Erste Sätze

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Re: Erste Sätze

Beitragvon Petra » Do 23. Jun 2011, 23:56

Hallo zusammen,

Maria und Steffi haben mich eben inspiriert, mal in einige Romane von Heimito von Doderer hineinzulesen. Maria hatte eigentlich zu einer Leseprobe von "Die Wasserfälle von Slunj" verlinkt. Aber man findet auf URL noch weitere Leseproben von dem Autor. Und da Steffi mich an "Ein Mord den jeder begeht" erinnerte, das mich mal interessierte, als hier darüber berichtet wurde, habe ich dort mal reingelesen. Und etwas passendes für diesen Thread darin gefunden. Der erste Satz ist toll:

Jeder bekommt seine Kindheit über den Kopf gestülpt wie
einen Eimer.


Und es geht auch in den folgenden Sätzen noch sehr treffend weiter:

Später erst zeigt sich, was darin war. Aber ein ganzes Leben lang rinnt das an uns herunter, da mag einer die Kleider oder auch Kostüme wechseln wie er will.

Das gefällt mir sehr!
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Erste Sätze

Beitragvon JMaria » Fr 24. Jun 2011, 09:26

Hallo Petra,

["Ein Mord den jeder begeht"]

"Jeder bekommt seine Kindheit über den Kopf gestülpt wie
einen Eimer."

dieser erste Satz ist toll.
Steffi hat zwar angeboten das Buch mir auszuleihen. Doch Heimito von Doderers Romane möchte ich auch selbst besitzen. Seine Romane sind für mich wertvoll. Eine der wenigen Autoren die es schaffen, dass ich eine Ruhe beim Lesen empfinde.

Liebe Grüße
Maria
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Re: Erste Sätze

Beitragvon Petra » Fr 24. Jun 2011, 09:44

Hallo Maria,

wie schön, dass Du diesen ersten Satz auch so begeisternd findest.

Dass Du die Bücher von Heimito von Doderer gern selbst besitzen möchtest, kann ich allzu gut verstehen, denn er begeistert Dich ja sehr. Und so langsam steckst Du mich an. ;-)
Ich habe eben im Thread "Viktorianische Geistergeschichten" etwas zu ihm geschrieben. Eigentlich passt es gar nicht in den Thread, aber wir kamen da ja auf Rolf Vollmann zu sprechen, und da bin ich auf was interessantes gestoßen. Doderer zieht mich immer stärker an.

Was Du über die empfundene Ruhe beim lesen sagst, verstärkt meinen Wunsch etwas von ihm zu lesen. Eigentlich war ich skeptisch, denn ich denke, er lässt es ganz gemächlich angehen. Und manchmal kann mir sowas zu viel werden. Manchmal ist es aber auch genau richtig, und es entwickelt sich eine Ruhe beim lesen, die den Wunsch in mir entfacht, dass ich gar nicht schneller durch sein möchte, sondern mich beim lesen der Ruhe anpasse. Das tut dem Lesetempo zwar nicht gut, aber der inneren Ruhe und dem Lesegenuss. Mir ging es mit "Abschied von Chautauqua" so. Die Ruhe der Sommertage griff auf mich über, und drosselte auf eine entspannte und angenehme Art mein Lesetempo.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Erste Sätze

Beitragvon Didonia » Fr 24. Jun 2011, 11:09

Wie wahr dieser Satz doch ist, liebe Maria.


Habe ich euch schon erzählt, dass sich mit meinem Umzug hierher an die Nordsee ein Lebenstraum für mich erfüllt hat, von dem ich damals zu DDR-Zeiten nicht geahnt hatte, dass er sich jemals erfüllen würde?

Und Schuld war damals Hauke Haien, Der Schimmelreiter. Die Bilder, die dieses Buch in meinem Kopf hervorriefen, haben mich nie mehr losgelassen. Die raue Nordsee, Deiche.

Und Sätze wie dieser, der nicht der erste ist, sich aber noch auf der ersten Seite befindet:

Es war im dritten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts, an einem October-Nachmittag - so begann der damalige Erzähler - als ich bei starkem Unwetter auf einem nordfriesischen Deich entlang ritt.


Im Mai 2001, vor zehn Jahren, war ich das erste mal in Ostfriesland. Mein Mann war damals noch mein Freund, wir kannten uns noch gar nicht richtig. In diesem Mai habe ich das erste Mal die Nordsee erlebt. Es war ein stürmischer Tag und es fing auf halbem Weg an zu regnen. Mein Mann wollte schon umkehren, aber ich wollte unbedingt dorthin.
Wir fuhren nach Norddeich. Man muss eine Treppe emporsteigen, um das Wasser zu sehen. Und als ich oben stand, war ich hin und weg. Es war düster, dunkle dicke Wolken, ein paar Sonnenstrahlen fanden den Weg hindurch aufs Wasser. Und es regnete und stürmte wie sonstwas.
Und was mach ich? Ich zog meine Jacke aus, breitete die Arme aus und genoss diesen Anblick.

Ich bin ein absolutes Herbstkind. Wenn hier die Menschen die Gärten abdichten und sich auf die warmen Tage im Haus vorbereiten, werde ich richtig munter :D
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Re: Erste Sätze

Beitragvon YvonneS » Fr 24. Jun 2011, 11:14

Didonia hat geschrieben:Ich bin ein absolutes Herbstkind. Wenn hier die Menschen die Gärten abdichten und sich auf die warmen Tage im Haus vorbereiten, werde ich richtig munter :D


Willkommen im Club, liebe Didonia. :)
Liebe Grüße
Yvonne



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Re: Erste Sätze

Beitragvon JMaria » Fr 24. Jun 2011, 11:17

Didonia hat geschrieben: Und Schuld war damals Hauke Haien, Der Schimmelreiter. Die Bilder, die dieses Buch in meinem Kopf hervorriefen, haben mich nie mehr losgelassen. Die raue Nordsee, Deiche.

Und Sätze wie dieser, der nicht der erste ist, sich aber noch auf der ersten Seite befindet:

Es war im dritten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts, an einem October-Nachmittag - so begann der damalige Erzähler - als ich bei starkem Unwetter auf einem nordfriesischen Deich entlang ritt.


....
Und was mach ich? Ich zog meine Jacke aus, breitete die Arme aus und genoss diesen Anblick.
....




ein wunderbares Erlebnis, Didonia, ganz kostbar ! :-)
Die Atmosphäre im "Schimmelreiter" ist aber auch sagenhaft.

Liebe Grüße
Maria
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Re: Erste Sätze

Beitragvon Josie » Fr 24. Jun 2011, 11:19

Liebe Didonia,

du glaubst gar nicht, wie sehr ich dich darum beneide. Auch ich habe in Norddeich mein Herz an den Norden verloren, so ähnlich, wie es dir erging; konnte mir den Traum jedoch leider nicht erfüllen.

Umso schöner finde ich deine Geschichte, weil du auch noch durch die Literatur auf die Nordsee aufmerksam wurdest. Und jetzt liest du aktuell auch noch "Der Schimmelreiter". Vor dem Hintergrund muss dir das sicherlich noch ein zusätzliches Lesevergnügen sein.
Liebe Grüße
Claudia


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Re: Erste Sätze

Beitragvon Didonia » Fr 24. Jun 2011, 11:25

YvonneS hat geschrieben:
Didonia hat geschrieben:Ich bin ein absolutes Herbstkind. Wenn hier die Menschen die Gärten abdichten und sich auf die warmen Tage im Haus vorbereiten, werde ich richtig munter :D


Willkommen im Club, liebe Didonia. :)



Du auch? Finde ich toll. Ich kenne nur sehr wenige Menschen, die den Herbst richtig lieben. Die meisten mögen den Sommer, und der kann ihnen nicht heiß genug sein. Das ist nichts für mich.
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Re: Erste Sätze

Beitragvon Didonia » Fr 24. Jun 2011, 11:30

JMaria hat geschrieben:
Didonia hat geschrieben: Und Schuld war damals Hauke Haien, Der Schimmelreiter. Die Bilder, die dieses Buch in meinem Kopf hervorriefen, haben mich nie mehr losgelassen. Die raue Nordsee, Deiche.

Und Sätze wie dieser, der nicht der erste ist, sich aber noch auf der ersten Seite befindet:

Es war im dritten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts, an einem October-Nachmittag - so begann der damalige Erzähler - als ich bei starkem Unwetter auf einem nordfriesischen Deich entlang ritt.


....
Und was mach ich? Ich zog meine Jacke aus, breitete die Arme aus und genoss diesen Anblick.
....




ein wunderbares Erlebnis, Didonia, ganz kostbar ! :-)
Die Atmosphäre im "Schimmelreiter" ist aber auch sagenhaft.

Liebe Grüße
Maria


Da kann ich Dir nur zustimmen, Maria. Was ich beim jetzigen Lesen so toll finde, ist, dass ich die Geschichte sicher noch besser lesen kann, weil ich den Schlag Menschen hier ein wenig kennengelernt habe.
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Re: Erste Sätze

Beitragvon Didonia » Fr 24. Jun 2011, 11:32

Josie hat geschrieben:Liebe Didonia,

du glaubst gar nicht, wie sehr ich dich darum beneide. Auch ich habe in Norddeich mein Herz an den Norden verloren, so ähnlich, wie es dir erging; konnte mir den Traum jedoch leider nicht erfüllen.

Umso schöner finde ich deine Geschichte, weil du auch noch durch die Literatur auf die Nordsee aufmerksam wurdest. Und jetzt liest du aktuell auch noch "Der Schimmelreiter". Vor dem Hintergrund muss dir das sicherlich noch ein zusätzliches Lesevergnügen sein.



Liebe Josie,

dann wünsche ich Dir, dass Du den ein oder anderen Urlaub hier verbringen kannst *daumendrück* :)
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