Cormac McCarthy

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Cormac McCarthy

Beitragvon JMaria » Mi 12. Nov 2008, 22:02

Hallo zusammen,

heute abend habe ich mich in den Lyrik-Zyklus "The Tower" von W.B. Yeats vertieft, (Der Turm von Uwe Tellkamp bringt mich auf alles mögliche *g*) und stolpere gleich beim 1. Satz aus "Sailing to Byzantium":

That is no country for old men.

was mich sofort an das zuletzt erschienene Buch von Cormac McCarthy erinnerte mit dem Titel "No Country for old Men" (Kein Land für alte Männer) und die Frage an euch:

Hat von euch schon jemand das Buch gelesen?

"Die Strasse" war unglaublich finster. Ein ungeheuer apokalyptisches Buch, das mich tief bewegte.

"Die Abendröte im Westen" habe ich abgebrochen. Es war mir innerlich nicht möglich mehr über den Protagonisten zu erfahren. Es sperrte sich etwas in mir gegen die Geschichte.

wie steht ihr zu den Romanen von Cormac McCarthy?

Viele Grüße
Maria
Zuletzt geändert von JMaria am Do 13. Nov 2008, 11:42, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Cormac McCarthy

Beitragvon Petra » Do 13. Nov 2008, 09:31

Hallo Maria,

bei dem Titel "no country for old men" dachte ich sofort an die bei mir zu Hause liegende DVD (mein Bruder schenkte mir den Film der Coen-Brüder, der übrigens 2008 auch 2 Oscars gewonnen hat. Einmal für die Regie und einmal für den besten Film. Gesehen habe ich ihn noch nicht) mit dem gleichnamigen Titel. Und habe jetzt im Internet direkt mal nachgeforscht, ob Cormac McCarthy dazu die Vorlage bot. Ja. In einem Spiegel-Artikel (Link führt direkt dorthin) wird es erwähnt. Wie weit der Film an die Vorlage angelehnt ist, weiß ich natürlich nicht. Vielleicht findet sich dazu noch was im Internet.

Wie gesagt, den Film habe ich noch nicht gesehen. Und das Buch werde ich sicher auch nicht lesen. Denn das Thema liegt mir für ein Buch nicht, denke ich.

Auch ansonsten kann ich zu Cormac McCarthy nichts sagen, außer dass ich "Die Straße" auf meinem iPod habe. Ich bin gespannt darauf.

Edit: Beim stöbern nach Cormac McCarthy bei Amazon stieß ich jetzt auch noch auf den Titel "All die schönen Pferde" - gibt es auch als Filmtitel. Wird wohl auch auf seiner Vorlage beruhen. Seine Bücher scheinen die Filmbranche anzusprechen. :-)

2. Edit: Ach... und bei Amazon steht auch was bei "Kein Land für alte Männer" etwas interessantes über Film und Buch bei kulturnews. Aber Vorsicht: Es wird etwas vorweggenommen, was vielleicht nicht jeder potentielle Leser oder Filmgucker vorher wissen möchte. Der Film soll gerade was die Dialoge angeht sehr nah an die Vorlage kommen. Aber das Buch kann den Figuren mehr Raum und dem Thriller eine gesellschaftskritische Note geben, was der Film in dem Maße wohl (wie es bei Filmen ja oft ist) nicht geben konnte.
Liebe Grüße,
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Re: Cormac McCarthy

Beitragvon Rachel » Do 13. Nov 2008, 13:59

Hallo Ihr Beiden,

Maria, ich kenne wie Du von McCarthy bisher nur "The Road", davon war ich aber sehr begeistert. Ein ganz, ganz tolles Buch, das mich wirklich sehr beeindruckt hat. Definitiv eines meiner Buch-Highlights in diesem Jahr. Du hast es schon geschrieben, "The Road" ist ein ausgesprochen düsteres Buch, aber eines, bei dem ich trotzdem ausgesprochen froh darüber bin es gelesen zu haben. Das Hörbuch habe ich noch vor mir, darauf freue ich mich ebenfalls schon sehr.
Petra, ich kann Dir "Die Straße" also ebenfalls nur wirklich empfehlen.

"No Country for Old Man" habe ich vor ein paar Monaten als Film gesehen, wenn ich mich richtig erinnere, hatte der dieses Jahr auch den Oscar als Bester Film erhalten. Mir hat er gut gefallen, allerdings ist der Film schon sehr düster, brutal und trostlos. Als Buch wäre mir das, denke ich, zu heftig.
Das Hörbuch dazu möchte ich demnächst hören, irgendwie verkrafte ich solche Geschichten besser gehört als gelesen.

Genau Petra, "All die schönen Pferde" ist ebenfalls eine Verfilmung eines Romans von Cormac McCarthy. Ich habe den Film vor Jahren gesehen und ihn in sehr guter Erinnerung behalten. Zwar ebenfalls ein düsterer Film, aber ich habe ihn damals als nicht ganz so schlimm empfunden wie "No Country for Old Man", es gibt zum Beispiel auch eine Liebesgeschichte.

Auch "Die Straße" wurde inzwischen übrigens verfilmt, mit Viggo Mortensen in der Hauptrolle. Hier sieht man auch ein paar Bilder aus dem Film:

http://www.nytimes.com/2008/05/27/movies/27road.html

Cormac McCarthy ist ein Autor, den ich in Zukunft definitiv im Auge behalten werde, auch wenn mir viele seiner Bücher wohl einfach zu trostlos sind.
Liebe Grüße,
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Re: Cormac McCarthy

Beitragvon steffi » Fr 14. Nov 2008, 10:07

Ich kenne ebenfalls nur das Hörbuch "Die Straße". Ich fand es zwar auch sehr beklemmend, aber es gab auch Dinge, die mich gestört haben.

Vor allem dann in Zusammenhang mit dem Ende, aber auch dazwischen gibt es immer wieder den Hinweis auf eine doch sehr religiös anmutende Einstellung. Das fand ich überflüssig. Daher würde es mich interessieren, ob das bei seinen anderen Werken auch der Fall ist.

"Die Straße" verfilmt mit Viggo Mortensen, den ich als Aragon schon so sehr mag, fein :lol: ,deutsche Kinostart soll am 22.01.2009 sein.
Gruss von Steffi

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Re: Cormac McCarthy

Beitragvon JMaria » Fr 14. Nov 2008, 20:28

Hallo zusammen,
hallo Steffi,

steffi hat geschrieben: Vor allem dann in Zusammenhang mit dem Ende, aber auch dazwischen gibt es immer wieder den Hinweis auf eine doch sehr religiös anmutende Einstellung. Das fand ich überflüssig. Daher würde es mich interessieren, ob das bei seinen anderen Werken auch der Fall ist.


Ich hatte schon den Eindruck, daß Cormac McCarthy auch in "Die Abendröte..." mit religiösen Symbolen spielt. Doch nicht wie in "Die Strasse" der Sohn als Heilsbringer, sondern eher die Umkehrform; der Protagonist als Unheilsbringer. Der junge Mann in "Die Abendröte im Westen" ist ohne Gewissen; Überleben heißt das Ziel. Den Vorteil nutzen, auch wenn ein anderer draufgeht. Doch ist es eher ein passives Nutzen daraus ziehen, er führt das nicht selbst herbei. Er nimmt es an wie vorher bestimmt. Diesen Eindruck hatte ich.

So reitet er auf einem Esel in dieses kleine Nest in New Mexico (oder Arizona?). Der Esel als religiöses Symbol (?).

Die Stärke des Romans ist wohl die Paarung von Gewalt und Schönheit!

Zuende las ich das Buch nicht. Es wäre schon interessant gewesen, das religiöse Motiv weiter zuverfolgen. Doch habe ich mir damals zuviel McCarthy auf einmal zugemutet.

Schöne Grüße
Maria
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Re: Cormac McCarthy

Beitragvon steffi » Mo 17. Nov 2008, 11:07

Hallo JMaria,

das, was du erzählst, bestätigt mich in meiner Vermutung, dass er immer so ein bißchen an religiösen Themen festhält. Reizt mich im Moment daher nicht so, aber vielleicht läuft mir in der Bücherei mal eines seiner Bücher über den Weg. Dann reut es mich wenigstens nicht, wenn es mir nicht gefällt ;)
Gruss von Steffi

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Re: Cormac McCarthy

Beitragvon JMaria » Di 18. Nov 2008, 10:58

Hallo Steffi,

Die "Abendröte..." hatte ich mir auch ausgeliehen. Im SUB habe ich noch "Draussen im Dunkel". Eine Geschichte von biblischer Wucht und antiker Unentrinnbarkeit...

Im Klappentext heißt es auszugsweise:
"Draußen im Dunkel" .... zeichnet eine Welt, die, ihres zivilisatorischen Kleides beraubt, das archaische Grauen preisgibt.

Die "Zeit" spricht von dem merkwürdigsten Einsiedler der amerikanischen Literatur. Sie haben recht.

mal sehen, wann ich bereit bin, wieder ein Buch von ihm zu lesen.

Viele Grüße
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Re: Cormac McCarthy

Beitragvon steffi » Mi 19. Nov 2008, 12:32

Hallo JMaria,

ja, du hast recht, man muss für seine Bücher wohl irgendwie bereit sein.
Gruss von Steffi

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Re: Cormac McCarthy

Beitragvon JMaria » Mo 30. Mär 2009, 11:46

Hallo zusammen,

am Wochenende habe ich "Kein Land für alte Männer" gelesen. Der Autor hat es wieder geschafft, mich in den Abgrund der Geschichte zuziehen und ich habs zugelassen. Was mich im Endeffekt immer wieder wundert. Wie macht er das?

Gleich zu Beginn des Romans fogt man einer Blutspur, als der Hobby-Jäger und Ex-Vietnam-Veteran Moss in der Wüste auf Leichen, Drogen und einen Koffer voll Geld stösst. Den Koffer nimmt er mit und so ist nun sein größtest Problem ein Psychopath mit dem Namen "Chigurh". Bei schnellen Hinschauen durchaus als "Chirurgh" zu lesen, wenn auch mit einem Vokal mehr. Denn mit einer chirurgischen Präzision treibt uns der Autor mit in die Kaltblütigkeit des Psychopathen.

Genauso wie das Buch beginnt, gehts auch weiter. Blut ...
Unterbrochen von den Gedanken des Sheriff namens Bell, dem seine Weltanschauung regelrecht vor die Hunde geht.

Waren in den 30iger Jahren die Probleme an den Schulen noch Kaugummikauen, Rennen auf den Fluren, Reden im Unterricht, sind es 40 Jahre später, Vergewaltigung, Brandstiftung, Mord, Drogen, Selbstmord.

Da macht man sich schon seine Gedanken. Weil ich nämlich oft, wenn ich davon rede, dass die Welt zum Teufel geht, einfach nur angelächelt werd und zu hören krieg, dass ich alt werde. Dass das eins von den Anzeichen dafür wär. Aber meiner Meinung nach hat jeder, der den Unterschied zwischen Vergewaltigung und Mord und Kaugummikauen nicht kennt, ein sehr viel größeres Problem als ich.

ein außergewöhnliches Leseerlebnis.

Viele Grüße
Maria
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Re: Cormac McCarthy

Beitragvon Rachel » Mo 30. Mär 2009, 13:36

Hallo Maria,

sehr interessant, deine Meinung zu "Kein Land für alte Männer".

Ich habe vor einiger Zeit die Verfilmung gesehen und auch wenn mir diese gefallen hat, habe ich für mich beschlossen, auf das Buch doch lieber zu verzichten. Die Geschichte ist ja schon sehr grausam und düster.

Stattdessen werde ich lieber auf das Hörbuch zurück greifen, aber auch da muss ich in der richtigen Stimmung sein.
Liebe Grüße,
Rachel

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