US-amerikanische Literatur

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Re: US-amerikanische Literatur

Beitragvon steffi » So 14. Aug 2011, 10:29

Petra hat geschrieben:Und siehe da, es sind Neuübersetzungen. Und die haben es in sich. Eike Schönfeld (auch Übersetzer Jonathan Franzens, Jeffrey Eugenidis und Salingers „Der Fänger im Roggen“ - Neuübersetzung) wurde damit 2009 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Übersetzung ausgezeichnet.


Oh, da hast du dann ja einen feinen Glücksgriff gemacht und es scheint, diese Neuübersetzung war überfällig.
Gruss von Steffi

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Re: US-amerikanische Literatur

Beitragvon Petra » So 14. Aug 2011, 15:04

Hallo Steffi,

ja, das scheint mir auch so, dass die Neuübersetzung längst fällig war. Ich freue mich nun noch mehr, dass ich mich für den Schuber entschieden habe. Zumal mir ein reinlesen in alle drei Romane bereits sehr gefallen hat. :-)
Liebe Grüße,
Petra


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Re: US-amerikanische Literatur

Beitragvon JMaria » Do 18. Aug 2011, 11:02

Hallo zusammen,

seit ein paar Tagen lese ich "Erinnerungen an die Zeit unter Ford" von John Updike. Bisher kenne ich nur seine Erzählungen, somit ist das mein erster Roman von ihm und die Wahl war nicht verkehrt.

Indem Updike Ereignisse aus zwei so verschiedenen Epochen in einen Roman verwebt, zeigt er uns, wie sehr der Verlust der Unschuld, der Liebe, der Ehre und der Tugend den Menschen und die Nation erniedrigt. Das Buch ist lebendiger und glaubwürdiger als alles, was die Historiker vom Fach zu bieten haben." - The Sunday Times, London.

Die Biographie eines höchst pflichtbewußten Puritaners und die intime Chronik eines ewig lüsternen College-Professors aus den unbeschwerten siebziger Jahren. Ein Roman des späten 20. Jahrhunderts wird gekreuzt mit einem aus der Zeit der industriellen Revolution ... Updike erzählt auch hier mit der ihm eigenen Meisterschaft." - Die Zeit.



Ich habe nun ca. die Hälfte des Buches hinter mir. Die Geschichte behandelt zwei Zeitebene, eigentlich drei, denn der Collegeprofessor soll sich an die Zeit unter dem Präsidenten Ford rückerinnern und niederschreiben, zugleich ist es ein Buch im Buch, denn dieser Collegeprofessor erzählt auch die Geschichte des Präsidenten James Buchanen, ein eher mittelmässiger Präsident nur für den Professor nicht.... ich liebe ihn sagt er bei einer Gelegenheit zu seiner Geliebten.

somit bewegen wir uns in den Zeiten:

James Buchanan: 1791 - 1868
15. Präsident von Amerika 1857 bis 1861 (vor Lincoln)

Gerald Ford, 38. Präsident 1973-74

der Roman beginnt mit Nixons Abdankung:

Ich erinnere mich, daß ich mit meinen verlassenen Kindern vor dem Fernseher saß, als Nixon zurücktrat.


Mit den Erinnerungen ist es sowieso eine spannende Angelegenheit; u.a. verklärt man auch gerne. Ich habe den Eindruck, dass, je weiter ich im Roman fortschreite, die Erinnerungen und die Epochen sich annähern, fließender werden. Dieses Spiel mit den Erinnerungen, davon lebt der Roman, ganz klasse.

Und ich bin überrascht, wie gut mir dieser Roman gefällt; stilistisch natürlich nichts zu bemängeln, aber auch der Humor ist so angenehm.

Auch den sprachlichen Spagat (wegen den zwei Epochen) bewältigt Updike gekonnt

ich freu mich aus weiterlesen. Das wird sicherlich nicht mein letzter Updike sein.

Gruß,
Maria
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Re: US-amerikanische Literatur

Beitragvon steffi » Do 18. Aug 2011, 15:21

Das hört sich ja sehr gut an, JMaria ! Es freut mich ganz besonders, dass dir das Buch gefällt :D
Gruss von Steffi

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Re: US-amerikanische Literatur

Beitragvon Petra » Do 18. Aug 2011, 15:27

Hallo Maria,

wie sehr mich freut, dass Du gerade Updike liest, und zudem noch so angetan bist, brauche ich wohl nicht extra zu sagen, oder? ;-)

Das Zitat aus Die Zeit macht mir schon wieder ganz große Lust auf Updike. Er scheint auch in „Erinnerungen an die Zeit unter Ford“ sein Können voll zu entfalten. Wie man die zwei zeitlichen Ebenen zu verstehen hat, hast Du sehr anschaulich vermittelt, Maria. Danke dafür. So kann ich mir das alles gleich viel besser vorstellen, und wüsste, was mich bei diesem Updike zu erwarten hat.

Auch schön, dass Du einen Satz aus dem Anfang (Nixons Rücktritt) hast einfließen lassen. Das macht es noch anschaulicher. Ja, das ist Updikes Stil.

Dass Updike das Spiel mit den Erinnerungen so gut beherrscht, ist toll. Ich verstehe was Du meinst.

Dass Dich Updike vom Stil her anspricht, hatte ich mir ja fast gedacht (man kann sich aber auch täuschen, denn er hat – zumindest im ersten Rabbit-Roman – einen sehr eigenen Stil). Aber dass Dir auch sein (nie alberner) Humor liegt, freut mich.

Dann werden wir uns künftig ja beide Updike noch häufiger widmen. Wie schön! :-)

Mich interessiert die :arrow: Biografie von Volker Hage sehr. Es wird bemängelt, dass sie doch recht kurz ausgefallen ist, und wenig über sein Leben, hingegen deutlich mehr über sein Werk aussagt. Das käme mir aber ganz gelegen, da ich nicht unbedingt einen umfassenden Wälzer über sein Leben bräuchte (ein paar Eckdaten zum besseren Verständnis reichen mir da wahrscheinlich), wohl aber gern umfassend über sein Werk informiert wäre. Vielleicht für mich geeignet. Ein bisschen schreckt mich noch ab, das auch das Werk stellenweise nicht so ausführlich behandelt wird, sondern es oftmals nicht weit über die Beschreibung des Romans (oder der Erzählungen) hinausgeht. Aber andere waren wieder sehr angetan. So werde ich das wohl demnächst mal riskieren.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: US-amerikanische Literatur

Beitragvon JMaria » Do 18. Aug 2011, 15:34

steffi hat geschrieben:Das hört sich ja sehr gut an, JMaria ! Es freut mich ganz besonders, dass dir das Buch gefällt :D




ja, wirklich :-)
John Updike spielt wunderbar mit dem Topos "des sich erinnerns". Natürlich gibt es auch eine etwas deftigere Sprache wenns zum Liebesakt kommt, aber da das drumherum so stimmig ist, stört es mich diesmal nicht.

z.b.
Alf sinniert über den Sommer 74 oder 75 als er mit seiner vollkommenen Nicht-Ehefrau NY besucht. Kino und Theaterveranstaltungen und Einkäufe bestimmen das Programm:

Das Schwül-Sinnliche, Rutschende, das diese Erinnerungen haben, läßt mich darüber nachdenken, ob sie sich tatsächlich auf den Sommer der großen Schiffe beziehen. Wenn ja, dann ist der Film, den wir in einer Großstadtlandschaft, geschmückt mit rotweißblau gestrichenen Feuerhydranten,, gesehen haben, nicht "Tommy" gewesen, sondern "Cousin, Cousin"..... und das Thema der Konferrenz, auf der ich mit Abwesenheit glänzte, lautete: "Die Früchte der Revolution: Aus Kolonien werden Konkurrenten, 1776 - 1976.

Erinnerungen können täuschen; eine Täuschung kann das ganze darauffolgende Erinnerungsbild verändern.

Ähnliches findet sich im ganzen Roman.

toll.

Gruß,
Maria
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Re: US-amerikanische Literatur

Beitragvon Petra » Fr 19. Aug 2011, 09:37

Hallo zusammen,

erstaunt habe ich gerade bemerkt, dass Bret Easton Ellis zusammen mit Donna Tartt (ich lese gerade „Die geheime Geschichte“) und Jonathan Lethem aufs College gegangen ist. Nähere Infos dazu in diesem :arrow: Thread.

Zu John Updike: Das Spiel Updikes mit den Erinnerungen und deren Unverlässlichkeit würde mir gewiss auch gefallen. Kürzlich fand ich das Thema auch in Murakamis „Gefährliche Geliebte“ so wunderbar behandelt.

Vielen Dank für das Zitat dazu, Maria. Updike kann einfach wunderbar formulieren, und Gedanken fabelhaft verdeutlichen. Hier verdeutlicht er so treffend, wie sehr Erinnerungen täuschen können. Und recht hast Du: Solch eine Täuschung kann das Erinnerungsbild gänzlich verändern.

Dass Du so eine Freude mit Updike hast, erfreut mich wirklich sehr! :-)
Liebe Grüße,
Petra


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Re: US-amerikanische Literatur

Beitragvon Didonia » Fr 19. Aug 2011, 10:40

Erinnerungen können täuschen, ob man sie sich auch einbilden kann?

Meine Mutter und ich haben zum Beispiel an gemeinsam Erlebtes ganz unterschiedliche Erinnerungen, an einige Sachen erinnert sie sich gar nicht, ich aber mit einer Heftigkeit, dass ich das Geschehene ganz klar vor Augen habe.
Manchmal bin ich schon ins Grübeln gekommen, ob ich mir einige meiner Erinnerungen einbilde.

Hoffe, das ist nicht zu offtopic.
Lesende Grüße, Anne

Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf
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Re: US-amerikanische Literatur

Beitragvon Petra » Fr 19. Aug 2011, 14:15

Hallo Didonia,

ich denke schon, dass man sich Erinnerungen auch einbilden kann. Genau darum geht es auch in Murakamis "Gefährliche Geliebte". Ich fand das ganz spannend gemacht.

Ich erlebe ähnliches wie Du mit meinem Bruder. Manchmal weichen unsere gemeinsamen Erinnerungen sehr stark, manchmal grundlegend, voneinander ab.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: US-amerikanische Literatur

Beitragvon JMaria » Mo 22. Aug 2011, 15:56

Petra hat geschrieben: Dass Updike das Spiel mit den Erinnerungen so gut beherrscht, ist toll. Ich verstehe was Du meinst.

Dass Dich Updike vom Stil her anspricht, hatte ich mir ja fast gedacht (man kann sich aber auch täuschen, denn er hat – zumindest im ersten Rabbit-Roman – einen sehr eigenen Stil). Aber dass Dir auch sein (nie alberner) Humor liegt, freut mich.


Hallo Petra,
hallo zusammen,

ich habe nur noch wenige Seiten vor mir, dann ist "Erinnerungen an die Zeit unter Ford" beendet. Ein Roman stilistisch auf hohen Niveau, vielleicht nicht so herausragend wie seine Rabbit-Romane (die ich ja nicht kenne, über die Petra ausführlich berichtete), doch unter dem Motiv der Erinnerung gesehen, ein sehr interessanter Roman. Allerdings erfordert er auch eine gewisse Ausdauer und eine Neugierde für die Geschichte der USA und der Gesellschaft in den 70er Jahren und vor dem Bürgerkrieg. Ist schon ein Meisterstück was uns Updike vorlegt.

und nebenbei erfährt der Leser wie die Republikanische Partei in der Geschichte der USA Einzug hielt.

Edit:
hier noch der letzte Satz, der bezeichnend ist für den gesamten Roman:

Je länger ich über die Zeit unter Ford nachdenke, desto mehr habe ich das Gefühl, daß ich mich an nichts erinnere.
Schöne Grüße, Maria
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