Türkische Literatur

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Re: Türkische Literatur

Beitragvon Petra » Do 30. Okt 2008, 17:44

Au fein Britti, Dankeschön! (Dann lassen wir Ayhan demnächst auch mal was türkisches für uns kochen! :mrgreen: )

Habe eben zu Deinem türkischen Wort in meiner Antwort an Dich auch noch was ergänzt. :-)
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Türkische Literatur

Beitragvon Britti » Do 30. Okt 2008, 17:49

Petra hat geschrieben:Du bist echt gut! Und erinnerst mich daran, dass ich lernen muss! Denn sowas sollte ich irgendwann mal WISSEN und nicht nur VERMUTEN


Dazu habe ich übrigens auch noch etwas interessantes entdeckt.
Spielerisch türkisch lernen mit einem Brettspiel:

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Re: Türkische Literatur

Beitragvon JMaria » Do 30. Okt 2008, 17:54

Britti hat geschrieben:

Yasar Kemal - Die Hähne des Morgenrots

Ahmet Hamdi Tanpinar - Seelenfrieden

Zülfü Livaneli - Glückseligkeit

Perihan Magden - Zwei Mädchen

Izzet Celasin - Schwarzer Himmel, schwarzes Meer

Sebnem Isigüzel - Am Rand

Murathan Mungan - Tschador

Elif Shafak - Der Bonbonpalast

Oya Baydar - Verlorene Worte

Halide Edip Adivar - Die Tochter des Schattenspielers

und noch ein zweisprachiger Gedichtband von Nazim Hikmet - Die Namen der Sehnsucht - Gedichte


Hui Britti,
ein Glück kommt das Wochenende, dann werde ich mir die Bücher auf der Liste, von denen ich noch nichts gehört habe, vornehmen *g*

noch ein Hinweis zu "Yasar Kemal - Die Hähne des Morgenrots". Das ist der dritte Band der Insel-Trilogie. Die Reihenfolge ist:

-Die Ameiseninsel
-Der Sturm der Gazellen
-Die Hähne des Morgenrots.

Liebe Grüße
Maria
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Re: Türkische Literatur - Tschador von Murathan Mungan

Beitragvon JMaria » So 30. Nov 2008, 12:12

Hallo zusammen,

ich habe gestern ein Büchlein dazwischen geschoben mit dem Titel "Tschador" von Murathan Mungan. Das Buch hat mich eingesogen, beeindruckt und berührt. Ich bin ganz hin und weg von der Geschichte und vom Sprachstil.

Der Stil ist eine Mischung zwischen Orientalischem Märchen (sehr poetisch geschrieben) und Moderne. Die Handlung zwischen Realität und Traumfrequenzen.

Akhbar, der Protagonist, kommt nach Jahren aus dem (freiwilligen) Exil zurück in seine Heimat. Das Dorf liegt in einem Grenzbereich und es regieren die Soldaten des Islams. Der Leser erfährt nicht wo dieses Dorf liegt und mehr als die obige Bezeichnung gibt das Buch auch nicht über das Staatswesen bekannt.

Akhbar kommt zurück und nichts ist so, wie er es sich vorgestellt hat. Er steht vor der Tür seines Geburtshauses und es öffnet ihm eine alte Frau, die zwar Fatima heißt, aber nicht seine Mutter ist.

Diese Beschreibung, dieses Verlassensein vor dieser Tür, ist so eindringlich! Er sucht nun seine Familie, findet Hinweise und erhält Nachrichten, die seine Leere nur noch vergrößern.

Auf der Suche nach seiner früheren Freundin, die vielleicht etwas über seine Familie weiß, erkennt er, dass es unmöglich ist, sich Frauen zu nahen. In ihren Burkas wirken sie wie wandelnde Zelte, zur Unsichtbarkeit verdammt. Er könnte in diesen Burkas weder seine Mutter, seine Schwester oder Freundin erkennen.

Eine Frau sagte einmal zu ihm:

"Der Tschador ist der erste Schritt zur Burka ... Wird Verhüllung erst zur Moral gemacht, dann geht es immer weiter so, nur finsterer und finsterer. Dann kennt die Verhüllung kein ende bis hin zum Leichentuch"

als er all die Wochen nur noch verschleierte Frauen sieht, gibt er seinem Empfinden wie folgt Ausdruck:

"Es fehlte der Zauber, der im täglichen Umgang von ihrem bloßen Dasein ausging, all das Geheimnis, die Poesie. Das Leben war verflacht und tönte nur noch hohl."

Auf jeder Seite sind Sätze zu finden, die reinste Perlen sind.

Beispiele wie:
das wahre Exil beginnt erst, wenn man glaubt, wieder in der Heimat zu sein.

Wer Bücher hortet, der hortet auch Menschen, Leben und Geschichten.

Sie trauern entweder garnicht oder verwandeln ihr ganzes Leben in Trauer; vom Leben selbst aber bleibt dann nichts übrig.

Wenn man vergaß, wie das Lächeln einer Frau aussah, dann war das als verwelke die Sonne.


wer noch ein schönes Geschenk sucht, das Buch eignet sich hervorragend.

Liebe Grüße
Maria
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Re: Türkische Literatur

Beitragvon Britti » Mo 1. Dez 2008, 16:30

WOW Maria.
Danke für den Einblick in die Zeilen. Klingt ja wirklich nach Perlen...
Werde ich mir gleich mal notieren.
Daaaanke :D
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Re: Türkische Literatur

Beitragvon Petra » Mo 1. Dez 2008, 16:59

Hallo Maria,

ja, anschauen möchte ich es mir auch mal gern! Das hört sich wirklich sehr schön und eindrücklich an. Ich schaue bei Gelegenheit mal rein und falls es gerade etwas für meine momentane Lesestimmung ist, greife ich dann zu. Danke für die Einblicke und freut mich, dass Du so ein schönes Lesevergnügen zwischen geschoben hast!
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Türkische Literatur

Beitragvon Rachel » Di 2. Dez 2008, 12:58

Hallo Maria,

das klingt ja wirklich nach einem ganz besonderen Buch, vielen Dank für deine Eindrücke. Ist schon notiert. :)

Die Stellen über das Tragen eines Schleiers erinnern mich übrigens ein bisschen an "Lolita lesen in Teheran", von dem ich kürzlich ja ganz begeistert war. Auch dort ist es ein Thema, was das Tragen eines Schleiers für die Frauen bedeutet.

Ich habe von dem Autor ja noch einen Band mit Erzählunen hier, den ich demnächst eigentlich lesen möchte. Umso dringender nach dem, was Du über "Tschador" schreibst.
Liebe Grüße,
Rachel

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Re: Türkische Literatur

Beitragvon Petra » Di 2. Dez 2008, 15:44

Hallo Rachel,

stimmt, von ihm war doch auch "Palast des Ostens" - das ist der Erzählband den Du meinst. Auf den bin ich auch vielleicht noch ein bisschen neugieriger als auf "Tschador". Wenn Du es mal liest, lass uns bitte daran teilhaben, ja?
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Türkische Literatur

Beitragvon JMaria » Mi 3. Dez 2008, 11:37

Rachel hat geschrieben: Die Stellen über das Tragen eines Schleiers erinnern mich übrigens ein bisschen an "Lolita lesen in Teheran", von dem ich kürzlich ja ganz begeistert war. Auch dort ist es ein Thema, was das Tragen eines Schleiers für die Frauen bedeutet.

Ich habe von dem Autor ja noch einen Band mit Erzählunen hier, den ich demnächst eigentlich lesen möchte. Umso dringender nach dem, was Du über "Tschador" schreibst.


Hallo zusammen,

wie geht das Buch "Lolita lesen in Teheran" mit dem Thema "Verschleierung" um?

wenn Frauen wegen ihres Glaubens oder ihrer konservativen Einstellung eine Kopfbedeckung tragen möchten, dann sollte es ihnen nicht verboten werden. Doch wenn durch Gesetz die Hälfte einer Bevölkerung unsichtbar gemacht wird, dann ist es einfach nur falsch.

ich bin ganz erschrocken als ich im Netz, diverse Abbildungen von Burkas sah:

http://de.wikipedia.org/wiki/Burka

Dadurch werden Frauen ja völlig aus der Öffentlichkeit ausradiert. Moral wird zum Gesetz. Das hat nichts mehr mit Kopftuchtragen und Religion zu tun.

Ich kann "Tschador" wirklich nur empfehlen. So menschlich geschrieben, ohne politisch zu wirken....

Viele Grüße
Maria
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Re: Türkische Literatur

Beitragvon Rachel » Mi 3. Dez 2008, 12:55

Hallo Maria,

JMaria hat geschrieben:wie geht das Buch "Lolita lesen in Teheran" mit dem Thema "Verschleierung" um?

wenn Frauen wegen ihres Glaubens oder ihrer konservativen Einstellung eine Kopfbedeckung tragen möchten, dann sollte es ihnen nicht verboten werden. Doch wenn durch Gesetz die Hälfte einer Bevölkerung unsichtbar gemacht wird, dann ist es einfach nur falsch.

Mir persönlich hat "Lolita lesen in Teheran" sehr eindringlich deutlich gemacht, was es für die Frauen bedeuten muss, sobald sie das Haus verlassen, einen Schleier tragen zu müssen. Die Autorin vertritt ebenfalls die Ansicht, dass selbstverständich jede Frau einen Schleier tragen darf, wenn sie das möchte, der Zwang ist falsch.

Generell ist mir beim Lesen dieses Buches sehr eindrücklich deutlich geworden, was es heißen muss, unter einem solchen Regime leben zu müssen. Anhand der verschiedenen Mitglieder der Lesegruppe lernt man als Leser ganz verschiedene Schicksale kennen, die aber alle in irgendeiner Weise unter dem Regime leiden. Entgegen dem Klappentext spielt in dem Buch nämlich nicht die Diskussion über Literatur die Hauptrolle, sondern die Beschäftigung mit Literatur ist vielmehr Aufhänger für die Beschreibung des Lebens der Autorin bzw. der anderen Mitglieder ihrer Lesegruppe. Mich hat das Buch ungemein beeindruckt.
Liebe Grüße,
Rachel

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