JMaria hat geschrieben:
Die Tagebücher 1660, Band 1
beginnt mit einem Umriß der politischen Situation einige Jahre bevor Pepys mit seinem Schreiben anfing, was sehr hilfreich ist um sich hinein zuversetzen, wie gefährlich und explosiv die damalige Situation war. Es ist die Zeit Cromwells gewesen, der Sturz des König Charles I. Der 16jährige Pepys befand sich unter den Schaulustigen als der König hingerichtet wurde. Nach dem Tod Cromwells 1658 ist der Status der Regierung wieder in der Schwebe, eine Rückkehr zur Monarchie wird in Betracht gezogen.
In diesem Wandel der Zeit setzt Pepys Journal 1660 ein, Pepys ist zu dem Zeitpunkt 27 Jahre, sein Dienstherr ist Mr. Downing.
.... Ende letzten Jahres war ich, Gott sei es gedankt, bei sehr guter Gesundheit, spürte nichts von meinem alten Steinleiden und hatte lediglich eine Erkältung.
Ich wohne mit meiner Frau und dem Dienstmädchen Jane am Axe Yard, und der Haushalt besteht nur aus uns dreien....
so beginnt das Tagebuch. Ein Stadtplan über London am Ende des Buches zeigt, daß Pepys zu der Zeit nahe der Themse lebte.
Den 1. Band 1660 der Tagebücher habe ich beendet. Es ist ein Jahr der Veränderungen und der gesellschaftlichen Verbesserung für Pepys. Er gibt seine Tätigkeit im Schatzamt bei Mr. Downing auf und wird Sekretär beim Grafen von Montagu, dem späteren Lord Sandwich, der ihm dann auch die Stelle als Schreiber im Flottenamt beschafft. Von März bis Anfang Juni ist Pepys mit seinem "gnädigen Herrn", so betitelt er Graf Montagu im Tagebuch durchweg, mit einer Flotte von Schiffen in diversen Engl. Häfen unterwegs um die Heimkehr des Königs Charles II aus dem Exil in Holland zu organisieren, wo er dem König auch begegnet.
Man bekommt danach einen guten Einblick in die Restaurationsepoche, die nun beginnt. Im Oktober 1660 werden innerhalb 14 Tagen 10 verurteilte Verräter hingerichtet und ihre Körperteile ausgestellt.
20. Oktober 1660Als ich heute nachmittag zu Crowe, dem Polsterer in der St.-Bartholomew-Straße, ging, sah ich beim Aldersgate die Leichenteile von einigen der Hochverräter - ein trauriger Anblick. Dies sind zwei blutige Wochen gewesen - zehn Männer wurden gehängt, ausgeweidet und gevierteilt. ...Der Umzug ins Haus beim Flottenamt ist auch ein Aufstieg, sowie der Empfang bei der Königin. Der zunehmende Wohlstand wird mit neuen Wohnungseinrichtung und Kleidung untermauert, sowie Schönheitspflästerchen für seine Frau, die sie nur mit seiner Einwilligung tragen darf.
Der Ton in dem Tagebuch 1660 ist eher sachlich zu nennen, bescheiden, wenn es um persönliche Dinge geht, vorsichtig, wenn es ums Geld geht. Nur zweimal erwähnt Pepys einen Wutausbruch, beides mal ging es um Unordnung seiner Habseligkeiten, entweder durch seine Frau oder der Dienerin verursacht.
Daneben begleitet der Leser Pepys durch unzählige Wirtshäuser, Kirchgänge, Theaterbesuche, Besuch bei Freunden, musizieren mit Freunden.
Man hat tatsächlich am Ende des Tagebuches das Gefühl, sich in London auszukennen und die Zeit besser zu verstehen.
ich versteh nun wie wichtig für die Engländer und für die Literatur an sich die Tagebücher sind.
Als nächstes geht's zum 2. Band
1661.