Japanische Literatur

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Re: Japanische Literatur

Beitragvon Petra » Fr 30. Jan 2009, 10:57

Hallo zusammen,

bevor es wieder japanisch wird, noch kurz einen lieben Dank auch an Rachel und Britti! Ich schließe mich Britti an, denn auch mir ist es eine große Freude, dass sich gerade die Neuen hier (oder die frisch wieder eingefundenen) direkt so wohl fühlen. Das freut mich wirklich sehr - so soll es sein! :D

So, und nun habe ich im Internet entdeckt, dass es seit November 2008 einen neuen Thriller (oder auch als Nippon noir bezeichnet) der Autorin (Natsuo Kirino) gibt, von der ich gerade "Die Umarmung des Todes" lese. Und zwar Teufelskind (Link führt zu Amazon - dort findet sich eine Inhaltsangabe). Ich dachte, das interessiert hier vielleicht einige, da ich ja nicht die einzige bin, die "Die Umarmung des Todes" im SUB oder bereits gelesen hat. Die Kritiken zu "Teufelskind" sind jedoch nicht so gut, im Gegensatz zu denen zu "Die Umarmung des Todes".
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Japanische Literatur

Beitragvon Wolf » Di 10. Feb 2009, 19:08

Hallo zusammen,

im Thread "Autoren, die ich immer schon für mich neu entdecken wollte" erwähnte Yvonne die Autorin Hiromi Kawakami. Dadurch neugierig geworden habe ich mir Kawakamis Roman Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß bei Amazon angesehen. Dort kann man ja einen "Blick ins Buch" werfen und mal kurz hineinlesen. Es erschien mir interessant genug, um es mir gleich zu bestellen. *g* Heute ist das Buch bei mir angekommen, das erste Kapitel habe ich schon gelesen: Die unvermeidlichen "Tatami-Matten" kamen da übrigens auch schon vor. ;-) Am Ende des Buches gibt es sogar ein kleines Glossar, in dem Fremdwörter, die in der Übersetzung vorkommen, erklärt werden: nicht nur die erwähnten "Tatami", sondern auch Wörter wie "Miso-Paste" und "Onsen" (heiße Quelle zum Baden).

Kurzer Einschub: Ich lese gerade den Manga "Der Wanderer im Eis" von Jiro Taniguchi, ein bekannter und großartiger japanischer Zeichner, der einige hochklassige Manga veröffentlicht hat. Weshalb erwähne ich das hier? Nun, eben dieser Jiro Taniguchi hat kürzlich auch den Roman Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß von Hiromi Kawakami zeichnerisch umgesetzt, wie ich zufälligerweise entdeckt habe, als ich nach der Autorin googelte. Diesen Manga gibt es allerdings außerhalb Japans noch nicht. Aber das erste Kapitel des Manga, das genau dem ersten Kapitel des Buches entspricht, kann man hier online nachlesen. Der Text in den Sprechblasen ist natürlich auf japanisch, aber wenn man das erste Kapitel des Romans auf deutsch gelesen hat, kann man allein anhand der Bilder die Handlung nachvollziehen. Das ist alles erstaunlich gut getroffen: die Begegnung im Restaurant, die Wohnung des Lehrers mit den Büchern auf dem Boden, die seltsame "Eisenbahn-Teekannen"-Sammlung, seine Sammlung alter Batterien, an denen verschiedene Erinnerungen hängen. Selbst Details wie die Thermoskanne, die einmal erwähnt wird, sind dort treffend dargestellt. Im Original heißt die Erzählung übrigens "sensei no kaban": "Die (Akten-)Tasche des Lehrers". Die titelgebende Tasche kommt gleich auf den ersten Farbseiten des Manga ins Bild.

Neugierig hat mich auch der Anfangssatz der deutschen Übersetzung gemacht, in die ich, wie gesagt, vor dem Kauf bei Amazon hineingelesen habe:

Offiziell müsste ich meinen alten Lehrer bei seinem vollen Namen nennen: Harutsuna Matsumoto-Sensei - Herr Lehrer Harutsuna Matsumoto -, aber für mich bleibt er einfach der »Sensei«. Statt einer Berufsbezeichnung oder Anrede ist dieses Wort für mich zu einer Art Eigennamen geworden.

"Sensei" (Lehrer) ist ja im Japanischen die Standardanrede für einen Lehrer, man redet ihn normalerweise nicht mit seinem Nachnamen an, sondern mit "Sensei". Deshalb hat mich gewundert, weshalb hier eigens betont wird, daß die Ich-Erzählerin ihren ehemaligen Lehrer mit "Sensei" anredet. Die Lösung brachte der erwähnte Manga; dort wird auf den ersten beiden Farbseiten nämlich der zweite Satz des Romans zitiert: Die Ich-Erzählerin nennt ihren Lehrer nicht "sensei", was in sinojapanischen Zeichen (= Kanji) geschrieben ist, auch nicht "sensei" in Hiragana-Silbenschrift, sondern "sensei" in Katakana-Silbenschrift geschrieben. :-) In gesprochener Sprache klingt das alles gleich, aber diese drei Schreibungen haben unterschiedliche Nuancen, und sie sind auch nicht gleichermaßen üblich. So etwas ist fast unübersetzbar, hier muß man die deutsche Übersetzung wirklich loben, es war nicht leicht, diesen Satz in ein einigermaßen sinnvolles und verständliches Deutsch zu übertragen. In einer englischsprachigen Rezension habe ich gelesen, daß diese eigenwillige Schreibung von "sensei" eine gewisse Saloppheit ausdrückt, sie aber keineswegs respektlos ist. Auch im originalen Buchtitel "sensei no kaban" kommt diese auffällige Katakana-Schreibung von "sensei" vor.

Das finde ich alles sehr interessant, deshalb danke, Yvonne, daß Du diese Autorin erwähnt hast. :D

Schöne Grüße,
Wolf
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Re: Japanische Literatur

Beitragvon YvonneS » Mi 11. Feb 2009, 09:12

Und Dir, lieber Wolf, vielen Dank für Deine interessanten Zusatzinfos in Punkto Feinheiten der japanischen Sprache. Ich bin gerade mit Rafik Schamis "Das Geheimnis des Kalligraphen" fertig und werde jetzt die beiden Kawakamis lesen.

Auf das Buch "Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß" bin ich durch eine Sendung des Literaturclubs aufmerksam geworden, wo es von Elke Heidenreich vorgestellt wurde. Ich war neugierig geworden, aber da Elkes Geschmack nicht immer auch meinen trifft, habe ich dann erstmal im Buchladen reingelesen und nach den ersten drei Seiten war es gekauft. Jetzt nach Deiner Einschätzung hier bin ich natürlich doppelt gespannt. Ich werde berichten. :)
Liebe Grüße
Yvonne



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Re: Japanische Literatur

Beitragvon Petra » Mi 11. Feb 2009, 16:18

Hallo Wolf und Yvonne,

und ich danke Euch beiden! Yvonne abermals für den schönen Buchtipp und Dir Wolf für die schönen Hintergrundinfos, die auch mein Interesse an dem Buch jetzt noch verstärkt haben. Berichte bitte unbedingt auch wie es Dir weiter gefällt, ja?

Die Hintergründe sind sehr interessant! Schön, dass Mangas wieder einmal helfen konnten, etwas aus der japanischen Welt zu erklären. Sehr interessant!

Die Miso-Paste kommt mir jetzt bekannt vor... ich frage mich, ob sie auch in "Die Umarmung des Todes" erwähnt wurde. Ich meine ja... aber wenn dann vielleicht nur flüchtig (vielleicht weil eine der Figuren zu Hause einen Blick in den Kühlschrank geworfen hat oder so), sonst hätte ich wohl nachgeschlagen, was diese Miso-Paste genau ist (habe ich jetzt nachgeholt bei Wikipedia). Dass "Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß" ein Glossar für solche Begriffserklärungen bietet, finde ich super! In "Die Umarmung des Todes" sind viele Worte ja als Fußnote erklärt - ich freue mich darüber!

Wolf hat geschrieben:Die unvermeidlichen "Tatami-Matten" kamen da übrigens auch schon vor. ;-)


Das finde ich jetzt richtig nett. Denn durch die Tatami-Matten kommt mir die japanische Welt (der wir uns literarisch nähern und dort oft auf diese Tatami-Matten stoßen) schon ein bisschen vertrauter vor. Eben weil sie immer wieder erwähnt werden. Weil sie dort einfach zum Leben gehören. Mir bringt das die Welt der Japaner schon ein ganzes Stück näher, obwohl es nur so ein kleines Detail ist.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Japanische Literatur

Beitragvon JMaria » Fr 13. Feb 2009, 12:15

Hallo zusammen,

im Mai 09 erscheint Aus dem Schattenreich, Erzählungen von Hyakken Uchida (1889- 1971).

Die in diesem Band erwähnten Erzählungen stammen aus dem "Reich" der phantastischen Literatur u.a. inspirierten sie auch Haruki Murakami.

Amazon Info:
Über den Autor
Hyakken Uchida (1889- 1971), Sohn einer Sake-Brauer-Familie aus dem japanischen Okoyama, begann früh mit dem Schreiben. Er arbeitete zunächst als Deutschlehrer und Universitätsdozent für Germanistik, bevor er sich ab 1934 ganz seiner schriftstellerischen Karriere widmete. Sein Werk umfasst zahlreiche Erzählungen und Romane, darunter eine Beschreibung Tokios aus Sicht einer Katze.


doch zuerst möchte ich mich ebenfalls mit den Romanen von Hiromi Kawakami beschäftigen. Ihr habt mich neugierig gemacht.

@Wolf,
danke für deine Zusatzinfos zur japanischen Sprache. Es ist für uns wirklich von Vorteil, dass du dich so intensiv mit der Sprache beschäftigst. :-)

"Onsen" (heiße Quelle zum Baden):
ich empfehle zur Entspannung von Tetesept "Japanisches Onsen-Band". Himmlisch :-D

Manga "Der Wanderer im Eis" von Jiro Taniguchi:
sehr gefährlich sind eure Tipps !
Wolf, als ich den Titel des Manga las, kam mir wieder ein Buch in den Sinn, das ich auch schon lange lesen wollte, "Die Eiswand" von Yasushi Inoue. Ich habe gesehen, dass es auch eine Bergsteiger-Serie von Jiro Taniguchi gibt. Bei sovielen Tipps, fühle ich mich wie elektrisch aufgeladen *tsss* ;-)

Schöne Grüße
Maria
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Aktuell:

Cecile Wajsbrot: Nevermore
Barbi Marković: Minihorror (ebook)


Jahresprojekt: Günter Grass + Franz Kafka
Harro Zimmermann: Günter Grass. Biographie
Franz Kafka: Briefe an Felice Bauer


Sie schaffen eine Wüste und nennen das Frieden ( Tacitus )
Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen (Johann Wolfgang v. Goethe)
Das Leben und dazu eine Katze, das ergibt eine unglaubliche Summe (Rainer Maria Rilke)
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Re: Japanische Literatur

Beitragvon Wolf » Fr 13. Feb 2009, 14:19

Hallo Maria,

JMaria hat geschrieben:im Mai 09 erscheint Aus dem Schattenreich, Erzählungen von Hyakken Uchida (1889- 1971).

ja, auf diese Neuerscheinung hatte Doris hier schon hingewiesen. :-) Über den Namen Hyakken Uchida bin ich gerade eben wieder gestolpert, denn in Hiromi Kawakamis Geschichte Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß erwähnt der Sensei eine Erzählung dieses Schriftstellers (auf S. 78), als er gerade das gleiche getan hatte wie die Hauptfigur in Hyakken Uchidas Erzählung Der Amateurtaschendieb. Das steigert jetzt natürlich meine Neugier auf Hyakken Uchida.

JMaria hat geschrieben:doch zuerst möchte ich mich ebenfalls mit den Romanen von Hiromi Kawakami beschäftigen.

Von ihrem zweiten auf deutsch erschienenen Roman Herr Nakano und die Frauen soll ja offenbar auch eine (gekürzte) Hörbuchfassung herauskommen, wie ich gesehen habe.

Ich habe jetzt noch 40 Seiten von Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß vor mir, ein schönes Buch, es liest sich angenehm leicht, mir gefällt auch der trockene Humor, der darin immer wieder aufblitzt. In dem Buch wird viel getrunken (hauptsächlich Sake und Bier) und vor allem sehr viel gegessen. Das ist offenbar typisch für die Autorin, wie ich gelesen habe. :-)

JMaria hat geschrieben:Es ist für uns wirklich von Vorteil, dass du dich so intensiv mit der Sprache beschäftigst. :-)

Ich habe mir jetzt auch dieses Buch gekauft:
Read Real Japanese Fiction: Short Stories by Contemporary Writers
http://www.amazon.de/Read-Real-Japanese ... 770030584/
Angesichts meiner geringen Japanisch-Kenntnisse eigentlich noch viel zu schwierig für mich, aber es ist ja eine (englische) Übersetzungshilfe dabei, außerdem gibt's auch Grammatik- und Worterklärungen. Die erste Erzählung in diesem Band ist von Hiromi Kawakami. Der Herausgeber Michael Emmerich schreibt darin über Kawakami:

Kawakami was born in Tokyo on April Fool's Day, 1958. At the time of writing, then, she is likely to have eaten about 54,364 meals in her lifetime--give or take a few. Kawakami is an unmistakable "foodie," and her fiction includes dozens of the most mouthwatering descriptions of food I've ever come across.

Ein "Foodie" ist jemand, der sich für alles rund ums Essen interessiert. Die "mouthwatering descriptions of food" - Essensbeschreibungen, die einem das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen - finden sich auch in Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß zur Genüge, wobei manche Gerichte allerdings für den europäischen Geschmack etwas seltsam anmuten, ich denke da etwa an Krakenfleisch und Heuschreckenkrebse. ;-) Oder wenn jemand ganz begeistert folgendes sagt:

»Denk doch mal, frisch geerntete Gurke mit Salz-Pflaumen-Paste, feine Auberginenscheiben in Ingwer-Soja-Marinade oder in Reiskleie eingelegter Kohl.«

"Salz-Pflaumen-Paste" und "Kohl in Reiskleie" klingt irgendwie nicht so prickelnd. Aber ich lerne auch auf kulinarischem Gebiet gerne dazu. ;-) Es kommt in Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß auch eine verrückte Episode mit einem sogenannten "Lachpilz" vor.

JMaria hat geschrieben:ich empfehle zur Entspannung von Tetesept "Japanisches Onsen-Band". Himmlisch :-D

Ist ja interessant, was es so alles gibt. *g* Eine gute Idee! :-D

Zu Jiro Taniguchi schreibe ich demnächst mal etwas im Manga-Thread. Ich habe mir jetzt auch seinen Manga Träume von Glück gekauft, in dem es in den vier Hauptgeschichten um das Zusammenleben mit Haustieren geht. In der ersten Geschichte geht es um die letzten Monate und Tage eines alten Hundes, den im Alter immer mehr seine Kräfte verlassen, eine sehr ergreifende Geschichte, in der Jiro Taniguchi eigene Erfahrungen verarbeitet hat.

Schöne Grüße,
Wolf
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Re: Japanische Literatur

Beitragvon Hermy » Fr 13. Feb 2009, 14:50

Hallo Wolf,

hast Du mal etwas von Akira Yoshimura (1927-2006) gelesen? Mir wurde dieser klassische Nachkriegsautor letztens sehr empfohlen, allerdings werde ich ihn wohl auf Englisch lesen müssen. Mein Japanisch ist inexistent :twisted: und auf Deutsch ist nur wenig von Akira Yoshimura verfügbar.

Grüsse

Hermy.
Beste Grüsse
Hermy


«Mögen andere sich mit den Seiten brüsten, die sie schrieben; mich machen die stolz, die ich gelesen habe.» (Borges)

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Re: Japanische Literatur

Beitragvon Wolf » Di 17. Feb 2009, 12:33

Hallo Hermy,

nein, von Akira Yoshimura habe ich noch nichts gelesen. Danke für Deinen Hinweis, wieder ein Name mehr, auf den ich achten werde. :-) Auf deutsch ist von ihm tatsächlich sehr wenig erschienen, wie ich gesehen habe: nur zwei Bücher, die beide nicht mehr lieferbar sind.

Schöne Grüße,
Wolf
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Re: Japanische Literatur

Beitragvon JMaria » Mo 23. Feb 2009, 17:57

Hallo zusammen,
hallo Wolf,

Wolf hat geschrieben: ja, auf diese Neuerscheinung hatte Doris hier schon hingewiesen. :-) Über den Namen Hyakken Uchida bin ich gerade eben wieder gestolpert, denn in Hiromi Kawakamis Geschichte Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß erwähnt der Sensei eine Erzählung dieses Schriftstellers (auf S. 78), als er gerade das gleiche getan hatte wie die Hauptfigur in Hyakken Uchidas Erzählung Der Amateurtaschendieb. Das steigert jetzt natürlich meine Neugier auf Hyakken Uchida.


das hatte ich ja ganz übersehen, dass Doris bereits auf das Buch hingewiesen hatte :-)

in meiner derzeitigen Lektüre bin ich nun auch über die Tatami-Matten bestolpert, allerdings wird der Ausdruck in meinem Buch auch als Flächenmaß benutzt. Der Erzähler beschreibt jedesmal wenn er einen Teeraum betritt, wie groß er ist, z.B. 4 1/2 Tatami.

lt. Wikipedia:
Tatami dienen auch als Flächenmaß zur Angabe von Wohnungs- und Zimmergrößen (das Zeichen für Tatami wird in dieser Bedeutung sino-japanisch jō ausgesprochen). Ein jō entspricht etwa 1,64 m², die genaue Größe hängt auch hier von der Region ab.


das Buch heißt "Der Tod des Teemeisters" von Yasushi Inoue.

Japan im Zeitalter der Samurai:
Auf Befehl des Kriegsherrn Hideyoshi begeht der berühmte Teemeister Sen no Rikyu Selbstmord. Sein Schüler, der MÖnch Honkaku, forscht nach den Gründen für den geheimnisumwitterten Tod und deckt Intrigen und geheime Machenschaften auf.


Die Hälfte des Buches, des nicht sehr dicken Romans von nur 163 Seiten, habe ich bereits gelesen und es gefällt mir sehr gut. Ein ganz ruhiger, bedächtiger, schlichter Erzählstil, wie die Teezeremonie an sich, ganz im Zen ruhend, in der Einfachheit und Würde.

Am Ende des Buches gibt es ein kleines Glossar, doch hätte ich mir ein paar erklärende Seiten zur Japanischen Teezeremonie gewünscht. Aber zum Glück gibt es Internet und ich habe mir meine Neugierde bei Wikipedia gestillt:

http://de.wikipedia.org/wiki/Japanische_Teezeremonie

das ist vielleicht auch der Punkt, an dem der Leser scheitern könnte. Es wird überhaupt nicht viel erklärt im Buch, sondern hauptsächlich reflektiert. Die Zeitspanne erstreckt sich sich auch über Jahrzehnte. Was wiederum zum Tempo des Erzählstils passt.

Die Geschichte beruht auf wahre Begebenheiten und die historischen Orte und Namen im Buch kann man im Internet sehr gut nachforschen und Infos finden. Wer der japanischen Sprache zugetan ist, lernt hier viel über die Gerätschaften der Teezeremonie, die allesamt Namen und Geschichte beinhalten.

Ich kann das Büchlein wirklich nur empfehlen.

Schöne Grüße
Maria
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Re: Japanische Literatur

Beitragvon Wolf » Mo 23. Feb 2009, 20:05

Hallo Maria,

danke für Deine Leseeindrücke zu "Der Tod des Teemeisters" von Yasushi Inoue. Dieses Buch werde ich auch auf meine Vormerkliste nehmen. :-)

JMaria hat geschrieben:Am Ende des Buches gibt es ein kleines Glossar, doch hätte ich mir ein paar erklärende Seiten zur Japanischen Teezeremonie gewünscht.

Ein Standardwerk dazu ist ja Das Buch vom Tee von Kakuzo Okakura. Dieses Büchlein ist erstmals 1906 erschienen, der japanische Autor hat es auf Englisch veröffentlicht, um der ausländischen (westlichen) Welt die japanische Teezeremonie nahezubringen. Es geht darin nicht nur um den rein technischen Ablauf einer solchen Zeremonie, sondern vor allem auch um den kulturellen und philosophischen Hintergrund.

Ich habe davon eine hübsche Insel-Taschenbuchausgabe, die auch einige Schwarzweiß- und Farbfotos enthält, worauf die entsprechenden japanischen Räumlichkeiten und Geräte abgebildet sind. Außerdem gibt's am Ende des Buches noch einen zusätzlichen Essay von I. Schaarschmidt-Richter, in dem die Teezeremonie noch einmal zusammenfassend erklärt wird. Wie ich gerade gesehen habe, gibt es davon im Insel-Verlag auch eine gebundene Sonderausgabe. Vermutlich ist sie mit der Taschenbuchausgabe identisch, auch wenn sie offenbar zwei Seiten weniger Umfang hat. Die Taschenbuchausgabe aus dem Insel-Verlag kann ich jedenfalls sehr empfehlen. :-)

Schöne Grüße,
Wolf
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