T.C. Boyle

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T. C. Boyle

Beitragvon steffi » Mi 7. Mär 2012, 15:43

@Shaftoe: Wassermusik habe ich auch schon gelesen, zwar nicht mein allerliebster Boyle, aber er lässt seinem Sarkasmus und Fabulierlust hier wirklich freien Lauf. Vorallem gefielen mir die witzigen Begebenheiten um Ned Rise, dieser Erzählteil ist so grotesk und einfach klasse gemacht. Und dann, als die beiden aufeinandertreffen ... unglaublich ! Und natürlich gefällt mir immer, wie Boyle historische Ereignisse für sich auslegt.

Warum ist es nicht mein allerliebster Boyle ? Weil es mir im Gesamten einfach too much war, es sind so viele Einfälle und Situationen, die ähnlich, wie bei World's End mir auch manchmal etwas planlos vorkamen. Aber ich habe es vor etlichen Jahren gelesen, kann sein, dass ich das heute positiver beurteilen würde.

Und du hast Recht - einen Fehlgriff kann man bei Boyle nicht machen.

Wassermusik war übrigends sein erster Roman; ich habe grade nachgeschaut, mir fehlen noch Riven Rock, Drop City, Ein Freund der Erde, Die Frauen und Wenn das Schlachten vorbei ist. Da habe ich noch ein paar vor mir :D
Gruss von Steffi

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Re: T.C. Boyle

Beitragvon JMaria » Mi 7. Mär 2012, 19:34

Hallo zusammen,

ich habe eure letzten Beiträge hierher zusammengefügt :-)

@Steffi
Riven Rock ist ein Sanatoriumsroman?
Da spitz ich doch gleich meine Ohren :lol:
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Re: T.C. Boyle

Beitragvon steffi » Do 8. Mär 2012, 10:54

JMaria hat geschrieben:
Riven Rock ist ein Sanatoriumsroman?
Da spitz ich doch gleich meine Ohren :lol:


Danke ! Riven Rock ist wohl ein Sanatorium mit nur einem Patienten und ohne Frauen :mrgreen: - übrigens nach einer wahren Begebenheit.
Gruss von Steffi

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Re: T.C. Boyle

Beitragvon Shaftoe » Do 8. Mär 2012, 12:30

steffi hat geschrieben:

Riven Rock ist wohl ein Sanatorium mit nur einem Patienten und ohne Frauen


und einer meiner Lieblings-Boyles, ein sehr typischer Roman von ihm. Auf zwei Ebenen spielend mit einem etwas skurrilen 'Helden' (bzw. seltsamen Krankheit).

steffi: wenn dir 'Grün ist die Hoffnung' gefallen hat dann probier doch mal 'Drop City' - ich hab mich schief gelacht mit der ganzen Hippie-Bande und ihren weltfremden Abenteuern.

Boyle ist übrigens einer der wenigen Autoren von dem ich auch die Kurzgeschichten mag, Romane in Embryonalform, aber schon alles drin was seine Bücher so ausmachen.

'Wassermusik' war mein erster von Boyle, steffi hat den Inhalt gut erklärt. Nachdem ich nahezu alle Boyle kenne wäre ein Blick auf den Anfang zurück interessant, nach dem Motto: was war im ersten Roman schon zu finden ? wohin hätte sich der Autor entwickeln können ?

Grüße

S.
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Re: T.C. Boyle

Beitragvon Petra » Fr 9. Mär 2012, 16:22

Hallo zusammen,

Ihr habt es endlich geschafft und mich zu T.C. Boyle verführt. Und ich verfalle ihm schon in den ersten beiden Kapiteln von „América“. Die Balance, in der er die Figur des Delaney hält, gefällt mir sehr. Delaney ist kein schlechter Mensch, er ist kein Rassist, und trotzdem könnte man ihm (und somit den meisten Menschen) eben dies unterstellen, da ihm zuerst sein Versicherungsbonus, der Schaden an seinem Auto durch den Kopf huscht, als er sich schockiert hinter dem Lenkrad seines Autos wiederfindet, nachdem er einen Menschen mit dem Auto erfasst hat. Auch im späteren Verlauf, als er seiner Frau am Telefon von dem Unfall erzählt, und ihm erst bewusst wird, was er sagt, als es schon raus ist, zeigt, dass diese Menschen am Rande der Gesellschaft für die meisten Wohlstandsbürger nur Menschen zweiter Klasse sind. Und folgt man Delaneys Gedanken als in ihm Empörung darüber aufkommt, dass dieser Mexikaner womöglich dort in der Natur haust, und sie verschmutzt, erkennt man unweigerlich wie oberflächlich und flüchtig unsere Empathie ist.

T.C. Boyle erzählt das mit so viel Schwung und Intensität, dass ich mich direkt mittendrin befinde, in dieser Geschichte. Auch im zweiten Kapitel fand ich mich sofort im erbarmenswerten Leben (nein, Dasein) Cándidos und seiner Frau América ein.

Wenn das so bleibt, dann besteht mir ein großartiger Lesegenuss bevor!

Eine Frage an die T.C. Boyle-Kenner. In einem anderen Thread (Ich lese gerade) wurde erwähnt, dass dies ein etwas anderer Boyle ist, ein etwas ernsterer. Mir liegt das wahrscheinlich mehr als eine allzu abgedrehte Handlung. Welche Romane könntet Ihr mir unter dieser Prämisse nahelegen und von welchen würdet Ihr mir zunächst abraten. Gern würde ich ein wenig sondieren, welche seiner Romane mir am ehesten liegen werden.

Mich begeistert, wie T.C. Boyle hier neben dem physischen Zusammenstoß die Kollision der unterschiedlichen sozialen Schichten (unten und oben) beschreibt.

Edit: Am meisten liebäugle ich mit "Der Samurai von Savannah" und "World's End" (diesen Roman habe ich schon). Wären die wohl etwas für mich? Oder gehören sie eher zu den abgedrehteren?
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Petra


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Re: T.C. Boyle

Beitragvon JMaria » Fr 9. Mär 2012, 17:46

Hallo Petra,

in "Willkommen in Wellville" gehts um den Gesundheitswahn und das übermittelt T.C. Boyle durchaus satirisch bis ins groteske, schon der Name des Ehepaares, das in die Klinik des Dr. Kelloggs (!) fährt, sie heißen nämlich Lightbody, als "Nebenprodukt" entsteht auch noch ein Getränk, das typisch Amerikanisch ist, und von uns Deutschen auch gerne getrunken wird ;-)

Jedenfalls nimmt er im Roman eine Gesellschaftsschicht aufs Korn. Mir lag seine Art der Darstellung. Man kann Groteske übertreiben, doch dieses Gefühl hatte ich nicht, weil dahinter eine Wahrheit steckt.

zu seinen anderen Romanen kann ich noch nichts sagen.

"América"
ich habe Kapitel 1 und 2 gestern gelesen und neben den Punkten, die du erwähnst ......

Delaney ist kein schlechter Mensch, er ist kein Rassist, und trotzdem könnte man ihm (und somit den meisten Menschen) eben dies unterstellen, da ihm zuerst sein Versicherungsbonus, der Schaden an seinem Auto durch den Kopf huscht, als er sich schockiert hinter dem Lenkrad seines Autos wiederfindet, nachdem er einen Menschen mit dem Auto erfasst hat. Auch im späteren Verlauf, als er seiner Frau am Telefon von dem Unfall erzählt, und ihm erst bewusst wird, was er sagt, als es schon raus ist, zeigt, dass diese Menschen am Rande der Gesellschaft für die meisten Wohlstandsbürger nur Menschen zweiter Klasse sind. Und folgt man Delaneys Gedanken als in ihm Empörung darüber aufkommt, dass dieser Mexikaner womöglich dort in der Natur haust, und sie verschmutzt, erkennt man unweigerlich wie oberflächlich und flüchtig unsere Empathie ist.
(toll erkannt und zusammengefasst)

.... fand ich die Symbolik ungeheuer stark !

1) zu beginn buchstäblich ein Unfall, ein Zusammenstoß, nicht nur zwischen zwei Menschen sondern zwischen zwei Kulturen, zwei Gesellschaftschichten. Reich und arm. Hier schockiert die Armut noch mit dem Hinweis, dass sie illegal im Land sind und eigentlich garnicht existieren. Welch Symbolik !

2) Der Name der Mexikanerin: América
Verbindung zum gelobten Land des Reichtums, eine Verheißung auf bessere Zustände, doch dann der Absturz....

3) sogar der Wohnort, die der Wildnis .... sie muß hinabsteigen (Dantes Göttliche Komödie?) ... durch Dornen und Kletten und die glatten, harten Dolche des Fuchsschwanzgrases fand ich auch sehr symbolisch.

4) ich glaube, T.C.Boyle spielt auch gerne mit den Lichtverhältnissen, doch das muß ich noch weiter beobachten.

"América" beginnt ernster als "Willkommen in Wellville" , doch in beiden Romanen habe ich das Gefühl, dass der Autor seine Romane genau durchkomponiert.

Edit:

Auf S. 29 heißt es von sieben Kreise der Hölle, durch die América meint zu gehen, als sie Cándido dort auf dem Weg liegen sah, ist wohl ein Tribute an Dantes Göttliche Komödie, mir fielen sie auf und als ich googelte fand ich heraus, dass im Original "Tortilla Curtain" von neun Kreisen die Rede ist. Warum hat der Übersetzer das umgeändert? Das sind so Dinge, die ich nicht verstehe zu mal es tatsächlich 9 Höllenkreise bei Dante sind...
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Re: T.C. Boyle

Beitragvon JMaria » Fr 9. Mär 2012, 18:47

hallo Petra,

der Originaltitel des Buches = Tortilla Curtain / Tortilla Vorhang und ich fragte mich was es bedeutet, zumal bereits in den ersten 2 Kapiteln laufend die Speise Tortilla vorkommt und so eine Tortillaflade auf Cándidos Schenkel klebte, nachdem er sich vom Unfallort wegschleppte.

:arrow: http://www.mexiko-lexikon.de/mexiko/ind ... la_Curtain

(...)Tortilla Vorhang, oder auch im englischen als „Tortilla Curtain" bekannt, wird im Volksmund die 3.200 km lange Grenze zwischen Mexiko und den USA genannt. Um die illegale Einwanderung von Migranten aus Mexiko in die USA zu verhindern, wurde eine Mauer auf der Grenze zwischen dem Bundesstaat Sonora (Mexiko) und dem Bundesstaat Arizona (USA) von bis zu viereinhalb Metern Höhe gebaut. In Anspielung an den so genannten „Eisernen Vorhang“ (die ehemalige Grenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und ehemaligen DDR) entstand der Name „Tortilla Vorhang“ bzw. „Tortilla Curtain".
...(...)


hab ich schon erwähnt, dass mir die Symbolik im Roman überaus gut gefällt? ;)
Schöne Grüße, Maria
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Re: T.C. Boyle

Beitragvon Petra » Fr 9. Mär 2012, 21:28

Hallo Maria,

das ist schön, dass Dir auch aufgefallen ist, dass der physikalische Zusammenstoß zu Anfang einhergeht mit der Kollision der sozialen Schichten und somit zwischen arm und reich, oben und unten.

Eine Stelle, an der mir auch die Luft wegblieb, ist die, als Cándido von dem gabacho-farbenem Heftpflaster (Seite 30) spricht. Das ist mir noch nie aufgefallen. Hast Du schon mal braune oder schwarze Heftpflaster gesehen? Wie selbstverständlich heißen die beigen Heftpflaster hautfarbende Heftpflaster. Und was ist mit den anderen Hautfarben? Das fand ich stark! Und von T.C. Boyle so nebenläufig untergeschummelt.

Und der Name von Cándidos Frau ist mir auch in der Art aufgefallen wie Dir. Ihr Name symbolisiert das, was sich die beiden jenseits der mexikanischen Grenze erwarten.

Dass im Originaltitel was mit Tortilla vorkommt, wusste ich. Ich wollte den genauen Titel noch nachschauen, das muss ich jetzt gar nicht. Prima, dass Du ihn hier nennst und dann auch noch direkt die Hintergrund-Infos dazu lieferst. Sehr interessant – Danke!

Auch das mit „Dantes Göttliche Komödie“ hast Du sehr schön herausgefunden. Die sieben Kreise der Hölle sind mir beim Lesen auch aufgefallen, aber ich konnte sie nicht zuordnen. Sehr bereichernd, was Du dazu schreibst. Wirklich unverständlich, warum in der Übersetzung aus den neun Kreisen sieben wurden. Sowas kann ich auch gar nicht verstehen. Zumal es nicht mal einen anderen Sinn ergibt. Merkwürdig.
Die Dornen und Kletten und die harten Dolche des Fuchsschwanzgrases hast Du auch schön erkannt.

Mit den Lichtverhältnissen wirst Du recht haben. Mir sind diese Bilder Licht und Schatten auch aufgefallen. Übrigens beschreibt er die Hitze und die Lichtreflexe sehr plastisch.

Krass fand ich auch die Feststellung, dass sie selbst auf der Müllhalde, in der sie Zwischenlager gemacht hatten, die letzten in der Hackordnung waren. Wie muss sich das anfühlen? Auch wo América am Straßenrand langläuft und weiß, dass sie aus jedem Auto mindestens ein Augenpaar anstarrt und ihr zuzurufen scheint, dass sie dahin gehen soll, wo sie herkommt. Wie recht sie hat, wie man an Delaney sieht. Kaum hat er sein Schuldgefühl verdrängt, mokiert er sich darüber, dass die Illegalen Schmutz in sein schönes Umfeld bringen.

Auch die Frage, die sich Cándido und América innerlich stellen, ob es zu viel verlangt ist, dass sie einfach nur ein Dach über dem Kopf möchten. Nein, natürlich ist das nicht zu viel erwartet. Das sollte ein Grundrecht für alle sein. Doch das sind nur kurze Momente der Empörung, wenn wir auf diese Missstände hingewiesen werden, so wie hier von T.C. Boyle. Aber wie Delaney haben wir es gleich auch wieder vergessen.

Jetzt schon: Ein gutes Buch!

Vielen Dank für Deine Beschreibung von "Willkommen in Wellville". Das ist reizvoll. Und ich denke ich würde mich darauf einlassen können. Versuchen möchte ich es auf jeden Fall. Jetzt wo ich einen ersten Eindruck von T.C. Boyle bekomme, traue ich ihm zu, dass er die Balance halten kann, und das Groteske nicht kippt. Und sollte es mir doch zu viel sein, war es einen Versuch wert. Das Buch merke ich mir schon mal vor.

Spannend fand ich auch, was Steffi vor einiger Zeit mal über T.C. Boyle schrieb. Ich zitiere sie hier mal: "Ich habe ja den heimlichen Verdacht, dass er sich in manchen seiner Bücher an bekannte Schriftsteller atmosphärisch anlehnt: Willkommen in Wellville an den Zauberberg, Wassermusik an Herz der Finsternis oder eben Grün ist die Hoffnung an Steinbeck's Tortilla Flat."

Das ist sehr interessant Steffi - Danke!
Liebe Grüße,
Petra


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Re: T.C. Boyle

Beitragvon Turni » Sa 10. Mär 2012, 16:15

Boyle schreibt wirklich gut. Alle habe ich noch nicht gelesen, einige sind noch im RuB.
America hat mir bislang am besten gefallen. Das ist natürlich ein super Thema - zum Aufregen, zum Heulen, alles dabei.
Ending a novel is almost like putting a child to sleep—it can't be done abruptly.

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Re: T.C. Boyle

Beitragvon steffi » Sa 10. Mär 2012, 19:44

Es freut mich sehr, wie intensiv ihr América lest. Und was ihr schon alles herausgefunden habt, toll !

JMaria hat geschrieben:sogar der Wohnort, die der Wildnis .... sie muß hinabsteigen (Dantes Göttliche Komödie?) ... durch Dornen und Kletten
Ein sehr schönes Bild, ihr werdet die Symbolik des Endes ebenfalls lieben :mrgreen:

Sehr beeindruckt hat mich, wie Boyle die Wirklichkeit in USA schildert - ein bißchen gefällt mir auch sein Wortspiel: Amerika ist eigentlich der Kontinent, kein Amerikaner würde Amerika sagen, sie sagen ja states oder US, aber Mexiko gehört eben auch zu Amerika, alle zusammen, erste Welt und dritte Welt sollten zusammengehören, sind eins.

Den Tortilla Flat habe ich auch schon überquert nach Nogales; für uns Europäer war es sehr bedrückend, vom chromglänzenden, sauberen USA kommt man gleich hinter der Grenze in Slums, unglaubliche Wohnverhältnisse, bittere Armut schon hier. Wir waren dort mit den Schwiegereltern meiner Schwester, die das eher als eine Art Jahrmarkt ansahen und eigentlich stolz und patriotisch auf ihr "Amerika" waren. Sie haben das geschafft, was die Mexikaner nicht schaffen. Trotzdem sieht man ja sehr viele illegale Arbeiter z.B. im Baugewerbe, von denen oft die Privatleute profitieren. Ohne sich zu überlegen, ob sie menschenwürdig leben.

Und die Siedlungen, alles einheitlich, Vorschriften, was man in den Garten pflanzen darf mit hohen Mauern drumrum - die gibt es auch. Ich habe eine besichtigt aus Spaß - null Individualität, das Gemeinschaftsgefühl soll eine Art Sicherheit geben, eine schizophrene Gesellschaft, die sich selber einsperrt. Mir hat das ein beklemmendes Gefühl gemacht, totale Überwachung, in die man sich begibt. Die Menschen haben sehr große Ängste, die sich das freiwillig antun.

@Petra: World's End ist nicht sehr abgedreht, allerdings eben keine Gesellschaftskritik wie América. An den "Samurai..." kann ich mich nicht mehr so gut erinnern, es war eines meiner ersten Bücher von Boyle und ich las es in englisch, wo ich z.T. nicht immer richtig mitgekommen bin. Mein zweitliebster Boyle nach América ist Willkommen in Wellville - nie wieder werde ich Cornflakes essen können ohne an Dr. Spitzvogel zu denken :lol:
Gruss von Steffi

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