Kurz-Biografien von Autoren

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Re: Kurz-Biografien von Autoren

Beitragvon Didonia » Di 20. Jan 2015, 09:50

Am 19. März 1844 wurde Minna Canth als Minna Johannson in Tampere (ehem. Tammerfors) geboren.
Sie war mit einem Seminardirektor verheiratet, der 1879 starb und sie mit sieben Kindern unversorgt zurückließ. Daher übernahm sie den väterlichen Garnladen.
Minna Canth schrieb Theaterstücke, Romane und Novellen; 1920 erschienen ihe Bücher zusammengefasst in vier Bänden,
Dass 1907 in Finnland das Frauenstimmrecht eingeführt wurde, ist ihr zu verdanken. Am 12. Mai 1897 stirbt sie.
Lesende Grüße, Anne

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Selma Merbaum-Eisinger

Beitragvon Didonia » Sa 14. Nov 2015, 03:08

Selma Merbaum wurde am 5. Februar 1924 in Czernowitz, Bukowina geboren. Ihre Eltern waren der Schuhhändler Max Merbaum und seine Frau Friederika, geborene Schrager. Sie war die Groß-Cousine von Paul Celan - die Väter der Mütter waren Brüder. Max Merbaum starb, als Selma neun Monate alt war. Ihre Mutter heiratete drei Jahre später Leo Eisinger.

Selma besuchte bis 1940 das ehemals private jüdische Mädchenlyzeum, das Hofmann-Lyzeum und begann schon früh mit dem Lesen der Autoren, die großen Einfluss auf ihr eigenes Werk ausüben sollten: Heinrich Heine, Klabund, Paul Verlaine, Rainer Maria Rilke und Rabindranath Tagore.

Im Oktober 1941 wurden Selma, ihre Mutter und ihr Stiefvater Leo Eisinger gezwungen, imGhetto der Stadt zu leben. Am 28. Juni wurde auch Selma mit Familie und Verwandten in das Übergangslager Cariera de Piatra, inTransnistrien, verschafft. Von dort wurde sie in das Arbeitslager Michailowk östlich des Bugs deportiert - von Deutschen besetztes Gebiet der Ukrainischen Sowjetrepublik. Dort wurden die Häftlinge gezwungen, Steine für den Straßenbau für die Durchgangsstraße IV zu hacken.

Selma war erst 18 Jahre jung, als sie als verfolgte Jüdin entkräftet an Fleckfieber starb. Geblieben sind von ihr ein paar biografische Daten und 58 Gedichte, die sie hauptsächlich für ihren Freund Leiser Fichmann aus der zionistischen Jugendgruppe Hashomer Hazair geschrieben hat. Ihr Werk gehört mittlerweile zur Weltliteratur.

Leiser Fichman erhielt das Gedichte-Album von Else, Selmas Freundin. Er nahm es mit ins Arbeitslager, entschloss sich, nach Palästina zu flüchten und gab es Else zurück. Das Schiff, auf dem sich Fichman befand, wurde torpediert und er starb. So fanden sie ihren Weg mit Else durch Europa nach Israel.
Hier veröffentlichte sie Hersch Segal, Selmas Lehrer von der Jiddischen Schule, 1976. 400 Büchlein ließ er auf eigene Kosten drucken.
Es handelt sich dabei durchgängig um Liebes- und Naturgedichte, die von einer melancholischen Grundstimmung geprägt sind.

Als der Komponist David Klein auf die Gedichte von Selma stieß, machte er sich auf die Suche nach Sängerinnen und Sängern. Gefunden hat er:

Sarah Connor (erstmals auf Deutsch)
Xavier Naidoo
Yvonne Catterfeld
Reinhard Mey
Hartmut Engler (Pur)
Thomas D (Die Fantastischen Vier)
Joy Denalane
Jasmin Tabatabai
Volkan Baydar (Orange Blue)
Inga Humpe (2raumwohnung)
Stefanie Kloß (Silbermond)
Ute Lemper,
die Selma nach über 60 Jahren eine Stimme gaben.

Und wer vielleicht mit Gedichten nicht so viel anfangen kann, dem gehen diese Lieder und Stimmen bestimmt unter die Haut.
Lesende Grüße, Anne

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Stefan Zweig

Beitragvon Didonia » Fr 23. Mär 2018, 15:31

Stefan Zweig war ein bedeutender österreichischer Schriftsteller. Er wurde am 28. November 1881 in Wien als Sohn des wohlhabenden jüdischen Textilunternehmers Moritz Zweig und dessen Frau Ida Brettauer geboren.
Seine ersten Gedichte erschienen 1901 unter dem Titel „Silberne Saiten“, seine erste Novelle kam 1904 heraus.
Stefan Zweig war viel auf Reisen, so lernte er andere Schriftsteller und Künstler kennen, mit denen er oft lang anhaltende Korrespondenzen führte.
Als Freiwilliger leistet er im Ersten Weltkrieg Dienst im Archiv des Kriegsministeriums und arbeitete dort zusammen mit Rilke. 1917 wird er nach acht Wochen Urlaub vom Militärdienst enthoben.
Sein gegen den Krieg gerichtetes Drama „Jeremias“ wird in Zürich uraufgeführt. Als Korrespondent der Wiener „Neuen Freien Presse“ nutzt Zweig seine Verbindungen zu Zeitungen und Zeitschriften, um seine eigene parteilose Meinung zu veröffentlichen.
Nach dem Krieg lässt er sich in Salzburg nieder, kämpft gegen den Nationalismus, ruft zu Diplomatie, Vernunft und Geduld auf.

Ab 1920 bringt Zweig Erzählungen heraus, verfasst Essays über Baumeister der Welt. Er heiratet Friderike von Winternitz. Ende der 20er Jahre erscheint auf Vermittlung Maxim Gorkis die erste Gesamtausgabe seiner Werke auf russisch.
Als Hitler an die Macht kommt, flieht er nach London. Seine Bücher werden beschlagnahmt und er erhält ein Verkaufsverbot. Er befürchtet, sein deutschsprachiges Publikum zu verlieren und mit seiner Literatur keinen Einfluss mehr nehmen zu können.
Die Ehe wird 1938 geschieden, ein Jahr später heiratet er Charlotte Altmann.
Mit ihr verlässt Stefan Zweig während des Zweiten Weltkrieges Europa, geht nach New York und lässt sich von dort aus in Brasilien nieder. 1941 erscheint „Die Schachnovelle“, ein Jahr später seine Autobiografie „Die Welt von gestern“.
Am 22. Februar 1942 nahm er sich in Petrópolis bei Rio de Janeiro mittels Tabletten das Leben. Seine Frau Lotte folgte ihm in den Tod.

Zitat: „Schach ist wie die Liebe – Allein macht es weniger Spaß.“

Rezension im Forum: Sternstunden der Menschheit
Lesende Grüße, Anne

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George Eliot

Beitragvon Didonia » Fr 23. Mär 2018, 15:45

George Eliot ist das männliche Pseudonym für die englische Schriftstellerin Mary Ann Evans. Sie wurde am 22. November 1819 in Arbury Farm, Warwickshire, als Tochter eines Zimmermanns geboren. Der Vater war ein strenggläubiger Methodist. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie in Griff House bei Nunoaton, in Foleshill und Coventry. In Coventry besuchte sie die Schule.
Bis zum Tod des Vaters im Jahr 1849 führte sie dessen Haushalt und half ihm in seinen Geschäften als Landagent. Sie erlernte dadurch Selbständigkeit und Verantwortungsgefühl.
George Eliot lebte von 1854 bis zu dessen Tod 1878 in freier Ehe mit dem verheirateten Kritiker und Freidenker George Henry Lewes. Das war in jener Zeit unheimlich mutig. Durch ihn wagte sie eigene schriftstellerische Arbeiten. Nach Lewes Tod wurde sie schwermütig. Der befreundete J. W. Cross nahm sich ihrer an und sie heirateten 1880. Doch noch im gleichen Jahr, am 22. Dezember, starb sie in London.

George Eliot war Autodidaktin, aber ungemein begabt und zweifellos klüger als die meisten ihrer schriftstellernden Zeitgenossinnen. Ihre erste literarische Arbeit war die Übersetzung von D. F. Strauß’ „Leben Jesu“. Und schon ihr erster Roman „Adam Bede“ war ein voller Erfolg. Er spielt im Handwerkermilieu ihrer Heimat.
Die unbedingte Ehrlichkeit des Gefühls, die hohe Geistigkeit des Gedankens und die Eindringlichkeit der Formgebung lassen auch heute noch George Eliot als die Begründerin und wesenhafteste Gestalterin des modernen englischen Frauenromans empfinden.
Ab 1850 schrieb sie für die Westminster Review deren Mitherausgeberin sie von 1851-53 war.
Von ihren Spätromanen war nur „Middlemarch“ ein richtiges Kunstwerk und war zugleich eine Studie des viktorianischen Zeitalters.

Hermy und Maria hatten 2010 eine Leserunde zu dem Buch Middlemarch.
Lesende Grüße, Anne

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Frank McCourt

Beitragvon Didonia » Sa 24. Mär 2018, 10:44

Frank McCourt wurde am 19. August 1930 geboren. Wikipedia bezeichnet ihn als Schriftsteller, doch der wurde er erst mit 66 Jahren. Und wie sah sei Leben bis dahin aus?

Er war der älteste Sohn irischer Einwanderer, geboren in Brooklyn, New York. Wegen der Großen Depression ging die Familie 1935 nach Irland, ins katholisch geprägte Limerick zurück. Doch sein Vater war arbeitslos und vertrank zumeist das Stempelgeld, sodass Frank den Rest seiner Kindheit und seine Jugend sehr ärmlich verbrachte.
1940 ging der Vater nach England. Durch den Krieg fand er dort Arbeit in einer Fabrik. Aber den Lohn schickte er nicht nach Hause. So war Frank gezwungen, mit vierzehn Jahren als Telegrammjunge arbeiten zu gehen. Auf diese Weise sorgte er zusammen mit seiner Mutter Angela für die jüngeren Geschwister.
Er träumte aber davon, wieder nach Amerika zurückzukehren. Fünf Jahre brauchte er, bis er endlich die Fahrkarte nach New York zusammengespart hatte und sich 1949 auf den Weg machte. Er arbeitete zuerst im Biltmore Hotel, ging dann zur Armee und war drei Jahre lang als Korporal in Bayern stationiert, hauptsächlich bei der Hundestaffel in der Lenggrieser Prinz-Heinrich-Kaserne. Begeistert war er nicht. Er hatte gehofft, nach England versetzt zu werden, da wäre er näher an der irischen Heimat.
Wieder in New York, studierte er und arbeitete nebenbei für den Lebensunterhalt in Lagerhäusern und auf den Docks. Nach dem Studium war er Englischlehrer an verschiedenen Schulen. Vor seinem Ruhestand war er fünfzehn Jahre an der renommierten New Yorker Stuyvesant High School, wo er hauptsächlich kreatives Schreiben unterrichtete.
Frank McCourt war dreimal verheiratet, aus erster Ehe stammt seine Tochter Margaret.

Eigentlich wollte er Romane schreiben, kein Lehrer mehr sein. Dickens, O’Casey, Joyce, Beckett, aber auch PG Woodhouse waren bis zuletzt seine Vorbilder. Doch er hat sie durch das viele immer wieder Lesen so verinnerlicht, dass jeder eigene Schreibversuch nach Imitation klingen würde.

Erst im Ruhestand schrieb McCourt Die Asche meiner Mutter, wo er seine schwierige Kindheit und Jugend verarbeitete. Über sechs Millionen Exemplare wurden verkauft, es wurde in 40 Sprachen übersetzt und noch im Erscheinungsjahr bekam er den National Book Critics Circle Award und 1997 den Pulitzer-Preis. 1999 verfilmte Alan Parker den Stoff.

Wenn ich auf meine Kindheit zurückblicke, frage ich mich, wie ich überhaupt überlebt habe. Natürlich hatte ich eine unglückliche Kindheit; eine glückliche Kindheit lohnt sich ja kaum. Schlimmer als die normale unglückliche Kindheit ist die unglückliche irische Kindheit, und noch schlimmer ist die unglückliche irische katholische Kindheit.


Über sein weiteres Leben in New York schrieb Frank McCourt in Ein rundherum tolles Land (1999) (während dieser Arbeit schrieb auch sein Bruder Malachy an seinen eigenen New Yorker Erinnerungen) und Tag und Nacht und auch im Sommer (2005), in dem es hauptsächlich um sein Berusleben als Lehrer mit teils sehr problematischen Klassen ging.

Frank war sehr familienverbunden. Es schien ihm nichts auszumachen, dass die Sippe oftmals an seinem Rockzipfel hing. Besonders Tochter Maggie und ihren drei Kindern half er gerne.

Frank McCourt starb am 19. Juli 2009 in einem Hospiz in Manhattan, New York, an einer durch Hautkrebs hervorgerufenen Meningitis.
Sein Bruder Malachy weihte im Juli 2011 in der Leamy’s School, die McCourt einst als Schüler besuchte, ein Frank-McCourt-Museum ein.
Lesende Grüße, Anne

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Catharina Abraham-Rieve

Beitragvon Didonia » Sa 31. Aug 2019, 10:43

Catharina Abraham-Rieve wurde am 17. Mai 1844 in Eiderstedt (Schleswig) als Tochter des Hofbesitzers Peter Heinrich Rieve geboren. Ihre Mutter starb bald nach der Geburt, den Vater verlor sie im 13. Lebensjahr. Sie kam nach Husum, wo sie später heiratete. Mit der Familie lebt sie dann in Lübeck, Lindenplatz 15.
In freien Stunden, welche ihr die Hausfrauen- und Mutterpflichten gewähren, ist sie schriftstellerisch tätig. Unter dem Pseudonym M. Reinhold veröffentlicht sie ihre Arbeiten, welche zumeist der sozialen Frage gewidmet sind, in verschiedenen Zeitschriften.

‒ Frauenliebe u. Blumenleben. Ein Novellenstrauss. 8. (128) Dresden 1898, E. Pierson. 2.–
Lesende Grüße, Anne

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Margaret Drabble

Beitragvon Didonia » So 1. Sep 2019, 14:48

Margaret Drabble wurde am 5. Juni 1939 in Sheffield, Yorkshire geboren. Sie ist eine britische Schriftstellerin und Literaturkitikerin. Sie besuchte ein Quäker-Internat in York und studierte Englisch. Bevor sie mit ihrer literarischen Arbeit begann, arbeitete sie als Lektorin am Newnham College in Cambridge und sie war Schauspielerin bei der Royal Shakesperae Company.

1960 heiratete sie den Schauspieler C. Swift - die Ehe wurde 1975 geschieden. Seit 1982 ist sie mit dem Biografen Michael Holroyd verheiratet und lebt mit ihm in London und Somerset. Die Schriftstellerin A. S. Byatt ist ihre Schwester.

Margaret Drabble schrieb Romane, Kurzgeschichten und einige Dramen. Für Jerusalem The Golden (Jerusalem - Goldene Stadt) wurde sie 1968 mit dem James Tait Black Memorial Prize ausgezeichnet. Seit 1979 ist sie Herausgeberin des Oxford Companion to English Literature. Man wählte sie 1989 in die American Academy of Arts and Sciences und 2002 wurde sie als auswärtiges Ehrenmitglied in die American Academy of Arts and Letters aufgenommen.
Ihr Interesse galt den Schriftstellern Arnold Bennett und Angus Wilson - über die beiden schrieb sie Biografien.

Mit intellektueller Ehrlichkeit und aus sehr feministischer Perspektive in ironisch, kühlem Stil seziert sie die Lebensprobleme absolut emanzipierter Frauengestalten.
Lesende Grüße, Anne

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Re: Kurz-Biografien von Autoren

Beitragvon Didonia » Di 10. Mär 2020, 14:23

Anhand der Einleitung des Buches Wo Mut die Seele trägt - Wir Frauen in Afghanistan von Nahid Shahalimi habe ich eine Kurzbiografie verfasst:

Nahid Shahalimi

Die 1970er Jahre, in denen Nahid Shahalimi in Kabul geboren wurde, nennt sie das "Goldene Zeitalter" Afghanistans. Das Bild, das uns heute von diesem Land und vor allem von seinen Frauen gegeben wird, gab es damals nicht. Gerade in den Städten war es normal, dass Mädchen die Schule und die Universität besuchten. Frauen nahmen am wirtschaftlichen und politischen Leben teil, waren Wissenschaftlerinnen, Lehrerinnen, Ärztinnen. Burka, Tschaderi oder Schleier trugen nur die Frauen, die es von sich aus wollten. In Kabul sah man sie eher selten. "Afghanistan war damals einer der einträchtigsten Vielvölkerstaaten der Welt." (S. 9)

Als die sowjetische Armee 1979 in Afghanistan einmarschierte, war diese schöne Zeit vorbei. Es folgten Kriege, die die Infrastruktur des Landes fast vollständig zerstörten. Bis heute ist das Land nicht wieder zur Ruhe gekommen. Ganz im Gegenteil: "Von vielen renommierten internationalen Organisationen wird Afghanistan als eines der gefährlichsten Länder der Welt eingestuft, besonders für Frauen." (S. 11)

Der Vater war ein angesehener Politiker. Als er krank wurde, verweigerte die kommunistische Regierung ihm die Ausreise für eine notwendige Operation. Das übernahmen russische Ärzte, unter deren Händen er dann starb. Der Familie hinterließ er ein sehr großes Vermögen, doch die Witwe wurde bedroht, wenn sie das nicht hergibt, würden sie und ihre Töchter Schlimmes erleben.

So blieb der Mutter mit den Kindern nur die Flucht: "Wir gingen zu Fuß in Richtung Pakistan, nur mit den Kleidern, die wir am Leib trugen, und ohne Essen und Wasser. Einerseits verließen wir Afghanistan wegen des Krieges, der mit jedem Tag näher an Kabul heranrückte, hauptsächlich aber flohen wir, weil der Wohlstand und unser Geschlecht für uns zum Fluch geworden waren." (S. 13)

Zwölf Jahre jung war Nahid Shahalimi, als sie glücklicherweise von Kanada eine Einreiseerlaubnis erhiel. Doch sie galt als "staatenlos". Trotzdem begann für sie ein neues, abenteuerliches Leben. Der Mutter war das Lernen das Allerwichtigste. Und so besuchten alle gemeinsam das College, machten alle Eingliederungskurse, studierten. Nahid Shahalimi belegte Internationale Politik mit besonderem Schwerpunkt auf Menschenrechte. Und sie spielte professionell Volleyball.

Nahid Shahalimi "hatte das Gefühl, dass es in der westlichen Welt wenige Informationen, dafür aber viele Vorurteile über afghanische Frauen gab". (S. 10) Und so entschloss sie sich 2014, ein Buch über afghanische Frauen zu schreiben. Dafür reiste sie zwei Jahre lang immer wieder in ihr Heimatland.

Nahid Shahalimi hat unter teilweise schwierigen Bedingungen viele Frauen interviewt. Auf manche stieß sie durch Zufall, von vielen erfuhr sie von befreundeten Journalisten, Freunden und Bekannten. Doch die beschwerlichen Reisen zu den Frauen, ihr Misstrauen der Fremden gegenüber, die Bedrohung durch Attentate waren es wert, sich mit diesen Frauen zu treffen.

"Dieses Buch möchte ein neues Licht auf die Persönlichkeiten einiger afghanischer Frauen und ihre Situation werfen, vor allem aber möchte es die andere Seite des mitunter so einseitigen Opferbildes zeigen, das so oft in den Medien gezeichnet wird. Unglaubliche Widerstandskraft, große Leistungen und noch größere Träume sind die Kräfte, die bei jeder einzelnen dieser afghanischen Frauen durchscheinen. Sie alle sagen: 'Wir wollen Afghanistan nicht verlassen. Es ist unsere Heimat, und wir werden das Land gemeinsam gestärkt wiederaufbauen.'" (S. 16)
Lesende Grüße, Anne

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Émile Zola

Beitragvon Didonia » Do 2. Apr 2020, 09:46

Émile Zola, ein französischer Schriftsteller und Journalist, wurde am 2. April 1840 in Paris geboren. Er gilt als einer der großen französischen Romanciers des 19. Jahrhunderts.
Sein bekanntester Artikel war wohl "Ich klage an" anlässlich der Dreyfus-Affäre.

Ohne bestandenem Abitur lebt er arbeitslos in Paris. Ab 1862 bis 1866 ist er in einem Pariser Verlagshaus beschäftigt. In dieser Zeit erscheinen seine ersten Werke "Erzählungen an Ninon" und die biografische Novelle "Die Beichte eines Knaben". Danach lebt er als freier Schriftsteller und Journalist.

1870 heiratet er Gabrielle Meley. Er beginnt mit der Arbeit am 20-bändigen Zyklus "Die Familie Rougon-Macquart. Natur- und Sozialgeschichte einer Familie aus dem zweiten Kaiserreich".

Seinen Durchbruch erreicht er mit "Der Totschläger", von den Einnahmen kauft er sich ein Landhaus in Médan/Seine. Es wird zum Treffpunkt zeitgenössischer Schriftsteller. 1880 erscheint aus seinem Zyklus "Nana", die Geschichte einer Prostituierten. Seine Werke werden teilweise als Pornografie abgestempelt. Er selbst sieht es als Werbung für sein literarisches Werk.
Er geht eine Liebesbeziehung mit der 20-jährigen Wäscherin Jeanne Rozerot ein. Sie bekommen zwei Kinder.

Mit seinem offenen Brief "Ich klage an" ergreift Zola 1898 für den zu Unrecht wegen Spionage verurteilten Offizier Alfred Dreyfus Partei. Wegen Beleidigung der Armee wird er zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Er flieht nach England, wo er an dem Zyklus "Die vier Evangelien" arbeitet. Als ein Jahr später der Prozess gegen Dreyfus wieder aufgenommen wird, kehrt Zola nach Paris zurück (sein offener Brief hatte wesentlichen Anteil an Dreyfus' Rehabilitation 1906).

Émile Zola stirbt am 29. September 1902 an einer Kohlenmonoxidvergiftung wegen eines nicht funktionierenden Kaminabzugs. Er wird im Panthéon, der nationalen Gedenkstätte für bedeutende Franzosen, beigesetzt.
Lesende Grüße, Anne

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Gisela Steineckert

Beitragvon Didonia » Do 14. Mai 2020, 17:27

Gisela Steineckert wurde am 13. Mai 1931 in Berlin als Tochter eines Dienstmädchens und eines Schneiders geboren. Sie wurde während des Zweiten Weltkriegs nach Österreich evakuiert; hier besuchte sie eine Volksschule und lebte das erste Mal ohne Angst vor Hunger und Schlägen. Sie kehrte 1946 nach Berlin zurück und arbeitete in Kindergärten als Sozialhelferin; es folgten eine kaufmännische Lehre und die Tätigkeit als Sprechstundenhilfe. Sie las und informierte sich über Naziverbrechen, wodurch sich eine antifaschistische Haltung bildete.

Gisela Steineckert bildete sich literarisch und kulturell autodidaktisch weiter. Die Eltern und Geschwister siedelten 1953 in die BRD über. Seit 1957 war sie zumeist freischaffend tätig. In den 1960er Jahren war sie Kulturredakteurin beim Satire-Magazin Eulenspiegel, war Mitglied des Bezirksvorstandes Berlin des Schriftstellerverbandes der DDR und begann mit der Arbeit in der Singebewegung. Von 1984 bis 1990 war sie Präsidentin des Komitees für Unterhaltungskunst in der DDR. Sie war Gremienmitglied des Zentralen Lektorats beim Staatlichen Komitee für Rundfunk der DDR und hatte so Zensur-Einfluss auf Pop- und Rocktexte und stellte sich u. a. gegen Titel der Gruppe Pankow.
1987 erschien das Lied "Als ich fortging" der Band Karussell, dessen Text von ihr stammt. Seit 1990 ist sie ehrenamtliche Vorsitzende des Demokratischen Frauenbundes e.V.

Gisela Steineckert lebt in Berlin; ist in dritter Ehe mit Wilhelm Penndorf, einem ehemaligen Rundfunk-Chefredakteur für Musik, verheiratet. Die Schriftstellerin Kirsten Steineckert ist ihre Tochter aus erster Ehe. In zweiter Ehe war sie mit Heinz Kahlau verheiratet.

Sie schrieb Bücher (Lyrik, Kurzprosa, Briefe) und verfasste viele Liedtexte (Schlager, Chansons, Kinderlieder, Rockmusik) für unterschiedliche Interpreten und arbeitete an Filmen der DEFA mit.

Gisela Steineckert ist eine aktive Unterstützerin und Beiträgerin der linken Tageszeitung Junge Welt, an deren „Künstlerkonferenz“ im Juni 2019 sie mit Volker Lösch, Konstantin Wecker, Chris Jarrett, Black Heino u. a. teilnahm, und gehört zu den ständigen Autoren der linken Zeitschrift RotFuchs.

Ich habe eine Rezi zu ihrer Biografie gelesen, nach der hat Gisela Steineckert ja an fast niemandem, die oder den sie kannte, ein gutes Haar gelassen. Hab mir das Buch gleich bestellt und bin sehr gespannt drauf.
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