Abgebrochene Bücher 2015
Verfasst: Mo 23. Feb 2015, 10:39
Hallo zusammen,
anlässlich eines Abbruchs eröffne ich den Thread für dieses Jahr. Abgebrochen habe ich:
James Salter: Alles, was ist
Zur Begründung setze ich hier das Zitat meines Postings aus dem Leseerlebnisse-Thread rein:
anlässlich eines Abbruchs eröffne ich den Thread für dieses Jahr. Abgebrochen habe ich:
James Salter: Alles, was ist
Zur Begründung setze ich hier das Zitat meines Postings aus dem Leseerlebnisse-Thread rein:
Petra hat geschrieben:Hallo ihr Lieben,
mit “Alles, was ist“ von James Salter komme ich nur langsam voran. Das liegt zum Teil daran, dass ich derzeit sehr eingespannt bin, und meine Lesezeit sich mehr auf abends beschränkt, wo ich dann aber etwas anderes lese.
Zum anderen liegt es daran, dass sich meine Begeisterung für das Buch in Grenzen hält. James Salter mag einer der großen amerikanischen Schriftsteller sein. Aber ich glaube, ich hätte lieber zu seinen früheren großen Romanen greifen sollen, anstatt zu seinem Alterswerk (es ist seit 30 Jahren ja seine erste Veröffentlichung). Der Roman wirkt nichtssagend auf mich. Die Rezension im SPIEGEL ONLINE bringt meinen Missmut wunderbar auf den Punkt. Und ich stimme mit dem dort gesagten überein. Sowohl was die Sprache angeht (hier war ich dankbar für den Hinweis im SPIEGEL, dass es wohl nicht an der Übersetzung liegt, bei so manchem Satz - auch bei dem zitierten - hatte ich mich genau das gefragt. Und wie John Irving auf den Gedanken kommt, dass Shakespeare seine Freude an der Sprache Salters in diesem Roman haben würde, ist mir ein Rätsel), die sicher gezielt so gesetzt ist, aber wirklich ermüdend wirkt, als auch was die Perspektivwechsel angeht.
Philip Bowman ist zwar die Hauptfigur des Romans, aber eigentlich ist er nur ein Bindeglied zwischen zahllosen Affären, über die Salter hier schreibt, für die er viele Figuren entwirft, die dann einzig und allein dem Zwecke dienen, eine Affäre mit einer (oder mehreren) Frauen zu haben. Die sind alle schön (viel mehr erfährt man nicht), und dann wird sexuelles Verlangen gestillt, der Leser schaut dabei zu. Und dann springt Salter zum nächsten Schauplatz, der auch nichts anderes bietet. Salter möchte damit der Oberflächlichkeit gewiss Ausdruck verleihen. Aber einfach nur Figuren auf ihrem oberflächlichen Liebesweg zu folgen, dafür lese ich kein Buch, zumal kein solches, dem es nicht wirklich gut gelingt.
Ich fürchte es wird so weiter gehen. Und ich habe schon überlegt, das Buch abzubrechen, weil ich ahne, dass es mir nichts geben wird. Einzig die hier und da aufblitzende Erzählkraft lässt mich noch weiterlesen. Es ist natürlich nicht schlecht (auch hier stimme ich mit dem SPIEGEL-Rezensenten überein). Es ist zu erkennen was Salter beabsichtigt: Das Beständige, die Ehe, eintauschen gegen das Flüchtige, die Affären, in einer Zeit (nach dem zweiten Weltkrieg), in der man nicht mehr so streng an den Sitten und Konventionen festhielt. Aber mir reicht das nicht so recht, und in meinen Augen ist der Roman überbewertet. Und so bin ich fast froh unter all dem Jubel in der Rezension im SPIEGEL ONLINE meine skeptischen Gefühle dem Buch gegenüber wiederzufinden.
Schön finde ich die Passagen, in denen es um Bowmans Blicke in den Literaturbetrieb geht. Und begeistert hat mich auch zu Beginn die Passage über den Bowmans Einsatz im zweiten Weltkrieg. Aber auch das ist nur eine Episode, die scheinbar keinen Nachhall hat.
Wie gut, dass ich abends zu Tante Dimity greifen kann. Da freue ich mich jeden Abend drauf. So herzerwärmend erzählt, so liebevoll ausgedacht, so warmherzige Figuren. Eine Wohltat!