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Re: Elizabeth Gaskell: North and South

BeitragVerfasst: Fr 22. Okt 2010, 20:03
von JMaria
Trixie hat geschrieben:Hallo Maria,

JMaria hat geschrieben:weißt du zufällig was diese Redewendung (?) bedeutet (2. Kapitel):
And when the brilliant fourteen fine days of October came on...

ähnlich unserem Altweibersommer?


Ich muß ehrlich gestehen, daß ich es nicht weiß. Beim Lesen habe ich die Passage allerdings auch nicht als eigenständigen, festen Ausdruck empfunden, sondern wirklich nur auf jenen konkreten Herbst bezogen, in welchem dann eben "vierzehn strahlende Oktobertage" anbrachen.

Zur Übersetzung von "Altweibersommer" (das ich nur als "gossamer" und noch viel mehr als "Indian summer" kenne) habe ich mal meine Schwester in den Tiefen ihrer Fachliteratur und Wörterbücher (sie ist Anglistin) suchen lassen, aber sie hat auch keine weiteren Anmerkungen dazu entdeckt.


Hallo Trixie,

danke für nachfragen. Auf die Idee, dass es einfach nur buchstäblich 14 Tage schönes Wetter bedeutet, bin ich garnicht gekommen *g*

noch eine Phrase habe ich nicht verstanden, vielleicht denk ich auch zu kompliziert, nämlich "Chambers of the Temple" als sie einen Platz suchten um sich niederzusetzen um zu skizzieren und sie meinte zu Henry, er käme ja von dort - mmh .


P.S.: Wie der Film anfängt: Auf Ediths Hochzeit, wo u.a. Margaret gegenüber Henry Lennox erwähnt, sie würde für ihre eigene Hochzeit lediglich wünschen, an einem sonnigen Tag zur Kirche gehen zu können. Darauf folgt dann Lennox' Besuch in Helstone und, ganz recht, der abgewiesene Antrag.



stimmt. Das war Henry Lennox. Mir fällt so nach und nach immer mehr ein, wie der Film ablief. Danke schön.

Ich bin im Kapitel "Doubts and Difficults" und zu deiner Aussage, dass nicht ganz klar ist, warum der Vater eine Glaubenskrise hat, stimme ich dir zu, dass er nicht viel erklärt. Ich schätze, er kann es auch kaum, wie das in Glaubensdingen oft der Fall sein mag. Vielleicht hat er in seiner Bibliothek zuviel "anderes" gelesen als die Bibel und Predigten und durch nachdenken, kamen ihm die Zweifel an seiner Ausübung, vielleicht nicht so sehr im Glauben an seinen Gott, sondern in der Tätigkeit. Er betonte zwar, dass dies nichts mit seinem Sohn zusammenhinge, doch das nehme ich ihm auch nicht so recht ab. Vielleicht will er Gott auf die Probe stellen, vielleicht will er ein Märtyrer sein, vielleicht auch nur seinen Sohn zurückhaben....

Das sind so meine Überlegungen.

Gruß,
Maria

Re: Elizabeth Gaskell: North and South

BeitragVerfasst: Fr 22. Okt 2010, 20:16
von Trixie
Hallo Maria,

das mit "The Temple" kann ich zufällig aufklären: In London befinden sich die Kammern der Anwälte u.ä. Rechtsberufe auf dem Gelände des alten "Temple", das ist der Grund und Boden, der einst dem Templerorden gehörte. Henry Lomax wird sich als Anwalt sicher viel in diesem Bezirk aufhalten.

Genaueres zu den "Inns of Court".

Gruß,
Trixie

Re: Elizabeth Gaskell: North and South

BeitragVerfasst: Sa 23. Okt 2010, 10:37
von JMaria
Trixie hat geschrieben:Hallo Maria,

das mit "The Temple" kann ich zufällig aufklären: In London befinden sich die Kammern der Anwälte u.ä. Rechtsberufe auf dem Gelände des alten "Temple", das ist der Grund und Boden, der einst dem Templerorden gehörte. Henry Lomax wird sich als Anwalt sicher viel in diesem Bezirk aufhalten.

Genaueres zu den "Inns of Court".



das ist ja toll, danke Trixie. Darauf wäre ich nicht gekommen :-)

Liebe Grüße
Maria

Re: Elizabeth Gaskell: North and South

BeitragVerfasst: Di 26. Okt 2010, 11:20
von JMaria
Hallo Trixie,

Margaret liest Dantes La Divina Commedia auf italienisch. Respekt. Ich liebe die italienische Sprache und habe ein paar Kurse vor Jahren belegt, doch ein komplettes Buch lesen, soweit habe ich es noch nicht gebracht. Leider. Aber ausgeträumt habe ich diesen Traum noch nicht.


Schöne Grüße
Maria

Re: Elizabeth Gaskell: North and South

BeitragVerfasst: Di 26. Okt 2010, 11:32
von Trixie
Hallo alle,

an den letzten Abenden bin ich nicht viel zum Lesen gekommen, daher bin ich jetzt auch erst bei Kapitel 12 angelangt. Es kam zur ersten längeren Unterhaltung -oder besser gesagt Austausch- zwischen Margaret und Mr. Thornton, als dieser Mr. Hale besuchte. Dabei wurde für mich deutlich, daß Margaret Thornton in manchen Dingen unbedingt mißverstehen und fehlinterpretieren will: Sie kehrt seine Worte gerade so um, daß sie ihre eigene Meinung über die Masters, also über die (vermögenden und damit einflußreichen) Gewerbetreibenden bestätigt sieht. Thornton hingegen versucht bemüht, ihr seine Position und seine Anschauungen richtig aufzuzeigen und ein besseres Bild von sich bei ihr abzugeben. Aber auch wenn er es sich selbst gegenüber keineswegs eingesteht und sogar nach dem Ende seines Besuchs über Margarets wenig liebenswürdige Art, ihren Stolz und Hochmut schimpft (A more proud, disagreeable girl I never saw. Even her great beauty is blotted out of one's memory by her scornful ways.), so beweist sein Bemühen andererseits doch, daß ihm sehr viel an Margarets guter Meinung über ihn liegt. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt eigentlich nicht nachvollziehbar.

Auch andere Figuren hatten inzwischen ihren Auftritt. Auffällig ist, daß im Roman Bessy Higgins viel kränker, trauriger und elender herüberkommt als in der Verfilmung, in der ihre Gesundheit zwar auch von Anfang an angeschlagen ist und im Laufe der Zeit zunehmend schlechter wird, sie aber trotzdem als eine energische und doch relativ lebensfrohe junge Frau dargestellt wird. Im Roman kommt sie mir zum einen viel jünger vor, dann ist ihr von Anfang an klar, daß sie sterben wird, und so kreist vieles in ihren Reden um diese Tatsache, um ihre Krankheit und ihre Klagen darüber. Sie hat sich in ihr Schicksal ergeben, so scheint es, schöpft allenfalls noch Trost in der Religion, was z.B. die wiederkehrenden Bibelzitate bezeugen. Ihr Vater Nicholas ist da deutlich nüchterner: Zwar läßt er Bessy ihre "methodistische" Art, aber andererseits nicht zu, daß noch mehr auf sie eingepredigt wird. Er selbst glaubt nur daran, was er sieht, und findet, man soll die Religion beiseite lassen und das, was jeder Mensch in seinem eigenen Umfeld als falschlaufend empfindet, angehen:
(...) and when I see the world going all wrong at this time o' day, bothering itself wi' things it knows nought about, and leaving undone all the things that lie in disorder close at its hand—why, I say, leave a' this talk about religion alone, and set to work on what yo' see and know...

Das sind in Gründzügen schon marxistische Ideen, die nicht zufällig um diese Zeit in England, insbesondere im industriell aktiveren Norden aufkommen bzw. unter den Arbeitern Anklang finden, mit Marx und besonders Engels, der um diese Zeit ja selbst in Manchester mit seinem Partner eine Baumwollspinnerei führte - ein interessanter Zufall, der mir beim Recherchieren ebenso auffiel wie einige weitere bemerkenswerte Ähnlichkeiten der Biographie Engels' mit der Thorntons. Z.B. mußten beide frühzeitig die Schule verlassen, um in einer Tuchhandlung zu arbeiten, beide leiten später eine Baumwollspinnerei in Englands Norden, beide bleiben durch die Konfrontation mit den Problemen der Arbeiterklasse nicht unverändert (wobei ich das im Falle von Thornton vorerst nur durch die Verfilmung weiß). Ob diese Parallelen wirklich Zufall sind, kann ich nicht sagen. Ich denke zwar, daß Gaskell mit North and South sicher auch Sozialkritik ihrer Zeit anbringen wollte, aber ob sie die Werke, die Person und den Lebenslauf von Engels damals kannte...?

Auf jeden Fall wird der Roman auf immer noch unterhaltende und gut lesbare Weise weitergeschrieben. Ich bleibe gerne dran und bin gespannt darauf, was sich noch entwickelt.

Gruß,
Trixie

Re: Elizabeth Gaskell: North and South

BeitragVerfasst: Di 26. Okt 2010, 11:41
von Trixie
Hallo Maria,

JMaria hat geschrieben:Margaret liest Dantes La Divina Commedia auf italienisch. Respekt. Ich liebe die italienische Sprache und habe ein paar Kurse vor Jahren belegt, doch ein komplettes Buch lesen, soweit habe ich es noch nicht gebracht. Leider. Aber ausgeträumt habe ich diesen Traum noch nicht.


es ist im Grunde unglaublich, finde ich auch! Margaret ist im Grunde eine Frau des gehobenen Bürgertums bzw. eines einfachen Pfarrers (auch wenn ihre Mutter wohl aus einer "besseren" Familie stammt), aber eine solche Bildung halte ich für sie im Jahr 1857 schon bemerkenswert und sicher nicht selbstverständlich.
Ich persönlich habe Italienisch erst an der Uni gelernt, und ich täte mir mit einem Buch, insbesondere bei einem Werk in gebundener Sprache, ebenfalls sehr schwer - auch wenn ich zumindest versucht habe, damals für den Asensi das Purgatorio im Original nachzulesen :| .

Gruß,
Trixie

Re: Elizabeth Gaskell: North and South

BeitragVerfasst: Di 26. Okt 2010, 11:51
von JMaria
Trixie hat geschrieben: es ist im Grunde unglaublich, finde ich auch! Margaret ist im Grunde eine Frau des gehobenen Bürgertums bzw. eines einfachen Pfarrers (auch wenn ihre Mutter wohl aus einer "besseren" Familie stammt), aber eine solche Bildung halte ich für sie im Jahr 1857 schon bemerkenswert und sicher nicht selbstverständlich.
Ich persönlich habe Italienisch erst an der Uni gelernt, und ich täte mir mit einem Buch, insbesondere bei einem Werk in gebundener Sprache, ebenfalls sehr schwer - auch wenn ich zumindest versucht habe, damals für den Asensi das Purgatorio im Original nachzulesen :| .


ja, es ist schon ein längerer Weg, bis man ein Buch in einer Originalsprache lesen kann. Dante hat ja das italienisch geprägt, wie wir es heute kennen, ähnlich wie Luther für die deutsche Sprache eine Einheit brachte. Somit ist die Devina Commedia theoretisch einfach zu lesen, wenn man die italienische Sprache einigermaßen beherrscht. Das ist zumindest ein tröstlicher Gedanke.

ich bin noch nicht so weit wie du im Buch. Ich glaube Kapitel 4 oder anfang 5. Deine Eindrücke werde ich mir dann noch später genauer durchlesen.

Grüße von
Maria

Re: Elizabeth Gaskell: North and South

BeitragVerfasst: Fr 29. Okt 2010, 10:24
von JMaria
Hallo Trixie,

ich muß mich für kurz aus der Leserunde ausklinken. Mein Netbook auf den ich meine ebooks lese hat irgendein Problem beim Hochladen, zimpert bei der Microsoft Erkennungsmelodie, danach bleibt er nach wenigen Minuten hängen. Bin gerade auf der Suche nach der Garantiekarte und Zahlungsbeleg, denn ich habe zum Glück noch 1 Monat Garantie. So ein Jammer, mein armer eee pc :-(

Gruß
Maria

Re: Elizabeth Gaskell: North and South

BeitragVerfasst: Fr 29. Okt 2010, 11:34
von Trixie
Hallo Maria,

oje - das scheint nicht der Monat unserer geliebten elektronischen Unterhaltungsgeräte zu sein!

Aber es ist natürlich überhaupt kein Problem, daß du an der Diskussion aussetzt, so streng als Leserunde verstehe ich das nämlich auch nicht.

North and South liest sich außerdem so leicht, daß du bestimmt schnell aufholen wirst. Ich bin zwar selbst schon in Kapitel 15, aber werde die letzten Tage vermehrt von anderen Büchern verlockt, so daß ich eventuell selbst eine kleine Unterbrechung beim Gaskell machen werde, um z.B. Das Phantom der Oper zu lesen oder wieder einen Liebesroman. Mir drängt sich so die Draycott-Abbey-Serie von Christina Skye auf :mrgreen: ...

Gruß,
Trixie

Re: Elizabeth Gaskell: North and South

BeitragVerfasst: Mi 3. Nov 2010, 10:05
von JMaria
Trixie hat geschrieben: oje - das scheint nicht der Monat unserer geliebten elektronischen Unterhaltungsgeräte zu sein!


wie wahr !
mein Netbook ist nun in Reparatur, ca. 14 Tage.
Mein Wunsch nach einem "richtigen" eReader ist nun erheblich gewachsen.

Meine Maus hat auch noch den Geist aufgegeben, aber das geht ja noch, und hab mir gestern eine neue gekauft.

Aber es ist natürlich überhaupt kein Problem, daß du an der Diskussion aussetzt, so streng als Leserunde verstehe ich das nämlich auch nicht.



seh ich auch so. :-)

Liebe Grüße
Maria