Hallo zusammen,
nochmals zur Melancholie, da ich diesen Begriff in den Raum geworfen habe.
Ich empfinde in Stewart O'Nans Romanen eine Melancholie im gesamten Gefüge, die Stimmung in der Geschichte verankert, nicht speziell auf einzelne Personen. Ich glaube, Melancholie braucht sich nicht auf eine Person zu beziehen, wie es die Trauer mit sich bringt. Um Trauer mit zuempfinden, müßte ich ebenfalls mit "jemanden" mitfühlen können; bei Melancholie braucht es keine Person mMn.
Mir ist auch noch kein Roman von O'Nan untergekommen, worin er so persönlich wird, wie es die "Trauer" mit sich bringt. Das würde vermutlich nicht zu ihm passen.
vielleicht tue ich mir mit O'Nan leichter, weil ich mich nicht mit einer Person im Buch zu identifizieren brauche. Ich lasse mich von der Stimmung tragen.
besser kann ich es nicht erklären. Es ist wirklich ein Bauchgefühl bei mir. Wenn ich O'Nans "Letzte Nacht" hernehme, dann habe ich buchstäblich bei manchen Szenen ein Kribbeln im Bauch gehabt, weil mich die Stimmungsbilder u.a. Melancholie so unglaublich angesprochen haben. (oder in dem "Glück der anderen" war es u.a. Unbehagen).
@Steffi:
Wie wirkt sich das aus, wenn jeder nur mit sich selbst beschäftigt ist und kein Mitgefühl mehr empfindet/empfinden will/empfinden kann ? Und immer wieder auch - wie definiert sich das Glück, nach dem speziell Amerikaner immer streben (das ist schon in deren Verfassung verankert); gibt es das Glück ohne Mitgefühl oder ist es sogar ohne Mitgefühl viel leichter zu erreichen, aber ist es dann noch Glück ?
was für ein interessanter Blickpunkt, dass "Glück" in der amerikanischen Verfassung verankert wird.
"Glück" und "Trauer" ist schon wieder viel zu nahe an einer Person verhaftet, als dass O'Nan es personifizieren würde. Er zeigt den Lesern einen anderen Blickwinkel und arbeitet mit Stimmungen. So mein Empfinden *grübel*
Liebe Grüße
Maria