Leseerlebnisse 2018.... Ich lese gerade...

Plattform zum Austausch über Bücher und Themen rund ums Buch.
Forumsregeln
Kommerzielle Einträge werden ohne Kommentar gelöscht!

Re: Leseerlebnisse 2018.... Ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Mo 26. Feb 2018, 16:02

Ich habe ein kleines, aber sehr intensives Werk von Jacques Chessex, ein Schweizer Autor, verstorben 2009, gelesen.

Ein Jude als Exempel

1942 wird der jüdische Viehhändler Arthur Bloch aus Payerne, Schweiz, von fanatischen, brutalen Nazianhänger, angeführt von einem ehemaligen Geistlichen, ermordet, zerteilt und in einem See versenkt. Diese Tat sollte ein Geburtstagsgeschenk für H. (ich mach es wie Arno Geiger) sein.

Jacques Chessex, aus Payerne, war noch ein Kind als diese scheußliche Perversion geschah. Im Alter hat er dies Buch geschrieben.

Die Geschichte hat eine Schwere, die beim lesen auch über mich kam.

Ob die Aufarbeitung für den Autor seinen Zweck erfüllte ist für mich nicht klar erkenntlich. Ich hatte das Gefühl, dass dieses „Gott weiß warum“ auf dem Grabstein, auch dies offen lässt. Nationalsozialismus macht vor Grenzen nicht Halt und zu was der Mensch fähig ist, ist in bedrückenderweise beschrieben. Und so soll es sein! Ein Buch wider das Vergessen!

https://www.amazon.de/Ein-Jude-als-Exem ... ls+Exempel
Schöne Grüße, Maria
Aktuell:

Cecile Wajsbrot: Nevermore
Barbi Marković: Minihorror (ebook)


Jahresprojekt: Günter Grass + Franz Kafka
Harro Zimmermann: Günter Grass. Biographie
Franz Kafka: Briefe an Felice Bauer


Sie schaffen eine Wüste und nennen das Frieden ( Tacitus )
Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen (Johann Wolfgang v. Goethe)
Das Leben und dazu eine Katze, das ergibt eine unglaubliche Summe (Rainer Maria Rilke)
JMaria
Moderator
 
Beiträge: 16199
Registriert: Mo 31. Mär 2008, 11:07

Re: Leseerlebnisse 2018.... Ich lese gerade...

Beitragvon steffi » Mo 26. Feb 2018, 18:43

@Petra: was du über Hingabe schreibst weckt Interessa an dem Autor ! Auch wenn nicht alle Erzählungen gleich gut waren, finde ich sie thematisch spannend. Mal sehen, wie der Roman besprochen wird !

@JMaria: das hört sich nach einem sehr intensiven Leseerlebnis an ! Es ist doch immer wieder unfassbar, wie weit Menschen gehen können !
Gruss von Steffi

:lesen:
Wolfgang Reinhard - Die Unterwerfung der Welt ( Langzeitprojekt)
Benutzeravatar
steffi
 
Beiträge: 5080
Registriert: Mi 2. Apr 2008, 12:56

Re: Leseerlebnisse 2018.... Ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Mo 26. Feb 2018, 21:35

Ja, es ist immer wieder unfassbar. Wenn es vielleicht auch nicht zum Buch passt, Panorama brachte einen Beitrag über Holocaust - Die Lüge von den ahnungslosen Deutschen - von wegen: Ich habe ja nichts gewusst.
Lesende Grüße, Anne

Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf
DDR-Literatur
Benutzeravatar
Didonia
 
Beiträge: 4159
Registriert: Di 18. Jan 2011, 17:49
Wohnort: Niedersachsen

Re: Leseerlebnisse 2018.... Ich lese gerade...

Beitragvon Petra » Di 27. Feb 2018, 15:02

Didonia hat geschrieben:Das macht immer Spaß. Die Regale abgehen, da mal ein Buch herausholen und anschauen oder auch mal hineinlesen. In diesen Momenten freue ich mich immer besonders, dass ich mir so viele schöne Bücher anschaffen konnte.


Ja, das macht wirklich immer Spaß! Ich bin auch schon fündig geworden. Ich berichte gleich. :library:

steffi hat geschrieben:@Petra: was du über Hingabe schreibst weckt Interessa an dem Autor ! Auch wenn nicht alle Erzählungen gleich gut waren, finde ich sie thematisch spannend. Mal sehen, wie der Roman besprochen wird !


Auf den Roman freue ich mich schon! Ich war unschlüssig, ob ich die Erzählungen oder den Roman zuerst lesen sollte, denke die Reihenfolge war gut. Die Erzählungen geben einen guten Überblick über die Themen, die die Autor bewegen. Freut mich, dass ich dich auf den Autor neugierig machen konnte!

JMaria hat geschrieben:Ich habe ein kleines, aber sehr intensives Werk von Jacques Chessex, ein Schweizer Autor, verstorben 2009, gelesen.

Ein Jude als Exempel

1942 wird der jüdische Viehhändler Arthur Bloch aus Payerne, Schweiz, von fanatischen, brutalen Nazianhänger, angeführt von einem ehemaligen Geistlichen, ermordet, zerteilt und in einem See versenkt. Diese Tat sollte ein Geburtstagsgeschenk für H. (ich mach es wie Arno Geiger) sein.

Jacques Chessex, aus Payerne, war noch ein Kind als diese scheußliche Perversion geschah. Im Alter hat er dies Buch geschrieben.

Die Geschichte hat eine Schwere, die beim lesen auch über mich kam.

Ob die Aufarbeitung für den Autor seinen Zweck erfüllte ist für mich nicht klar erkenntlich. Ich hatte das Gefühl, dass dieses „Gott weiß warum“ auf dem Grabstein, auch dies offen lässt. Nationalsozialismus macht vor Grenzen nicht Halt und zu was der Mensch fähig ist, ist in bedrückenderweise beschrieben. Und so soll es sein! Ein Buch wider das Vergessen!

https://www.amazon.de/Ein-Jude-als-Exem ... ls+Exempel


Das Buch stelle ich mir sehr eindringlich und beklemmend vor. Durch den wahren Hintergrund, und weil meine Leseerfahrung mit Jacques Chessex ("Der Vampir von Ropraz" - meine Rezension) ebenfalls eindringlich und beklemmend war. Spannend finde ich an dem Autor auch, dass er wahre Begebenheiten zu Grundlagen seiner Bücher macht.

"Ein Jude als Exempel" war bestimmt nicht einfach zu lesen. Wie du sagst, Maria: Unfassbar was Menschen einander anzutun im Stande sind! Es aufzuschreiben, damit es nicht in Vergessenheit gerät, empfinde ich ebenfalls als richtig und gut!
Liebe Grüße,
Petra


Ich lese gerade: :lesen:
Rónán Hession - Leonhard und Paul (HC)
Benjamin Stevenson - Die mörderischen Cunninghams. Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen (ebook)

Ich höre gerade: :kopfhoerer:
-

Buecher4um
Hoerbuecher4um
Seifen4um
Petras SeifenKUNST
Benutzeravatar
Petra
Administrator
 
Beiträge: 14280
Registriert: Do 27. Mär 2008, 13:34

Re: Leseerlebnisse 2018.... Ich lese gerade...

Beitragvon Petra » Di 27. Feb 2018, 15:32

Ich habe mich für ein neues Buch entschieden. Eines, das ich kurz vor Weihnachten in der Kölner Bahnhofsbuchhandlung entdeckte, und noch kurz vor knapp auf meinen Weihnachtswunschzettel setzte, weil mir das reinlesen so gut gefallen hatte. Ich bekam es geschenkt, und freute mich sehr, und nun habe ich ihn begonnen, den wiederentdeckten Roman Dorothy Baker "Ich mag mich irren, aber ich finde dich fabelhaft".

Schon auf den ersten Seiten bezaubert Dorothy Baker mit dieser Geschichte. Einer fiktiven Geschichte über den fiktiven Jazz-Musiker Rick Martin. Dass dieser kein Abbild des 1931 verstorbenen Leon Bix Beiderbecke ist, stellt sie dem Roman voran. Ebenso, dass der Roman aber sehr wohl von Leon Bix Beiderbeckes Musik inspiriert wurde.

Klarer Fall, dass ich mich gleich im Internet nach Musik von Bix Beiderbecke umschauen musste. Ein schönes Fundstück ist dieses Video, das sein Leben in Bildern und Musikstücken skizziert, und somit Einblick in sein Leben und Schaffen gibt. Natürlich interessiert mich im Anschluss an das Buch das Nachwort, das der Ausgabe dankenswerter Weise hintenan gestellt wurde. Die ein oder andere Ähnlichkeit der Romanfigur mit Bix Beiderbecke scheint es nämlich doch zu geben. Beides weiße Jazzmusiker, die das Klavierspielen in jungen Jahren autodidaktisch erlernten, später Trompete. Beide sprachen dem Alkohol zu, und starben sehr jung an den Folgen ihres ungesunden Lebenswandels. Ich freue mich darauf, im Anschluss mehr über die Parallelen zu erfahren, und finde bemerkenswert, dass mich Dorothy Baker neugierig auf Bix Beiderbecke macht, obwohl sie hier ausdrücklich nicht seine Lebensgeschichte erzählt. Was sie auch tatsächlich nicht tut, Bix Beiderbecke wächst als Sohn einer wohlhabenden musikalischen Familie auf, Rick Martin ist arm und Vollwaise...

Doch ebenso neugierig wie mich Dorothy Baker auf den Musiker macht, der in gewisser Weise Model stand für ihre Romanfigur, bin ich auch auf Rick Martins Leben gespannt. Dorothy Baker erzählt in einem ganz eigenen unbeschwerten beschwingten Ton über schwerste Dinge. Das Leben als Vollwaise und das Unvermögen im Leben etwas zu erreichen. Rick Martin ist (so sagt es die Inhaltsangabe auch so schön) nur in zwei Dingen begabt: in der Musik und in der Freundschaft. Und diese beiden Elemente geben den Takt an in seinem Leben. Keine Spur von Kummer über den Verlust der Eltern, über das Scheitern an der Schule. Sondern Rick Martin geht als Junge schon auf in der Musik und in der Freundschaft. Seinen ersten (und letzten) Freund Smoke Jordan lerne ich gerade kennen. Herrliche Figur, auch er! Jetzt schon. Er hat ebenfalls die Musik im Blut. Hier treffen Schwarze auf Weiße und es ist kein Problem. Sondern einfach eine unbeschwerte Lebensfreude. Und genau die strömt jetzt schon aus den Seiten. Ich bin schon ganz beschwingt, und möchte mich treiben lassen, durch die Zeit, durch die Clubs, begleitet durch den Jazz der in der Luft liegt...

... ich werde euch von meiner Reise in die Zeit berichten.

PS: Ich freue mich nicht zum ersten mal über eine Wiederentdeckung, zu der der dtv Verlag die Möglichkeit gibt. Der Verlag hat ein Auge auf fast vergessene lesenswerte Autoren und Romane.
Liebe Grüße,
Petra


Ich lese gerade: :lesen:
Rónán Hession - Leonhard und Paul (HC)
Benjamin Stevenson - Die mörderischen Cunninghams. Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen (ebook)

Ich höre gerade: :kopfhoerer:
-

Buecher4um
Hoerbuecher4um
Seifen4um
Petras SeifenKUNST
Benutzeravatar
Petra
Administrator
 
Beiträge: 14280
Registriert: Do 27. Mär 2008, 13:34

Re: Leseerlebnisse 2018.... Ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Di 27. Feb 2018, 18:32

Sehr schöne Leseberichte habt ihr in den letzten Tagen geschrieben. Macht auf so manches Buch neugierig.

Ich habe mir die Biographie von Alexandra Harris über Virginia Woolf herausgesucht.
Schöne Grüße, Maria
Aktuell:

Cecile Wajsbrot: Nevermore
Barbi Marković: Minihorror (ebook)


Jahresprojekt: Günter Grass + Franz Kafka
Harro Zimmermann: Günter Grass. Biographie
Franz Kafka: Briefe an Felice Bauer


Sie schaffen eine Wüste und nennen das Frieden ( Tacitus )
Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen (Johann Wolfgang v. Goethe)
Das Leben und dazu eine Katze, das ergibt eine unglaubliche Summe (Rainer Maria Rilke)
JMaria
Moderator
 
Beiträge: 16199
Registriert: Mo 31. Mär 2008, 11:07

Re: Leseerlebnisse 2018.... Ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Di 27. Feb 2018, 21:23

Petra hat geschrieben:Ich bekam es geschenkt, und freute mich sehr, und nun habe ich ihn begonnen, den wiederentdeckten Roman Dorothy Baker "Ich mag mich irren, aber ich finde dich fabelhaft".


Ein toller Bericht, liebe Petra, vielen Dank. Ich habe mal ein bisschen nach Dorothy Baker gestöbert: Sie hat ja bei uns nicht mal einen Wikipedia-Eintrag. Und sie scheint Musik zu mögen - in noch anderen Buchbeschreibungen habe ich Musikinstrumente entdeckt.

Ich habe mir den Namen mal notiert und werde ein wenig forschen.
Lesende Grüße, Anne

Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf
DDR-Literatur
Benutzeravatar
Didonia
 
Beiträge: 4159
Registriert: Di 18. Jan 2011, 17:49
Wohnort: Niedersachsen

Re: Leseerlebnisse 2018.... Ich lese gerade...

Beitragvon Petra » Mi 28. Feb 2018, 10:31

Das freut mich sehr, dass ich dir mit meinem Bericht zu Dorothy Bakers "Ich mag mich irren, aber ich finde dich fabelhaft" so erfreut habe, liebe Didonia. Schön zu wissen! Auch, dass du dich gleich mal nach Dorothy Baker umgeschaut hast. Je weiter ich in dem Roman lese, umso weniger verstehe ich, wie er so lange in der Versenkung bleiben konnte! Die letzte Ausgabe scheint vor 25 Jahren erschienen zu sein. So toll, dass dtv diesem Roman zur Wiederentdeckung verhilft! Denn, ich mag mich irren, aber ich finde diesen Roman fabelhaft!

Heute morgen saß ich mit glänzenden Augen in der Bahn, und tauchte mit den Jungs Rick und Smoke ein in die Musik. Spürte und hörte den Jazz, mal im Memphis-Stil (alle Bandmitglieder hintereinander ihre Variationen des Stücks spielend), mal im New Orleans-Stil (alle miteinander). Und mit Rick gemeinsam wurde mir beinahe übel, beim rauchen seiner ersten Zigarre. Und freut mich an der Freundschaft, zwischen Smoke und Rick - Schwarz und Weiß, was eigentlich nicht sein dürfte, und doch ist. Einfach so. Dorothy Baker erzählt wundervoll!
Ich bin begeistert! :trompete:
Liebe Grüße,
Petra


Ich lese gerade: :lesen:
Rónán Hession - Leonhard und Paul (HC)
Benjamin Stevenson - Die mörderischen Cunninghams. Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen (ebook)

Ich höre gerade: :kopfhoerer:
-

Buecher4um
Hoerbuecher4um
Seifen4um
Petras SeifenKUNST
Benutzeravatar
Petra
Administrator
 
Beiträge: 14280
Registriert: Do 27. Mär 2008, 13:34

Re: Leseerlebnisse 2018.... Ich lese gerade...

Beitragvon Josie » Mi 28. Feb 2018, 10:46

Liebe Petra,

deine Begeisterung für das Buch schwappt geradezu auf einen über. Was für eine tolle Entdeckung, die du da gemacht hast.

Auch alle anderen haben mal wieder interessanten Lesensstoff.

@ Barbara, wie gefällt dir das Buch? Erfüllt auch dieses deine Erwartungen?
Liebe Grüße
Claudia


Aktuelle Lektüre:
Clarín (Leopoldo Alas): Die Präsidentin

xxx (eBook)
Josie
 
Beiträge: 1115
Registriert: So 3. Jan 2010, 21:13

Re: Leseerlebnisse 2018.... Ich lese gerade...

Beitragvon Didonia » Mi 28. Feb 2018, 10:47

Wenn der Morgen schon so gut beginnt, kann der Tag ja eigentlich nur noch besser werden. Das wünsche ich Dir jedenfalls, liebe Petra.
Lesende Grüße, Anne

Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf
DDR-Literatur
Benutzeravatar
Didonia
 
Beiträge: 4159
Registriert: Di 18. Jan 2011, 17:49
Wohnort: Niedersachsen

VorherigeNächste

Zurück zu Diskussionsforum

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 68 Gäste