenn das Leben an mir vorbeigeht.

Die Geschichte Feinleins ist auch die Geschichte einer verlorenen Liebe, deren Formel "IN LIEBE" auf Postkarten zu einer Reliquie wird, und zu seinem "Jenseits", wie vieles zu einem ganz persönlichen "Jenseits" werden kann. Eva Maria - schon der Name, Sünderin und Heilige in einer Namensgebung.


Seu una reliquia fosse falsa?
Wie echt eine Reliquie ist, hängt davon ab, wie sehr du glauben kannst.

Ich bin jedenfalls gespannt, was Martin Walser aus dieser Novelle in Zukunft macht, sollte daraus tatsächlich ein Roman werden, wenn ich das richtig verstanden habe.

Gruß,
Maria
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Re: Martin Walser

Beitragvon Turni » So 21. Mär 2010, 21:55

Dies wird vielleicht alle Walser-Fans interessieren:

Am 25. April um 18.30 Uhr kommt das Hörspiel "Ein liebender Mann" von Martin Walser auf Deutschlandradio Kultur.
Darsteller sind Ulrich Noethen, Friedhelm Ptok, Clara Manzel, Martin Walser u.a.

LG Turni
Ending a novel is almost like putting a child to sleep—it can't be done abruptly.

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Re: Martin Walser

Beitragvon steffi » Mo 22. Mär 2010, 09:50

Danke, JMaria, für deinen Bericht über "Mein Jenseits". Mich spricht ja Walser nicht so sehr an - ich könnte gar nicht sagen, warum. Und wenn ich dann schon die ganzen "sprechenden" Namen höre, die er da verwendet *schüttel* Bei Jean Paul ist das in Ordnung (schon dessen Humor erschließt sich mir nur sehr schwer).

Trotzdem freut es mich, dass dir die Novelle so gut gefallen hat !
Gruss von Steffi

:lesen:
Wolfgang Reinhard - Die Unterwerfung der Welt ( Langzeitprojekt)
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Re: Martin Walser

Beitragvon Rachel » Mo 22. Mär 2010, 11:02

Hallo Maria,

vielen Dank für deinen interessanten Bericht über das neue Buch von Martin Walser. Klingt wirklich reizvoll. Das Hardcover werde ich mir zwar sicher nicht gönnen, aber wenn das Taschenbuch heraus kommt, würde ich das Buch nach deinem Bericht gerne lesen. :)
Liebe Grüße,
Rachel

Aktuelles Buch: Ian Rankin: The Hanging Garden
Neil MacGregor: A History of the World in 100 Objects
Aktuelles Hörbuch: C. W. Ceram: Götter, Gräber und Gelehrte
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Re: Martin Walser

Beitragvon JMaria » So 12. Jun 2011, 08:44

Guten Morgen,

es gibt eine 12-seitige Leseprobe zum neuen Roman, der am 15. Juli 2011 erscheint:

http://g-ecx.images-amazon.com/images/G ... 073787.pdf
(ca. 50 kb)

:arrow: Muttersohn


wer hat vor, sich den Roman zu kaufen?

Grüße von
Maria
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Re: Martin Walser

Beitragvon Petra » So 12. Jun 2011, 13:11

Hallo Maria,

ich finde es nicht uninteressant, und es hat in mir den Gedanken ausgelöst, doch mal von Martin Walser was zu lesen. Aber ob nun zuerst dieses Buch oder ein anderes, weiß ich nicht. Das wird sich irgendwann ergeben. Wenn aber über "Muttersohn" hier im Forum mal berichtet wird, könnte es durchaus in die engere Auswahl kommen.

Willst Du es lesen?
Liebe Grüße,
Petra


Ich lese gerade: :lesen:
Rónán Hession - Leonhard und Paul (HC)
Benjamin Stevenson - Die mörderischen Cunninghams. Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen (ebook)

Ich höre gerade: :kopfhoerer:
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