Bloomsday (Wochenende) 2013

[JMaria]

Hallo zusammen,

Fevvers hatte letztes Jahr die geniale Idee sich mit Petra, Steffi und mir am Bloomsday zu treffen. Was für ein toller Einfall war das zum damaligem Zeitpunkt. Letztes Jahr im August (wir trafen uns in Meersburg) war alles noch so fern. Doch wie schnell verging die Zeit und an diesem Wochenende war es dann tatsächlich soweit. Wir trafen uns am Wochenende in Zürich! Nach Dublin wohl die schönste und naheliegendste Örtlichkeit diesen Tag bzw. das Wochenende dort zu erleben, wo James Joyce begraben liegt. Was wir nicht wußten war, daß Elias Canetti ganz in Joyces Nähe liegt. Aber nicht nur James Joyce und Elias Canetti haben ihre letzte Ruhe in Zürich gefunden, sondern auch Thomas Mann, der auf der anderen Seite des Zürcher Sees in Kilchberg begraben ist, nebst Frau und Kinder. Und ganz in der Nähe ist das Grab von Gert Westphal, der uns unvergessene schöne Hörstunden aus Thomas Manns Werk bescherte.

Mich haben die Erlebnisse berührt. Da lagen die großen Männer der Literatur, deren Werk unvergessen ist und auch die Personen selbst, was die kleinen und größeren Steine auf den Gräbern, die Besucher mitbrachten, bewiesen.

Denn Thomas Mann hatte ja auf seinem Schreibtisch ebenfalls einen Stein liegen, der für Inspiration so mancher Metapher diente; als nährender Stein, als Erd-Brust, da sein Stein einen Einschluß oder Erhebung hatte, das an eine Brust erinnert usw..


Beide Gräber, Thomas Manns wie auch James Joyces, sind schlicht und einfach gehalten. Bei Thomas Mann ziert ein Steinquader das Grab und seine Daten sind in Römischen Zahlen geschrieben, wobei wir uns fragten, ob das einen bestimmten Grund hat. Zumindest sind wir uns einig, daß es zu der Persönlichkeit Thomas Manns passt.
Bepflanzt war das Grab am Fuße des Quaders mit gelben zarten Blüten, eine Bodendeckerpflanze, die viele Bienen anlockt, ein leises Gesumm konnte man wahrnehmen neben der umfassenden Stille.


James Joyce Grab hingegen besticht neben seiner Schlichtheit, nämlich eine liegende Steinplatte mit seinen Daten und den Daten seiner Familie (ausgenommen Lucia) mit einer niedrigen Buchsumrandung, noch die dahinter aufragende Bronzestatue: James Joyce lässig in sitzender Haltung, den obligatorischen Stock an sein Bein gelehnt, in einer Hand ein Buch, sicherlich sein Ulysses, doch mit seinen bebrillten Augen schaut er nachdenklich in die Ferne. Als ob er an Ulysses denkt oder vielleicht an sich selbst als Künstler in jungen Jahren.

Dieser Friedhof in Fluntern war zwar nicht so hell beschienen wie der auf dem Kilchberg, doch es hatte die Atmosphäre eines Waldfriedhofes und in der Nähe durchbrachen die Schreie eines Pfaus die sakrale Ruhe. Das hatte schon etwas aus der griech. Mythologie und vielleicht wachen ja Argosaugen über James Joyce Grab.


Erholungspausen verschafften wir uns am Zürcher See mit erfrischenden Getränken, einen Besuch bei Schwarzenbach mit leckeren Kaffee, oder einem Eis ( wobei man in der Schweiz Glace sagt, gell Fevvers?), in den Kirchen die mit imposanten Fenstern aus Achatscheiben aufwarten. Wir haben viel erlebt, gelacht und geschwiegen. Das Wetter war wie bestellt, sogar das Gewitter zog vorbei, zumindest kam es nicht dort an wo wir uns befanden.

Es waren unvergessliche Tage!

Danke!

[steffi]

Wunderbar beschrieben, JMaria ! Es war ein superschönes, erlebnisreiches und lustiges Wochenende und obwohl wir den ganzen Tag unterwegs waren, doch so erholsam und entspannt. Einen ganz herzlichen Dank dafür an die wundervollen Gastgeber !

JMaria: Die blühende Pflanze an Thomas Manns Grab ist vermutlich Sedum floriferum 'Weihenstephaner Gold

[Bonny]

Das klingt nach einem wunderschönen, gelungenen Wochenende, freut mich für euch! Danke für's Teilhabenlassen.

[Petra]

Hallo zusammen,

Maria, über Deinen Bericht über unser traumhaft schönes Wochenende habe ich mich sehr gefreut! All die schönen Momente werden wieder wach. Auch als ich die Fotos anschaute, kamen all die schönen Bilder zurück. Auch daran möchte ich alle hier teilhaben lassen. Unten setze ich die schönsten rein und kommentiere sie auch kurz. (Wir sind nicht zu sehen – ein bisschen Privatsphäre muss sein. *g*)

Fevvers & ihr Mann waren wirklich die perfekten Gastgeber! Ich hatte das Vergnügen über die Jahre schon mehrmals, so überrascht mich das nicht. Und doch hat Fevvers Mann (obwohl ich ihn und seine Überraschungen ja schon kenne, war auch ich geplättet) uns überrascht. Nicht nur, dass er schon die Betten aufbaute, während wir auf literarischen Spuren wandelten. Nein, klammheimlich hat er auch noch gebacken: Einen Hefezopf und zweierlei Gemüsekuchen (einen mit Erbsen, einen mit Rosenkohl), die fantastisch geschmeckt haben! Er hat wirklich Eindruck bei mir gemacht!

Aber natürlich auch Fevvers. Sie behauptet zwar steif und fest, dass sie den Tag nicht durchorganisiert hat (ich war am Freitag sogar noch Zeuge ihrer Unsicherheit, was wir mit Maria und Steffi am Samstag alles unternehmen und dass sie schließlich meinte, dass wir das einfach auf uns zukommen lassen, da sie zu keinem eindeutigen Ergebnis kam), doch man mag das kaum glauben. Sie muss einen Sender bei sich getragen haben, der die öffentlichen Verkehrsmittel darüber informierte, wann wir wo stehen. Wir haben außer ein einziges Mal nie gewartet. Dabei sind wir kreuz und quer durch Zürich gefahren. Es war aber dadurch, dass wir nie warten mussten, nicht die Spur anstrengend, so dass wir ganz entspannt bleiben und einfach genießen konnten. Und natürlich da wir eine Ortskundige bei uns hatten, die das Züricher Netz auswendig kennt und die ganze organisatorische Arbeit via Smartphone machte, ohne dass wir es überhaupt merkten. So wurden wir von einem Hihglight (die kulinarischen waren der Kaffee bei Schwarzenbach – das darf bei mir bei einem Zürichbesuch nie fehlen, denn er ist unvergleichlich gut -, Luxemburgerli, Steffis Lieblingseis von Mövenpick, das es in Deutschland nicht mehr gibt und eine köstliche Riesen-Pizza und ein toller Rotwein in einem ausgesprochen idyllischen Biergarten, aber auch Schweizer Käse, der Hefezopf und die Gemüsekuchen) zum nächsten geführt. Kirchenfenster von Chagall, Achat-Kirchenfenster in einer anderen Kirche, die Gräber von Thomas Mann (an diesem Grab hätte ich mit niemandem lieber gestanden als mit Maria, da sie Thomas Mann doch so ergeben ist – das war ein besonderes Gefühl), Gert Westphal, James Joyce (und das auch noch am Bloomsday-Wochenende – wer hat das bitte schon?!) und Elias Canetti. Aber auch ein gemütliches sitzen am See gehörte dazu, was natürlich umso schöner war, als das Fevvers nicht mal versäumt hat, das passende Wetter zu bestellen: Sonne und Wärme bei einem leichten Lüftchen. Perfekter könnte es nicht sein! Und sogar das Gewitter am Abend zog an uns vorbei, wie Maria schon sehr treffend in ihrem schönen Bericht schilderte.

Sogar für Livemusik hat Fevvers gesorgt, auch wenn sie schwört, dass sie damit nichts zu tun hat. Als wir im Biergarten des Italieners einkehrten, begann jemand dort Gitarre zu spielen. Einfach herrlich! Und Fevvers meinte, dass ihr das dort noch nie passiert sei, dass es dort Livemusik gibt. Wir hatten wirklich sagenhaftes Glück!

Am Sonntag auf der Rückfahrt hatte ich im Zug noch eine literarische „Begegnung“. Die könnt Ihr dem untersten Foto entnehmen. Viel Spaß beim anschauen!

Und an Fevvers & ihren Mann herzlichsten Dank für das Ermöglichen dieses Traum-Wochenendes und für das großartige Programm, das sich so selbstverständlich aneinanderfügte, dass es sich gar nicht wie ein Programm anfühlte, sondern einfach wie ein perfekter Tag!

An Steffi, Maria, Fevvers (& ihren Mann – da war für mich am Freitag noch Zeit für interessante und lustige Gespräche) meinen herzlichsten Dank für die tollen Gespräche und das wieder so schöne Miteinander. Auf ein Nächstes (die ersten Pläne stehen ja schon).

[JMaria]

Hallo Petra,

das nenne ich eine stilvolle Heimreise, mit Zitaten von Friedrich Glauser. Das hat einfach so sein müssen

Steffi,
ich hoffte natürlich, daß du den Namen der Pflanze kennst, die die Begräbnisstätte der Manns ziert. Sedum floriferum 'Weihenstephaner Gold"... ein stimmungsvoller Sommerbote. Alles war so hell dort und natürlich der Blick vom Kilchberger Friedhof auf den See. Herrlich!

Petra, mir ist nicht aufgefallen, daß du den Blick hinunter fotografiert hast. Umso größer die Überraschung. Sehr schöne Fotos !

Und ich hatte in euch die angenehmste Begleitung die man sich nur wünschen kann. Der Steinquader auf Thomas Manns Grab ist übrigens ein Tessiner Granit, mehr habe ich leider noch nicht herausgefunden.

[steffi]

Danke, Petra, die Fotos sind wirklich wunderbar und ich fühle mich gleich wieder nach Zürich zurückversetzt.

Und dass dich Glauser auch noch begleitet hat, das rundet das Ganze einfach perfekt ab !

[JMaria]

Fevvers konnte uns auch auf literarische und kunsthistorische Gebäude aufmerksam machen, die uns entgangen wären. Zum Beispiel in der Spiegelgasse das Cabaret Voltaire, der Geburtsort des Dadaismus, ganz in der Nähe die Pfeffermühle, das politische Kabarett, gegründet u.a. von Klaus und Erika Mann.

Außerdem so manche Anekdote, wie z.B. daß der franz. Schriftsteller Victor Hugo die Türme des Großmünsters 'hässliche Pfefferbüchsen" nannte, oder dass die Gebeine von Georg Büchner umgebettet werden mußten, als der Friedhof eingeebnet wurde.

in Kilchberg befindet sich auf dem Friedhof auch ein Gedenkobelisk an den großen Schweizer Schriftsteller Conrad Ferdinand Meyer (1825 Zürich - 1898 Kilchberg), leider ist mir das Foto zu dunkel geraten, ich hänge es unten trotzdem mal an. Ebenso ein Blick auf die Kirche von Kilchberg.

[Petra]

Hallo zusammen,

Maria, Deine Fotos ergänzen meine wunderbar! Ich danke Dir. Die Kirchtürme (hässliche Pfefferbüchsen – die Ähnlichkeit ist wirklich da) hatten auf jeden Fall noch gefehlt. Ich habe das Bild auch, aber irgendwie überblättert. Danke!

Ja, den Blick vom Kilchberger Friedhof aus hinunter fotografiert musste einfach sein. Als ich die Bilder hier einstellte, wusste ich, dass es gut war, auch den Ausblick festzuhalten.

Dass Du, Steffi, die Pflanze auf Thomas Manns Grab identifizieren konntest, ist ja toll! Und Deine Recherchen zum Grabstein von Thomas Mann ist auch toll, Maria.

Besonders schön aber, dass Du erwähnst, dass Bettina uns auch auf zahlreichen literarische und kunsthistorische Gebäude aufmerksam gemacht hat. Besser kann man es einfach nicht haben.

Und nicht wahr? Mit Glauser das hat so sein müssen. Das rundete diese literarische Runde noch ab, und gab ihr für mich einen sehr schönen Ausklang.

[JMaria]

Ja, den Blick vom Kilchberger Friedhof aus hinunter fotografiert musste einfach sein. Als ich die Bilder hier einstellte, wusste ich, dass es gut war, auch den Ausblick festzuhalten.
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Ein Glück
Denn ich war so fixiert auf die Grabstätten und auch ergriffen, daß ich dafür keinen Blick hatte, wie ich im Nachhinein feststellen mußte.