Ein Buch-Projekt: Was ich in der DDR gelesen habe

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Re: Ein Buch-Projekt: Was ich in der DDR gelesen habe

Beitragvon YvonneS » Di 13. Mär 2012, 11:00

Hallo Didonia,

ich bin gespannt, wie dir das Buch heute gefällt. Mir war es zu DDR-Zeiten schon viel zu "sozialistisch". ;)
Liebe Grüße
Yvonne



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Re: Ein Buch-Projekt: Was ich in der DDR gelesen habe

Beitragvon Didonia » Di 13. Mär 2012, 15:17

Wie sollte es auch nicht, liebe Yvonne. Bei Görlichs Biografie sicher kein Wunder:

Ab 1944 nahm Görlich als Flakhelfer am Zweiten Weltkrieg teil. Er war in sowjetischer Kriegsgefangenschaft und musste dort Zwangsarbeit leisten. 1949 wurde er nach Ost-Berlin entlassen, arbeitete als Bauarbeiter, bei der Volkspolizei und nach einem Pädagogikstudium als Erzieher.
Er erhielt diverse Auszeichnungen. Seit 1961 war er als IM bei der Stasi. Er wurde auf Mitglieder des Schriftstellerverbandes angesetzt. Diese "Tätigkeit" endete, als er Mitglied des ZK der SED wurde.

Klaus Herper erzählt in Den Wolken ein Stück näher seine Geschichte. Die Familie zieht aus dem beschaulichen Potsdamer Haus mit Garten nach Berlin in ein Hochhaus. Neue Umgebung, neue Schule, er hat zu tun, sich einzugewöhnen. Gleich am ersten Tag stößt er mit Heinz Mateja zusammen, bester Schüler der Klasse und bei allen, Schülern wie Lehrern, hoch angesehen. Alfred Magnus ist der beliebte Lehrer der 8b.
Nach einer Rangelei und erstem Beschnuppern freunden sich Klaus und Mateja leicht an. Richtige Freundschaft schließt Klaus schon mal mit Bully, der ständig ein Kofferradio mit sich rumschleppt, und Karin, aus der er noch nicht gang schlau wird.
Eine Klassenfahrt nach Hiddensee wird geplant. Mateja fungiert als Organisator und Klaus wird als "Sicherheitsobmann" vorgeschlagen. Lehrer Magnus hatte mit der Schulleitung abgeklärt, dass die Klasse während dieser Fahrt in den Jugendverband aufgenommen werden kann. Das geschieht dann während einer Nachtwanderung zum "Toten Kerl", wo Magnus das Gedicht Linker Marsch von Wladimir Wladimirowitsch Majakowski rezitiert. Er hat es vor 40 Jahren an ebend dieser Stelle das erste Mal gehört, von dem jungen Schauspieler Arthur Hilmer. Dem jungen Magnus war das Gedicht damals zu aggressiv, so dass er mit Hilmer in Streit geriet.

Linker Marsch
Entrollt euren Marsch, Burschen von Bord!
Schluß mit dem Zank und Gezauder.
Still da, ihr Redner!
Du
hast das Wort,
rede, Genosse Mauser!
Brecht das Gesetz aus Adams Zeiten.
Gaul Geschichte, du hinkst ...
Woll'n den Schinder zu Schanden reiten.
Links!
Links!
Links!

Blaujacken, he!
Wann greift ihr an?
Fürchtet ihr Ozeanstürme?!
Wurden im Hafen euch eurem Kahn
rostig die Panzertürme?
Laßt
den britischen Löwen brüllen –
zahnlosfletschende Sphinx.
Keiner zwingt die Kommune zu Willen.
Links!
Links!
Links!

Dort
hinter finsterschwerem Gebirg
liegt das Land der Sonne brach.
Quer durch die Not
und Elendsbezirk
stampft euren Schritt millionenfach!
Droht die gemietete Bande
Mit stählerner Brandung rings, -
Russland trotzt der Entente
Links!
Links!
Links!

Seeadleraug' sollte verfehlen?!
Altes sollte uns blenden?
Kräftig
der Welt ran an die Kehle,
mit proletarischen Händen.
Wie ihr kühn ins Gefecht saust!
Himmel, sei flaggenbeschwingt!
He, wer schreitet dort rechts raus?
Links!
Links!
Links!

Die Musik schrieb Hanns Eisler.
Lesende Grüße, Anne

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Re: Ein Buch-Projekt: Was ich in der DDR gelesen habe

Beitragvon YvonneS » Di 13. Mär 2012, 15:34

Hallo Didonia,

jetzt fällt es mir wieder ein, warum ich das Buch nicht mochte. Wir mussten das in der Schule lesen und dieses - entschuldige bitte - dämliche Gedicht auswendig lernen. Das war übrigens eines der wenigen "Schulbücher", die ich wirklich in schlechter Erinnerung behalten habe.

Apropos Hans Eisler:

Elke Heidenreich hat bei den Frühjahrs-Neuerscheinungen ihrer Edition auch eine Biographie von Hans Eisler dabei. Ich bin schon am überlegen, ob ich mir die kaufe. :arrow: Link zur Bio
Liebe Grüße
Yvonne



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Re: Ein Buch-Projekt: Was ich in der DDR gelesen habe

Beitragvon Didonia » Fr 16. Mär 2012, 15:25

Beim Weltkarte-Thema habe ich gerade geschrieben, wo ich bin. Und da kamen mir gerade Erinnerungen hoch.

Ich dem Buch Den Wolken ein Stück näher von Günter Görlich wird in Berlin gerade Silvester gefeiert.
Und ich muss sagen, gefeiert wurde bei uns ganz schön. Nicht nur in der Familie, auch in den Betrieben. Zumindest da, wo ich gearbeitet habe.
Da hat man viel zusammengesessen, nicht nur während der Arbeitszeit, auch danach hat man sich mal getroffen, ist irgendwo essen gegangen, hat was getrunken.
Da hat man viel miteinander gerdet, kannte die Leute alle mit Namen. Wenn ich so überlege, dass ich in meiner jetzigen Firma nach fast zehn Jahren die meisten Kollegen noch nicht mal namentlich kenne, ich gar nicht wüsste, wie ich die ansprechen sollte, wenn ich sie mal unterwegs treffe, oh man.
Lesende Grüße, Anne

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Re: Ein Buch-Projekt: Was ich in der DDR gelesen habe

Beitragvon Didonia » Fr 16. Mär 2012, 15:27

Ach, Yvonne, habe ich Dich doch glatt übersehen, entschuldige bitte. Du hast recht, wir haben das Buch auch in der Schule gelesen und auch das Gedicht mussten wir lernen. Links, lins, links, dröhnt es mir heute noch in den Ohren :shock:
Lesende Grüße, Anne

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Re: Ein Buch-Projekt: Was ich in der DDR gelesen habe

Beitragvon Didonia » Sa 17. Mär 2012, 16:39

Den Wolken ein Stück näher habe ich beendet. Es ist wirklich sehr "sozialistisch belehrend"-lastig. In meiner 8. Klasse damals gab es keinen Jungen oder Mädchen, der oder das so vernünftig gedacht hat, wie dieser Klaus Harper.
Aber irgendwie ist mir das damals beim Lesen nicht bewusst geworden.
Lesende Grüße, Anne

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Re: Ein Buch-Projekt: Was ich in der DDR gelesen habe

Beitragvon Didonia » So 9. Jun 2013, 16:30

Moin miteinander,

Frank ist ein Buch aus meiner Jugendzeit. Ein sogenanntes DDR-Buch. Es ist ein Dreiteiler, was ich damals noch nicht wusste. Ich kannte bisher nur Frank und Frank und Irene. Der dritte Teil heißt Frank bleibt Kapitän.
Karl Neumann, ein deutscher Kinder- und Jugendschriftsteller (30.6.1916 - 9.4.1985) lernte das Malerhandwerk und arbeitete auch in dem Beruf. Im Zweiten Weltkrieg verlor er ein Bein und konnte seinen Beruf nicht mehr ausüben.
Er wurde Lehrer und arbeitete als Internatsleiter. 1972 ließ er sich als freier Schriftsteller bei Brandenburg an der Havel nieder.

Von Frank, seinem Erstling, gab es bis 2005 20 Auflagen. Sogar ein Theaterstück gibt es davon. Auch der zweite Teil schaffte es bis auf elf Auflagen.

Karl Neumann erzählt in Frank die Geschichte von Frank, seiner Familie und seinen Schulkameraden. Sie spielt in den 50er-Jahren. Franks Vater, Polier Brinkmann, musste seine drei Kinder, Frank hat noch zwei kleinere Geschwister, in der Obhut der Tante lassen. Die lässt die Kinder jedoch verwahrlosen. Von dem Geld, dass der Vater ihr regelmäßig überweist, lässt sie es sich gutgehen. Die Kinder werden nicht gewaschen, bekommen nichts Vernünftiges zu essen, und Frank muss im Haushalt und Garten mit anpacken. Doch er versteht es, sich regelmäßig dünne zu machen. Er durchstromert mit seinem Klassenkameraden und Freund Pepo die Gegend.
Als sie auf Studenten mit einem Kanu stoßen, wächst in ihnen ein Wunsch. Doch bevor der in Erfüllung geht, erleben Frank, Pepo und ihre Klassenkameraden noch so einiges.
In dieser Geschichte geht es um Freundschaft, Vertrauen, Zusammenhalten, Siege und Niederlagen.
Lesende Grüße, Anne

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Re: Ein Buch-Projekt: Was ich in der DDR gelesen habe

Beitragvon YvonneS » Mo 10. Jun 2013, 12:10

Hallo Didonia,

von Karl Neumann hab ich auch zwei Bücher gelesen, die heute noch in meinem Bücherregal stehen. Das war zum einen das Kinderbuch "Das Mädchen hieß Gesine" und zum anderen das Jugendbuch "Ulrike". Beide Bücher habe ich so oft gelesen, dass ich Textpassagen nahezu auswendig konnte. ;) Die Frank-Reihe kenne ich nur vom Namen her, gelesen habe ich sie nicht.
Liebe Grüße
Yvonne



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Re: Ein Buch-Projekt: Was ich in der DDR gelesen habe

Beitragvon Didonia » Mo 10. Jun 2013, 22:59

Hallo Yvonne,

diese beiden Bücher habe ich damals auch gelesen, sie aber nicht mehr so in Erinnerung. Ich werde sie wohl aus der Bibliothek gehabt haben. "Frank" hatte ich zu Hause und öfter gelesen.
Lesende Grüße, Anne

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Re: Ein Buch-Projekt: Was ich in der DDR gelesen habe

Beitragvon Didonia » So 23. Jun 2013, 08:33

Moin miteinander,

Bootsmann auf der Scholle ist ein Kinderbuch aus DDR-Zeiten und erschien 1959. Es gehört zu der Reihe "Die kleinen Trompeterbücher".

Die Bücher im Format 15 x 10,5 cm hatten einen Hartpappeinband und kosteten − staatlich subventioniert − 1,75 Mark bzw. 2,40 Mark für den Doppelband.
Der Name der Reihe geht auf Fritz Weineck zurück, der nach dem gleichnamigen Lied über ihn auch als „Der kleine Trompeter“ bekannt war. Die Geschichte über diese kommunistische Märtyrerfigur ist als Band 1 der Reihe erschienen.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Die_kleine ... %C3%BCcher

Hier gibt es eine schöne Seite, wo man mal nach den Trompeterbüchern stöbern kann.

Nun aber zu diesem Büchlein: Bootsmann ist ein junger Hund, der bei Kapitän Putt Bräsing auf dem Schlepper zu Hause ist. Am Hafen spielen die Kinder Uwe, Jochen und Katrinchen. Putt Bräsing erlaubt den Kindern, Bootsmann mitzunehmen. Sie sollen aber nicht lange wegbleiben, da der Schlepper bald los muss.
An der Bucht im Schilf laufen die Kinder mit Bootsmann aufs Eis. Jochen vorneweg, er will der Mutigste und Größte sein. Und Bootsmann immer hinterher. Bis das Eis zu knirschen beginnt. Jochen hört weder das noch die warnenden Rufe von Uwe, der ihn bewegen will, zurückzukommen. Doch zu spät: Eine Eisscholle bricht ab und schwimmt auf die Ostsee hinaus. Während Jochen es noch schafft, an Land zu springen, sitzt Bootsmann auf der Scholle fest.
Jochen, der nun gar nicht mehr der Größte und Mutigste ist, verschwindet. Und Uwe muss nun versuchen, Bootsmann zu retten.

Als Kind habe ich das Buch sicher verschlungen. Es ist eine spannende Geschichte, aus der Kinder etwas lernen können. Schön sind die Illustrationen von Werner Klemke.

Wünsche euch noch einen schönen Sonntag :)
Lesende Grüße, Anne

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