US-amerikanische Literatur

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Re: US-amerikanische Literatur

Beitragvon Petra » Fr 23. Mär 2012, 10:36

Hallo Maria,

ich habe nachgeschaut, und kann Dir zu meiner Ausgabe (die 5-Bändige Diogenes-HC-Ausgabe im Schuber) folgendes mitteilen:

Übersetzerin (wie bei Shaftoes TB-Ausgabe) ist Renate Orth-Guttmann. Den ersten Satz hat Shaftoe schon zitiert.

Die Übersetzung folgt der Erstausgabe von 1934. Darüber gibt das Nachwort von Heinrich Detering Aufschluss. Zu diesem Punkt schreibt er:

“… In dieser entstellten Gestalt hat der Roman weitergelebt, in Amerika bis in die sechziger Jahre (danach setzte sich nach und nach die stärkere Fassung von 1934 durch), im deutschsprachigen bis heute – weitergelebt als Achtungserfolg, nicht als das Meisterwerk, das er in der ersten Fassung gewesen war. Hier ist die erste Fassung.“

Mit diesen Worten endet das sehr interessante Nachwort, das auch auf die Gründe eingeht, warum F. Scott Fitzgerald sich zu einer zweiten Fassung entschloss. Daraus spricht eine große Unsicherheit und der Wunsch zu gefallen. Genauer werde ich das Nachwort lesen, wenn ich das Buch irgendwann gelesen habe. Es soll in der Erstfassung neben „Der große Gatsby“ sein bester/wichtigster Roman sein. Hemingways Aussage (das Sinnbild mit dem Schmetterling ist wunderschön!) ist in diesem Nachwort auch enthalten.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: US-amerikanische Literatur

Beitragvon JMaria » Fr 23. Mär 2012, 10:52

Hallo zusammen,

@Shaftoe, Petra

vielen Dank fürs Nachschauen. Ich finde es in diesem Fall wichtig, welche Ausgabe man liest. Persönlich würde ich die ursprüngliche Fassung von 1934 auf jeden Fall vorziehen und gut zu wissen, dass auch der Diogenes Verlag diese Version herausbrachte.

Ich finde den Beginn der Diogenes Ausgabe sogar lyrischer (Gestade finde ich schöner als Ufer). Man müßte nun wissen, wie sich Fitzgerald insgesamt ausdrückte. Aber da ich nun die Neuübersetzung bereits habe, wird diese auch gelesen.

Shaftoe,
schön zu wissen, dass du das Buch liebst. Das sagt mir schon viel und ich freu mich darauf.
Schöne Grüße, Maria
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Re: US-amerikanische Literatur

Beitragvon Petra » Fr 23. Mär 2012, 11:15

Hallo Maria,

ich halte es auch für wichtig, welcher Version man folgt. Ich möchte auch lieber der Erstausgabe folgen, und freue mich, dass ich mit der Diogenes-Ausgabe diese Version erwischt habe.

Renate Orth-Guttmanns Übersetzung beginnt lyrischer, ja. Das deckt sich mit einer Aussage, die ich über eine andere Übersetzung eines Fitzgerald-Romans von ihr in der FAZ gefunden habe. Dort wird ihre Übersetzung von "Die Schönen und Verdammten" mit der Übersetzung von Hans-Christian Oeser (im Schuber habe ich die Übersetzung von "Die Schönen und Verdammten" von Oeser) verglichen. Die Übersetzung von Renate Orth-Guttmann soll sich mehr Freiheiten herausnehmen, aber den "jugendlichen Überschwang und die stilistischen Anleihen des jungen F. Scott Fitzgerald" besser treffen, und soll "vor allem im deutschen Satzbau die besseren Entsprechungen" haben. Oeser kommt im Folgenden gar nicht gut weg. ( :arrow: Ganzer FAZ-Artikel)

Vielleicht hilft Dir das bei der Einschätzung etwas weiter.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: US-amerikanische Literatur

Beitragvon JMaria » So 25. Mär 2012, 11:20

Petra hat geschrieben:Hallo Maria,

ich halte es auch für wichtig, welcher Version man folgt. Ich möchte auch lieber der Erstausgabe folgen, und freue mich, dass ich mit der Diogenes-Ausgabe diese Version erwischt habe.

Renate Orth-Guttmanns Übersetzung beginnt lyrischer, ja. Das deckt sich mit einer Aussage, die ich über eine andere Übersetzung eines Fitzgerald-Romans von ihr in der FAZ gefunden habe. Dort wird ihre Übersetzung von "Die Schönen und Verdammten" mit der Übersetzung von Hans-Christian Oeser (im Schuber habe ich die Übersetzung von "Die Schönen und Verdammten" von Oeser) verglichen. Die Übersetzung von Renate Orth-Guttmann soll sich mehr Freiheiten herausnehmen, aber den "jugendlichen Überschwang und die stilistischen Anleihen des jungen F. Scott Fitzgerald" besser treffen, und soll "vor allem im deutschen Satzbau die besseren Entsprechungen" haben. Oeser kommt im Folgenden gar nicht gut weg. ( :arrow: Ganzer FAZ-Artikel)

Vielleicht hilft Dir das bei der Einschätzung etwas weiter.



Hallo Petra,

ein sehr aufschlußreicher Artikel. Vielen Dank dafür. Ich kann die Übersetzungsstrategien jetzt nicht beurteilen, doch ist es hilfreich zu wissen, welche Beweggründe in Vordergrund standen für die Übertragung ins deutsche. Obwohl ich es gewagt finde, wenn man sich als Übersetzer zuviel sprachliche Freiheiten nimmt.

nochmals zurück zu "Zärtlich ist die Nacht" übersetzt von Lutz-W. Wolff (dtv):

in den ersten 30 Seiten fiel mir auf, dass sich F. Scott Fitzgerald nicht groß dem zeitlichen Ablauf widmet; die junge Schauspielerin Rosemary Hoyt ist im Zug, dann im Hotel, dann am Strand, im Wasser, am Floß, am Strand, im Hotel, im Zug usw....

Die Übergänge sind knapp, was mich zuerst verwirrte, bis man sich daran gewöhnt. In den Szenen selbst ... am Strand... im Wasser ... dagegen wirkt die Beschreibung lyrischer.

Dieser Wechsel finde ich interessant und ich glaube, man darf Fitzgerald nicht zu sehr 'bearbeiten' um ihn angenehm lesbar zu machen, wie es im obigen Artikel über die Übersetzung von Orth-Guttmann gesagt wird (obwohl dort von dem Buch "Die Schönen und Verdammten" die Rede ist).

Jedenfalls ist die Rezension sehr hilfreich zum besseren Verständnis.
Ich habe ein gutes Gefühl für die Neuübersetzung von Lutz-W. Wolff.
Schöne Grüße, Maria
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Re: US-amerikanische Literatur

Beitragvon Petra » Mo 26. Mär 2012, 11:21

Hallo Maria,

wenn ein Übersetzer sich zu viele Freiheiten herausnimmt, finde ich es auch immer bedenklich. Zwar traue ich Renate Orth-Guttmann aufgrund des Artikels gute Übersetzungen zu, aber im Fall von "Zärtlich ist die Nacht" scheinst Du mit der Übersetzung von Lutz-W. Wolff eine originalgetreue Übersetzung gefunden zu haben. Es freut mich, dass Du damit zufrieden bist, und ich Dir mit dem Artikel über den Übersetzungsvergleich (wenn auch zu einem anderen Roman Fitzgeralds) ein wenig helfen konnte.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: US-amerikanische Literatur

Beitragvon Petra » Do 5. Apr 2012, 10:45

Hallo Maria,

ich lese ja gerade "Der große Gatsby". Da Du auch kürzlich etwas von F. Scott Fitzgerald gelesen hast, würde mich interessieren, wie Dir "Zärtlich ist die Nacht" abschließend gefallen hat. Welchen Eindruck hat das Buch auf Dich gemacht und wie hat es Dir gefallen?
Liebe Grüße,
Petra


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Re: US-amerikanische Literatur

Beitragvon JMaria » Do 5. Apr 2012, 11:05

Petra hat geschrieben:Hallo Maria,

ich lese ja gerade "Der große Gatsby". Da Du auch kürzlich etwas von F. Scott Fitzgerald gelesen hast, würde mich interessieren, wie Dir "Zärtlich ist die Nacht" abschließend gefallen hat. Welchen Eindruck hat das Buch auf Dich gemacht und wie hat es Dir gefallen?



Hallo Petra,

ich habe "Zärtlich ist die Nacht" bisher nur 'angelesen', 30 Seiten, aber sobald ich weiterlese berichte ich gerne. :-)

wechselt sich in "Der große Gatsby" auch der blumige Stil mit knappen Ortswechsel/Szenenwechsel ab, wie ich den Eindruck in "Zärtlich ist die Nacht" hatte?

Ich glaube, man muß sich erst reinlesen, das Tempo ist recht schnell. Oder täusche ich mich?

Ich bin auf deine Eindrücke gespannt.
Schöne Grüße, Maria
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Re: US-amerikanische Literatur

Beitragvon Petra » Do 5. Apr 2012, 12:12

Hallo Maria,

ah, gut zu wissen. Ich freue mich, dass Du dann berichten wirst, wenn Du weiterliest.

Der blumige Stil ist in "Der große Gatsby" ebenfalls vorhanden. Temporeich wirkt sein Stil nicht, eher gemächlich, schlendernd, unaufgeregt. Aber das liegt sicher auch an der geschilderten Gesellschaftsschicht in den 20er Jahren, deren Lebensstil man sicher mit dem Lais­ser-faire beschreiben könnte.

Abrupte Szenen- und Ortswechsel kommen nicht vor. Meist findet der Wechsel nur nach einem Kapitel statt, von denen es nicht so viele gibt (9 Kapitel auf 224 Seiten).

Trotz dass die Sprache eigentlich schlicht (wenn auch melodisch und manchmal blumig) ist, liest es sich für mich nicht so leicht und locker. Warum das so ist, kann ich noch nicht ergründen. Wie der Artikel, den ich letztens verlinkt hatte, machen manche Übersetzungen Fitzgerald anscheinend geschmeidiger, und es ist gewiss besser, wenn eine Übersetzung das nicht tut. Und vielleicht liegen hierin (in einer nicht glättenden Übersetzung) die Gründe für das etwas flatterhaft erscheinende in seinem Stil?

Edit: Meine Ausgabe folgt der Übersetzung von Bettina Abarbanell. Und ein Nachwort von Paul Ingendaay ist enthalten.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: US-amerikanische Literatur

Beitragvon JMaria » Do 5. Apr 2012, 13:52

Hallo Petra,

Petra hat geschrieben: Der blumige Stil ist in "Der große Gatsby" ebenfalls vorhanden. Temporeich wirkt sein Stil nicht, eher gemächlich, schlendernd, unaufgeregt. Aber das liegt sicher auch an der geschilderten Gesellschaftsschicht in den 20er Jahren, deren Lebensstil man sicher mit dem Lais­ser-faire beschreiben könnte.


danke für diese Info. In "Zärtlich ist die Nacht" scheinen die Menschen zwar auch gemächlich, den Tag auf sich zukommen lassend, aber auch eine gewisse Erlebnissucht, Aufgeregtheit, dass etwas passiert, das den Tag prägt, verspürt man darin. Dieser Wechsel meinte ich mit Tempo, aber es ist nicht der richtige Ausdruck.


liest es sich für mich nicht so leicht und locker. Warum das so ist, kann ich noch nicht ergründen



ja, so ging es mir auch und ich hoffe du kannst es noch ergründen.

Jedenfalls fand ich das Reinlesen zwar etwas erschwerend, aber interessant. Ich glaube schon, dass ich mit seinem Stil klarkomme.
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Re: US-amerikanische Literatur

Beitragvon Petra » Fr 6. Apr 2012, 15:58

Hallo Maria,

danke für diese Info. In "Zärtlich ist die Nacht" scheinen die Menschen zwar auch gemächlich, den Tag auf sich zukommen lassend, aber auch eine gewisse Erlebnissucht, Aufgeregtheit, dass etwas passiert, das den Tag prägt, verspürt man darin. Dieser Wechsel meinte ich mit Tempo, aber es ist nicht der richtige Ausdruck.


Vielleicht weil das Leben eigentlich so ereignislos und oberflächlich ist, gieren die Menschen nach Aufregung, Sensation. Das empfinde ich in "Der große Gatsby" ähnlich, auch wenn es da leise angedeutet ist. Aber es schwingt durchaus mit, und macht die Atmosphäre so glaubhaft.

JMaria hat geschrieben:Zitat:
liest es sich für mich nicht so leicht und locker. Warum das so ist, kann ich noch nicht ergründen



ja, so ging es mir auch und ich hoffe du kannst es noch ergründen.

Jedenfalls fand ich das Reinlesen zwar etwas erschwerend, aber interessant. Ich glaube schon, dass ich mit seinem Stil klarkomme.


Interessant dass es Dir auch so geht. Ich habe weiter in mich hineingehorcht, und komme dem vielleicht auf die Spur. Manche Sätze scheinen in ihrer Formulierung nicht ganz stimmig. Die Bilder bleiben dadurch manchmal nebulös. Einerseits wird Fitzgeralds Stil dadurch besonders, andererseits aber auch merkwürdig.

Ich gebe mal zwei Beispiele:

Mit ausgebreiteten Kotflügeln streuten wir Licht durch halb Astoria - nur halb, denn als wir uns zwischen den Pfeilern der Hochbahn hindurchschlängelten, hörte ich das charakteristische "Pfut-pfut-paff" eines Motorrads, und ein aufgebrachter Polizist holte uns ein. (Seite 88)

Das Sinnbild mit den ausgebreiteten Kotflügeln scheint mir nicht ganz stimmig. Es wird nicht so ganz klar, wie er das meint. Es ist ein wenig merkwürdig ausgedrückt.

Oder:

"Ein Toter in einem mit Blumen überhäuften Leichenwagen zog an uns vorbei, gefolgt von zwei Wagen mit heruntergezogenen Rouleaus und ein paar fröhlicheren Gefährten für die Freunde. Die Freunde schauten mit den traurigen Augen und schmalen Oberlippen Südosteuropas zu uns heraus, und ich war froh, daß ihr düsterer Feiertag nun den Anblick von Gatsbys funkelndem Wagen einschloß. (Seite 89)

Auch im Zusammenhang werden die Bilder nicht klarer. Denn beiden Szenen geht voraus, dass Nick (der Erzähler) und Gatsby im Auto sitzen. Die Straße scheint einsam und verlassen.

In der zweiten Szene findet sich sowohl einer der Sätze, bei denen mein Herz höher schlägt, als auch einer, der mich irritiert. Fitzgerald findet so besondere Worte für die Schilderung des vorbeiziehenden Leichenwagens, in dem er den Toten voranstellt (ein Toter zog an uns vorüber). Das gefällt mir sehr! Und dann folgt wieder ein für mich etwas unscharfes Bild, denn mir wird nicht klar, warum der düstere Feiertag (die Beerdigung) der Südosteuropäer den Anblick von Gatsbys funkelndem Wagen einschloss. Eigentlich ist es nicht der düstere Feiertag, sondern der düstere Leichenzug, der Gatsbys funkelnden Wagen einschloss.

Aber wie gesagt, er beschreibt einiges indirekter, und somit wird einiges undeutlicher und weniger glatt, da man beim lesen darüber nachdenkt, was an dem Satz oder Szene einem unstimmig erscheint, oder sich einem nicht direkt erschließt.

Dann folgen aber wieder einige Seiten, in denen der schlichte Stil die Oberhand hat. Insgesamt ist der Erzählstil nicht glatt. Und das ist wahrscheinlich auch damit gemeint, dass man Fitzgeralds Vorlage in der Übersetzung nicht zu sehr glätten sollte. Denn es würde ihm die Besonderheit nehmen.

Was meinst Du dazu, Maria? Findest Du darin auch Deine Gedanken zu den ersten Seiten von "Zärtlich ist die Nacht" wieder? Falls ja, würde uns das der Lösung näher bringen.
Liebe Grüße,
Petra


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