von steffi » Sa 18. Feb 2012, 20:16
Nach Tod in den Anden von Mario Vargas Llosa, das einen sehr guten und spannenden Einblick in die Denkweise der peruanischen Bevölkerung mit der Mischung aus archaischem und mythologischem Denken, Humanismus und der wissenschaftlich geprägten Moderne gab, habe ich nun auch mein nächste Buch beendet.
Garten der Menschheit von Pramoedya Ananta Toer (Pram) spielt Anfang des 20. Jahrhunderts in Indonesien. Der priviligierte Einheimische Minke trifft auf die indonesische Sklavin eines holländischen Kolonialherren. Obwohl zuerst Analphabetin hat sie sich autodidaktisch weitergebildet und mit zunehmender Krankheit des Holländers führt sie den Milchviehbetrieb alleine. Minke verliebt sich in die 16-jährige Tochter Anneliese, die wunderschön, jedoch psychisch labil ist. Sie heiraten, doch dann stellt sich heraus, dass Anneliese als Halbeuropäerin den holländischen Gerichten untersteht und da sie nach europäischem Gesetz minderjährig ist, die Heirat ungültig ist. Nach dem Tod ihres Vaters wird sie ohne Anhörung der Vormundschaft ihres Halbbruders unterstellt und soll in Holland leben. Minke, der bereits als Journalist eine gewisse Bekanntheit erreicht hat, versucht, diese Ungerechtigkeit aufzuhalten, doch auch mit Hilfe der Presse ist nichts mehr zu machen, Anneliese muss abreisen, Minke jedoch wird die Ausreise verweigert.
Man spürt, dass Pram die eigene Ohnmacht gegenüber den Ungerechtigkeiten des politischen Systems schildert. Es ist sehr berührend, wie den Einheimischen zwar eine gewisse Bildung und auch Verehrung der Kolonialmacht gestattet und erwartet wird, sie aber im Grunde immer noch rechtlos und hilflos sind. In einer wie hier gezeigten sehr auf soziale Strukturen beruhende Gesellschaft bedeutet das, dass sich die Menschen auf nichts mehr verlassen können und sie jeglichen Halt verlieren.
Gruss von Steffi
Wolfgang Reinhard - Die Unterwerfung der Welt ( Langzeitprojekt)