Literaturnobelpreisträger 2008: Jean-Marie Gustave Le Clézio

Plattform zum Austausch über Bücher und Themen rund ums Buch.
Forumsregeln
Kommerzielle Einträge werden ohne Kommentar gelöscht!

Re: Literaturnobelpreisträger 2008: Jean-Marie Gustave Le Clézio

Beitragvon JMaria » Mi 22. Okt 2008, 19:55

Rachel hat geschrieben:Hallo Maria,

Da trifft es sich doch gut, dass ich gerade entdeckt habe, dass es von Le Clézio gerade "Revolutionen und "Fisch aus Gold" bei Jokers gibt. Ich glaube, da kann ich nicht lange widerstehen. :)


und schon ausverkauft.
LG
Maria
Schöne Grüße, Maria
Aktuell:

Virginia Woolf: Flush

Jahresprojekt: Günter Grass + Franz Kafka
Harro Zimmermann: Günter Grass. Biographie
Franz Kafka: Briefe an Felice Bauer


Sie schaffen eine Wüste und nennen das Frieden ( Tacitus )
Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen (Johann Wolfgang v. Goethe)
Das Leben und dazu eine Katze, das ergibt eine unglaubliche Summe (Rainer Maria Rilke)
JMaria
Moderator
 
Beiträge: 16257
Registriert: Mo 31. Mär 2008, 11:07

Re: Literaturnobelpreisträger 2008: Jean-Marie Gustave Le Clézio

Beitragvon JMaria » Do 20. Nov 2008, 11:28

Hallo Rachel,

Rachel hat geschrieben: ganz besonders gespannt bin ich .... auf deine Meinung zu "Der Goldsucher". Über das Buch habe ich inzwischen schon viel Gutes gelesen und es steht ganz oben auf meiner Kauf-Liste.


ich habe bewußt den "Goldsucher" gewählt, da es im Vergleich zu den anderen Büchern, mir etwas leichter vom Thema her erschien. Ein Entwicklungsroman der auch als Abenteuerroman durchgeht.

Ich habe die Hälfte des Buches gelesen. Was mir besonders gut gefällt ist der Aufbau der Geschichte. Es erzählt der Junge Alexis, der um die Jahrhundertwende auf Mauritius aufwächst und ihm erscheint die Insel wie das Paradies. Die Sicht des Jungen wird konsequent beibehalten. Man merkt das an Begebenheiten, wenn z.B. wenn er die Krankheit seiner Mutter beschreibt, dann fällt kein Name der Krankheit, sondern nur was er vom Arzt hört, dass die Mutter keinen weiteren Fieberanfall haben darf. Der Leser kann sich dann ausmalen, dass es vermutlich Malaria ist. Ein anderes Beispiel, das Kind lutscht heiße Zuckerstücke, die aus den überkochenden Bottichen der Raffinerie fällt und ihm wird ganz schwindlig und schlecht. Auch hier kann sich der Leser denken, dass er betrunken ist *g*.

Später ändert sich der Ton, der Junge wird erwachsener, er kann seine Träume über das Meer und die Abenteuer, die er erleben möchte, benennen.

Doch das Paradies hat seine Tücken und die unheilvolle Stimmung, die sich mit Naturgewalt paart, steuert auf eine Vertreibung aus dem Paradies hin. Ich fand die Stimmung gelungen eingefangen.

Und erst als das Leben nicht mehr so rosig ist, erfährt der Leser den Nachnamen des Jungen, der nun ein junger Mann ist; Alexis L'Etang. Ein Nachname der bezeichnend ist, da es auch mal einen Piraten gab, der so hieß.

Tief in dem jungen Mann sind die Geschichten von einem verstecken Piratenschatz vergraben, die sein Vater ihm erzählt hat. Sein Ziel ist es, anhand der Unterlagen, die er erbte, den Schatz zu suchen (um wieder ins Paradies zurück zufinden?)

Das Meer und die Gestirne des Himmels spielen eine große Rolle und die Beschreibungen verfeinern die Sprache. Wunderbar zu lesen.

Im Moment segelt der Protagonist auf dem Schiff "Zeta" und der Leser erfährt in dieser Phase die Gedanken und Gefühle des Protagonisten.

bisher kann ich mich nur positiv über das Buch äußern. :-)

Liebe Grüße
Maria
Schöne Grüße, Maria
Aktuell:

Virginia Woolf: Flush

Jahresprojekt: Günter Grass + Franz Kafka
Harro Zimmermann: Günter Grass. Biographie
Franz Kafka: Briefe an Felice Bauer


Sie schaffen eine Wüste und nennen das Frieden ( Tacitus )
Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen (Johann Wolfgang v. Goethe)
Das Leben und dazu eine Katze, das ergibt eine unglaubliche Summe (Rainer Maria Rilke)
JMaria
Moderator
 
Beiträge: 16257
Registriert: Mo 31. Mär 2008, 11:07

Re: Literaturnobelpreisträger 2008: Jean-Marie Gustave Le Clézio

Beitragvon Petra » Do 20. Nov 2008, 11:35

Hallo Maria,

das ist ja praktisch, dass Du gerade "Der Goldsucher" liest! Soeben habe ich dazu im Thread "SUB-Gerangel" geschrieben, wie neugierig mich Rachel mit genau dem von Dir hier zitierten Satz gemacht hat!

Vielen Dank für Deine Lese-Eindrücke! Ich habe sehr gespannt gelauscht und das hört sich sehr schön und lesenswert an. Wenn ich auch glaube, dass ich erst mal in einer Buchhandlung reinlesen möchte, um zu schauen ob es mich zu Anfang direkt genügend fesselt.

Ich lausche Dir weiter gebannt bei Deinen Lese-Eindrücken.
Liebe Grüße,
Petra


Ich lese gerade: :lesen:
Percival Everett - James (HC)
Benjamin Stevenson - Die mörderischen Cunninghams. Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen (ebook)

Ich höre gerade: :kopfhoerer:
-

Buecher4um
Hoerbuecher4um
Seifen4um
Petras SeifenKUNST
Benutzeravatar
Petra
Administrator
 
Beiträge: 14297
Registriert: Do 27. Mär 2008, 13:34

Re: Literaturnobelpreisträger 2008: Jean-Marie Gustave Le Clézio

Beitragvon Rachel » Do 20. Nov 2008, 14:11

Hallo Maria,

vielen Dank für deine Leseeindrücke, ich habe sie mit großem Interesse gelesen.

Was Du schreibst, macht mir richtig Lust auf das Buch: Ich mag Entwicklungsromane, ich mag Abenteuerromane, ich mag Romane, die aus Sicht eines Kindes geschrieben sind, zumal wenn es so gut gemacht ist, wie Du es hier beschreibst. Und für eine schöne Sprache bin ich auch immer zu haben.

Klingt ganz so, als müsste ich mir das Buch demnächst kaufen. :mrgreen: Vielen Dank fürs neugierig machen.
Liebe Grüße,
Rachel

Aktuelles Buch: Ian Rankin: The Hanging Garden
Neil MacGregor: A History of the World in 100 Objects
Aktuelles Hörbuch: C. W. Ceram: Götter, Gräber und Gelehrte
Rachel
 
Beiträge: 1753
Registriert: So 6. Apr 2008, 11:15

Re: Literaturnobelpreisträger 2008: Jean-Marie Gustave Le Clézio

Beitragvon steffi » Do 20. Nov 2008, 16:56

Hallo Maria,

ui, das klingt gut ! Ich weiß leider nicht mehr, in welches Buch ich reingelesen habe. So wie du es beschreibst, könnte ich mir vorstellen, dass er sein Thema mehr über die Handlung und nicht über den Stil voranbringt ? Da ist natürlich eine Seite mittendrin nicht sehr aussagekräftig.
Gruss von Steffi

:lesen:
Wolfgang Reinhard - Die Unterwerfung der Welt ( Langzeitprojekt)
Benutzeravatar
steffi
 
Beiträge: 5099
Registriert: Mi 2. Apr 2008, 12:56

Re: Literaturnobelpreisträger 2008: Jean-Marie Gustave Le Clézio

Beitragvon Petra » Fr 21. Nov 2008, 09:27

Hallo Rachel,

an Dich dachte ich auch, als ich Marias Leseeindrücke las. Wegem allem, aber speziell weil es (zudem anscheinend noch sehr konsequent und gekonnt) aus Kindersicht erzählt ist. Du sagtest letztens an anderer Stelle mal, dass Dir so etwas sehr liegt.

Und bei einem Punkt fühlte ich mich selber auch sehr angesprochen: Entwicklungsroman - die mag ich nämlich auch sehr!

Ich werde reinlesen. Zumal Steffi ja in ein Buch von Le Clézio hineingelesen hatte und er ihr nicht so lag. Deshalb versuche ich einen Blind-Kauf zu vermeiden.
Liebe Grüße,
Petra


Ich lese gerade: :lesen:
Percival Everett - James (HC)
Benjamin Stevenson - Die mörderischen Cunninghams. Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen (ebook)

Ich höre gerade: :kopfhoerer:
-

Buecher4um
Hoerbuecher4um
Seifen4um
Petras SeifenKUNST
Benutzeravatar
Petra
Administrator
 
Beiträge: 14297
Registriert: Do 27. Mär 2008, 13:34

Re: Literaturnobelpreisträger 2008: Jean-Marie Gustave Le Clézio

Beitragvon JMaria » Fr 21. Nov 2008, 11:26

steffi hat geschrieben:Hallo Maria,

ui, das klingt gut ! Ich weiß leider nicht mehr, in welches Buch ich reingelesen habe. So wie du es beschreibst, könnte ich mir vorstellen, dass er sein Thema mehr über die Handlung und nicht über den Stil voranbringt ? Da ist natürlich eine Seite mittendrin nicht sehr aussagekräftig.


Hallo Steffi,
hallo zusammen,

Die Entwicklung des Kindes zum Mann ist in dem Roman natürlich vorrangig und somit treibt die Handlung die Geschichte voran. Doch es ist auch alles bisher sehr ruhig beschrieben. Man könnte sogar sagen poetisch, bilderreich. Man könnte meinen, dass ein Orkan das prosaische im Leben hervorhebt, doch selbst dieses Unglück ist so .... wie soll ich sagen .... so hingenommen und darin wird dennoch das Schöne der Naturgewalt sichtbar. Somit ist sein Stil auch sehr ausschlaggebend für die Geschichte. Bis jetzt fügt sich alles zusammen.

Ich frage mich natürlich, wie die Entwicklung des Protagonisten weitergeht und wie es endet.

Schöne Grüße
Maria
Schöne Grüße, Maria
Aktuell:

Virginia Woolf: Flush

Jahresprojekt: Günter Grass + Franz Kafka
Harro Zimmermann: Günter Grass. Biographie
Franz Kafka: Briefe an Felice Bauer


Sie schaffen eine Wüste und nennen das Frieden ( Tacitus )
Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen (Johann Wolfgang v. Goethe)
Das Leben und dazu eine Katze, das ergibt eine unglaubliche Summe (Rainer Maria Rilke)
JMaria
Moderator
 
Beiträge: 16257
Registriert: Mo 31. Mär 2008, 11:07

Re: Literaturnobelpreisträger 2008: Jean-Marie Gustave Le Clézio

Beitragvon JMaria » Mo 24. Nov 2008, 11:25

Hallo zusammen,

ein weiterer Zwischenbericht zum Buch "Der Goldsucher". Am Wochenende bin ich ein gutes Stück weitergekommen, denn es liest sich sehr gut und die Geschichte führt einen. Der Leser möchte wissen, wie sich Alexis weiterentwickelt und ob er findet was er sucht.

Alexis hat auf der Insel des Piraten nach dem Versteck des Schatzes gesucht. Er ist ein "Jason" auf der Suche nach dem Goldenen Vlies, doch die Höhlen, die Verstecke die er findet sind bereits geleert. Sein "schnelles Schiff, die Argo", sinnbildlich gemeint, schleppt ihn jedoch nun nach Europa, nach Frankreich und Belgien.

In einem Moment der Leere in sich, meldet er sich als Freiwilliger aus den Kolonien und zieht in den Krieg nach Europa. Es ist 1915 und der 1. Weltkrieg ist im vollen Gange.

Ich kauere mich in mein Zelt unter meinem Baum und bewege mich nicht, ich fühle die Kälte, die Einsamkeit. Ich denke an den Lärm der Zerstörung, der mit jedem Tag wächst, der dröhnt wie Donnergrollen, dieser Lärm, der jetzt über der ganzen Erde ist und den niemand überhören kann. In dieser Nacht habe ich beschlossen, in den Krieg zu ziehen.

Ich bin im letzten Drittel des Romans und es gefällt mir immer noch sehr gut.

Schöne Grüße
Maria
Schöne Grüße, Maria
Aktuell:

Virginia Woolf: Flush

Jahresprojekt: Günter Grass + Franz Kafka
Harro Zimmermann: Günter Grass. Biographie
Franz Kafka: Briefe an Felice Bauer


Sie schaffen eine Wüste und nennen das Frieden ( Tacitus )
Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen (Johann Wolfgang v. Goethe)
Das Leben und dazu eine Katze, das ergibt eine unglaubliche Summe (Rainer Maria Rilke)
JMaria
Moderator
 
Beiträge: 16257
Registriert: Mo 31. Mär 2008, 11:07

Re: Literaturnobelpreisträger 2008: Jean-Marie Gustave Le Clézio

Beitragvon JMaria » Do 27. Nov 2008, 21:40

Hallo zusammen,

abschließend kann ich den Roman sehr empfehlen. Meiner Meinung nach eignet sich "Der Goldsucher" hervorragend als Einstieg. Ich befürchtete, dass das Erwachsenwerden des Jungen im Laufe der Zeit ins Klischeehafte abtriftet, doch meine Befürchtungen bewahrheiteten sich zum Glück nicht. Auch den Krieg beschreibt er in einer nüchternen Art eindringlich. Der Autor beschreibt eine Idylle der Natur ohne die Gefahren zu beschönigen, genauso beschreibt er das Leben. Es gibt Paradise an den verschiedensten Orten, doch der Mensch kann auch alles zerstören. Diese Kontraste haben mich am meisten beeindruckt und zum Nachdenken gebracht. Ebenso der Schluss der Geschichte .... vielleicht liest ja noch jemand den Roman, dann könnten wir uns noch ein bißchen darüber unterhalten.

Ich weiß nicht welche Romane Sigrid Löffler meinte, als sie Le Clézios Romane “Monotonie und Langweiligkeit” bescheinigte. "Der Goldsucher" gehört mit Sicherheit nicht dazu!

Viele Grüße
Maria
Schöne Grüße, Maria
Aktuell:

Virginia Woolf: Flush

Jahresprojekt: Günter Grass + Franz Kafka
Harro Zimmermann: Günter Grass. Biographie
Franz Kafka: Briefe an Felice Bauer


Sie schaffen eine Wüste und nennen das Frieden ( Tacitus )
Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen (Johann Wolfgang v. Goethe)
Das Leben und dazu eine Katze, das ergibt eine unglaubliche Summe (Rainer Maria Rilke)
JMaria
Moderator
 
Beiträge: 16257
Registriert: Mo 31. Mär 2008, 11:07

Re: Literaturnobelpreisträger 2008: Jean-Marie Gustave Le Clézio

Beitragvon Rachel » Fr 28. Nov 2008, 13:39

Hallo Maria,

vielen Dank für deine abschließende Meinung. Schön, dass "Der Goldsucher" bis zum Ende gehalten hat, was der Anfang versprochen hat. Das klingt tatsächlich nach einem Buch, das ich unbedingt brauche. :)

Hast Du in nächster Zeit vor, noch andere Romane von Le Clézio zu lesen?
Liebe Grüße,
Rachel

Aktuelles Buch: Ian Rankin: The Hanging Garden
Neil MacGregor: A History of the World in 100 Objects
Aktuelles Hörbuch: C. W. Ceram: Götter, Gräber und Gelehrte
Rachel
 
Beiträge: 1753
Registriert: So 6. Apr 2008, 11:15

VorherigeNächste

Zurück zu Diskussionsforum

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 6 Gäste