Widmungen und Zitate in Büchern

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Re: Widmungen und Zitate in Büchern

Beitragvon Petra » Fr 20. Mai 2011, 09:35

Hallo zusammen,

ein Zitat, das Stewart O'Nans "Abschied von Chautauqua" vorweg geht, hatte ich hier ja bereis schon benannt. Es war "Gestern Nacht träumte mir, ich sei wieder in Manderley." (Daphne du Maurier). Es hatte mich so ergriffen und für das Thema des Buches eingestimmt, dass ich das andere Zitat, das er ebenfalls seinem Roman vorweg gestellt hat, übersehen habe. Dabei stimmt es genauso auf das Thema ein, und drückt ebenfalls so viel Wahres aus.

Anders als Alles
womit er verglichen wird - der Sommermond. (Bashō)

Wie wunderbar gewählt. Denn so ist es mit allem, was uns so unvergleichlich schön erscheint: man kann es nicht genügend beschreiben. Alle Beschreibung, jeder Vergleich, wird der Wirklichkeit nicht gerecht.

Sehr schön übrigens auch Stewart O'Nans Widmung:

Für Dewey, unseren Rufus.

Schön, wie er seinem Hund damit so großen Respekt zollt.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Widmungen und Zitate in Büchern

Beitragvon JMaria » Do 9. Jun 2011, 10:18

Hallo zusammen,

im "Der große Regen" von Louis Bromfield gibt es folgendes Zitat zu beginn des Buches:

(..)
Zwei Männer saßen in einer Bar. Der eine fragte den andern:
"Sind Ihnen die Amerikaner sympathisch?"
"Nein", antwortete der zweite Mann mit Nachdruck.
"Sind Ihnen die Franzosen sympathisch?" wollte der erste wieder wissen.

"Nein", entgegnete der andere mit gleicher Entschiedenheit.
"Die Engländer?"
"Nein."
"Die Russen?"
"Nein."
"Die Deutschen?"
"Nein."

Eine Pause trat ein, der erste Mann hob sein Glas an den Mund und fragte schließlich:
"Wer ist Ihnen denn sympathisch?"
"Meine Freunde", kam ohne Zögern die Antwort.

Diese Anekdote verdankt der Autor seinem Freunde Erich Maria Remarque


Eine schöne Antwort. :-)

Liebe Grüße
Maria
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Re: Widmungen und Zitate in Büchern

Beitragvon Britti » Do 9. Jun 2011, 11:08

Hallo zusammen,

das sind ja nette Einführungen.
Der eine widmet das Buch seinem Hund :lol:
und der andere schreibt gleich eine Kurzgeschichte :lol:
aber beides sehr schön!
Danke fürs teilhaben lassen.
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Re: Widmungen und Zitate in Büchern

Beitragvon Petra » Do 9. Jun 2011, 16:12

Hallo Maria,

wirklich ein wunderbares Zitat und eine wunderbare Antwort! Danke für Deine Mühe, es hier zu posten. :)
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Widmungen und Zitate in Büchern

Beitragvon Didonia » Di 28. Jun 2011, 14:02

Hallo miteinander :)

2001 erschien von Carola Stern (von der ich gerne noch viel mehr Bücher lesen möchte) das Buch "Doppelleben".

Klappentext
Wie soll es gelingen, ausgerechnet mein Leben mit seinen Fluchtbewegungen und Brüchen in wechselvollen Zeiten als schöne, stimmige Einheit zu begreifen? In mehrfacher Bedeutung des Begriffs bleibt es ein Doppelleben.


So ziemlich die letzten Sätze in diesem Buch sprechen mir voll aus der Seele:

"Doch schmerzt es mich, angesichts wachsender sozialer Ungerechtigkeit am Ende meines Lebens dazustehen ohne Antworten, ohne Perspektive, wie eine menschenwürdige Gesellschaft für alle erreicht werden kann. Es ängstigen mich Eigennutz und Habgier, die Unbarmherzigkeit von Unternehmern, die Resignation Betroffener, ihr Murren, das sich kaum noch in Empörung äußert, ein neuer Rechtsradikalismus und die Gleichgültigkeit, mit der er hingenommen wird. Ich bin einer jener "Gutmenschen" geworden, einer jener törichten Alten, die den Verlust von Werten, von Zivilcourage und Solidarität beklagen und von den Jungen oft belächelt werden. Das kann ich ertragen. Aber den Wandel des Zeitgeistes - ja, den würde ich noch gern erleben."
Lesende Grüße, Anne

Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf
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Re: Widmungen und Zitate in Büchern

Beitragvon Petra » Di 28. Jun 2011, 17:25

Hallo Didonia,

schön, dass Du auf diesem Weg auf die Autorin aufmerksam machst. Mich spricht das an. Sowohl der Klappentext, als auch die Gedanken aus dem Zitat, das Du hier eingestellt hast. Stimmt nachdenklich und macht neugierig.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Widmungen und Zitate in Büchern

Beitragvon Josie » Di 5. Jul 2011, 14:15

Hallo zusammen,

mich hat ein Zitat aus Haruki Murakamis "Nach dem Beben" sehr berührt.

Radio: "... hatte die Truppe nach einem Überfall des Vietcong erhebliche Verluste zu verzeichnen. Anderen Berichten zufolge hat der Feind selbst bei diesem Unternehmen 115 Mann verloren."
Frau: "Entsetzlich ist das, nicht? So anonym."
Mann: "Wieso?"
Frau: "Man spricht von 115 toten Partisanen und geht zur nächsten Meldung über. Dabei war doch jeder einzelne von ihnen ein Mensch. Wir wissen nichts von ihm. Ob sie ihre Frau geliebt haben, ob sie Kinder hatten, ob sie lieber ins Kino gegangen sind oder ins Theater. Gar nichts weiß man. Man sagt einfach: 115 Tote."

Jean-Luc Godard
Pierrot Le Fou (dt. Elf Uhr nachts), I/F 1965


Dieser kurze Wortwechsel ging mir unter die Haut, weil es das ausdrückt, worüber ich mir schon so oft Gedanken gemacht habe und immer wieder mache. Zum einen aufgrund eines persönlichen Erlebnisses, was den Tod meines Onkels betroffen hat. Eben diese kleine Nachricht im Radio, in der Zeitung, im Fernsehen, für die Allgemeinheit eine Info, die man oftmals, gerade im Kleinen, in Einzelfällen, wenn überhaupt zur Kenntnis nimmt (wie eben der Mann in diesem Wortwechsel, der sich hierüber gar keine Gedanken macht); die jedoch für die Angehörigen eine solch unfassbare Tragweite und Auswirkungen auf das zukünfitge Leben hat, alles für immer verändert...

Zum anderen in der Tat diese Anonymität der Opfer von Katastrophen, eben wie in diesem Buch Erdbeben und Terrorakte. Es ist gut so, dass vieles anonym bleibt und man dadurch die nötige Distanz wahren kann, dennoch hat mich das Filmzitat, das Murakami benutzt und das so gut zur Thematik seines Buches passt, traurig und mal wieder nachdenklich gestimmt.
Liebe Grüße
Claudia


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Re: Widmungen und Zitate in Büchern

Beitragvon Petra » Di 5. Jul 2011, 14:32

Hallo Josie,

vielen Dank für das Zitat und Deine Gedanken dazu.

Erschreckend richtig. Die Nachricht von Opfern eines Unglücks, einer Katastrophe oder gar eines Krieges sind so anonym und nichtssagend. Beim lesen/hören solcher Nachrichten empfinden wir nur ein sehr oberflächliches Mitgefühl. Sicher weil es so anonym bleibt. Wie Du schon sagst, einerseits ist das gut. Denn sonst würde uns jedes Leid der Welt allzu sehr mitnehmen. Aber zu viel Anonymität ist auch traurig. Was dem Einzelnen eine Welt bedeutet, ist für den anderen nur eine kleine Geschichte am Rande.

Leider bleiben wir aber auch so distanziert bei Dingen, gegen die man was unternehmen könnte und müsste. Ungerechtigkeiten, Hungersnöte etc.. Das stimmt nachdenklich.

Deine persönliche Geschichte (diese kleine Notiz über Deinen Onkel – für Außenstehende nicht mehr als das, für Euch jedoch eine ganz persönliche Tragödie) unterstreicht das sehr. Ich danke Dir für diese nachdenklich stimmenden Gedanken und das wirklich unter die Haut gehende Zitat, dessen sich Murakami bedient.

PS: Dir gute Besserung :) – wie ich in einem anderen Thread las, bist Du krank.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Widmungen und Zitate in Büchern

Beitragvon JMaria » Di 5. Jul 2011, 17:04

Hallo Josie,

ein Zitat, das wirklich berührt und sehr nachdenklich macht. Danke fürs Mitteilen.

Ich finde es immer ganz wichtig, wenn traurige Gefühle auftauchen, diese anzuschauen. Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll. Es ist als ob ich einen Schritt zurücktrete und die Traurigkeit, die Trauer, das Gefühl betrachte und das Gefühl zulasse. Ich habe festgestellt, dass es mich viel mehr belastet, wenn ich es verdränge. So, bin ich auch in einer Form dankbar, wenn mich ein Buchzitat, durchaus nachdenklich und traurig stimmt oder mich an meine Trauer erinnert. Denn Trauer ist ganz arg wichtig, wie auch das Glücklichsein und so seltsam wie es klingt, manchmal bringt mich die Trauer dem verlorenen Menschen wieder näher, man erinnert sich, nach geraumer Zeit, an die schönen Dinge, die man mit ihm erlebt hat.

und manchmal kann mich ein Zitat auch zum Weinen bringen. Aber das ist gut.

Gute Besserung auch von mir, Josie.

Beim Weltgeschehen und was der Mensch anderen Lebewesen antut, muß ich allerdings auch Abstand nehmen, sonst würde ich wohl nicht mehr schlafen können. Ich habe sowieso Albträume, wenn ich mißhandelte Menschen, Kinder, Tiere sehe. Ich verarbeite immer alles in Träumen. Somit ist Abstand auch eine gewisse Schutzmaßnahme, insbesondere wenn ich sie persönlich nicht verbessern kann.

Murakami haben wir in letzter Zeit mit sehr schönen Sätzen und Zitaten gehabt. Bewundernswert, wie er mit Worten arbeitet.


Liebe Grüße
Maria
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Re: Widmungen und Zitate in Büchern

Beitragvon Petra » Do 7. Jul 2011, 10:44

Hallo zusammen,

Maria, ich verstehe was Du meinst. Und ich finde es auch sehr wichtig, dass man die Trauer an sich heran lässt. Sie nicht Überhand nehmen lässt (wenn es einem denn irgendwie möglich ist), aber sie auch nicht verdrängt. Sondern sie sich bewusst betrachtet und sie bewusst in sich aufnimmt und wirken lässt. Das ist zum verarbeiten, denke ich, sehr wichtig.

In meinem aktuellen Buch („Zusammenstöße“ von Yael Hedaya) gibt es auch einen treffenden Gedanken zum Thema Trauer. Die Mutter von Dana kam vor Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Und jetzt, nachdem sie Jahre Zeit zum trauern hatte, stellt sich folgendes ein:

… und der vertraute Schmerz, den die stetig nagende Sehnsucht in ihr, Dana, auslöste, wurde allmählich vom Schmerz über die nach und nach schwindende Sehnsucht überdeckt.

Das ist so zutreffend. Man sehnt sich nach dem geliebten verstorbenen Menschen. Und irgendwann verliert sich dieser Schmerz, diese Sehnsucht. Und man empfindet über das Schwinden dieser Sehnsucht einen Schmerz, weil der geliebte verstorbene Mensch in immer weitere Ferne rückt. Ich fand das so nachvollziehbar.
Liebe Grüße,
Petra


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