So, Ihr Lieben,
ich steige jetzt hier mal in die Diskussion mit ein. Bzw. lese Eure Beiträge wegen eventueller Spoiler erst mal nicht. Sonder verfasse nur selbst welche unter Angabe der Seitenzahl, wo ich gerade bin. Damit alle die das Buch auch lesen einschätzen können, ob meine Beiträge für sie mit Spoilern behaftet sein könnten. Und um Euch anderen, die Ihr schon fertig seid mit dem Buch, anzuzuzeigen was man mir besser noch nicht verrät!
Ich bin auf
Seite 114.
Ich fand - habe ich in einem anderen Posting schon mal kurz geschrieben - den Einstieg schon sehr nett. Dieser innere Monolog über die Lebensumstände in der heutigen Zeit, Evas Beobachtungen ihres Umfelds (ihre Enkel, besonders ihre Lieblings-Enkelin, ihre eigenen Kinder, ihre beste Freundin und deren Mann, Iréne Sörenson von der wir später erfahren wie biestig sie ist, Evas Mann - den sie bezeichnender Weise immer nur am Rande erwähnt, wodurch so unaufgeregt geschrieben deutlich wird, dass Eva sich niemandem ganz öffnen kann...), die Gedanken über ihre Rosen, das Haus, die Einrichtung...
... und dann die ersten Ausflüge in ihre Kindheit. Ich finde die Verbinung zwischen Hier und Jetzt und Vergangenheit knüpft die Autorin immer sehr geschickt und dezent, so dass der Erzählfluss nie gestört wird. Ich hatte leichte Befürchtungen, als mir Evas jetztige Lebensbeschreibung so gefiel, dass mich immer stören würde, wenn ich merke, dass es jetzt in die Vergangenheit geht. Aber das macht sie so sachte, dass ich es immer kaum merke. Sehr schön, sehr gelungen!
Die Schilderungen über ihre Kindheit sind ebenfalls so leise und doch so eindringlich erzählt. Das gefällt mir ausnehmend gut! Da kann ich viel mit anfangen. Auch überhaupt die Verletzungen die Evas Mutter ihrer Tochter antut werden immer spürbarer. Eva versetzt uns in ihre Welt, in ihre Leiden...
... und später dann auch in ihre Logik. Hier wird dann deutlich auf welche Art Eva auf die Mutter und deren Verletzungen reagiert. Indem sie eine weiße und eine schwarze Seite entwickelt. Auch über die gespaltende Persönlichkeiten habe ich selten (oder nie) so unaufgeregt erzählt bekommen. Es hat so gar nichts reißerisches. Das gefällt mir sehr.
Für Eva scheint es auch gar nicht grausam oder eklig, dass sie jetzt Busters abgeschnittene Ohren bei sich hat. Was mir deutlich zeigt, wie sehr der Pik König sie leitet und wie wenig (kritisch) sie somit ihr Verhalten betrachten muss.
Zur Zeit bin ich bei Weihnachten. Die Mutter hat sich mit ihrem unmöglichem Benehmen die Halskette ihrer Mutter ergattert. Und die Zusage, dass ihr Mann ihr zwischen den Jahren noch etwas anderes kauft. Ihre Tochter stößt sie vollkommen vor den Kopf, weil sie deren Geschenk (die Kette mit dem kaputten Verschluss) nicht haben will. Unglaublich!
Aber es gibt so Menschen, die selbst vor ihrem eigen Fleisch und Blut nicht halt machen und um sich schlagen. Ich kenne das selbst aus einem Fall in unserer Familie. Und auch welche seelischen Schäden das anrichtet. So etwas steckt NIEMAND einfach so weg. Es entwickeln sich daraus mindestens Verhaltensmuster, die nicht natürlich und gut sind. Oft auch psychische Probleme und selbstzerstörerische Maßnahmen. Oder wie hier in Evas Fall die Zerstörung anderer Lebewesen (wie z. B. der Hund oder später wirklich dann die Mutter), um nicht selbst (innerlich) zu sterben.
Auch die Vaterrolle finde ich in meinem familiären Beispiel ein wenig wieder. In der Familie schaut der Mann auch immer weg und greift nicht ein, um es sich mit seiner Frau nicht zu verscherzen. Das ist ebenfalls gar nicht gut und somit trägt der Mann (auch hier im Buch) in meinen Augen eine Mitschuld.
Besonders schön finde ich aber auch wirklich wie das Buch geschrieben ist. Trotz der Szenen die sich dort abspielen fühle ich mich wirklich wohl in der Geschichte.
Ich bin nun gespannt, was Eva mit ihrer Musiklehrerin anstellt. Sie ist schließlich indirekt (also stellvertretend für die eigentlich Schuldige - die Mutter) schuld daran, dass Eva keinen Hamster bekommen hat. Das fand ich auch so richtig fies von Evas boshafter Mutter!
Und ich bin auch gespannt ob Frau Sörenson noch was abkriegt. Die alte Dame ist ja auch eine Giftspritze! (Fand ich auch interessant, wie sie Eva um den Finger wickelt - noch so eine wie in dem schönen Vergleich zwischen Spinndel und Evas Mutter - und warum Eva sie besucht. Die Schuld abbüßen, die sie in sich trägt weil sie ihre Mutter ermordet hat.)