Pete Dexter

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Pete Dexter

Beitragvon Petra » Fr 8. Apr 2011, 10:22

Hallo zusammen,

nachdem ich kürzlich so begeistert „God’s Pocket“ ( :arrow: Rezension) gelesen habe, bin ich fasziniert von dem Autor Pete Dexter. Ich ahnte es vorher schon, so dass ich mir direkt zwei Bücher („Paris Trout“) des Autors gekauft hatte, ohne Gewissheit zu haben, ob er mir gefällt.

Nun sind einige Tage vergangen, seit ich mein erstes Buch von ihm las, und merke, dass es immer noch sehr nachhallt. Die Figuren, aber auch seine Art zu erzählen. Den Figuren (einfache Leute) so angemessen, und doch so geschickt, so intelligent und eigen.

So habe ich mir auch das dritte Buch, das der Verlag Liebeskind von Pete Dexter herausgebracht hat, näher angesehen und kürzlich „Train“ bestellt. Als es diese Woche ankam, habe ich sofort reingelesen und war entzückt! Hier mal die ersten Sätze aus „Train“:

Auszug aus "Train hat geschrieben:Bis zu diesem Punkt der Geschichte hatte Packard sich noch nie verliebt und war ausgesprochen skeptisch, was das dazugehörige Gesülze betraf (für immer und ewig, Schätzchen, von ganzem Herzen, bis daß der Tod uns scheidet, mit jeder Faser meines Wesens, Oh my darling Clementine usw.). Das alles klang für ihn völlig unkontrollierbar und fürchterlich konfus. Allerdings war er rund tausend Sonntage in der Kirche gewesen – okay, sagen wir, vierhundert –, hatte dann zwei angespannte Jahre auf einem Schlachtschiff im Pazifik verbracht und direkt im Anschluß fünf ausgesprochen angespannte Tage im Pazifik ohne das Schlachtschiff. Und davor hatte er sich ganz bewußt und häufig an Orten aufgehalten, wo er mitbekam, wie schreckliche Dinge nicht nur solchen Menschen widerfuhren, die es nicht anders verdient hatten, sondern auch Leuten, die ohne ihr Dazutun zur falschen Zeit ins Bild stolperten, als gerade der Auslöser klickte.
Was heißen soll, daß Packard inzwischen ein Gebet erkannte, wenn er eines hörte, und auch wußte, zu welchen Deals und Versprechen Leute bereit waren, wenn sie bis über beide Ohren in der Scheiße steckten. Und nach allem, was er gehört hatte, war das doch genau das, worum es dabei – der Liebe – ging.


Abermals auf Anhieb so angetan von diesem Autor, habe ich mich noch mal intensiv nach den anderen Büchern von ihm umgesehen. „Spooner“ wurde leider ja noch nichts ins Deutsche übersetzt. Aber ich habe mal beim Verlag angefragt, ob es beabsichtigt ist. Wenn ich Antwort habe, werde ich sie hier mitteilen.

Aber es gibt noch zwei Titel, die vergriffen und – anders als „Paris Trout“ und „God’s Pocket“ – bisher nicht neu aufgelegt wurden. „Schwarz auf weiß“ und „Bruderliebe“. Von beiden habe ich gestern noch je ein eingeschweißtes, sogar günstiges, Exemplar bekommen (Amazon Marketplace und Booklooker). Da bin ich sehr dankbar für. Denn von diesem Autor möchte ich alles lesen.

Oft ist es ja so, dass die früheren Bücher eines Autors noch nicht die Klasse erreicht hatten, wie die neueren. In dem Fall wäre ich vorsichtig gewesen, was diese beiden vergriffenen Bücher angeht. Aber Pete Dexter hat sie nach „God’s Pocket“ und „Train“ geschrieben.

Im Gegenteil: „God’s Pocket“ hätte auch ein weniger gutes sein können. Denn es gibt ja auch oft dafür Gründe, dass ein frühes Werk eines Autors erst ganz spät übersetzt wird. Und „God’s Pocket“ war sein Debüt (1983). Da mir das aber so ausnehmend gut gefallen hat, und das reinlesen in die zwei weiteren mir vorliegenden Bücher auch, habe ich wenn nur ganz geringe Zweifel.

Rachel schrieb über Pete Dexter mal, dass sie sich auch von ihm viel verspricht (sie hat „Spooner“ von ihm), zumal er auch die Romanvorlage zu "Deadwood" einer wohl sehr guten TV-Serie geschrieben hat. Die Serie kenne ich zwar nicht, bin nun aber sehr neugierig darauf. Schade, dass der Roman bislang nicht ins Deutsche übersetzt wurde. Er würde mich interessieren. Aber die Serie (Staffel 1 bis 3) gibt es auf DVD. Das werde ich mir näher ansehen, zumal Rachel die Serie so empfohlen hat! Zudem steht in einer der Amazon-Rezensionen etwas, was ich durch mein Leseerlebnis mit „God’s Pocket“ auch sagen kann: „Die Sucht nach Deadwood & den Bewohnern kommt schleichend – lässt einen dann aber einfach nicht mehr los.Selten wurden in einer Serie die Menschen so vielschichtig und interessant dargestellt.“ (Quelle: Amazon. Rezensent: Schwalbenkönig)

Wer sich Pete Dexter vornimmt, sollte vielleicht mit dieser Erwartung herangehen. Pete Dexter überzeugt einen nicht so schnell. Erst ist es ganz nett. Aber dann nimmt es einen mehr und mehr gefangen, wird immer eindringlicher, immer besser und hallt dann lange nach. So ging es mir zumindest mit ihm.

Zudem habe ich über Wikipedia noch entdeckt, dass Pete Dexter (er ist übrigens auch Drehbuchautor) auch das Drehbuch zu dem Film (von 1991) „Tollwütig“ geschrieben hat. Eine Verfilmung seines Romans „Paris Trout“ mit Dennis Hopper, Barbara Hershey und Ed Harris. Über Amazon ist die DVD erhältlich, über andere Anbieter, wo ich den Film abgefragt habe, nicht. So werde ich direkt zuschlagen, damit er mir nicht entgeht. Er hat übrigens ausnehmend gute Kritiken bei :arrow: Amazon.

Bei :arrow: Wikipedia las ich auch, dass er vormals Journalist war, bis er in eine Schlägerei wegen eines Zeitungsartikels in Philadelphia geriet. Das kam mir sehr bekannt vor! Und richtig: Im nächsten Satz erklärt der Verfasser des Artikels in Wikipedia, dass Pete Dexter dieses Erlebnis in „God’s Pocket“ aufgreift.

Für seine Bücher hat er schon einige Preise gewonnen: Den National Book Award für „Paris Trout“, den Literary Award des PEN Center USA „Schwarz auf weiß“. Und 2007 den Deutscher Krimi Preis (International / 2. Platz) für „Train“. Außerdem stand er im letzten Jahr mit „God’s Pocket“ und im vorletzten Jahr mit „Paris Trout“ den Büchern (vom Verlag Liebeskind neu übersetzt) auf der KrimiWelt-Bestenliste.

Der Autor wird für mich durch all diese Informationen immer vielversprechender! Ich werde in diesem Thread weiter über den Autor berichten, wann immer ich etwas neues erfahre oder wieder zu einem seiner Bücher greife. Und vielleicht gesellen sich ja demnächst noch andere mit Eindrücken zu dem Autor dazu. Ich würde mich freuen. Für mich ist er definitiv eine Entdeckung des Jahres!
Liebe Grüße,
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Re: Pete Dexter

Beitragvon JMaria » Fr 8. Apr 2011, 14:20

Hallo Petra,

deine Begeisterung schwappt rüber zu mir. Der Auszug aus "Train" gefällt mir wirklich sehr sehr gut. Schade , dass es noch kein TB davon gibt.

Deadwood - eine gute Westernserie?
warum hab ich das denn nicht mitbekommen. (Vermutlich weil ich so ein Retro-Seher bin, bis ich Neues anschaue, vergeht meistens eine Zeit *g*)

Es gibt ja kaum noch Westernserien, geschweige denn gute. Das muß ich mir wirklich näher anschauen.

Auf Pete Dexter hast du mich jedenfalls neugierig gemacht. Denn so einer Mischung aus Krimi und Gesellschaftsstudie bin ich nicht abgeneigt. Durch dich bin ich ja auch auf Michael Collins aufmerksam geworden.

Liebe Grüße
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Re: Pete Dexter

Beitragvon Petra » Fr 8. Apr 2011, 14:43

Hallo Maria,

das höre ich aber sehr gern, dass meine Begeisterung zu Dir rüber schwappt! So war es gedacht! :-)

Dass mein Auszug aus „Train“ Dir auch so gut gefällt wie mir, freut mich sehr! Ich war von den Szenen, die Pete Dexter in „God’s Pocket“ aufbaut, schon so eingenommen. Und hier, bei „Train“, geschieht mir direkt wieder das gleiche. Und der Auszug gibt einen Geschmack davon, was ich meine. Schön, dass das so ankommt.

Mir liegt die Mischung aus Krimi und Gesellschaftsstudie auch immer wieder sehr. Wobei man Pete Dexter gern auch als Chronist der amerikanischen Gesellschaft bezeichnet. Das passt vielleicht noch besser. Bei „God’s Pocket“ ist wirklich wenig Krimi enthalten. Würde nicht jemand zu Anfang zu Tode kommen (als Mord kann man das auch nicht bezeichnen), so käme einem der Begriff „Krimi“ gar nicht in den Sinn.

Wie Pete Dexter die einfachen Leute skizziert, ist einfach großartig. Er erklärt seine Figuren nicht, sondern sie erklären sich von selbst, durch ihre Handlungen. Und seine Figuren schmerzen einen beim lesen, so gern würde man für sie die Welt besser machen, und so wenig kann man Menschen wie die dort geschilderten verändern. Und genau das kommt rüber. Wie eine der Figuren in „God’s Pocket“ sagt: Manche Dinge sind genau das, wonach sie aussehen.

Nicht wahr? Eine Westernserie und Du weißt noch nichts davon!
Wie gut, dass ich Dich auf diese moderne Western-Serie aufmerksam machen konnte. Ich selbst bin Rachel für den Tipp ausgesprochen dankbar!

Und Deine Freude über die Entdeckung von Michael Collins durch mich, gebe ich auch direkt eins weiter, das ich diese Entdeckung wiederum Doris zu verdanken habe!

Wenn’s fürs erste von Pete Dexter ein TB sein soll, dann wäre „Paris Trout“ als TB-Ausgabe zu haben. Der soll auch klasse sein. Aber „Train“ interessiert mich vom reinlesen her als nächstes.
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Re: Pete Dexter

Beitragvon JMaria » Fr 8. Apr 2011, 14:57

Hallo Petra,

[Michael Collins]
meinen Dank auch an Doris :-)

ich habe mir gerade Paris Trout bestellt. (Vor Jahren kam das Buch unter dem Titel "Tollwütig" im Goldmann Verlag heraus).

Der Klappentext macht mich neugierig. (Erinnert mich etwas an William Faulkner... Südstaaten, Gewalt, Hitze...)

bin schon sooo gespannt, Petra :-)

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Re: Pete Dexter

Beitragvon Petra » Fr 8. Apr 2011, 15:01

Hallo Maria,

oh wunderbar! :D

Südstaaten - das zieht mich an "Paris Trout" auch sehr an! Ich habe die letzten Monate vermehrt Lust mich literarisch in den Südstaaten aufzuhalten. Berichte bitte wenn es dran ist! Ich bin auch so gespannt auf Deine Eindrücke!

Maria hat geschrieben:(Vor Jahren kam das Buch unter dem Titel "Tollwütig" im Goldmann Verlag heraus).


Ja korrekt! Die Verfilmung (ich habe sie mir ja heute bestellt) heißt auch so: "Tollwütig". Und Liebeskind hat diesen Roman noch mal neu übersetzt und ihn unter "Paris Trout" herausgebracht.
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Re: Pete Dexter

Beitragvon JMaria » Fr 8. Apr 2011, 15:10

Hallo Petra,


Petra hat geschrieben:

oh wunderbar! :D

Südstaaten - das zieht mich an "Paris Trout" auch sehr an! Ich habe die letzten Monate vermehrt Lust mich literarisch in den Südstaaten aufzuhalten. Berichte bitte wenn es dran ist! Ich bin auch so gespannt auf Deine Eindrücke!



mach ich. ich bin ja schon sooo gespannt.
Ich glaube, dir könnte auch Faulkner zusagen, obwohl manches von ihm schon sehr hart daher kommt. Aber ich kenne keinen weiteren Autor, der Hitze und Gewalt so zusammenbringt wie er; Gewalt in Form von Bedrohung, Rohheit , keine ausführliche Beschreibung von Blutvergießen.



Maria hat geschrieben:(Vor Jahren kam das Buch unter dem Titel "Tollwütig" im Goldmann Verlag heraus).


Ja korrekt! Die Verfilmung (ich habe sie mir ja heute bestellt) heißt auch so: "Tollwütig". Und Liebeskind hat diesen Roman noch mal neu übersetzt und ihn unter "Paris Trout" herausgebracht.


gerade seh ich in deinem ersten Beitrag, dass du das erwähnt hast. Hatte ich total übersehen. Praktisch, dass es auch eine Verfilmung gibt :-D

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Re: Pete Dexter

Beitragvon Petra » Fr 8. Apr 2011, 16:10

Hallo Maria,

auf jeden Fall hattest Du mich vor einiger Zeit schon mal sehr auf Faulkner neugierig gemacht! Danke fürs erneute erwähnen.

Wie Dir "Paris Trout" gefällt, darauf bin ich auch schon sehr gespannt! Und nicht wahr?! Schön, dass es im Anschluss noch die Verfilmung gibt! :) (Zumal er ja auch Drehbuchautor ist und zu diesem Film das Drehbuch geschrieben hat.)
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Re: Pete Dexter

Beitragvon Petra » Sa 9. Apr 2011, 17:15

Hallo zusammen,

"Bruderliebe" ist inzwischen bei mir eingetroffen (dem Alter entsprechend wirklich ein sehr gutes, wenn auch kein neues Exemplar), und da es im Internet keine Inhaltsangabe gibt, nutze ich den Thread hier den Klappentext einzustellen:

Inhaltsangabe von "Bruderliebe hat geschrieben:Peter Flood ist acht Jahre alt, als er mitansehen muss, wie seine kleine Schwester von einem Auto überfahren wird. Das Unglück verändert sein Leben für immer und löscht letztendlich seine ganze Familie aus: Seine Mutter verliert den Verstand darüber, sein Vater - ein Gewerkschaftsboß irischer Abstammung - wird von der Mafia aus dem Verkehr gezogen, weil er den Unfallfahrer - einen korrupten Polizisten - gegen den erklärten Willen des lokalen Paten erschießt. Der Grundton für Peters weiteres Leben ist damit angegeben.

Er kommt zu seinem Onkel, der die Gewerkschaftsgeschäfte seines Vaters übernommen hat und es mit den Mafiagrößen nicht verderben will. Im Gegensatz zu seinem Cousin Michael versucht sich Peter von der Brutalität seiner Umgebung zu distanzieren. Doch als Jahre später die latente Feindseligkeit zwischen den Gewerkschaften und der Mafia wieder aufbricht, wird auch er in die schmutzigen Geschäfte seines ungleichen "Bruders" mit hineingezogen. Die Spirale der Gewalt dreht sich weiter...


Dieser Roman von Pete Dexter wird bei mir wohl als letztes dran kommen. Aber ich bin froh, ihn auf die Seite geschafft zu haben, für die Zeiten, nach denen ich die übrigen gelesen habe. Hoffentlich schreibt er noch viel und hoffentlich werden seine Romane auch weiter übersetzt!
Liebe Grüße,
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Re: Pete Dexter

Beitragvon JMaria » Mo 11. Apr 2011, 13:45

Hallo Petra,

"Paris Trout" ist heute bei mir angekommen und ich habe schon 55 Seiten gelesen. Es ist so wie ich es erwartet hatte. Die Stimmung beinhaltet eine unterschwellige Gewaltbereitschaft. Der Leser atmet auf, wenn nichts passiert, er weiß aber auch, dass irgendwann etwas passieren wird. Das ist unglaublich spannend inszeniert. Gefällt mir sehr gut.

So beginnt das Buch:

Im Frühling jenes Jahres brach in Ether county, Georgia, eine Tollwut-Epedemie aus.....

die erste Seite gibt schon sehr viel Auskunft über die Menschen dort, wenn man zwischen den Zeilen liest.

z.B. werden daraufhin mehr als 70 Füchse geschossen, nur 11 waren mit Tollwut infiziert. Das sagt schon eine Menge über die Mentalität der Menschen in dieser Kleinstadt aus.... und mancher Mensch kann sowohl toll wie auch wütend sein .... diese Atmosphäre kommt gut rüber.

Ich habe ja weiter oben den Vergleich mit William Faulkner gebraucht. Im Taschenbuch wird eine Aussage von Ruth Fühner, hr2, erwähnt......

Ein grandioser Gesellschaftsroman aus dem tiefen rassistischen Süden der USA, der es verdient, neben die großen Romane von William Faulkner gestellt zu werden...


schön, dass diese Aussage meinen Eindruck stärkt.

Liebe Grüße
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Re: Pete Dexter

Beitragvon Petra » Mo 11. Apr 2011, 15:34

Hallo Maria,

dass ist wirklich interessant, dass Du in Deinem Eindruck, dass Pete Dexter sich mit William Faulkner vergleichen lässt, nicht täuschst. Schön, dass Du die Aussage von Ruth Fühner (hr2) entdeckt, und mit uns hier geteilt hast!

Dass Du Dich direkt festgelesen hast, in "Paris Trout", freut mich sehr! Mich faszinieren auch die ganzen Dinge, die Pete Dexter zwischen den Zeilen zu erzählen hat. Auch in "God's Pocket" erklärt er nicht die Menschen, sondern sie erklären sich durch ihre Verhaltsweisen und Handlungen von ganz allein. Und das auf eine sehr intensive Art und Weise. So leise er eigentlich erzählt, über all die unbedeutenden Leben, die sie dort leben, so wuchtig ist es auch zugleich. Manchmal wiegt er die Figuren (und mit ihnen den Leser) in kurzer Sicherheit. Und dann schwant einen doch wieder nichts gutes. Das kann einfach nicht gut ausgehen...

Einfach toll! Und wie mir scheint, gelingt ihm das in "Paris Trout" auch. Die Tollwut, und die Menschen die mal toll und mal wütend sind. Schön beschrieben, Maria.

Berichte bitte unbedingt weiter!
Liebe Grüße,
Petra


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