Auch der Erzählstil unterliegt scheinbar einer Mode

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Re: Auch der Erzählstil unterliegt scheinbar einer Mode

Beitragvon Rachel » Mi 8. Okt 2008, 18:08

Danke Arno,

genau das habe ich mir auch gedacht.
Liebe Grüße,
Rachel

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Re: Auch der Erzählstil unterliegt scheinbar einer Mode

Beitragvon Britti » Do 9. Okt 2008, 11:53

Hallo zusammen.

Liebe Christine ich habe fast den Eindruck du merkst garnicht das du hier arg unsensibel einigen vor den Kopf stößt.
Vielleicht willst du nur provozieren aber irgendwann muss auch mal gut sein.

Du ziehst Binchen und somit ja auch mich ja schon lange damit auf das wir irgendwie auf alte Männer stehen und machst dich gern darüber lustig. Langsam finde ich das ganze aber nicht mehr lustig weil ich schließlich mit einem, in deinen Augen "alten Mann" verheiratet bin. Das du mit solchen Äußerungen verletzt geht dir glaube ich nicht auf, oder?
Wir sind zwar hier beim Thema "alte Autoren" aber wir alle kennen ja mittlerweile deine Spitzen.

Außerdem hättest du dir deine Meinung über das Thema Vertriebene wirklich sparen sollen.
Es gibt auch hier tatsächlich Menschen die du damit persönlich verletzt.
Mal ganz davon ab das ich Arno und Rachel beipflichten muss.
Vielleicht überlegst du vor deinem nächsten posting, egal zu welchem Thema, einfach mal was du da so schreibst.
Britti
 
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Re: Auch der Erzählstil unterliegt scheinbar einer Mode

Beitragvon Petra » Do 9. Okt 2008, 12:30

Hallo Ihr Lieben,

ich habe länger überlegt, ob ich darauf noch irgendwas schreiben soll oder nicht. Doch möchte ich das. Insbesondere, da ich eben in der Mittagspause etwas gehört habe (im Hörbuch „Die souveräne Leserin“, das Christine und einige andere hier kürzlich ebenfalls gelesen oder gehört haben). Da wird ja das Lesen, Literatur, Ihr Sinn und Zweck und das was Literatur leisten kann in einer herrlich nette Geschichte gepackt (die Queen als Leserin – diese Leserin könnte aber auch jeder andere Mensch sein). Und in dieser Geschichte mag sie Henry James nicht so gern. Und sie liest gerade was von Henry James und empört sich zwischendurch laut und sagt etwas in der Art wie: „Jetzt aber mal los!“ Das Dienstmädchen, das sich im Zimmer befindet, fühlt sich angesprochen und zieht mit ihrem Wägelchen los (ich glaube Tee holen). Die Queen meinte sie gar nicht... sondern Henry James. Eine Passage später geht es um Mitgefühl anderen Menschen gegenüber. Die Queen entdeckt an sich, dass sich ihre Fähigkeit sich in andere Menschen hineinzufühlen verstärkt hat und kommt auf den Gedanken, dass es durch die Bücher, durch das Lesen gekommen sein könnte.

Und das ist etwas, was ich persönlich an Literatur sehr schätze: Man muss die Meinung des Autors nicht übernehmen. Es reicht schon, wenn er einen anderen Blickwinkel, eine andere Sichtweise aufzeigen kann. Beweggründe, persönliche Motive, die den ein oder anderen Menschen zu diesem oder jenem veranlassen.

Da fiel mir die Diskussion hier ein. Ein Autor kann einem eine Sichtweise darstellen und einen lehren mitzufühlen. Wenn man die älteren – wie Lenz – die sich mit der Nachkriegszeit und/oder Flüchtlingen auseinander setzen liest, kann man gewiss darüber andere Sichtweisen kennen lernen. Sich in andere hineinfühlen. Dafür ist es gut, wenn man Menschen zuhört. Besonders wenn er älter ist, Lebenserfahrung hat oder einfach etwas miterlebt hat, was wichtig für das Verstehen unseres Hier und Jetzt ist. Es muss ja nicht unbedingt Lenz sein. Aber einfach mal zuhören (lesen) und sich versuchen hineinzuversetzen, kann helfen.

Warum ich das schreibe? Hm. Das soll sich jeder selbst denken.

Noch etwas: Maria, nicht nur Du hast in der Familie persönlichen Bezug zum Thema Flüchtlinge. Meinen Großvater väterlicherseits habe ich leider nie kennen gelernt. Obwohl mein Vater ihm wie aus dem Gesicht geschnitten ist (wir haben 1 Foto – zum Glück wenigstens dies eine), kann ich nicht einschätzen, was er in unsere Familie (Gene) gebracht hat. Denn ich habe ihn nicht kennen gelernt. Er wurde von den Russen vor den Augen meines damals 4-jährigen Vaters seiner Familie entrissen. Er kam nie zurück. In den 80er Jahren kam ein Brief einer Frau. Sie war mit meinem Großvater im Ural im Lager. Als er merkte, dass er es nicht mehr schafft, hat er ihr seine Essensration gegeben, damit sie wenigstens bei Kräften bleibt. Er ist dort gestorben. Wissen wir durch den Brief dieser Frau seit den 80er Jahren endlich mit Gewissheit! Entwurzelt zu sein und neu Fuß fassen zu müssen ist meiner Großmutter nicht leicht gefallen. Sie war ein – so kannte ich sie nur – verbitterter Mensch. Ich glaube ich weiß durch den Hintergrund ein bisschen wieso. Es macht auch nicht wirklich was gut, wenn man dann eine finanzielle Starthilfe bekommt. Die Heimat musste man verlassen und noch viel schlimmer, sicher grausames ertragen, gekrönt dadurch, dass der Ehemann (und Vater ihrer beiden Söhne) entrissen wurde. Mit der Ungewissheit leben, ob er je zurückkommen wird und was mit ihm geschehen ist. Und die Kinder alleine großziehen. Da kann man wenigstens eine Finanzspritze auch wahrlich gut gebrauchen! Um sich ein Bild über solche Schicksale zu machen, muss man – auch oder besonders – älteren Menschen zuhören, die das alles erlebt haben. Um es ein kleines bisschen zu verstehen. Was gewesen ist. Warum die Menschen und Familie so geworden sind, wie sie sind. Und sicher kann man für die Zukunft daraus was lernen.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Auch der Erzählstil unterliegt scheinbar einer Mode

Beitragvon Binchen » Do 9. Okt 2008, 13:00

Petra schrieb:
Und sicher kann man für die Zukunft daraus was lernen.


Aber sicher kann man aus vielen Erlebnisberichten etwas lernen, man muss nur zwei Dinge - Zuhören wollen und dabei den anderen wichtig nehmen, daraus ergeben sich oft interessante Erkenntnisse.

An Arno und Rachel möchte ich auch einen dicken Schmatz loswerden, weil sie auf den Punkt brachten, was ich mich nicht zu schreiben traute.
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Re: Auch der Erzählstil unterliegt scheinbar einer Mode

Beitragvon Britti » Do 9. Okt 2008, 13:03

Binchen hat geschrieben:Zuhören wollen und dabei den anderen wichtig nehmen


Ja Binchen, das hat etwas mit Respekt seinen Mitmenschen gegenüber zu tun.

@ Petra: Bei der souveränen Leserin bin ich genau wie du über so einige Passagen gestolpert die es sehr schön auf den Punkt bringen.
Schön fand ich auch: Vor dem Buch sind alle gleich :D
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