Ich habe seit über einer Woche heute das erste Mal den Kopf frei zum Lesen und nutze das gerade weidlich aus mit dem Buch
Oriana Fallaci - Ein Frauenleben von Cristina De Stefano.
Am 4. September 2006 kehrt Oriana Fallaci nach Florenz zurück. Ihr Neffe begleitet sie auf ihrem Flug. Ihr Krebs ist im letzten Stadium, weshalb sie ein Privatflugzeug nehmen musste. Keine Fluggesellschaft wollte sie als Passagier haben.
Die letzten 50 Jahre lebte sie in New York. Doch zum Sterben möchte sie dahin, wo alles begann. Sie igelt sich auf ihrem Sitz ein und erinnert sich:
Als Oriana Fallaci 1929 in Florenz geboren wurde, war ihrem Leben keine erfolgreiche Karriere vorherbestimmt. Ihre Mutter musste für die Familie des Mannes das Aschenputtel spielen und sie bat ihre Tochter oft: Lerne, studiere, schau dir die Welt an. Und als Oriana 1977 den Ehrendoktortitel am Columbia College in Chicago annimmt, sagt sie in ihrer Dankesrede:
Ich widme diesen Ehrentitel meiner Mutter Tosca Fallaci, die nicht die Universität besuchen durfte, weil sie in einer Zeit, in der arme Frauen nicht studieren durften, arm war und eine Frau.
Oriana bekommt noch zwei Schwestern und viel später, als sie selbst schon erwachsen waren, noch eine Adoptivschwester. Es gab keinen Stammhalter, und so zog Orianas Vater sie wie einen Jungen auf.
Die entscheidende Rolle für ihre spätere Berufswahl spielte ihr Onkel väterlicherseits: Bruno Fallaci. Er gehört der Welt der Schreibenden an, ist mit der Schriftstellerin Gianna Manzini verheiratet und selbst ein erfolgreicher Journalist. Einen seiner Ratschläge, die Oriana immer wieder zitiert:
Vor allem eins: Den Leser NIEMALS langweilen!Orianas Kindheitserinnerungen sind eher trauriger Natur. Die Mutter hungert öfter, damit die Kinder etwas in den Magen bekommen. Aber sie sorgt auch dafür, dass man der Familie die Armut äußerlich nicht ansieht. Aus Alt mach Neu war ihre Devise. Und der Vater schreinerte Möbel, nur einen Geschäftssinn hat er nicht - er war eher ein Künstler.