Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon Trixie » Sa 3. Feb 2024, 23:25

steffi hat geschrieben:@Trixie: schöner Bericht, klingt sehr spannend !


Ja, ist es - dem Zeitgeschmack und -stil entsprechend, aber der gefällt zumindest mir knapp 100 Jahre später auch noch.

Aber nicht nur die Geschichte interessiert mich, sondern auch der Mann, der sie verfasste. Ich habe ein wenig zum Autor Alexander Wilson recherchiert und habe auch hier sehr viel erfahren, das mich total überrumpelt hat, denn offenbar war Alexander Wilson ein ebenso faszinierender wie zwielichtiger Charakter, der eine nicht minder unkonventionelle Biographie vorzuweisen hat. Der ganze Umfang seines Werdeganges und Lebens wurde erst nach seinem Tod bekannt, und in der Folge entstand nicht nur eine Biographie über ihn, die der britische Journalist Tim Crook verfasste ( The Secret Lives Of A Secret Agent: The Mysterious Life and Times of Alexander Wilson), in der auf manche Fragen immer noch nur mit Spekulationen geantwortet werden kann, sondern auch die BBC Mini-Serie "Mrs Wilson" über die Enthüllungen nach seinem Tod 1963 und die Auswirkungen auf seine Familie(n). Denn es war nicht nur eine schockierende Entdeckung, dass Alexander Wilson tatsächlich für den britischen Geheimdienst gearbeitet hatte, für mehrere Vergehen und in mehreren Ländern vor Gericht stand und verurteilt wurde (die er im Rahmen seiner Geheimdiensttätigkeit verübt haben mag oder auch nicht), sondern auch über die meiste Zeit seines Lebens ein Polygamist war - im Laufe von vier Jahrzehnten ehelichte er ebenso viele Frauen und hatte sieben Kinder. Keine der Familien wusste von der anderen bis zu seinem Tod.
In seiner Rolle als Autor von Kriminal- und vor allem von Spionagegeschichten, die er auch unter den Pseudonymen Michael Chesney, Geoffrey Spencer, und Gregory Wilson verfasste, muss man ihm aber lassen, dass er wusste, wovon er schrieb: Nicht nur war er bereits in seiner Kindheit als Sohn eines Offiziers im britischen Kolonialreich viel herumgekommen - in Mauritius, Singapur, Hong Kong und Ceylon, unter anderem-, er war im Ersten Weltkrieg Flieger beim Royal Naval Air Service und vermutlich seit den 1920er Jahren bis 1943 in den unterschiedlichsten Positionen und Funktionen beim britischen Geheimdienst tätig. Seine Romanfiguren -insbesondere die des Sir Leonard Wallace- und seine Geschichten weisen viele Übereinstimmungen mit Wilsons eigenen Erlebnissen und Begegnungen mit realen Personen dieser Zeit auf, die er getroffen haben dürfte.

Jetzt bin ich nicht nur umso neugieriger auf die weiteren Abenteuer von Sir Leonard Wallace, ich habe mir auch die oben genannte Biographie mal vorgemerkt. Scheint alles sehr spannend zu sein.
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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Mo 5. Feb 2024, 12:55

Trixie,
das klingt sehr spannend was du über Alexander Wilson herausbekommen hast. Ich mag es auch sehr gern, wenn mich ein Lesestoff zu ungewöhnliche weiteren Stories führt. Viel Spaß bei den weiteren Entdeckungen.


Steffi,
Kontrastprogramm dazu war mein nächstes Buch: Die Novemberschwestern von Josephine W. Johnson, die für diesen Debütroman 1934 den Pulitzerpreis erhielt. Er beschreibt das harte und entbehrungsreiche Leben einer Familie auf einer Farm in den USA. Schulden, Dürre und die Einsamkeit lassen jede Fröhlichkeit und Lebensmut verschwinden, einzig die schöne Natur gibt der Ich-Erzählerin etwas Positives. Die drei Mädchen reagieren unterschiedlich auf diese Herausforderungen. Trotz der niederdrückenden Stimmung ist der Roman in einer schönen, poetischen Sprache geschrieben und wirkt sehr modern und hat mir sehr gut gefallen.


Oja, ich stimme dir zu. Mich hat der Roman auch nach dem lesen weiter beschäftigt. Wenn man aus einem Leben nicht herauskommt und auch Leben dadurch zugrunde geht, das ging mir nahe. Die Naturbeschreibungen sind sehr schön. Die Autorin hat einen detaillierten Blick.

Ein beeindruckendes Buch.


Blutbuch von Kim de L‘Horizon habe ich beendet. Die Sprache ist schon gewaltig gut, es dreht sich um Sprache und Identität. Wie viel Erinnerungserbe steckt in einem und welche Identität(en). Was tragen wir unbewußt/vererbt mit uns weiter. Das fand ich schon sehr gelungen. In diesem Autofiktionalem Roman steckt schon viel Befreiung drin, auf höchst modernem Erzählstil, will mir scheinen, denn wenn auch die Montage-Technik nicht neu erfunden ist, so wirkt sie neu und abgestaubt.

Ein Top Leseerlebnis.

Ich habe nun mit Josephine Tey - Warten auf den Tod begonnen. Der 1. Fall von Alan Grant. Gefällt mir sehr gut.
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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon Petra » Mo 5. Feb 2024, 15:06

Hallo zusammen,

Ihr hattet tolle Leseerlebnisse. Ich auch, davon werde ich noch berichten. Aber erst mal zu euren:

@Trixie: Du hast ja zwei sehr interessante Krimis gelesen. Ausgesprochen schade, dass die Aunty Lee-Krimis nicht ins Deutsche übersetzt sind. Das klingt wirklich sehr reizvoll! Aber auch was du über Alexander Wilson zu Tage gefördert hast, klingt so interessant! Auch seine Krimis würde ich total gerne lesen. Schade! Aber es freut mich, dass du zwei solch tolle Krimi-Erlebnisse hattest.

@Maria: Interessant deine Eindrücke zu „Blutbuch“. Danke für die Einblicke.

Wie toll, du liest den 1. Band von Josephine Tey. Viel Spaß wünsche ich dir!

steffi hat geschrieben:@Petra: Danke für deinen ausführlichen Bericht über Nebenan. Alles spricht mich sehr an und so rückt das Buch ganz nach oben auf meiner Liste !

Auch was du über Hinter der Hecke der Welt scheibst, klingt sehr interessant. Ich finde solche Verknüpfungen auch spannend ! Schön, dass dieses Buch dich zum nachdenken anregt.Und ich finds auch schade, dass die Haptik im zweiten Buch nicht übernommen wurde.


@Steffi: Gern geschehen! Freut mich, dass dich "Nebenan" so anspricht, und das Buch somit auf deiner Liste nach ganz oben gelangt ist. Ich bin schon gespannt auf deine Eindrücke, wenn du es dann liest.

Ebenso freue ich mich, dass meine Eindrücke zu "Hinter die Hecke die Welt" auf dein Interesse gestoßen sind. Interessante Themen, die Gianne Molinari auf die ihr eigene Art sehr so ansprechend umsetzt. Mir hat das Buch genauso gut gefallen wie ihr erstes.

Ich habe mich auch über deinen Bericht über „Das Geheimnis der Silvesternacht“ gefreut. Auf den Krimi freue ich mich schon, und nun noch mehr.
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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon Petra » Mo 5. Feb 2024, 16:31

Gelesen habe ich “Solange wir schwimmen“ von Julie Otsuka. Ein ganz starkes Buch! Für mich ein erstes Highlight in diesem Jahr.

Das 150 Seiten umfassende Buch umfasst 5 Kapitel, die man auch als einzelne Erzählungen betrachten kann.

In „Das Schwimmbad unter der Erde“ erzählt die Autorin von Schwimmern, die sich im Schwimmbad unter der Erde von ihrem Leben oben erholen. Es sind dort alle Menschen vertreten. Karrieristen, einfach Leute, Mütter, eine Olympionikin, Rentner. Eine von ihnen, Alice, hat Demenz im Anfangsstadium. Im Schwimmbad sind alle gleich. Lediglich eine Unterteilung in die Langsamen, die Durchschnittlichen und die Schnellen gibt es, damit jeder in der für ihn geeigneten Bahn schwimmt.

Dann entsteht ein Riss im Schwimmbadbecken, davon erzählt das zweite Kapitel. Der Riss steht stellvertretend für alle Risse (Klima, politische und gesellschaftliche Umbrüche, Pandemie, persönliche Krisen wie Trennung, Krankheit, Tod), und lässt sich als Metapher auf alles möglich anwenden und löst so unzählige Gedanken aus. Die Erzählung lässt ganz viel Raum für Interpretation. Jeder betrachtet den Riss auf seine Art, und durch seine Brille. Einer sieht darin das Ende. Andere öffnen dafür die Augen, dass man lange so auf eine Sache fixiert war, dass man alles andere aus dem Blick verloren hat, und sehen in der Krise nicht nur ein Ende, sondern auch die Möglichkeit eines Anfangs.

Durch die Augen ihrer Tochter, die auf ihre Demenzkranke Mutter Alice blickt, erzählt die dritte Geschichte von Alice‘ Leben. Dieser Text soll schon mal als einzelne Kurzschichte veröffentlicht worden sein. Man mag das kritisieren. Ich finde es gelungen, Alice in das Buch einzubinden. Denn auch eine Erkrankung, Demenz, zieht sich wie ein Riss durchs Leben, der immer stärkeres Ausmaß annimmt. Wie der Riss im Schwimmbad. Und das zeigt diese zarte Erzählung ganz wunderbar, einzigartig und unvergesslich ein!

Im vierten Kapitel Belavista ist Alice‘ Demenz so weit fortgeschritten, dass sie ins Heim muss. Von dieser Etappe in Alice‘ Leben erzählt dieses Kapitel, wieder aus der Sicht ihrer Tochter.

Im fünften Kapitel nimmt die Tochter Abschied von ihrer Mutter. Die Tochter ist Julie Otsuka. Welch zärtlicher Blick auf die Mutter und den Vater, auf ihr Leben und ihre Liebe. Sie vermag in einer Aufzählung des Vergessens ein ganzes Leben, und von all der Liebe zu erzählen, die es enthält. Das Leben ihrer Mutter, und somit auch ein Stück weit ihr eigenes.

Leser des Romans „Wovon wir träumten“ wissen schon, dass Julie Otsuka eine besondere Erzählform mag. Die Kapitel übers Schwimmbad sind in der Wir-Form geschrieben. Die Kapitel, in der die Tochter auf die Mutter blickt, in der Du-Form. Sie spricht darin zu sich selbst, spricht sich selbst mit „du“ an. Das klingt anstrengend und distanziert. Und doch ist es genau das Gegenteil. Es ergibt sich ein ganz eigener Klang, ein Singsang, und bringt dem Leser die Gefühle so unglaublich nah.

Das Buch hat mich tief beeindruckt und berührt!

Im Anschluss habe ich “Kleine Kratzer“ gelesen. Mit diesem Erzählband hat Jane Campbell in späten Jahren (sie ist über 80) ihr erstes Buch herausgebracht. Auf den Bermudas, wo sie das halbe Jahr verbringt (die andere Jahreshälfte in England), kam ihr eine Idee zu einer Erzählung. Sie schickte 2017 diese Story („Katzenbuckel“) direkt an die renommierte London Review of Books, die sie prompt veröffentlichte. Es folgten weitere Stories, die nun in „Kleine Kratzer“ versammelt sind.

Sehr gespannt war ich auf dieses späte Debüt!

Jane Campbell nimmt kein Blatt vor den Mund. Sie spricht ungeschönt aus, was sonst verschwiegen wird. Weiß sich dabei aber bei aller Direktheit elegant und formschön auszudrücken. Sie äußert Gedanken, die wir alten Menschen mit einer fragwürdigen Selbstverständlichkeit aberkennen. Und doch sind sie da. Und wir bekommen sie in diesem Buch zu hören.

Das Alter und Altern betrachtet aus der Sicht einer Alten, bzw. dreizehn alten Frauen, die sich in diesen Geschichten Gehör verschaffen. Wie erfrischend, wie offenbarend! Über Wünsche und Sehnsüchte. Über den Verlust von Freiheit, Kontrolle, Selbstbestimmung, Respekt und Würde, die das Altern mit sich bringt. Und wie sich diese Heldinnen dagegen erwehren. So ist über das Alter und das Altern noch nicht gesprochen worden. Zumindest habe ich das so noch nie gehört bzw. gelesen.

Einzig fand ich die Platzierung der ersten Geschichte ungünstig. Für mich die Schwächste, da sie mir zu radikal war. Und sie dabei in punkto Hintergründigkeit den anderen etwas nachsteht, wie ich finde. Ich meine, man hätte sie nicht an den Anfang stellen sollen. Aber das mag auch Geschmacksache sein.

Nun habe ich zu etwas ganz anderem gegriffen. Zu “Allgemeine Panik“, mein erster James Ellroy. Aber, das weiß ich jetzt schon, nicht mein Letzter! Was ist das denn? Der fegt einen weg… aber wie! Und zwar mitten ins Hollywood der 50er Jahre. Ich bin geflasht, und werde im Thread „hard-boiled“ gleich ausführlich berichten. Denn dazu gibt es einiges zu sagen, und ich möchte es gerne dort festhalten.
Liebe Grüße,
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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Do 8. Feb 2024, 10:46

Hallo Petra,

du hast ja einen tollen Bericht geschrieben. Man spürt dass die Bücher dir Freude bereitet haben, jedes auf seine Art. „Kleine Kratzer“ von Jane Campbell macht mich neugierig und James Ellroy „Allgemeine Panik“ hat dich wirklich gepackt. Ich glaube, ihr (Steffi und Shaftoe sind ja auch begeistert) kriegt mich noch dazu ihn zu lesen :breit_grins:


Nach Josephine Tey „Warten auf den Tod“ (ich habe im passenden Thread berichtet) lese ich nun von Rachel Joyce: Miss Bensons Reise . Eine herzerwärmende Story über eine Frau mittleren Alters die sich unter widrigen Umständen einen Traum erfüllt und dabei so manche schräge Bekanntschaft macht. Aber hinter dem Witz und den Absonderlichkeiten der Personen steckt dann doch das Trauma zweier Weltkriege, so lacht und leidet man mit ihnen und fühlt sich liebevoll mit den Protagonisten verbunden. Jedenfalls ergeht es mir bisher so.

Miss Benson macht sich also auf nach Neukaledonien im Jahr 1950 um einen Goldenen Käfer zu finden, den es geben könnte oder auch nicht. Ihre junge Begleiterin ist Enid Pretty und jemand anderer folgt ihnen, man darf gespannt sein.
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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon Trixie » So 11. Feb 2024, 17:08

Mit The Mystery of Tunnel 51 bin ich jetzt durch, und ich fühlte mich gut unterhalten. Das Buch ist natürlich ein typisches Produkt seiner Zeit, und alles in allem auch viel mehr eine Abenteuer- und Spionagegeschichte als ein Krimi, denn es war weder lange eine Frage, wer den Major im Zug ermordet hat, noch lag darauf ein wesentlicher Schwerpunkt bei der Erzählung. Trotzdem: kurzweilige Unterhaltung für mich, vor allem, weil ich wieder so viele interessante neue Fakten über die Zeit und die Region erfahren habe. Und wie ich schon schrieb, habe ich mir die weiteren Abenteuerromane von Alexander Wilson und seinem Protagonisten Sir Leonard Wallace bereits vorgemerkt.

Gestern Nacht griff ich dann auch gleich zum nächsten Buch: John Dickson Carr: Till Death Do Us Part, ein Gideon-Fell-Krimi aus den 1940ern. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ich auch dabei bleibe, denn eigentlich mag ich es ja lieber, wenn meine Lektüre sich aus einem schönen Wechsel aus Alt und Neu zusammensetzt. Andererseits - wenn das spontane Bauchgefühl mich zu einem bestimmten Buch führt, sollte ich vermutlich darauf vertrauen. Ich gehe in den letzten Jahren zunehmend zwanglos an meinen Lesestoff heran, weil ich gemerkt habe, dass sich vorgenommene und fest geplante Lektüre oder Projekte oft nicht damit decken, was meine Stimmung und Alltagsbedingungen hergeben.
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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon Petra » Mo 12. Feb 2024, 16:17

Vor ein paar Tagen habe ich den 2. Band der Mrs Potts' Mordclub-Reihe beendet. "Mrs Potts' und der tote Bräutigam hat mir genauso gut gefallen wie der erste. Ich fühlte mich bestens unterhalten, und habe mich über das Wiedersehen mit den Figuren (Mrs Potts und ihre Freundinnen Becks und Suzie) gefreut. In diesem 2. Band erzählt Robert Thorogood einen Looked Room-Krimi, der schön tüftelig war, und in der Auflösung überrascht und überzeugt. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht.

Nun musste ich mir ein neues ebook aussuchen, die Wahl ist auf Das Mörderarchiv von Kristen Perrin gefallen. Hieran sprach mich einiges sehr an: Die Covergestaltung stimmt so herrlich auf einen schrulligen Krimi ein. Der Teezer auf dem Buchdeckel tut ein übriges, denn dort steht: "Tante Frances dachte immer, dass sie eines Tages umgebracht wird. Sie hatte recht." Frances wurde, als sie siebzehn Jahre alt war, von einer Wahrsagerin vorausgesagt, dass sie einst ermordet wird. Folglich hat sie Vorkehrungen getroffen. Der Originaltitel ist treffender: "How to Solve Your Own Murder. Um noch mal auf die Gestaltung zurück zu kommen: Ich lese das ebook. Allerdings ist hier das Paperback sehr reizvoll, ich hatte es letzens in den Händen. Einen Eindruck von der Covergestaltung kann man sich bei Amazon verschaffen. Auch innen im Paperback ist ein Bild abgedruckt, was schön auf den Krimi einstimmt. Ich mag sowas. Dennoch, bei mir ist es das ebook geworden. Die ersten Kapitel lesen sich auch bereits sehr schön. Ich werde weiter berichten.

@Maria: "Miss Bensons Reise" klingt nach einer wohltuenden Lektüre. Eigentlich gar nicht so meine Richtung (ich glaube für dich auch eher unüblich, oder irre ich mich?), aber es spricht mich sehr an, was du bisher darüber berichtet hast. Auch die Inhaltsangabe liest sich sehr anregend, und die Leseprobe macht Lust auf mehr. Berichte doch bitte weiter. Und vor allem: hab viele schöne Lesestunden mit diesem (wie mir auch scheint) herzerwärmenden Buch.

Dass du auch nicht ausschließen kannst, irgendwann einmal James Ellroy zu lesen, freut mich! :breit_grins: Ich bin weiterhin sehr begeistert über die Ausmaße von "Ellroys Welt", und die Art (sehr, sehr krass!) wie er davon erzählt. Ich zähle mich nun auf jeden Fall zu den Begeisterten, und reihe mich somit bei Shaftoe und Steffi ein.

@Trixie: Ich finde es gut, dass du mehr auf deine Lesestimmung achtest, als auf deine Lesepläne. Meine Erfahrung ist es auch, dass man sich den größten Gefallen tut, wenn man nichts erzwingt, und sich von einer bestimmten Lesestimmung einnehmen und vorantreiben lässt. Ich bin gespannt ob du bei John Dickson Carr bleibst, und wie dir dieser Fall gefällt. Auf jeden Fall wünsche ich dir, viel Lesespaß.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon JMaria » Di 13. Feb 2024, 14:03

Hallo Petra,

@Maria: "Miss Bensons Reise" klingt nach einer wohltuenden Lektüre. Eigentlich gar nicht so meine Richtung (ich glaube für dich auch eher unüblich, oder irre ich mich?), aber es spricht mich sehr an, was du bisher darüber berichtet hast. Auch die Inhaltsangabe liest sich sehr anregend, und die Leseprobe macht Lust auf mehr. Berichte doch bitte weiter. Und vor allem: hab viele schöne Lesestunden mit diesem (wie mir auch scheint) herzerwärmenden Buch.




Ich habe das Buch zu Weihnachten geschenkt bekommen. Von der Autorin habe ich noch nichts gelesen. Aber es passt insofern, dass es eine Roman über eine Leidenschaft ist, hier geht’s um einen seltenen Käfer, und ich spüre auch eine Leidenschaft für Insekten. Ich fotografiere jeden Käfer, Spinne, Wanze usw. der sich in meinem Garten befindet. Ich bin immer ganz hin und weg wenn ich eine Schmetterlingsraupe sehe und später den Schmetterling. Somit trifft der Roman einen Nerv bei mir. Und wie du bemerkt hast, ist der Roman wohltuend.

Die Autorin hat noch einen 3. Handlungsstrang aufgemacht: Enid Pretty ist auch nicht die Person wie es scheinen mag. Aber es ist immer noch übersichtlich. Miss Benson ist in Australien angekommen und steigt nun mit Enid in ein Flugboot, das sie ans Ziel Neukaledonien bringen wird. Ob der Verfolger auch dabei ist, wird sich noch rausstellen.



Dein neues ebook Das Mörderarchiv von Kristen Perrin klingt wirklich schrullig gut :breit_grins:
Viel Spaß.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon YvonneS2 » Do 15. Feb 2024, 12:41

Petra hat geschrieben:Im Anschluss habe ich “Kleine Kratzer“ gelesen. Mit diesem Erzählband hat Jane Campbell in späten Jahren (sie ist über 80) ihr erstes Buch herausgebracht. Auf den Bermudas, wo sie das halbe Jahr verbringt (die andere Jahreshälfte in England), kam ihr eine Idee zu einer Erzählung. Sie schickte 2017 diese Story („Katzenbuckel“) direkt an die renommierte London Review of Books, die sie prompt veröffentlichte. Es folgten weitere Stories, die nun in „Kleine Kratzer“ versammelt sind.


Danke Petra, dass Du mich an das Buch erinnert hast. Ich hatte es mir schon auf meine Merkliste gesetzt, nachdem sich Elke Heidenreich Ende letzten Jahres schon begeistert dazu geäußert hat. Nach deinen Leseeindrücken habe ich es mir jetzt auch sofort geholt und bin schon mittendrin. Ich lese jeden Abend eine Geschichte, quasi als Betthupferl. Und ich bin genauso begeistert wie du von Jane Campbells Erzählweise. Wer könnte besser über die Befindlichkeiten der "Alten" sprechen als eine Autorin, die selbst so alt ist. Damit werden diese Geschichten viel authentischer und "lauter". Von wegen Altersweisheit und Gelassenheit!

Petra hat geschrieben:Einzig fand ich die Platzierung der ersten Geschichte ungünstig. Für mich die Schwächste, da sie mir zu radikal war. Und sie dabei in punkto Hintergründigkeit den anderen etwas nachsteht, wie ich finde. Ich meine, man hätte sie nicht an den Anfang stellen sollen. Aber das mag auch Geschmacksache sein.


Genau. :breit_grins: Für mich ist die erste Geschichte gerade mit ihrer Radikalität eine der besten und sie war für mich auch der Auslöser, das Buch zu kaufen, nachdem ich sie im Buchladen gelesen habe. Erschienen ist der Erzählband in dem kleinen unabhängigen Kjona-Verlag, von dem ich bisher noch nichts gehört habe. Mir gefällt aber deren Verlagsprogramm und dass sie Wert auf Nachhaltigkeit bei der Herstellung ihrer Bücher legen, spricht mich an. Da ich gerne kleine unabhängige Verlage unterstütze, kaufe ich diese Bücher dann auch neu, statt sie auszuleihen oder gebraucht zu kaufen.
Liebe Grüße von Yvonne
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Re: Leseerlebnisse 2024...ich lese gerade...

Beitragvon YvonneS2 » Do 15. Feb 2024, 12:52

Trixie hat geschrieben:Andererseits - wenn das spontane Bauchgefühl mich zu einem bestimmten Buch führt, sollte ich vermutlich darauf vertrauen. Ich gehe in den letzten Jahren zunehmend zwanglos an meinen Lesestoff heran, weil ich gemerkt habe, dass sich vorgenommene und fest geplante Lektüre oder Projekte oft nicht damit decken, was meine Stimmung und Alltagsbedingungen hergeben.


Dem kann ich nur zustimmen, Trixie. Mir geht es in letzter Zeit auch so, dass ich mich eher von Intuitionen leiten lasse, als mich an irgendwelche Lesepläne zu halten, nur um dann festzustellen, dass die Lektüre im Moment so gar nicht passt. Da meine Bücherregale im Flur stehen und ich täglich mehrmals daran vorbei muss, springen mir komischerweise immer bestimmte Bücher ins Auge, die dann laut "hier" schreien und mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. Meistens sind sie dann auch die richtige Wahl und da ist es mir mittlerweile auch wurscht, wenn ich z. B. mehrere Cozy-Crimes hintereinander lese. Wenn es Spaß macht und mir die Freude am Lesen erhält, so what? :kichern:
Liebe Grüße von Yvonne
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