Hallo zusammen,
letzte Sätze können genauso magisch sein, wie erste Sätze. Oft lösen sie auch viel tiefere Gefühle aus, als ein erster Satz es kann, weil man die Figuren schon kennt, der Inhalt schon auf einen gewirkt hat. Das kann ein erster Satz nie leisten. Dennoch finde ich erste Sätze wichtig. Denn sie können einen potentiellen Leser überzeugen, das Buch nicht wieder wegzulegen. Sie können eine Kaufentscheidung beeinflussen.
Abbrechen wegen eines ersten Satzes? Nein, natürlich nicht. Eher gegen ein Buch entscheiden durch seinen ersten Satz. Ist die Sprache plump, wird ein mögliches Interesse (vor dem Kauf) im Keim erstickt. Ist er langweilig, ist man geneigt, das Buch wieder zurück ins Regal zu stellen.
Zurück zu den letzten Sätzen. Sie berühren mich auch oft sehr. Entlassen mich aus einer Geschichte, aus der ich mich - wenn das Buch gut war - nicht lösen möchte. Lassen mich melancholisch zurück. Oder froh.
Trotzdem werde ich hier wohl nicht so oft reinschauen. Denn ein erster Satz kann auch vieles vorwegnehmen. Man bekommt durch ihn eine Idee, mit welchem Gefühl einen das Buch entlässt. Sagt somit etwas über das Ende aus. Das möchte ich mir nicht vorwegnehmen lassen. Seit ich früher öfter mal vorgeblättert habe, habe ich sogar Angst davor. Denn es hat mir mal den Lesespaß schon ganz zu Anfang verdorben, so dass die ganze Spannung raus war. Seither vermeide ich es, auf die letzten Seiten vorzublättern. Außer in ganz wenigen Ausnahmen, wo ich meine Neugierde einfach nicht zügeln konnte.
Aber ich möchte auf ein Buch aufmerksam machen, das mit dem letzten Satz steht und fällt. Diesen letzten Satz sollte man auf KEINEN Fall vorblättern. Es handelt sich um das Buch "Der wiedergefundene Freund" von Fred Uhlman. Ich werde dieses Buch um die Wirkung seines letzten Satzes willen niemals vergessen. Es entfaltet seine ganze Wirkung erst mit diesem letzten Satz. Was für ein Satz - ich kriege jetzt noch Gänsehaut! Zitieren werde ich ihn hier natürlich nicht!