Cormac McCarthy

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Re: Cormac McCarthy

Beitragvon Petra » Mo 30. Mär 2009, 14:10

Hallo Maria und alle zusammen,

ich habe zwar keinen Vergleich. Aber das, was Du Maria hier beschreibst, klingt ganz nach dem Film "No country for old men", den ich ja vor ein paar Wochen gesehen habe und der mich auch angegriffen und nachhaltig beeindruckt hat. Somit scheint es eine gelungene Verfilmung zu sein!

Ich hatte auch mal vergleichsweise in das Buch reingelesen, nachdem ich den Film gesehen hatte. Und fand auch dabei schon, dass die Story im Film anscheinend sehr gelungen wiedergegeben wurde. Sogar der Dialog des Psychopathen mit dem Tankstellenwärter ist fast 1:1 wiedergegeben. Der hat meinen Bruder in dem Film auch so fasziniert. Wir haben uns diese Szene anschließend noch einige Male gemeinsam angeguckt, als wir bei einem Gespräch über Filme mal auf diesen Film kamen. Es war uns Grund genug, den Film einzulegen um die Szene noch mal anzusehen. Von der schauspielerischen Leistung her war das topp! Aber nicht nur das: Auch der Dialog an sich hat es in sich. Er hört sich so durchgeknallt und somit sinnlos an. Aber so recht sinnlos ist er nicht. Er kann einen schon recht lange und eindringlich beschäftigen.

Auch Moss scheint mir gut getroffen. Und vor allem aber auch der Sheriff Bell. Man merkt ihm im Film (auch durch seinen inneren Monolog) an, dass er mit der Welt nicht mehr Schritt halten kann. Er stellt sich nicht dumm an. Im Gegenteil: Bei der Suche nach dem Täter geht er geschickt vor. Aber mit so jemand Durchgeknallten wie ihn die Zeit heute hervorbringt, kann er einfach nicht Schritt halten. Nicht mehr, nicht weniger. Und das fand ich faszinierend dargestellt!

Ich glaube mit dem Film gut bedient zu sein. Glaube sogar, dass es auf mich im Film besser wirken kann, als es im Buch für mich möglich wäre. Denn wie Rachel auch müsste ich für Cormac McCarthy genau den richtigen Moment erwischen, in dem ich das Buch an mich heranlassen kann. Sonst würde es wohl seine Wirkung verfehlen. Ein Film beschäftigt mich nicht so lange. Und wenn dann noch - wie hier bei "No country for old men" die Atmosphäre so gut unterstreicht, dann fällt mir das auf diese Weise glaube ich leichter.

Danke für Deinen Bericht über dieses Leseerlebnis, Maria. Für mich sehr interessant!
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Cormac McCarthy

Beitragvon JMaria » Di 31. Mär 2009, 14:16

Hallo Petra, hallo Rachel,

den Film kenne ich noch nicht. Bei mir ist es im Moment eher umgekehrt. Ich bin eher bereit einen McCarthy zu lesen, als eine gute Verfilmung des Stoffes zu schauen.

Denn ich verarbeite Filme (wenn sie gut gemacht sind) schwerer als Romane. Ich träume auch eher von einem Filmstoff, als über ein Buch das ich las. Somit will ich garnicht erahnen, was ich dann in der Nacht träume, wenn ich den "Stoff" sehe.

Mein Mann möchte den Film allerdings irgendwann anschauen. Na, es wird schon nicht mehr so lange dauern, bis er im Fernsehen kommt.

Liebe Grüße
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Re: Cormac McCarthy

Beitragvon Petra » Di 31. Mär 2009, 14:23

Hallo Maria,

das kann ich gut verstehen!

Falls Du ihn doch mal (mit Deinem Mann zusammen) anschaust, so will ich noch gesagt haben, dass ich ihn nicht so übermäßig brutal fand. Das Blutbad, das Moss entdeckt, hatte sich ereignet bevor er dorthin kam. Somit bleibt einem da allzu grausames erspart. Und der Psychopath tötet zwar furchteinflößend, aber eher durch seine Zielstrebigkeit. Er weicht Null von seinem Vorhaben ab und macht es kurz und schmerzlos. Aber sein Verhalten dabei verstört einen.

Somit konnte ich den Film ganz gut anschauen. Denn ich bin was Brutalität angeht auch ganz schnell bedient! Im Film wie im Buch.

Warum der Film mir zur Zeit meiner Vermutung nach mehr liegt als das Buch es wohl würde, liegt an der Aussage, die Cormac McCarthy trifft. Ich hatte im Film das Gefühl, dass man es mir leicht macht es zu (be-)greifen. Bei "Die Straße" (das hörte ich ja kürzlich als Hörbuch) tat ich mich mit dem Erkennen so schwer. Vielleicht hätte ich mehr Einsatz bringen müssen. Mich mehr auf den Stoff einlassen. Aber anscheinend erkenne ich das bei McCarthy nicht immer auf den ersten Blick. Und da bin ich dann froh, wenn es mir leichter gemacht wird. Der Film hat mir den Stoff "No country for old men" sehr gut zugänglich gemacht. Ich weiß nicht, ob das Buch auch so intensiv auf mich gewirkt hätte.

Aber ich sehe auch, dass Du dieses Problem mit McCarthy gar nicht hast. Somit ist das Buch sicher mindestens genauso gut, oder - wie in den meisten Fällen - noch besser.

Aber vielleicht ermutigt Dich mein Posting den Film doch mal anzuschauen. Ich fand ihn nicht soooooo brutal. Szenen werden nicht ausgeschlachtet etc..
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Re: Cormac McCarthy

Beitragvon JMaria » Di 31. Mär 2009, 14:30

Hallo Petra,

Petra hat geschrieben:Falls Du ihn doch mal (mit Deinem Mann zusammen) anschaust, so will ich noch gesagt haben, dass ich ihn nicht so übermäßig brutal fand. Das Blutbad, das Moss entdeckt, hatte sich ereignet bevor er dorthin kam. Somit bleibt einem da allzu grausames erspart. Und der Psychopath tötet zwar furchteinflößend, aber eher durch seine Zielstrebigkeit. Er weicht Null von seinem Vorhaben ab und macht es kurz und schmerzlos. Aber sein Verhalten dabei verstört einen.


ja, genau. So empfand ich es auch im Buch. Das hast du gut beschrieben. Danke.

Aber vielleicht ermutigt Dich mein Posting den Film doch mal anzuschauen. Ich fand ihn nicht soooooo brutal. Szenen werden nicht ausgeschlachtet etc..


nach deinem Posting fällt es mir jedenfalls leichter den Film zu schauen :-)

Im allgemeinen fand ich "Kein Land für alte Männer" schwächer als "Die Strasse", aber trotzdem typisch McCarthy.

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Re: Cormac McCarthy

Beitragvon Petra » Di 31. Mär 2009, 15:13

Hallo Maria,

ja, so hatte ich es auch beabsichtigt: Dir ein wenig die Angst vor dem Film nehmen! ;-)

Ich finde es auch erstaunlich, wie gut anscheinend in dem Film die Vorlage getroffen ist!

JMaria hat geschrieben:Im allgemeinen fand ich "Kein Land für alte Männer" schwächer als "Die Strasse", aber trotzdem typisch McCarthy.


Mir ging es genau andersherum. Wobei ich es gar nicht so recht vergleichen kann, denn von keinem kenne ich das Buch. Im einen Fall war es der Film, im anderen das Hörbuch (hören empfinde ich meistens weniger intensiv als lesen). Und mir lag McCarthy anscheinend filmisch mehr. Aber wirklich eine Aussage könnte und dürfte ich gar nicht treffen. Denn dazu müsste ich in beiden Fällen das Buch gelesen haben.

In "No country for old men" habe ich jedenfalls gespürt, was McCarthy vermitteln wollte. In "Die Straße" tat ich mich sehr schwer.
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Petra


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Re: Cormac McCarthy

Beitragvon steffi » Mi 1. Apr 2009, 10:30

Ich habe vor kurzem das Hörbuch von "KeinLand für alte Männer" angefangen. Aber mehr als 1 CD konnte ich nicht hören. Nicht wegen der Gewalt, die wohl am Anfang noch nicht so präsent, eher unterschwellig zu spüren ist. Sondern der Stil, nämlich jede noch so kleinste Kleinigkeit und Gefühlsregung wird dargestellt, alles sehr detailliert geschildert.

Ich hatte das Gefühl, dass für meine Gedanken und Gefühle kein Platz mehr ist.

Vielleicht lag es auch noch mit an der Präsenz von Christian Brückner. Aber ich hab es nun erstmal zur Seite gelegt. Vielleicht werde ich, wenn der Film mal im TV kommt, zuerst diesen ansehen und dann nochmal hören.
Gruss von Steffi

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Re: Cormac McCarthy

Beitragvon JMaria » Mi 1. Apr 2009, 10:38

Hallo Steffi,

Hörbuch:
steffi hat geschrieben: Ich hatte das Gefühl, dass für meine Gedanken und Gefühle kein Platz mehr ist.


das ist ja interessant. Ich werde demnächst mal in das Hörbuch reinhören, wenn der "Stoff" sich bei mir etwas gelegt hat.

Im Ansatz verspürte ich es auch, dass für meine Gedanken kein Platz mehr war. Doch das war mir sogar recht, denn sonst hätte ich vermutlich nicht weitergelesen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich trotz Gewalt und Kälte immer wieder mal Cormac McCarthy lese (bis auf die "Abendröte", die ich nicht durchgehalten habe).

vielleicht kann man auch seine Bücher garnicht lesen, wenn man Platz für eigene Gefühle macht. Zumindest nicht während des Lesens. Die Gedanken und Gefühle kamen erst am Ende der Story bei mir an.

Liebe Grüße
Maria
Zuletzt geändert von JMaria am Mi 1. Apr 2009, 10:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Cormac McCarthy

Beitragvon Petra » Mi 1. Apr 2009, 10:39

Hallo Steffi,

auf jeden Fall wäre ich an Eindrücken Deinerseits zum Film sehr interessiert. Wenn Du ihn also mal schaust...

... ich kann es ja nicht vergleichen. Aber wenn ich an mein Hörerlebnis zu "Die Straße" denke, kann ich schon nachvollziehen, was Du meinst mit "kein Raum für Deine eigenen Gedanken". Mir ging es mit "Die Straße" auch so. Viel passierte bei mir beim hören leider nicht. Mir hat die anschließende Diskussion dazu aber dann ja sehr geholfen. Nur von allein kam da nichts in mir auf. Vielleicht wirklich deshalb, weil alles so detailliert beschrieben war. Könnte da auf jeden Fall zu beigetragen haben.

Im Film "No country for old men" hat sich in mir viel entfaltet. Gefühle, Stimmungen... und letztendlich war da in meinem Hinterkopf die Aussage... die des Sheriff Bell. Halt "No country for old men"... er kam nicht mehr mit, mit alle dem. Den Film fand ich in seiner Wirkung sehr interessant!

Auf Deine anschließenden vergleichenden Eindrücke zum Hörbuch, liebe Maria, bin ich auch gespannt. Also lass es uns wissen, wenn Du reingehört hast!
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Cormac McCarthy

Beitragvon JMaria » Sa 20. Jul 2013, 10:42

Cormac McCarthy hat heute, 20. Juli 2013, seinen 80. Geburtstag :

http://www.tagesspiegel.de/kultur/corma ... 22468.html
Schöne Grüße, Maria
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