Leseerlebnisse 2016.... Ich lese gerade...

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Re: Leseerlebnisse 2016.... Ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Mi 23. Nov 2016, 11:24

@Didonia,
Klingt interessant. Tim Wintons Romane werden ja sehr gelobt. Danke fürs Aufmerksam machen.

@Steffi,
du hast ja einen dicken Wälzer gelesen. :fernglas:
was kommt als nächstes dran :kichern:


ich habe mir "Richard Russo" - Diese Gottverdammten Träume" aus der Bücherei ausgeliehen. Nach 230 Seiten (von 750) kann ich schon mal sagen "Sowas von gut" !!!


@Bonny,
schön, dass du wieder da bist :winkt_lieb:
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leseerlebnisse 2016.... Ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Do 24. Nov 2016, 12:01

Schwindel

Gleich zu Beginn werde ich konfrontiert mit einem Mann, der einen totalen Kater ausnüchtern muss. Und so lesen sich für mich die ersten Seiten etwas holprig. Doch je nüchterner Tom Keely, ein Mann mittleren Alters mit durchschnittlicher Intelligenz, wird, desto flüssiger wird das Lesen. Und ich lasse mich mitreißen in seine Geschichte, die Tim Winton wortgewaltig erzählt.

Tom braucht unbedingt ein Frühstück, doch der Gang durch die Stadt wäre eine Tortur. Er müsste vorbei an "zahnlosen Säufern und mitleidgierenden Aborigines", Sammelbüchsenschwenkern und Straßenkünstlern.

"Die Stadt wurde zu einem Vergnügungspark der Boheme auf dem Fundament einer Immobilienblase, und hinter jeder vernachlässigten Goldrauschfassade, jeder leeren Ladenfront zählte ein Wucherer seine Pennys, schikanierte seine Familie und schimpfte über Flüchtlinge." - S. 30/31

Dafür war er zu kaputt. Er bekam schon einen Schweißausbruch, wenn ihn im Fahrstuhl jemand ansprach. Und genau das geschah. Gemma Buck, eine Frau, mit der er im Fahrstuhl fuhr, erinnerte sich an ihn. Doch er fertigte sie an der Tür ab. Und erinnerte sich. Er kannte sie aus Kinderzeiten. Die für Gemma und ihre Schwester keine schöne Zeit war. Ihr Vater soff und prügelte seine Frau. Die beiden Mädchen flohen oft zu den Keelys.
Lesende Grüße, Anne

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Re: Leseerlebnisse 2016.... Ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Sa 26. Nov 2016, 11:38

Schwindel

Seit Tom Gemma getroffen hat, scheint sich sein Leben zu wandeln. Er geht wieder aus dem Haus; Essen mit seiner Mutter, fährt mit Gemma und ihrem Enkel mit einem Boot hinaus, Vögel beobachten.
Am Abend besucht Gemma ihn und erfährt so einiges aus ihrer Kindheit. Die schrecklich gewesen war.
Und er denkt wieder darüber nach, sich einen Job zu suchen. Als Umweltaktivist wird er nicht mehr arbeiten können. Könnte er Lehrer werden? Allein die Vorstellung, mit einem Haufen 15-Jähriger in einer Klasse alleine zu sein, verursacht ihm Pein. Gartenarbeit, Taxifahren? Das wäre er zumindest seiner Mutter schuldig, die ihn ein wenig finanziell unterstützt.
Ob er die Kurve kriegt? Ob er von den Tabletten wegkommt, die er zum Einschlafen braucht? Schafft er es, wieder ein normales Leben zu führen, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen? Das lest selbst.

Was für eine Erzählweise. Ich brauchte ein wenig, bis ich hineinkam in die Geschichte. Aber dann... dann mochte ich gar nicht mehr aufhören. Und obwohl in der Geschichte streckenweise nichts passierte, war es trotzdem spannend und interessant und hat einfach nur Spaß gemacht. Tim Winton benötigt keine Cliffhanger am Ende eines Kapitels. Eine leise Spannung wird permanent beim Lesen gehalten. Man erfährt nicht gleich zu Beginn, warum Tomm Keely abgestürzt ist. Nein, das erschließt sich so nach und nach. Aus Erinnerungsfetzen. Und so mag man das Buch, einmal begonnen, nicht mehr aus der Hand legen.

Eine absolute Leseempfehlung von mir.
Lesende Grüße, Anne

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Re: Leseerlebnisse 2016.... Ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » So 27. Nov 2016, 11:49

@Didonia
Und obwohl in der Geschichte streckenweise nichts passierte, war es trotzdem spannend und interessant und hat einfach nur Spaß gemacht. Tim Winton benötigt keine Cliffhanger am Ende eines Kapitels


Das sind oft die besten Bücher. Ich mag solche ruhige Erzählweisen. Klingt wirklich gut. Hab ich mir notiert.

Ich habe mit Barry Unsworth: Das Sklavenschiff begonnen.
Ein historischer Roman, aber auch viel mehr als nur historisch. Es geht um Handel und seine Rücksichtslosigkeit.

Gefällt mir sehr gut!
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leseerlebnisse 2016.... Ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » So 27. Nov 2016, 12:31

Ja, Maria, ich mag mittlerweile auch mehr die ruhigen Geschichten. Von dem Autor habe ich mir gleich noch Der singende Baum und Weite Welt bestellt. Die klingen auch sehr interessant.
Lesende Grüße, Anne

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Re: Leseerlebnisse 2016.... Ich lese gerade...

Beitragvon steffi » Mo 28. Nov 2016, 20:23

JMaria hat geschrieben:@Didonia

Ich habe mit Barry Unsworth: Das Sklavenschiff begonnen.
Ein historischer Roman, aber auch viel mehr als nur historisch. Es geht um Handel und seine Rücksichtslosigkeit.

Gefällt mir sehr gut!


Da hast du dir einen feinen Booker Prize - Gewinner herausgesucht ! Ich mochte das buch auch sehr.

Ich habe mit einem weiteren Wälzer begonnen: Ein amerikanischer Thriller von James Ellroy. Kein eigentlicher Thriller, obwohl sehr viel Brutalität vorkommt sondern eher ein politischer Roman über die Kennedy-Ära und den Verstrickungen zwischen FBI, Mafia, Filmindustrie. In einer präzisen, kurzen und prägnanten Sprache, die richtig mitreisst.
Gruss von Steffi

:lesen:
Wolfgang Reinhard - Die Unterwerfung der Welt ( Langzeitprojekt)
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Re: Leseerlebnisse 2016.... Ich lese gerade...

Beitragvon Shaftoe » Mo 28. Nov 2016, 22:12

Mönsch steffi... das glaubt uns aber jetzt keiner mehr!

nach Stephenson ziehst einen weiteren meiner Lieblinge hervor -

du weißt schon dass du mit einer Trilogie begonnen hast ? Ellroy bezeichnet sich inzwischen als historischen Autor - mal sehen ob du die 'artistische Sicht auf die Historie' so genießen wirst wie ich - Ellroy ist schon lange jenseits von Krimi oder Thriller. Viel Spaß wünsch ich dir.

Grüße
(übrigens wird Pete Bondurant mein nächster Nick-Name, der Typ macht eine tolle Veränderung in den nachfolgenden Bänden mit, was für eine Romanfigur! es müsste einen Preis für Romanfiguren geben!)
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Re: Leseerlebnisse 2016.... Ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Mo 28. Nov 2016, 22:49

Heute habe ich mit Die Stunde der Liebenden von Lucy Foley begonnen.

Es beginnt ein wenig konfus, da es zwischen den Zeiten, Protagonisten und Schauplätzen hin und her springt. Ich bin noch am sortieren, welche Figuren wohin gehören.

Die erste halbe Seite beschreibt das Poträt einer Frau. Das Bild hängt in der National Portrait Gallery. Wer ist sie? Auf dem Textschild neben dem Bild heißt es nur: Eine Freundin des Künstlers, um 1928, Federzeichnung.

Der erste Teil des Buches nennt sich Das Werk eines Meisters. Wir sind in Hertfordshire, im August 1928. Auf einem Fest trifft Tom Stafford Alice wieder. Er kennt sie aus Kindertagen, da waren sie beide sechs Jahre alt und haben sich das letzte Mal gesehen. Tom hatte in ihr eine verwandte Seele gefunden und eine wunderbare Sommerzeit mit ihr verbracht. Im folgenden Jahr wollten sich die Familien wieder treffen. Doch dann kam Alices Vater ums Leben und der Krieg begann.

Ein Sprung zu Kate. Sie tritt hier als Ich-Erzählerin auf. Sie erzählt von ihrer Mutter June Darling, die eine berühmte Balletttänzerin war. Ihre Mutter wurde als Baby vor einem Kinderheim abgelegt. Es war ein relativ gutes Heim. Die Kinder bekamen drei Mahlzeiten, wurden unterrichtet, konnten sogar Musikstunden nehmen und hatten einen Park zum Spielen. Als ihre Mutter sechs war, sorgte ein anonymer Spender dafür, dass die Mädchen singen und tanzen lernen konnten. Wie sich herausstellte, war die Ballettlehrerin die Tochter des Spenders: Evelyn Darling.
Lesende Grüße, Anne

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Re: Leseerlebnisse 2016.... Ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Di 29. Nov 2016, 11:33

Diese Evelyn Darling kam aus einer Familie, die zur besseren Gesellschaft gehören möchte. Sie träumte vom Ballett und ihr Vater ließ sie Stunden nehmen. Doch öffentlich auftreten? Das ziemte sich nicht. Mit 19 lernte sie einen jungen Mann, Harry, kennen. Sie verlobten sich und für eine verheiratete Frau gehörte sich das schon gar nicht. Einige Monate vor der Hochzeit hatten die beiden einen Autounfall. Harry war sofort tot. Evelyn verlor ihr Baby, ohne dass sie gewusst hatte, schwanger gewesen zu sein, und eines ihrer Beine war mehrmals gebrochen.
Obwohl sie nie wieder tanzen werden könnte, auch keine Kinder mehr bekommen könnte, kämpfte sie verbissen daran, wieder gesund zu werden. Sie adoptierte ein kleines Mädchen namens June und ließ ihren Traum durch sie weiterleben.
Das Märchen endete abrupt, als June 1985 bei einem Flugzeugabsturz starb.

Ein Jahr später, Mai 1986, in London. Kate hat sich von den Studienfreunden zurückgezogen. Sie arbeitet in einem Fotogeschäft, dessen Besitzer den Laden aus Liebe betreibt. Und sie hatte Evie, die an Demenz litt und mittlerweile eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung in einem Heim brauchte.
Bei einem ihrer Besuche erfuhr Kate von Evie ein Geheimnis, das diese Jahrzehnte in sich getragen hat. Kates Mutter war immer davon überzeugt, dass sich ihre leibliche Mutter nie nach ihr erkundigt hat. Doch das stimmte nicht. Wenige Tage nach ihrem Geständnis stirbt Evie.
Lesende Grüße, Anne

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Re: Leseerlebnisse 2016.... Ich lese gerade...

Beitragvon steffi » Di 29. Nov 2016, 17:13

Shaftoe hat geschrieben:Mönsch steffi... das glaubt uns aber jetzt keiner mehr!

nach Stephenson ziehst einen weiteren meiner Lieblinge hervor -

du weißt schon dass du mit einer Trilogie begonnen hast ? Ellroy bezeichnet sich inzwischen als historischen Autor - mal sehen ob du die 'artistische Sicht auf die Historie' so genießen wirst wie ich - Ellroy ist schon lange jenseits von Krimi oder Thriller. Viel Spaß wünsch ich dir.

Grüße
(übrigens wird Pete Bondurant mein nächster Nick-Name, der Typ macht eine tolle Veränderung in den nachfolgenden Bänden mit, was für eine Romanfigur! es müsste einen Preis für Romanfiguren geben!)


Hallo Shaftoe-Pete :breit_grins: ,

der Tip mit Ellroy kam natürlich von dir, ich hatte ihn schon auf meiner Liste. Und dass es eine Trilogie ist, wusste ich auch schon. Historisch, ja, das sehe ich schon, die Verflechtungen sind schon grandios. Dann finde ich ihn herrlich zynisch, wie er mit seinen Figuren umgeht. Es macht schon wirklich Spaß !
Gruss von Steffi

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