www.buecher4um.de/Foren

Barbara hat geschrieben:Ihr Lieben,

Das geheime Tagebuch der Lizzie Bennet habe ich nun beendet und werde heute noch mit Keyserlings Geheimnis von Klaus Modick beginnen. Die ersten Zeilen zeigten mir schon, dass sich Welten zwischen diesen beiden Büchern befinden, aber flexibel wie ich bin, kann mich schnell wieder umstellen. Die ersten Zeilen bringen den Leser direkt in die sensible und wehmütige, fast schon tragische Stimmung, die, wie ich finde, Keyserling immer ein wenig anhaftet. Ich werde sehen, ob ich mit dieser Einschätzung richtig liege oder nicht.

Liebe Barbara,

jetzt ist mir auch klar geworden, was mich beim Reinlesen ins Buch gestört hat. Ich kam nicht drauf. Aber genau das, was du schreibst, eine sensible, wehmütige, fast schon tragische Stimmung. Du triffst es auf den Punkt. Und ja, es haftet Keyserling ein wenig an und passt dementsprechend. Ich fand es sprachlich fein, aber bedrückend. Wenn sich diese Stimmung durch das ganze Buch zieht, ist es, zumindest derzeit, nichts für mich. Ich bin gespannt, was du als Fazit zu dem Buch schreiben wirst. Und was du von der Lesung berichtest.

Sonja hat geschrieben:Hasenherz habe ich mir notiert. Ich werde nach John Updike allgemein und nach Hasenherz im Speziellen Ausschau halten. Auch was Du, Petra, zu seinen anderen Büchern schreibst, klingt interessant.

Das freut mich! Und Rabbit ist auch ein echtes Hasenherz! Der Titel ist schon toll gewählt. Deshalb kann man ihn auch nie richtig verachten. Er ist einfach schwach.

Sonja hat geschrieben:Petra, ich übe es noch, Bücher im englischen Original zu lesen. Beim Filme und Serien schauen kann ich nicht mehr anders. Zu sehr haben sich meinen Ohren eingehört. Beim lesen fühle ich mich aber oft noch ziemlich unsicher. Die drei genannten Bände habe ich auch schon eine Weile.

Ja, hören geht am besten! Mir geht das mit Türkisch so. Wenn ich jemanden türkisch reden höre, verstehe das eine oder andere. Da ergänze ich oft intuitiv.

Sonja hat geschrieben:Du bringst mich auf die Idee, es bei Hörbüchern mal mit Erzählungen zu probieren. Ich bin ja nicht so der Hörbuchhörer, aber es gibt ein paar Hörbücher, die mir wiederum sehr gefallen. Und da ich ja von Zeit zu Zeit gerne mal Erzählungen lese, könnte ich sie ja auch mal bei den Hörbüchern testen. Eventuell habe ich da noch was. Ich werde in der Hinsicht mal stöbern gehen.

Wir bringen einander auf Ideen!
Du sagst, dass du es mit Hörbüchern mal mit Erzählungen probieren könntest (eine gute Idee übrigens, die kurze Form dafür zu wählen). Und das bringt mich (wegen des Themas weiter oben) darauf, dass ich doch endlich die Updike-Erzälungen, die ich als Hörbuch habe, hervorzuholen. Heute habe ich sie mir auf meinen iPod geladen: "Landleben" und "Der verwaiste Swimmingpool". Ich bin auf beide neugierig!
Wenn du die Erzählungen, die du als Hörbuch hast, mal hervorgeholt hast, berichte gern mal, von welchen Autoren du welche hast.
Ja, mit dem Hören ist es etwas anders als mit dem Lesen. Ich verstehe, wenn man da nicht so recht dran kommt. Ich habe immer mal wieder Phasen, wo es mit dem Hören weniger gut klappt (da gleiten die Geschichten an mir ab, vermutlich weil Hören passiver ist als Lesen, und ein nicht ganz bei der Sache sein dem Hören einfach im Wege steht), und dann wieder Phasen, wo ich es liebe! In einer solchen befinde ich mich zum Glück gerade. Es macht solchen Spaß! Vielleicht findest du für dich irgendwann noch einen Zugang; vielleicht ja durch die kurze Form.

Ach, du kannst dich übrigens im Zauberberg auf das Kapitel "Schnee" freuen. Da wird die Winterlandschaft (was für ein Winter!) noch toller beschrieben! Und was Hans Castorp da wieder für eine Idee hat.

Hallo Ihr Lieben,

Gestern hatte ich meine Lesung zu Keyserlings Geheimnis von Klaus Modick.

Kurz: Es war wunderbar!! Klaus Modick hat herrlich vorgelesen, sodass der besondere und feinsinnige Humor des Buch nicht hätte besser zum Ausdruck kommen können.

Liebe Josie, unsere Befürchtung der ersten Seiten ist vollkommen unbegründet und einige Seiten weiter zeigt sich sehr schnell, dass das Buch alles andere als tragisch, betrübend oder traurig ist. Modick beschreibt Keyseling und dessen Leben so lebendig und sprachlich feinhumorig, dass der Leser ständig schmunzeln oder gar lachen muss. Keyserlings wirkt weder tragisch noch traurig. Er scheint ein richtiges Schlitzohr zu sein, der seine Umwelt mit der nötigen Ironie und einem ihm eigenen Humor wahrzunehmen scheint.

Eine kleine Passage, die sich in einer Buchhandlung anspielt:
"Und, was empfehlen Sie mir heute, leiber Herr Golt?" Der Buchhändler greift zu einem Band der Collection Fischer. Auf dem Umschlag ist eine lesende Dame abgbildet. Und der Preis von zwei Mark. Der kleine Herr Friedemann Keyserling zuckt mit den Schultern. "Thomas Mann? Sagt mir nichts." Es handelt sich um den jüngeren Bruder von Heinrich Mann", erklärt Goltz. "Sie wissen schon, Im Schlaraffenland."(...) "Na, wenn Sie`s sagen, lieber Goltz, riskier ich das mal. Die Debütantenrakete von heute erweist sich aber oft als Rohrkrepierer von morgen, der neue helle Stern am Firmament der Literatur als bloße Schnuppe. Deswegen schrumpfen in den Literaturgeschichten ja auch nicht immer die ersten Kapitel, sondern immer die letzten. Aber für zwei Mark. ----"

Solche und weitere wunderschöne Szenen beschreibt Modick rund um das tatsächliche Geheimnis von Keyserling und warum er in Adelskreisen zur persona non grata wurde. Er gewährt dem Leser einen sehr lebendigen Einblick in das Leben des Schriftstellers, aber vor allem in das Leben des Menschen Keyserling.

Liebe Barbara,

vielen Dank für diesen ausführlichen Bericht. Damit hast du meine Bedenken zerstreut. Die zitierte Passage ist herrlich. Die gefällt mir.

Auch, dass Klaus Modick den Menschen Keyserling, nicht nur den Schriftsteller, herausarbeitet. Ich glaube, Keyserlings Leben selber ist es wert, darüber berichet zu werden. Wenn dies auch noch auf eine feine, keine platte humorige Art geschieht, um so schöner. Dass Keyerling als ein solches Schlitzohr im positiven Sinne dargestellt wird, hätte ich allerdings nicht gedacht. In meiner Vorstellung ist er eher ein nachdenklischer, fast grüblerischer, ernsthafter und sogar strenger Mensch.

Lieben Dank! Dann behalte ich das Buch doch im Auge.

Liebe Barbara,

vielen Dank auch von mir für Deinen ausführlichen Bericht zur Lesung mit Klaus Modick. Nach Deinen ersten Eindrücken, die bei Modicks neuem Roman auf eine eher melancholisch/depressive Grundstimmung schließen ließen, war ich schon kurz davor, das Buch von meiner Merkliste zu streichen. Ich lese Modick an sich sehr gerne, mag aber generell keine depressiven Bücher. Nachdem was Du jetzt über den Stil des Romans berichtest, ist das Buch natürlich auf meiner Merkliste verblieben und das mit einem Quervermerk auf Deinen Beitrag hier. Ich mag feinsinnigen Humor.

ich kringel mich gerade vor lachen.....Thomas Mann und Rohrkrepierer..

Liebe Barbara, auch von mir herzlichen Dank für deinen Bericht. Klaus Modick hat mir bisher nichts gesagt, aber Keyserlings Geheimnis hört sich gut an !

Sicherlich auch durch den Post von Barbara angeregt: Ich habe nun parallel zu meinem Papierbuch auf meinem eBook

Eduard von Keyserling: Fräulein Rosa Herz

begonnen zu lesen.

Die Sprache und Geschichte hat mich bereits die ersten Seiten gefangen genommen. Mal schauen, ob es so fein weitergeht. Und Keyserling passt gerade ideal zu meiner Stimmung.

Josie hat geschrieben:Sicherlich auch durch den Post von Barbara angeregt: Ich habe nun parallel zu meinem Papierbuch auf meinem eBook

Eduard von Keyserling: Fräulein Rosa Herz

begonnen zu lesen.

Die Sprache und Geschichte hat mich bereits die ersten Seiten gefangen genommen. Mal schauen, ob es so fein weitergeht. Und Keyserling passt gerade ideal zu meiner Stimmung.

Das klassische Kleinstadtmotiv. Junge Frau will raus aus dem dörflichen Dasein und gerät an einen leichtfertigen Mann. Gefiel mir sehr gut, Josie.

Ich habe von Jakob Hein Die Orient-Mission des Leutnant Stern beendeten. Eine abenteuerliche Geschichte, die auf wahrer Begebenheit beruht. Was wiederum zeigt, wie verrückt Krieg und Strategien sein können und der Wahnsinn geht weiter, dass wir das Resultat noch heute spüren und auch noch in der Zukunft.

Dennoch ist es ein Buch mit Witz und einer Leichtigkeit geschrieben. Sehr sympathisch!

http://www.deutschlandfunkkultur.de/jak ... _id=411094