Leseerlebnisse 2011 - Ich lese gerade...

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Re: Leseerlebnisse 2011 - Ich lese gerade...

Beitragvon Petra » Fr 5. Aug 2011, 14:19

Hallo zusammen,

Steffi hat geschrieben:Ich habe damals noch nicht darüber nachgedacht, inwieweit er auch eine Generation von Amerikanern widerspiegelt sondern mehr oder weniger die Geschichte genossen. Gibt es in diese Richtung für dich Anhaltspunkte?


Ja, da gibt es für mich Anhaltspunkte. Marcel Reich-Ranicki sagt in seinem Essay über Updike in „Über Amerikaner“ etwas wohl sehr treffendes über Updike und seine Ambitionen. Er gehört (lt. MRR) zusammen mit z. B. Balzac zu den Autoren, die im Grunde immer wieder ein und dieselbe Geschichte erzählen. Immer dieselben Themen aufgreifen. ABER er tut es immer aus einer anderen Zeit heraus. Ich stimme ihm zu: Ein Jahrzehnt später haben sich die Themen nicht verändert, aber der Umgang damit. Z. B. die Liebe, der Glauben, die Moral. Angenommen, Updike erster Rabbit-Roman würde in der heutigen Zeit anstatt in den ausklingenden 50er Jahren spielen, dann wäre zwangsläufig die Geschichte anders verlaufen. Janice, Rabbits Frau, würde sich heute höchst unwahrscheinlich genieren und sich monatelang nicht vor ihm entkleiden. Seine Geliebte (die Gelegenheits-Prostituierte), Ruth, würde sicher nicht fragen, ob er sie bei Licht oder lieber im Dunkeln lieben wolle. Und Rabbit würde heute sicher nicht aus Scham antworten: im Dunkeln.

Die Schraubzwinge der Moral, die die Eltern um ihn legen, weil er seine Frau verlassen hat, wäre heute sicher auch in den meisten Fällen anders.

Interessant ist aber, dass das für damals, keinen Einzelfall spiegelte, sondern eher die Regel war. Und somit eine Zeitbefindlichkeit darstellt.

Dass Rabbit ausbrechen will, kann ich auch als ein Symptom dieser Zeit empfinden. Allein das Gefühl, gefangen zu sein, in seinem grauen Alltag, in seiner unglücklichen Ehe, muss eine Beklemmung auslösen. Gewiss kein Einzelschicksal unter der damaligen Moral. Und diese Moral wiederum wird in meinen Augen stark von Updike hinterfragt, indem Pfarrer Eccles Rabbit bekehren und zur Vernunft bringen will, und im Hintergrund Eccles’ eigene Frau ebenfalls ein Szenario einer nicht glücklichen Verbindung aufführt. Da ist die Moral, und der Glaube das Richtige zu tun, das einzige, woran er sich klammern kann. Denn würde er das nicht, müsste er vielleicht auf seine eigene fragwürdige Ehe schauen. Dann folgt ja noch das Gespräch zwischen Eccles und dem lutherischen Pfarrer, der das Einmischen Eccles in die nichtigen Belange eines Ehepaares stark kritisiert. Und in Frage stellt, dass Gott will, dass sich seine Gesandten auf Erden um solch verirrte Schafe kümmert, wo gerade andernorts Kinder den Hungertod sterben.

Würde die Geschichte heute spielen, bräuchte niemand mehr den Glauben demontieren. Er hat sich längst demontiert. Kein Pfarrer würde heute mehr seinem verirrten Schäfchen nachlaufen, um es auf den rechten Pfad zurück zu holen. Wie stark die Moral und der Glaube damals aber noch an den Menschen gefressen hat, finde ich interessant zu beobachten.

So bin ich schon gespannt, wie sich die Themen Updikes im nächsten Jahrzehnt, der Zeit der Hippies, der Zeit der Flower Power in „Unter dem Astronautenmond“ entfalten. Wie weit sich Janice und Harry Angstrom von den moralischen Fesseln inzwischen befreit haben, und mit ihnen eine ganze Nation, die in einem Jahrzehnt der sexuellen Entfesselung dahintreibt. Im zweiten Rabbit-Roman verlässt Janice ja Rabbit. Ich glaube auch das ist kein Zufall, sondern spiegelt ebenfalls die Zeit wieder. Standen die Frauen in den 50ern noch nach, holten auch sie zum Befreiungsschlag aus und strebten eine Individualisierung an.

Updike skizziert zwar die Befindlichkeiten der Gesellschaft in Amerika. Ich finde aber, dass seine Beschreibungen generell den Zeitgeist treffen, und somit über Amerika hinausreichen. Die Verklemmtheit, der beginnende Verlust von Religiosität, die Änderung von Wertvorstellungen und Moral, all das trifft auch – aber nicht nur – auf Amerika zu.

Auch denke ich, dass der enorme Wert seiner (Rabbit-)Romane nicht nur darin liegt, dass er die Gesellschaft in den verschiedenen Jahrzehnten skizziert. Sondern zur anderen Hälfte auch in seinen Schilderungen zwischenmenschlicher Beziehungen. Auch auf dem Bereich gelingen ihm gestochen scharfe Bilder. Allein wenn ich daran denke, wie genau er Ruth – und damit so viele Frauen – einfängt. Anfangs ist sie in Rabbit überhaupt nicht verliebt. Wie leicht er sie dann aber, trotz seiner überaus seltsamen Art ihr gegenüber (auch in sexuellen Dingen), doch für sich gewinnen kann, sagt so viel über die Frauen aus. Und gibt mir auch zu denken. Auch wenn ich mich in Ruth nicht wiederfinde, so kenne ich doch Teile von ihr. Weil sie so typisch für Frauen sind. Plötzlich kann sie sich gar nicht mehr von ihm lösen. Obwohl sie spürt, dass sie es sollte. Und früher oder später muss. Diese Unfähigkeit findet sich in unzähligen Frauen wieder. Ob das in gleichem Maße auf Männer zuträfe? Ich glaube nicht. Dass Updike sich so exakt in diese Frau einfühlen kann, empfinde ich als große Kunst. Gerade, weil er als Mann nicht wissen kann, wie es in einer Frau aussieht. Was ihre wahren Beweggründe sind. Was für ein Beobachter!

Ich bin mehr und mehr begeistert!
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Leseerlebnisse 2011 - Ich lese gerade...

Beitragvon Josie » Sa 6. Aug 2011, 23:54

Hallo zusammen,

endlich habe ich mich wieder für ein Buch entschieden und so schwer es mir auch fällt, mich derzeit aufs Lesen zu konzentrieren, hilft es mir, ein wenig runterzufahren und zur Ruhe zu kommen.

Dank NatiFine und Trixie, die vorletzte Woche hier im Thread M. M. Kaye erwähnten, habe ich mich daran erinnert, dass ich "Tod in Kenia" ja noch ungelesen im Regal stehen habe. Und wie bereits "Palast der Winde" und "Vollmond über Kaschmir" gefällt mir der Schreibstil mal wieder ganz hervorragend. So haben mich die beiden unwissentlich zur richtigen Zeit auf das richtige Buch gebracht. :) Merci an Euch beide!
Liebe Grüße
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Re: Leseerlebnisse 2011 - Ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » So 7. Aug 2011, 13:57

Hallo zusammen,

@Josie,
M.M. Kaye lese ich auch sehr gerne. Es lohnt sich mMn sich auf die Suche nach ihren alten Krimis zu machen. Man kann darin schön abtauchen ohne aufgeregt zu werden.

ich liege in den letzten Zügen von "Islandfischer" von Pierre Loti. Hier mal eine Vorstellung des Dradio:

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kritik/833171/

Gruß,
Maria
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Re: Leseerlebnisse 2011 - Ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » So 7. Aug 2011, 14:00

Weil ich von Karl Ove Knausgard erst mal eine Pause brauche, habe ich mir einen kleinen Krimi für zwischendurch rausgesucht. Er hat nur 192 Seiten und soll mich ein wenig ablenken.

Das nackte Gesicht von Sidney Sheldon

Es geht um einen Psychoanalytiker, in dessen Umfeld zwei Morde geschen. Die Polizei hält ihn für den Mörder. Da sie ihm aber nichts beweisen können, muss er selbst versuchen, seine Unschuld nachzuweisen. Auf seine eigene Art.
Lesende Grüße, Anne

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Re: Leseerlebnisse 2011 - Ich lese gerade...

Beitragvon Petra » Mo 8. Aug 2011, 09:58

Hallo zusammen,

morgen werde ich wohl mit John Updikes „Hasenherz“ durch sein. Es wird mir schwer fallen, mich von Rabbit, Janice und all den anderen zu lösen. Zum Glück gibt es ja noch vier weitere Rabbit-Romane, von denen ich mir keinen entgehen lassen möchte.

Heute morgen hätte ich, völlig vertieft in das Buch, beinahe wieder meine S-Bahn-Station verpasst. Ein sicheres Anzeichen für totales Abtauchen.

@Maria: Dann bist Du also auch bald mit Deinem aktuellen Buch durch. Du hast mich neugierig auf „Die Islandfischer“ gemacht. Die Rezension macht Lust auf das Buch. Wie ich gesehen habe, ist es kostenlos als ebook erhältlich. Ich habe es mir gleich auf meinen Wunschzettel notiert. :-)

@Josie: Schön, dass Du was passendes für Dich gefunden hast! Ich wünsche Dir, dass Du mit Hilfe von M. M. Kaye nun besser abschalten kannst. Ich kenne das: Manchmal frisst einen die innere Unruhe auf. Bücher können da lindernd wirken, wenn man sie lässt. :-)

@Didonia: Sidney Sheldon war in meinen jüngeren Erwachsenen-Jahren mein Lieblings-Schriftsteller. Ich denke heute wäre es nichts mehr für mich. Aber ich erinnere mich noch sehr gern an diese spannenden Lesezeiten. „Das nackte Gesicht“ war sein erstes Buch. Ich wünsche Dir viel kurzweiligen Lesespaß! :-)
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Leseerlebnisse 2011 - Ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Mo 8. Aug 2011, 10:15

Danke, Petra. Es ist auch das einzige Buch, das ich von ihm habe. Es befand sich vor einiger Zeit mal in einem Karton voll Bücher, den die Nachbarn mir geschenkt haben :D
Lesende Grüße, Anne

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Re: Leseerlebnisse 2011 - Ich lese gerade...

Beitragvon Bonny » Mo 8. Aug 2011, 10:28

Ich bin bei Tess Gerritsens "Der Meister" jetzt im letzten Viertel angelangt und denke, der Showdown wird nicht mehr lange auf sich warten lassen. Am Wochenende konnte ich viel lesen!!
Ich muss sagen, dass ich das Buch schon sehr spannend finde, es fesselt und man möchte auch immer weiterlesen. Allerdings finde ich schon, dass es recht ähnlich dem ersten Buch der Reihe, "Die Chirurgin", ist, zumal auch derselbe Täter nochmals auftaucht. Es wirkt ein bisschen wie "aufgewärmt", das finde ich etwas schade, aber dennoch ist das Buch kurzweilig und sorgt bei mir für schlaflose Nächte ;), und ich empfinde es auch nicht als Verschwendung, es zu lesen. Den Untertitel "Für Mimosen ungeeignet" finde ich allerdings ein wenig übertrieben, aber da mag auch jeder anders drüber denken.

Von Sidney Sheldon hat meine Mutter sehr viel gelesen, ich selbst aber noch nichts.

Die Schriftstellerin meiner kriminalistischen Anfänge war Mary Higgins Clark, ihre Bücher habe ich früher verschlungen und fand sie auch immer sehr, sehr spannend. Wie ich darüber heute denken würde, kann ich nicht sagen, aber vielleicht sollte ich mal wieder etwas von ihr lesen. Ich stehe doch auf Spannung ;)

Von M. M. Kaye besitze ich "Palast der Winde", habe es aber noch nicht gelesen. Ich habe damals die Verfilmung gesehen, die mir sehr gut gefallen hat. Da die Autorin hier so gelobt wird, werde ich das Buch mal auf meinen SUB setzen, ich glaube, da ist es noch nicht...
Zuletzt geändert von Bonny am Di 9. Aug 2011, 15:57, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße,
Sabine

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Re: Leseerlebnisse 2011 - Ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Di 9. Aug 2011, 09:22

Hallo zusammen,

"Kalte Herzen" von Elizabeth Bowen liest sich ruhig und beschaulich. Es geht um ein junges Mädchen, dessen Eltern gestorben ist, und nun beim Halbbruder und seiner Frau lebt. Ihre Einsamkeit und die erste Liebe, die sie auch nicht aus dieser Isolation wirklich herausbringt, wird einfühlsam beschrieben. Sehr schön gefallen mir die Passagen, in denen beobachtet wird; die Reaktionen der Leute auf bestimmte Situationen. Das kann die Autorin sehr schön beschreiben. Die Entwicklung der jungen Portia ist mir etwas unausgereift beschrieben. Es kann aber auch sein, dass ich noch zu sehr mit Virginia Woolfs "Die Fahrt hinaus" vergleiche. Dennoch meine ich, dass Elizabeth Bowens Erzähltalent in ihren Erzählungen besser zum Vorschein kommt als in einem (diesen) Roman.

Mal sehen wie es endet.

http://www.amazon.de/s?ie=UTF8&keywords ... bucherf-21

Gruß,
Maria
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Re: Leseerlebnisse 2011 - Ich lese gerade...

Beitragvon steffi » Di 9. Aug 2011, 10:21

Hallo Petra,

danke für die ausführliche Einschätzung zu Rabitt - mir ist damals bestimmt einiges entgangen in dieser Richtung. Ich freue mich für dich, dass du so einen tollen Zugang gefunden hast und ich bin auch schon gespannt, was du dann über die nächsten Bände berichtest.
Gruss von Steffi

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Re: Leseerlebnisse 2011 - Ich lese gerade...

Beitragvon Petra » Di 9. Aug 2011, 14:52

Hallo zusammen,

Updikes "Hasenherz" habe ich gestern beendet. Rabbit hat zum Schluss hin noch mal ordentlich Haken geschlagen, und seine Beschaffenheit damit endgültig offen gelegt. Er ist nicht in der Lage bei seinen Entscheidungen an andere zu denken. Er weiß nicht einmal, was er selber will. Wohin er auch läuft, überall lauert die Enge der Mittelmäßigkeit auf ihn. So meint er es nicht schlecht, und ist doch außerstande etwas Gutes zu tun, bzw. dauerhaft eine Verbesserung zu erzielen.

John Updike lässt mich mit vielen Gedanken und Gefühlen zurück. Und beinahe ist es eine Erleichterung, selbst dieser Enge entflohen zu sein (bis zum nächsten Rabbit-Roman). Die Beklemmung und Ausweglosigkeit griff zeitweilig auf mich über, so eindringlich hat John Updike die Zustände und Gefühle seiner Figuren beschrieben, die sie beinahe zwangsläufig (falsch) handeln lassen. Das war wirklich brillant beobachtet und sprachlich sehr aufwendig verpackt.

Nun muss ich mich erst mal erholen. Das lesen war sehr anstrengend, da ich mich stark konzentrieren musste, um keines der wunderbaren Bilder an mir vorbeirauschen zu lassen. Zu sehr laden sie dazu ein, sie eingehend zu betrachten. Der erste Rabbit-Roman ist für mich ein Highlight des Jahres (brauchte ich wahrscheinlich gar nicht mehr sagen).

Ich hoffe, ich finde ein wenig Ruhe in Haruki Murakamis Roman „Gefährliche Geliebte“, der schon so eine lange Wartezeit in meinem SUB verbracht hat. Die ersten Seiten sind gelesen. Noch weiß ich nicht, wie die Geschichte mir gefallen, und ob sie mich berühren wird. Der Ton ist ruhig und distanziert. Das könnte mir derzeit entgegen kommen, da es das Gegenteil von dem ist, was ich gestern angestrengt verlassen habe.

Noch lässt sich natürlich nicht viel sagen. Erst schien es mir ein wenig zu einfach erzählt. Doch eine erste Formulierung griff inzwischen auf mich über. Durch eine harmlose zarte Berührung zwischen den Zwölfjährigen Hajime und Shimamoto verdeutlicht Murakami, was Hajime in Shimamoto gefunden hat: etwas Besonderes – ein fehlendes Teil seiner selbst. Und das Wissen, dass es das gibt, was er in dieser Berührung gefunden hat, wird ihn sicher in anderen Beziehungen nicht ruhen lassen. So kann man sich schon vorstellen, warum ihn die kommende Wiederbegegnung mit Shimamoto so aus der Bahn werfen wird. Murakami hat das in ganz wenigen Worten, ganz elegant und wie selbstverständlich zum Ausdruck gebracht.

Ich bin gespannt aufs weiterlesen.

@Steffi: Gern habe ich ausführlich über meine Eindrücke zu Rabbit berichtet. So konnte ich sie selbst auch noch besser verinnerlichen. Danke fürs interessierte zuhören! :-)

Ich musste das Buch wirklich auch (zermürbend) langsam lesen, damit sich alles in mir entfalten konnte. Zu jeder Zeit hätte ich dazu nicht die „Lust“ (oder innere Ruhe und Bereitschaft).

@Maria: Elizabeth Bowen scheint mir eine interessante Autorin! Bei Wikipedia kann man finden, dass sie mit Virginia Woolf verglichen wird. Und dass ihre Charaktere an Jane Austens Figuren erinnern. Eine verheißungsvolle Mischung. Ich bin sehr an Deinen Eindrücken interessiert. Gern auch was die beiden Vergleiche angeht.

@Didonia: Falls es Dir gefällt, dann kann ich Dir gern Empfehlungen für Sidney Sheldon aussprechen. Es gibt ein paar Romane von ihm, die ich damals verschlungen und heiß und innig geliebt habe.

Bonny@: Mary Higgins Clark war auch eine meiner ersten Autoren, von denen ich unbedingt alles lesen musste – neben Sidney Sheldon und ein, zwei weiteren. Heute kann ich ihre Thriller höchstens noch als Hörbuch hören. Sie zu lesen, bin ich müde geworden. Irgendwann erkannte ich ein immerwährendes Muster in ihrem Schreibstil. Ab da wurde es langweilig für mich. Leider, denn es war eine wunderbare Zeit mit ihren Thrillern. Aber an manches erinnert man sich dann später gern, auch wenn die Zeit dafür vorbei ist. Mit Mary Higgins Clark und Sidney Sheldon ist es bei mir so.
Liebe Grüße,
Petra


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