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Emile Zola

BeitragVerfasst: Fr 25. Jan 2013, 13:37
von steffi
Nachdem ja nun auch die kostenlosen eBooks bei amazon um ein paar von Zola aufgestockt wurden, wird es Zeit für einen Extra-Ordner.

Sein bekanntestes Werk ist der Zyklus Rougon-Macquart, bei dem Zola versuchte, den Einfluss von Erbanlagen und soziales Milieu auf den Menschen darzustellen, die 20 Bände erschienen zwischen 1871-1893.

habe ich bereits gelesen

1. Das Glück der Familie Rougon
2. Die Beute
3. Der Bauch von Paris
4. Die Eroberung von Plassans
5. Die Sünde des Abbé Mouret
6. Seine Exzellenz Eugene Rougon
7. Der Totschläger
8. Ein Blatt Liebe
9. Nana
10. Ein feines Haus
11. Das Paradies der Damen
12. Die Freude am Leben
13. Germinal
14. Das Werk
15. Die Erde
16. Der Traum
17. Die Bestie im Menschen / Das Tier im Menschen
18. Das Geld
19. Der Zusammenbruch
20. Doktor Pascal

Re: Emile Zola

BeitragVerfasst: Fr 25. Jan 2013, 13:47
von steffi
Da es im Rougon-Macquart-Zyklus auch um die Verwandtschaft und Erbanlagen geht, ist es besonders interessant, auch hier die Verflechtungen zu beobachten. Manche Personen kommen öfter vor, bei manchen kann man ihre Enwicklung auch sehr schön sehen (z.B. Nana). Ich versuche deshalb mal, dies in einer Art Stammbaum darzustellen:

Adelaide Fouque Das Glück der Familie Rougon

......................Pierre Rougon
......................................Eugène Rougon Seine Exzellenz Eugène Rougon
......................................Pascal Rougon Doctor Pascal
......................................Aristide Rougon Die Beute
.........................................................Maxime Rougon
.........................................................Clothilde Rougon Doctor Pascal
..........................................................Victor Rougon Das Geld
......................................Sidonie Rougon Der Traum, Die Beute
..........................................................Angelique Rougon-Saccard Der Traum
......................................Marthe Rougon (vh. Francois Mouret s.u.)Die Eroberung von Plassans
..........................................................Octave Mouret Paradies der Damen, Ein feines Haus
..........................................................Serge Mouret Die Sünden des Abbé Mouret
..........................................................Désirée Mouret Die Sünden d. Abbé M., Die Eroberung v. Pl.

......................Ursule Macquart
......................................Francois Mouret (vh. Marthe Rougon s.o.) Die Eroberung von Plassans
......................................Helene Mouret Ein Blatt Liebe
...........................................................Jeanne Grandjean Ein Blatt Liebe
......................................Silvere Mouret

......................Antoine Macquart
.......................................Lisa Macquart Der Bauch von Paris
...........................................................Pauline Quenu Der Bauch vP, Die Freude am L., Dr Pascal
.......................................Gervaise Macquart Der Totschläger
...........................................................Claude Lantier Der Bauch von Paris, Das Werk
...........................................................Etienne Lantier Germinal
...........................................................Jacques Lantier Die Bestie im Menschen
...........................................................Anna Coupeau (Nana) Nana
.......................................Jean Macquart Die Erde, Der Zusammenbruch

Re: Emile Zola

BeitragVerfasst: Fr 25. Jan 2013, 14:50
von JMaria
Hallo Steffi,

klasse ! Endlich ein Zola-Ordner wo wir unsere Eindrücke sammeln können. Dazu kommt, daß wir dich durchaus eine Zola-Kennerin nennen können. Du hast ein Gespür für seine Temperamente und Charaktere. Ich finde ja, daß es kaum ein Schriftsteller des 19. Jht. derart geschafft hat Temperamente darzustellen, wenn der Mensch nur noch von seinem Innern getrieben wird mit allen Konsequenzen. Selbst in seinem schwächeren Roman Therese Raquin , der nicht zum Rougon-Marquart Zyklus gehört, bekommt man einen bedrückenden Einblick in (un)menschlichen Tiefen, dazu noch die dazu passende Umgebung (z. b. ein Nähgeschäft in einer dunklen Unterführung) , das hat mich beeindruckt.

Aus dem Zyklus Rougon-Macquart kenne ich ...

Germinal
(Über schonungslose Bedingungen im Bergbau)
Der Maschinist Etienne Lantier ist der Sohn der Wäscherin Gervaise (Macquart) Lantier -Coupeau aus dem "Totschläger" und Halbbruder von Nana.

Das Paradies der Damen
Wohl der erste Kaufhausroman in der Weltliteratur und gehört eher zu den gemäßigteren Zola-Romanen, sogar mit einem zwar spröden aber immerhin mit gutem Ausgang. Vorbild ist das Pariser Kaufhaus Bon Marché für seine Schilderung von wirtschaflichen Veränderungen in der Gesellschaft. Das "au bonheur des dames" wurde übrigens in Lisabon nachgebaut.

Nana
Wohl Zolas bekanntestes Werk. Wir hatten auch hier im Forum eine Leserunde dazu.
viewtopic.php?f=7&t=3051

Vorgenommen zu lesen in diesem Jahr habe ich mir "Das Werk" , ein Künstlerroman. Im Zentrum steht Claude Lantier, Ältester Sohn der Wäscherin Gervaise Lantier aus 'Der Totschläger", der Bruder von Etienne Lantier aus "Germinal", Halbbruder von Nana.


Außerdem noch Der Totschläger, in meiner älteren Übersetzung heißt das Buch "Der Schnapsladen", benannt nach der im Roman frequentierten Kneipe und zugleich Originaltitel "l´Assommoir".



Edit:

Hier geht's zu kostenlosen Kindle Downloads
:arrow: http://www.amazon.de/s/ref=nb_sb_noss?_ ... 2Ck%3AZola

Ebenfalls kostenlos derzeit der Download einiger Kurzgeschichten als Lesung, die der Schweizer Rundfunk zur Verfügung stellt:
:arrow: http://drs.srf.ch/www/de/drs2/themen/ho ... -zola.html

Eine feine Produktion und da es nicht sehr viele Zola-Hörbücher gibt umso so wertvoller.

Re: Emile Zola

BeitragVerfasst: Sa 26. Jan 2013, 01:08
von Petra
Hallo zusammen,

wunderbar - ein Emile Zola-Thread! Und ich könnte mir niemand besseren vorstellen, der ihn hätte ins Leben rufen können, als Du, Steffi! :-)

Ich freue mich hier ein wachsendes Gesamtbild seiner Romane und vor allem auch seines Zyklus Rougon-Macquart vorzufinden. Ich werde oft hier hereinschauen, um mich zu orientieren und mich in Zolas Welt zurechtzufinden, und über die Zusammenhänge (Vorfahren, Verwandtschaften) zu informieren.

Dass es inzwischen so viel Zola-Romane auch als ebook gibt, freut mich auch. Aber Achtung: Bei "Nana" handelte es sich bei dem verfügbaren kostenlosen ebook ja um eine doch nicht unerheblich gekürzte Fassung (oder die Übersetzung war schon dem Originaltext gegenüber gekürzt). Ob das auf weitere Zola ebooks zutrifft, weiß ich nicht, aber es lohnt vielleicht, sich vorab - wenn möglich - zu informieren.

Re: Emile Zola

BeitragVerfasst: Sa 26. Jan 2013, 13:18
von steffi
@Petra: Freut mich, dass dir der neue Zola-Ordner gefällt ! Und ja, es würde mich noch mehr freuen, wenn sich nach und nach mit eurer Hilfe ein Gesamtbild ergibt !

Nachdem JMaria ja schon so schön mit einer Kurzbeschreibung der Romane angefangen hat, stelle ich auch mal welche vor:

Der Totschläger
spielt im Arbeitermilieu. Gervaise Macquart ist die Hauptperson und sie träumt von einem kleinbürgerlichen Leben als Wäschereibesitzerin. Aber das Schicksal und der Alkohol kommt dazwischen. Assommoir - Totschläger, so wurden in Paris die billigen Kneipen genannt. Besonders gut gefielen mir in diesem Band die tollen Sozialstudien z.B. in einem Waschhaus, wo detailliert neben den Waschtechniken auch die Preise für Seife usw. aufgeführt werden.

Der Bauch von Paris
Hier geht es um die Markthallen, die Waren dort werden in ihrer Üppigkeit den negativen Gedanken eines marktwirschaftlichen Systems gegenübergestellt. Neid, Übervorteilung und Egoismus stehen über moralischen Werten und politischer Erneuerung. Wie aktuell diese Themen immer noch sind, sieht man an der aktuellen Debatte über Neoliberalismus und Sozialökonomie.

Ein Blatt Liebe
Ein schwächerer Roman, eine traurige Ehebruchs- und Liebesgeschichte. Einziges Higlight sind tolle Beschreibungen von der Aussicht über Paris - impressionistisch angehaucht !

Ein feines Haus
beschreibt das Leben in einem besseren Pariser Mietshaus anhand der verschiedenen Bewohner, auch hier wieder mit dem Gegensatz zwischen bürgerlichen Mietern und deren Dienstboten. Auch wenn Zola hier sehr satirisch und humorvoll schreibt, sieht man die schlimme Realität dahinter umso deutlicher.

Re: Emile Zola

BeitragVerfasst: Mi 30. Jan 2013, 12:03
von JMaria
Steffi hat geschrieben:Ich versuche deshalb mal, dies in einer Art Stammbaum darzustellen:

.....
(wegen Inhalt des Stammbaums nach oben scrollen)


du bist ja toll voran gekommen. Sehr hilfreich alles auf einen Blick zu haben. Danke schön :-)

Re: Emile Zola

BeitragVerfasst: Mi 30. Jan 2013, 15:39
von Hermy
Hallo Steffi,
Emile Zola hatte den Stammbaum der Rougon-Macquart gezeichnet, bevor er überhaupt mit dem Schreiben begann. Bei wiki findest Du diesen Stammbaum, allerdings ohne die Hinweise in welchem Roman, wer eine Rolle spielt.

Auf Französisch gibt es spezialisierte Seiten zu den Rougon-Macquart, wo genau der Roman-Lebenslauf der Protagonisten beschrieben ist, wie hier zum Beispiel.

Re: Emile Zola

BeitragVerfasst: Do 31. Jan 2013, 10:31
von steffi
Hermy hat geschrieben:Auf Französisch gibt es spezialisierte Seiten zu den Rougon-Macquart, wo genau der Roman-Lebenslauf der Protagonisten beschrieben ist, wie hier zum Beispiel.


Danke - eine tolle Seite, auch wenn mein Französisch etwas eingerostet ist, das wesentliche verstehe ich ! Ich habe die Infos, wer in welchem Roman vorkommt aus dem letzten Band, Doctor Pascal. Dort gibt es eine sehr kurze Zusammenfassung der Personen.

Re: Emile Zola

BeitragVerfasst: So 24. Feb 2013, 21:04
von steffi
Gerade höre ich Das Paradies der Damen, ich hab es zwar vor vielen Jahren schon mal gelesen, aber erinnere mich nur noch an wenig.

Es ist unglaublich, in welchen üppigen Beschreibungen Zola schwelgt, wenn er die Stoffe, Spitzen etc. beschreibt, die Farben und die Geschäftigkeit, die die Damen in einen wahren Kaufrausch versetzt, die Inszenierung der Warenauslagen. Großartig, wie ihm auch die Analyse des gesellschafliche Drucks beschreibt, die die Damen ereilt, damit sie dort einkaufen. Natürlich erfährt man auch wieder die andere Seite, nämlich der vom Lande stammende Verkäuferin Denise, die in einer Kammer im Dachgeschoss des Warenhauses untergebracht wird und am Anfang einen sehr schweren Stand hat, hier wird z.B. auch das System erklärt, nach dem die Verkäufer bezahlt werden, das neu eingeführte System der festen Preise usw. Ein sehr fesselnder Einblick in das quirlige und aufstrebende Paris Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts.

Re: Emile Zola

BeitragVerfasst: Fr 1. Mär 2013, 17:34
von Petra
Hallo Steffi,

das klingt sehr gut! Auf "Das Paradies der Damen" war ich eh schon neugierig, denn ich bin zwar eine Dame von heute, aber die Mode und die Geschäfte haben für mich auch etwas paradiesisches. :mrgreen:

Wie genau Zola in seinen Beschreibungen ist, und das Bild des aufstrebenden Paris Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts heraufbeschwört, kann ich mir gut vorstellen. Danke für Deinen Bericht, er ergänzt diesen Thread ganz wunderbar.