Leseerlebnisse 2017.... Ich lese gerade...

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Re: Leseerlebnisse 2017.... Ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Di 25. Jul 2017, 09:06

Das freut mich, liebe Barbara. Mir gefällt diese Millicent immer mehr. Den Mut, Entscheidungen nicht nur mit dem Verstand, sondern auch mit dem Herzen zu treffen, bewundere ich. Der geht mir bis heute ab.
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Re: Leseerlebnisse 2017.... Ich lese gerade...

Beitragvon Barbara » Di 25. Jul 2017, 09:09

Ihr Lieben,

ich lese noch immer Die Erfindung der Flügel.

Ich habe noch gute 120 Seiten vor mir und mich begeistert das Buch mehr und mehr. Mittlerweile habe ich das Nachwort gelesen, und wie vermutet, handelt es sich um eine, in großen Zügen, wahre Geschichte.

Sarah und Angelina Grimké hat es wirklich gegeben und sie waren beide sehr aktiv und erfolgreich an der Abschaffung der Sklaverei interessiert und darin involviert.

Das Buch verbindet in sehr glaubwürdiger Weise Realität mit einer gelungen eingeflochtenen Fiktion, die das Leben der Protagonistin Sarah authentisch, lebendig und historisch wiedergibt.

Ein tolles Buch, dass den Leser mitnimmt und ihm Einblicke in zutiefst menschliche Charakteren, Schwächen, Ängste, Sorgen und vor allem Zwänge gewährt. Eindrucksvoll wird geschildert mit welcher Mühe und scheinbar nie schwindender Kraft versucht wird, von außen gegebene Zwänge zu überwinden und damit gleichzeitig die eigene innere Freiheit zu ermöglichen.

Einen Satz fand ich in diesem Zusammenhang nachhaltig.
Sinngemäß wird gesagt: ...meinen Körper können sie versklaven, aber nicht meinen Geist

Und dies zeigt sich an vielen Stellen im Buch. Immer wieder versuchen die beschriebenen Personen, sich der geistigen Versklavung geschickt lund jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten stetig zu entziehen.
Es ist immer wieder bewundernswert zu lesen, wie viel Kraft, Mut und nie erlöschender Hoffnung in den Menschen dieses Buches steckt, dass alles irgendwann gut , bzw. besser werden wird. Niemand ergibt sich freiwillig seinem Schicksal.
"Das Lesen eines Buches ist die Zwiesprache mit der eigenen Seele!"
B.H.

Liebe Grüße
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Re: Leseerlebnisse 2017.... Ich lese gerade...

Beitragvon Barbara » Di 25. Jul 2017, 09:13

Liebe Didonia,
Didonia hat geschrieben:Das freut mich, liebe Barbara. Mir gefällt diese Millicent immer mehr. Den Mut, Entscheidungen nicht nur mit dem Verstand, sondern auch mit dem Herzen zu treffen, bewundere ich. Der geht mir bis heute ab.


Entscheidungen mit dem Herzen zu treffen....
Da sagst du etwas....

Blöd ist, wenn man es tut, dann bestraft einen das Leben manchmal sehr hart!!!
Mittlerweile glaube ich fast, es ist doch besser mit dem Verstand zu entscheiden. Aber noch hoffe ich darauf, dass mich das Leben hier eines Besseren belehrt.
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Re: Leseerlebnisse 2017.... Ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Di 25. Jul 2017, 10:49

Barbara hat geschrieben:Blöd ist, wenn man es tut, dann bestraft einen das Leben manchmal sehr hart!!!
Mittlerweile glaube ich fast, es ist doch besser mit dem Verstand zu entscheiden.


Unendlich traurig, wenn man zu dieser Einstellung kommen muss.

Aber auch Millicent trifft ihre Entscheidungen nicht nur mit dem Herzen:

Millicents Schülerin Francesca ist sehr ruhig, ohne Temperament, kann sich für nichts begeistern, ist verschlossen und still. Ihr erster Rom-Besuch bestand nur aus zwei Stunden. So nach und nach möchte sie aber die Stadt richtig erkunden. Sie sieht Scharen von jungen Männern, die wie Soldaten herumstolzierten. Von Mr. Russo erfährt sie, dass es Faschisten sind.

Millicent erfährt von Mr. Russo, warum Francesca so verschlossen ist. Das Mädchen fand ihre tote Mutter und war eine Weile alleine mit ihr. Das hat sie bis heute nicht überwunden. Nähere Erklärungen, warum sie alleine war, bekam Millicent erst mal nicht.

Mr. Russo, der mit seiner Tochter nach Amerika übersiedeln will, macht Millicent das Angebot, sich dort weiter um Francesca zu kümmern. Ihr das Einleben in das fremde Land zu erleichtern. Doch Millicent hat ihrer Schwester versprochen, nach der Geburt deren Kindes beizustehen.

28. Juli 1925 - Millicents letzter Tag in Italien. Mr. Russo hat alles für ihre Heimfahrt vorbereitet. Er bedauert, dass sie ihn und Francesca nicht nach Amerika begleitet.

"Ich erzählte ihm nicht, wie groß die Versuchung für mich gewesen ist und was ich für Qualen ausgestanden habe bei dem Gedanken, womöglich wieder die falsche Wahl zu treffen und eine Gelegenheit zu verpassen, die sich mir nicht noch einmal bieten wird. Werde ich in Zukunft zurückblicken und bedauern, nicht nach Amerika gegangen zu sein? Das wäre schrecklich."

Wieder in der Heimat, ist Millicent unzufrieden. Das aufregende Abenteuer, das sie sich von Italien erhofft hatte, blieb aus. Sie steht nun wieder da, wo sie vor ihrer Abfahrt stand. Ende August geht sie zur Schwester, deren Tochter Florence am 1. September geboren wird.


Ich lese ja unheimlich gerne Tagebücher. Gerade lese ich vom 20. September (mein Geburtstag) 1925. Und da kommt mir ein leiser Gedanke.
Vielleicht wäre es ja interessant, Tagebucheinträge von eben diesem Tag zu sammeln und sie nach Jahresangabe zu sortieren.
Mal schauen, ob sich die Idee bei mir festigt.
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Re: Leseerlebnisse 2017.... Ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Mi 26. Jul 2017, 08:59

Und weiter gehts:

Millicent findet Arbeit als Gesellschafterin bei einer jungen Frau, Daphne Willes. Daphne ist nach einem Autounfall, bei dem ihre Eltern und der Bruder umgekommen sind, noch nicht wieder ganz hergestellt und braucht Unterstützung. Sie ist politisch interessiert, genießt Streitgespräche. Ihr Vater habe bei den nächsten Parlamentswahlen kandidieren wollen und ihre Mutter habe sich für das Frauenwahlrecht eingesetzt, war sogar im Gefängnis. Irgendwann möchte Daphne weg von Leeds, in eine kleinere Wohnung nach London.
Zwei Wochen Probezeit sind vorbei und Millicent bleibt. Damit die beiden Frauen unabhängiger sind, lernt sie das Autofahren.
Millicents Geburtstag naht und das ist immer die Zeit, in der sie sich besonders viele Gedanken macht, wie eigentlich ihr Leben verläuft. Außer der Lehrerausbildung hat sie nichts vorzuweisen. Wie ich sie verstehe, ist ihr ihr Leben einfach zu langweilig. Gutes zu tun (wie Daphne es gerne möchte) reizt sie nicht. Sie will nichts tun, was der Mühe wert ist. Sie möchte wohl nur, das etwas in ihrem Leben geschieht.

Und das tut es. Daphne findet einen Käufer für ihr Haus. Mitte August soll der Kauf getätigt werden. Die beiden Frauen machen sich nun auf nach London, ein Haus oder eine Wohnung zu finden. Sie finden ein kleines Haus in der Nähe von Millicents Schwester Tilda.Daphne ist in Girton angenommen worden und beginnt dort im Oktober ihr Studium. Sie wird Millicent dann nicht mehr brauchen, worüber diese überraschenderweise traurig ist.
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Re: Leseerlebnisse 2017.... Ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Mi 26. Jul 2017, 09:42

Millicent bewirbt sich in Brighton und wird als Lehrerin angenommen, für 5 Pfund 12 Schilling die Woche. Als Achtzigjährige empfindet sie die folgenden vier Jahre als die unglücklichsten ihres Lebens. Sie mag nicht wirklich als Lehrerin arbeiten. Der Rektor ist ein brutaler Zuchtmeister, die anderen Lehrer mag sie nicht, die Klassen sind zu groß, die Kinder schwierig. Sie dachte immer, Brighton sei eine reiche Stadt, doch in der Schule sieht sie an den Kindern das ganze Elend.
In diesen vier Jahren besteht ihr Tagebuch nur aus Klagebeiträgen über diese Situation. Einzig Positives: Sie kann sich eine kleine Wohnung mieten, ihr erstes richtiges eigenes Heim.
Aber ihr Privatleben bessert sich. Sie lernt zwei Männer kennen. Percy Webb, ein Arzt. Sie lernt ihn bei Schwester Tilda kennen, die zwischenzeitlich einen Sohn bekommen hat. Und den Anwalt Frank Johnson, den sie durch Daphne kennenlernt. Daphne hat weiterhin politische Ambitionen und will ins Ausland gehen. Sie bietet Millicent an, in ihrem Haus in London zu wohnen. Am 6. August 1930 quartiert diese sich dort für einen Monat ein. So trifft sie sich öfter mit Frank, der ihr nach einigen gemeinsamen Unternehmungen seine Liebe gesteht. Doch Millicent ist weiterhin unsicher. Sie fühlt sich zu ihm hingezogen, möchte auch mit ihm schlafen, aber ob das Liebe ist?
Percy, mit dem sie gute Gespräche hat, lädt sie ein, mit ihm seine Eltern zu besuchen. Doch das kommt ihr falsch vor.
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Re: Leseerlebnisse 2017.... Ich lese gerade...

Beitragvon Barbara » Mi 26. Jul 2017, 10:45

Liebe Didonia,

ich glaube so langsam muss ich Abstand zu Deinen Berichten nehmen, damit ich nicht schon zu viel über das Buch erfahre...
:zwinker:
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B.H.

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Re: Leseerlebnisse 2017.... Ich lese gerade...

Beitragvon Barbara » Mi 26. Jul 2017, 10:56

Ihr Lieben,

ich habe Die Erfindung der Flügel beendet und bin nachhaltig beeindruckt. Beindruckt von der Kraft der Menschen in dieser Geschichte, vor allem, wenn ich bedenke, dass vieles davon real ist und wirklich so geschehen ist.

Das Buch beeindruckt persönlich und gesellschaftlich:

Was Menschen aufgeben um ihren Idealen zu folgen, ist schon sehr beeindruckend, ebenso wie der Mut, den sie aufbringen müssen, um nicht nur einmal über ihren Schatten zu springen.
Als Leser wurde ich mehrmals beschämt, ob meiner eigenen Starrheit, Gewohnheit und vielleicht auch Mutlosigkeit, mein Leben nach mir selbst auszurichten und hie und da über meinen Schatten zu springen, um dem Leben eine neue Richtung zu geben!

Oprah Winfrey sagte über das Buch:
...Es ist unmöglich dieses Buch zu lesen, ohne danach anders über sich selbst und die eigene Rolle in der Welt zu denken...


Das stimmt!! Auch in diesem gesellschaftsumfassenden Bereich entlässt das Buch den Leser mit nachhaltigen Gedanken.

Ein sehr lesenswertes Buch und wiederum ein Highlight!
"Das Lesen eines Buches ist die Zwiesprache mit der eigenen Seele!"
B.H.

Liebe Grüße
Barbara
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Re: Leseerlebnisse 2017.... Ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Mi 26. Jul 2017, 10:57

Moin, liebe Barbara,

ja, besser ist wohl. Es ist doch schon ganz ausführlich, wie ich hier berichte.
Auf diese Art, über Bücher zu schreiben (quasi wie ein Tagebuch) bin ich damals in meinem allerersten Bücherforum gekommen, das ich im Netz gefunden habe. Da gibt es nun schon seit Jahren mehrere User, die so ausführlich schreiben.
Natürlich blöd bei Büchern, die man selber noch auf dem SuB hat, da lese ich dann nicht mit. Aber es gibt durchaus auch Bücher, die mich interessieren, die ich dann aber wegen der ausführlichen Berichte gar nicht mehr kaufen brauche. Was ja auch von Vorteil sein kann.
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Re: Leseerlebnisse 2017.... Ich lese gerade...

Beitragvon Barbara » Mi 26. Jul 2017, 11:04

Ihr Lieben,

mein nächstes Buch ist ebenfalls in eBook aus der Stadtbücherei:
Das neue Leben.

Von Orhan Pamuk habe ich schon viel Positives gehört, aber noch nie etwas gelesen.

Ich bin gespannt. Der Inhalt hört sich viel versprechend an.
"Das Lesen eines Buches ist die Zwiesprache mit der eigenen Seele!"
B.H.

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