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Re: Leseerlebnisse 2018.... Ich lese gerade...

BeitragVerfasst: Mi 7. Mär 2018, 19:01
von Shaftoe
Didonia hat geschrieben:

Ein tolles Buch... und es ist, was das Thema Krieg und Bilder anbelangt - total aktuell.


Absolut - das war ein Teil das mich lange nachdenken ließ - es war mein Jahres-Top soweit ich mich erinnern kann, und eine Ausnahme in Perez-Revertes Schaffen. Mir gefällt nicht alles was er so rausgeballert hat, aber das ist ein Buch dass ich nicht herleihen würde.

Gut gewählt, Didonia ! (wobei es mir auch wurscht wäre wenn es jemandem nicht gefällt).

Grüße

Re: Leseerlebnisse 2018.... Ich lese gerade...

BeitragVerfasst: Mi 7. Mär 2018, 19:18
von Didonia
Und hätte Pérez-Reverte nicht das Buch "Der Club Dumas" geschrieben, wäre ich wohl gar nicht auf ihn aufmerksam geworden. So kann es kommen.

Petra, nachdem Shaftoe auch so begeistert von dem Buch ist, bleibt Dir wohl nichts anderes übrig. Zumindest muss es ganz nach oben auf die Kaufliste :pfeifen:

Re: Leseerlebnisse 2018.... Ich lese gerade...

BeitragVerfasst: Mi 7. Mär 2018, 21:28
von Josie
@ Petra: Interessant, dass du dir auch den Pfarrer genau so vorgestellt hast. In meinem Kopf war er dunkelhaarig und hagerer. Aber ich finde, das Foto strahlt, unabhängig davon, ob man ihn sich so vorgestellt hat oder nicht, seine beeindruckende Ausstrahlung, Energie und Gutmütigkeit aus, die im Buch so ausführlich beschrieben wird.

Wie schön, du kannst gleich zwei Bücher auf deine Lieblingsbücher-Liste stellen. Auf ""Ich mag mich irren, aber ich finde dich fabelhaft" machst du einen auch ziemlich neugierig. :la_la_la:

@ Maria: Danke für die Erläuterungen zum Vergleich von Virginia Woolf und Elizabeth Bowen. Dazu kann ich selber nichts sagen, da ich zwar die Lebensgeschichte von V. W. faszinierend finde, ich aber tatsächlich kein Buch von ihr kenne :schaemt_sich:.

"Der letzte September" ist das richtige Buch nach "Eis". Es plätschert bislang im positiven Sinne fein vor sich hin. Wobei ich mir vorstellen könnte, dass die ersten 150 - 200 Seiten der Einleitung dienen, um die Atmosphäre des Lebens der gehobenen Gesellschaft zu beschreiben.

Bislang ist mein Eindruck, dass Bowen eine gute Beobachterin war, die es verstand, Bilder und Charaktere einzufangen und gut zu beschreiben. Darin ist sicher der Vergleich zu Jane Austen durchaus passend. Stilmäßig ist sie meines Erachtens aber ein gutes Stück von ihr entfernt.

Es würde mich interessieren, wie Steffi und Maria das sehen.

Re: Leseerlebnisse 2018.... Ich lese gerade...

BeitragVerfasst: Mi 7. Mär 2018, 21:31
von Sonja
Kessy hat geschrieben:Das sollte ich vielleicht auch mal mit dem Gün versuchen.


Und wie ich nebenan im Thread gelesen habe, hast Du das gleich in die Tat umgesetzt; freut mich :drehstuhl:

Re: Leseerlebnisse 2018.... Ich lese gerade...

BeitragVerfasst: Mi 7. Mär 2018, 22:10
von Sonja
Liebe Petra,

Petra hat geschrieben:@Sonja: Ergänzend zu meinem Posting von Sonntag Abend teile ich mit: Naptha ist inzwischen aufgetaucht! Im Kapitel "Noch jemand" erwartet dich dies! :kichern:


Danke für den Hinweis und auch die Anderen. Ich befinde mich nun bei den Launen des Merkur - der Oktober hat gerade begonnen. Und was genieße ich den Zauberberg - ich muss das gerade nochmal loswerden. Das letzte Kapitel des 4. Kapitels kam mir schier endlos vor. Wie ich aber nun einige Seiten später sagen kann, lag das an meinen Lesebedingungen und nicht an Hans Castorp und seinen Erlebnissen. Nun fliegen die Seiten so - im Zauberbergtempo - und ich bin immer noch so begeistert. Heute Morgen hätte ich mir gewünscht, die Bahnfahrt hätte sich dem Tempo angepasst. Noch vor meinem Morgentee (den gibt's in der Regel erst auf der Arbeit) wollte ich einfach nur weiterlesen :schwaermt_herzchen:

Petra hat geschrieben:iIm Kapitel „Walpurgisnacht“ erwartet dich der Fasching bei Denen dort Oben. Und ein Gespräch auf Französisch; dankbarer Weise ist es vollständig übersetzt im Anhang. Sobald die französischen Sätze losgehen, blättere am besten nach hinten, besonders die lange Sequenz ab Seite 464 (in der gebundenen Ausgabe) kannst du viel besser im Anhang nachlesen. Sie ist vollständig abgedruckt, die französischen Sätze kursiv ins Deutsche übertragen. Mein Französisch reichte nicht aus um alles nachvollziehen zu können, so war ich für die Hilfestellung sehr dankbar.


Das werde ich auch sein. Bei einzelnen Sätzen kann ich mitunter etwas erahnen. Da hilft dann auch der Kontext drumherum. Leider bin ich dieser schönen Sprache nicht sehr mächtig.

Petra hat geschrieben:Ich bin jetzt genau bei der Hälfte, im „sechsten Kapitel“ mitten in „Veränderungen“.


Das beginnt auch wieder so schön. Eben weil damit die zweite Hälfte beginnt, hatte ich dahin schon mal gelinst - und dann nochmal weils so schön war.

Petra hat geschrieben:Du hast mich darin bestärkt, dass ich gute Gründe habe, mir das HC von „Zwei Schwestern“ von Dorothy Baker zu gönnen! Habe es mir bestellt, und freue mich sehr, dass ich es dann als gebundene Ausgabe haben werde. Die Autorin hat einen ganz besonderen Platz bei mir sicher!


Das freut mich zu lesen! Und Deine Vorfreude auf das Buch blinzelt durch Deine Zeilen. Es ist doch immer wieder wunderbar, wenn man einen neuen Autor entdeckt, der einen ganz besonderen Platz bei einem bekommt.

Petra hat geschrieben:Und so freut mich, dass ich dich andersherum womöglich zum Kauf von “Ich mag mich irren, aber ich finde dich fabelhaft“ anstifte. Ich bin verliebt in dieses Buch! Ich stelle es jeden Tag beim Lesen fest. Heute Morgen im Bett wieder, da hatte ich herrliche und ruhige Lesestunden mit dem Buch. Wundervoll!


Hach, das klingt toll! Und ganz bald wird es sicher bei mir einziehen und auch nicht lange - wenn überhaupt - auf dem SUB verweilen. Gestern las ich nochmals hinein - 3x darf Du raten wo...

Petra hat geschrieben:Dass du beim dem Film über Iris Murdoch den richtigen Moment brauchst, kann ich so gut verstehen. Ich fühle mich dem Thema Alzheimer ebenfalls aus persönlichen Gründen verbunden, und habe auch immer wieder Angst vor dem Thema. Habe aber schon mehrmals festgestellt, dass eine Auseinandersetzung damit tröstlich sein kann. Mir ging es so mit „Der alte König in seinem Exil“ von Arno Geiger und mit „Wir sind nicht wir“ von Matthew Thomas. Zwei wunderbare Bücher!


Du hast recht. Ich sollte mich dieser Angst stellen. Und da ist mir eindeutig ein Buch lieber, als ein Film. Der kann dann danach kommen. "Wir sind nicht wir" hatte ich mir schon einmal notiert, weil Du hier so von dem Buch geschwärmt hattest. Und dann habe ich es doch wieder gestrichen. Ich setze es jetzt wieder auf meine Liste. Danke :kuss_aufdrueck:

Petra hat geschrieben:Bestens! Das wird fein, Sonja, ich freu mich! Und die Liebe zum Starbucks-Kaffee ist mir auch nie verloren gegangen. Perfekt! Was wir anschließend in der Buchhandlung finden werden, darauf bin ich auch gespannt. :breit_grins: Bis April ist es nicht mehr lang. Dann sehen wir uns bald!


Ja, das ist wirklich nicht mehr lang. Ich freu mich sehr, Petra! Das wird schön.

Petra hat geschrieben:
Es war bisher jedes Mal so, dass ich dort etwas entdeckt habe, was ich in anderen Buchhandlungen nicht gesehen hatte. Finde ich wirklich begeisternd! Schön, dass es dir auch so geht. Und ja, sie liegt halt so herrlich auf dem Weg, und ich werde sie auch tatkräftig finanziell unterstützen, wenn mich mein Weg nun so regelmäßig daran vorbei (und hinein) führt! :breit_grins:


Das geht mir auch so oft so. Und das ich etwas sehe, es erstmal liegenlasse, um dann am nächsten Tag zurückzukehren. Dazu mag ich es auch, sie zu unterstützen.

Petra hat geschrieben:
Hauptsache, er geht wieder. Und bald wird es ja wärmer. Und die kleinen Alterskrankheiten, die deiner hat, machen ihn ganz liebenswert. Kann man mit leben, nicht wahr?!


So ist es. Ich mag mich auch noch nicht von ihm trennen. Im Moment halten sich die kleinen Muckereien in Grenzen.

Petra hat geschrieben:Das wusste ich gar nicht! Wobei ich derzeit mit einer anderen App lese (weil meine Ausgabe von Thomas Manns Roman im epub-Format ist), mit Reedy. Aber meistens lese ich ja im mobi-Format, und dann merke ich mir das für die Kindle-App mit dem grünen Hintergrund, bzw. ich werde das bald einfach schon mal ausprobieren. Danke für den tollen Hinweis!


Gerne :winkt_lieb:

Re: Leseerlebnisse 2018.... Ich lese gerade...

BeitragVerfasst: Mi 7. Mär 2018, 22:17
von Sonja
JMaria hat geschrieben:@Sonja
Iris Murdoch möchte ich demnächst mal wieder entdecken. Bisher kenne ich nur "Der dunkle Prinz", sehr melancholisch, was wohl typisch für die Autorin ist. Hat mir gut gefallen.


Mir gefällt Unter dem Netz nach wie vor gut, liebe Maria. Dieser Tage verweile ich allerdings häufiger auf dem Zauberberg. Es gibt aber auch Stellen, die mir nicht ganz so gefallen. Ich bin gespannt, wie sich meine Eindrücke am Ende verteilen. Ich glaube nicht, dass es mein letztes Buch der Autorin ist. Der Prinz klingt auch sehr interessant. Musste doch gleich mal nachsehen gehen.

Re: Leseerlebnisse 2018.... Ich lese gerade...

BeitragVerfasst: Do 8. Mär 2018, 11:11
von JMaria
"Der letzte September" ist das richtige Buch nach "Eis". Es plätschert bislang im positiven Sinne fein vor sich hin. Wobei ich mir vorstellen könnte, dass die ersten 150 - 200 Seiten der Einleitung dienen, um die Atmosphäre des Lebens der gehobenen Gesellschaft zu beschreiben.

Bislang ist mein Eindruck, dass Bowen eine gute Beobachterin war, die es verstand, Bilder und Charaktere einzufangen und gut zu beschreiben. Darin ist sicher der Vergleich zu Jane Austen durchaus passend. Stilmäßig ist sie meines Erachtens aber ein gutes Stück von ihr entfernt.

Es würde mich interessieren, wie Steffi und Maria das sehen.


Hallo Josie,

über den Vergleich mit Jane Austen habe ich mir Gedanken gemacht, aber dazu müsste ich erst wieder mein Erinnerungsvermögen mit einem Buch von Elizabeth Bowen auffrischen. Spontan wäre mir der Vergleich nicht gekommen.

Re: Leseerlebnisse 2018.... Ich lese gerade...

BeitragVerfasst: Do 8. Mär 2018, 15:43
von Petra
@Didonia @Shaftoe: Liebe Didonia, genau das hatte ich mir auch gedacht, als ich nach deinen Beiträgen zu „Der Schlachtenmaler“ auch noch Shaftoes Beitrag zu dem Buch las. Zumal ich lange schon mal wieder etwas von Arturo Pérez-Reverte lesen wollte. Gut zu wissen, dass dieser Roman von ihm sich lohnt. Dann weiß ich ja, welcher ganz in die enge Auswahl für meinen nächsten Roman von Pérez-Reverte kommt. Schade, dass das Buch vergriffen ist. Ich werde mich nach einer neuwertigen Ausgabe umschauen. Noch eines, das bei mir in der ganz engen Auswahl für meinen nächsten Pérez-Reverte steht, ist „Das Geheimnis der schwarzen Dame“; der steht in meinem SUB.

@Josie: Das stimmt! Die Aura, und die Ruhe, strahlt das Foto des Pfarrers aus, ebenso Gutmütigkeit. Und ich freu mich auch, dass ich nun gleich zwei Bücher in meiner Liste meiner Lieblingsbücher nachtragen kann.

Mit Interesse verfolge ich deine Eindrücke zu Elizabeth Bowens Roman. Mir gefällt, was du über ihre Beobachtungsgabe schreibst (sowas schätze ich immer sehr!), sowie über ihre Fähigkeit Charaktere gut einzufangen und Bilder entstehen zu lassen. Gut aber sicher auch zu wissen, dass sie von Jane Austen im Stil ein Stückweit entfernt ist. Ich denke, sonst geht man mit falschen Erwartungen heran. Manchmal verstehe ich nicht so recht, wie solche Vergleiche zustande kommen, bzw. ob sie nur gezogen werden, um Interesse zu wecken.

Dass du dir mit „Der letzte September“ gerade das richtige Buch ausgesucht hast, freut mich!

@Maria: Danke für die Ausführungen zu Elizabeth Bowen, und worin für dich Ähnlichkeiten zu Virginia Woolf erkennbar sind. Und auf Virginia Woolf machst du wie immer sehr neugierig. Schön, dass es noch so vieles zu entdecken gibt!

@Kessy: Da warst du ja flott und fleißig! Fantasy ist nicht so meins, aber wie du schreibst, scheint „Feiy“ etwas für Fantasy-Fans zu sein.

Re: Leseerlebnisse 2018.... Ich lese gerade...

BeitragVerfasst: Do 8. Mär 2018, 15:44
von Petra
Liebe Sonja,

die Freude, die du am Zauberberg hast, strahlst du dadurch, wie du darüber schreibst, absolut aus! Und wie gut ich es dir nachempfinden kann, wo ich doch von der gleichen Freude beseelt bin, beim lesen. Du steckst also jetzt in den Launen des Merkur, und der Oktober hat Einzug bei dir gehalten. Dann zieht bald der Winter auf. So schön, wie Thomas Mann die Natur beschreibt; auch bei mir nun den Frühling (eigentlich ist es schon Sommer, aber bei Denen da Oben hinkt die Jahreszeit dem Kalender hinterher). Die Blütenpracht entfacht Freude und Interesse an der Botanik bei Hans Castorp, und wie so oft, greifen seine Gefühle auf mich über. Herrlich! Und so bekomme ich gleich noch mehr Lust auf den (nun auch hier nahenden) Frühling.

Ich lese derzeit auch oft auf meinem Kindle im Zauberberg, es geht flotter. Dein Wunsch, die Bahnfahrt möge ich sich dem Zauberbergtempo fügen, kann ich so gut verstehen. Das ist bei diesem Buch besonders, finde ich. Ich möchte das äußere Tempo dem inneren Tempo des Romans auch ständig anpassen, und durch mein etappenweises Lesen gelingt das auch gut.

Mir geht es mit dem Französischen wie dir: einiges verstehe ich, anderes ergibt sich aus dem Kontext. Aber die Passagen sind so lang, dass mir der Kontext dann doch etwas verloren ging, und ich heilfroh war, dass im Anhang die Übersetzung zu finden ist. Da reichen meine Kenntnisse bei Weitem nicht aus.

Dass du zu dem Kapitel, in dem ich mich befinde, schon vorgeblättert hattest, weil es genau die Hälfte markiert, ist schön zu wissen. Es ist wirklich alles so schön geschrieben! Das erste Gespräch der Vettern mit Naphta, der sich mit Settembrini einen Schlagabtausch liefert, war – wie Barbara schon schrieb – anstrengend. Und ich stimme mit Barbara überein, dass es auch daran liegt, dass einem mancher Hintergrund nicht (bis in die Tiefe) bekannt ist. Ich bin gespannt, wie sich diese Gespräche (es folgt nun bald das nächste, Hans Castorp und Joachim haben sind Napthas Einladung gefolgt, und sie besuchen ihn gerade) weiter entwickeln, vor allem weil sie ja einen zentralen Punkt in dem Roman bilden. So begegne ich nun Naptha ein zweites Mal voller Neugierde.

Dass “Ich mag mich irren, aber ich finde dich fabelhaft“ wahrscheinlich demnächst bei dir wird einziehen dürfen, freut mein Herz! Ich bin ganz verliebt in das Buch und die Autorin. Wie recht du hast, so toll, wenn man für sich einen neuen Autor entdeckt hat, der einen ganz besonderen Platz bei einem einnimmt. Dorothy Baker ist so eine Autorin, und ich freue mich übermäßig, dass „Zwei Schwestern“ auf mich wartet. Ich werde das Lesen noch hinauszögern, denn ich möchte diese Vorfreude noch ein wenig genießen.

Übrigens ein schöner Gedanke, den du da anstößt. Du schreibst, dass du gern mal ein Buch, dass du in er Bahnhofsbuchhandlung Ludwig entdeckst, liegen lässt, weil du ja weißt, dass du in den kommenden Tagen erneut dort vorbei kommst, und es bei Bedarf dann mitnehmen kannst. Das werde ich für mich bestimmt auch oft so machen. Denn manchmal ist man noch unentschlossen. Und von Kurzschlusskäufen bin ich in den letzten Jahren abgekommen. Jedes Buch möchte auch meine Zeit. Und die Frage ist immer, ob ich die dem jeweiligen Buch realistischer Weise auch werde zukommen lassen können. So konkurriert jedes Buch, das ich vielleicht kaufen möchte, mit den Büchern, die ich schon habe. Und wenn ich weiß, dass die, die ich zu Hause habe, mein Interesse stärker wecken, als das, was ich neu kaufen könnte, dann lasse ich es liegen. Oder überlege erst, wie es sich damit verhält. Und wenn ich dann Gelegenheit habe, es am nächsten oder übernächsten Tag immer noch mitzunehmen, ist das für mich auch eine Bereicherung. In der Vergangenheit hieß das für mich oft, in einer Buchhandlung ein Buch entdecken, es liegen lassen, und später bei Amazon kaufen. Möchte ich eigentlich gar nicht. Gerne möchte ich Buchhandlungen unterstützen, und gerne möchte ich den Kauf real tätigen, anstatt nur abstrakt im Internet. Das werde ich oft genauso handhaben wie du. Ach, was freut mich, dass mein Weg mich nun bald so oft an dieser schönen Buchhandlung vorbei führen wird! Und wie sehr freue ich mich darauf, bald mit dir gemeinsam dort zu stöbern! Nicht mehr lange, genau!

Dass du dir “Wir sind nicht wir“ notiert hast, freut mich Sonja! Ich habe es sehr gerne gelesen, dem schweren Thema zum Trotz. Ich kann mich übrigens dem Thema Alzheimer auch lesend eher nähern als schauend. Warum auch immer.

Re: Leseerlebnisse 2018.... Ich lese gerade...

BeitragVerfasst: Do 8. Mär 2018, 15:45
von Petra
“Ich mag mich irren, aber ich finde dich fabelhaft“ habe ich gestern beendet. Kunstvoll, wie Dorothy Baker mit wenigen Worten und kleinen (manchmal eher unwichtigen) Details Figuren eigentlich nur umreißt, und man dadurch doch alles über sie erfährt, was man wissen muss, und sie in ihrer ganzen Tiefe begreift. So erging es mir ganz stark mit ihrer Schilderung von Amy North, die Frau, die Rick Martin auf der Höhe seines Schaffens kennenlernt, und die ihm nicht gut tut. Dorothy Baker umreißt sie nur grob, und auf merkwürdige Weise. Ich wusste genau welcher Art sie ist. Erstaunlich!

Ganz wundervoll auch die kleinen Schlaglichter, mit denen sie kleine Momente zwischen Amy und Rick beleuchtet. Selten hat mich ein Roman so eigentümlich berührt und mitgenommen; eines Nachts setzt sich Amy in der gemeinsamen Wohnung ans Klavier, und spielt das einzige Stück, das sie beherrscht. Rick schaut ihr zu, und ich griff zu meinem Handy, und spielte das Stück via YouTube (der modernen Technik sei Dank!) während ich weiterlas. Es ist „Clair de lune“ von Debussy. Wie perfekt es die Stimmung in der Wohnung, und die Stimmung zwischen Amy und Rick einfängt, über der sich eine Traurigkeit ausbreitet. Ich werde das Stück nie wieder hören können, ohne an diese beiden Figuren zu denken. Mehr an Rick als an Amy, und an die Melancholie, die über seinem Ende liegt. Und an die Schönheit, die dem Roman innewohnt.

Dorothy Baker hat einen Roman über Jazz geschrieben, aber ebenso einen Roman über die bedingungslose Hingabe, die ein Künstler in sein Tun legt. Ich staune im Leben oft darüber, dass manches zwangsläufig erscheint. Als sei es vorbestimmt. Die Zwangsläufigkeit, mit der Rick Musik macht, und mit der er darin so erfolgreich wird, empfand ich als absolut wahr und authentisch.

Nach dem Schlussakkord war ich dankbar, nicht allein zu bleiben. Sondern im Nachwort von Gary Giddins wertvolle Informationen zu erhalten über den Roman, Dorothy Bakers Inspirationsquelle (die Musik – nicht die Person – des weißen Jazz-Musikers Leon Bix Beiderbecke), und die Autorin, sowie der Gründe, warum das Werk von Dorothy Baker und speziell dieser Roman, in Vergessenheit geriet. Es sind keine Gründe, sondern Vorurteile. Dachte man, der Roman würde mit der Ära des Jazz zwangsläufig untergehen müssen, und er sei überdies nur interessant für diejenigen, die dem Jazz verfallen sind, so ist das ein Irrtum! Wie wundervoll, dass man dies offenbar erkannt hat. Und ich kann das für meinen Teil bestätigen: man muss dem Jazz nicht zugeneigt sein, um diesen Roman zu lieben. Aber man darf sich anschließend nicht wundern, wenn man sich plötzlich für die Ära, die Musiker dieser Zeit und den Jazz interessiert. Ist es nicht toll, wenn das einem Buch gelingt?