Ich habe mich für ein neues Buch entschieden. Eines, das ich kurz vor Weihnachten in der Kölner Bahnhofsbuchhandlung entdeckte, und noch kurz vor knapp auf meinen Weihnachtswunschzettel setzte, weil mir das reinlesen so gut gefallen hatte. Ich bekam es geschenkt, und freute mich sehr, und nun habe ich ihn begonnen, den wiederentdeckten Roman
Dorothy Baker "Ich mag mich irren, aber ich finde dich fabelhaft".
Schon auf den ersten Seiten bezaubert Dorothy Baker mit dieser Geschichte. Einer fiktiven Geschichte über den fiktiven Jazz-Musiker Rick Martin. Dass dieser kein Abbild des 1931 verstorbenen Leon Bix Beiderbecke ist, stellt sie dem Roman voran. Ebenso, dass der Roman aber sehr wohl von Leon Bix Beiderbeckes Musik inspiriert wurde.
Klarer Fall, dass ich mich gleich im Internet nach Musik von Bix Beiderbecke umschauen musste. Ein schönes Fundstück ist dieses
Video, das sein Leben in Bildern und Musikstücken skizziert, und somit Einblick in sein Leben und Schaffen gibt. Natürlich interessiert mich im Anschluss an das Buch das Nachwort, das der Ausgabe dankenswerter Weise hintenan gestellt wurde. Die ein oder andere Ähnlichkeit der Romanfigur mit Bix Beiderbecke scheint es nämlich doch zu geben. Beides weiße Jazzmusiker, die das Klavierspielen in jungen Jahren autodidaktisch erlernten, später Trompete. Beide sprachen dem Alkohol zu, und starben sehr jung an den Folgen ihres ungesunden Lebenswandels. Ich freue mich darauf, im Anschluss mehr über die Parallelen zu erfahren, und finde bemerkenswert, dass mich Dorothy Baker neugierig auf Bix Beiderbecke macht, obwohl sie hier ausdrücklich nicht seine Lebensgeschichte erzählt. Was sie auch tatsächlich nicht tut, Bix Beiderbecke wächst als Sohn einer wohlhabenden musikalischen Familie auf, Rick Martin ist arm und Vollwaise...
Doch ebenso neugierig wie mich Dorothy Baker auf den Musiker macht, der in gewisser Weise Model stand für ihre Romanfigur, bin ich auch auf Rick Martins Leben gespannt. Dorothy Baker erzählt in einem ganz eigenen unbeschwerten beschwingten Ton über schwerste Dinge. Das Leben als Vollwaise und das Unvermögen im Leben etwas zu erreichen. Rick Martin ist (so sagt es die Inhaltsangabe auch so schön) nur in zwei Dingen begabt: in der Musik und in der Freundschaft. Und diese beiden Elemente geben den Takt an in seinem Leben. Keine Spur von Kummer über den Verlust der Eltern, über das Scheitern an der Schule. Sondern Rick Martin geht als Junge schon auf in der Musik und in der Freundschaft. Seinen ersten (und letzten) Freund Smoke Jordan lerne ich gerade kennen. Herrliche Figur, auch er! Jetzt schon. Er hat ebenfalls die Musik im Blut. Hier treffen Schwarze auf Weiße und es ist kein Problem. Sondern einfach eine unbeschwerte Lebensfreude. Und genau die strömt jetzt schon aus den Seiten. Ich bin schon ganz beschwingt, und möchte mich treiben lassen, durch die Zeit, durch die Clubs, begleitet durch den Jazz der in der Luft liegt...
... ich werde euch von meiner Reise in die Zeit berichten.
PS: Ich freue mich nicht zum ersten mal über eine Wiederentdeckung, zu der der dtv Verlag die Möglichkeit gibt. Der Verlag hat ein Auge auf fast vergessene lesenswerte Autoren und Romane.