Tolstoi und sein Werk: Anna Karenina u.a.

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Re: Tolstoi und sein Werk: Anna Karenina u.a.

Beitragvon Petra » Di 6. Mär 2012, 12:44

Hallo Josie,

wenn es Dir um die Übersetzung geht, und nicht unbedingt um eine gebundene Ausgabe mit Dünndruck geht, dann wäre vielleicht auch die :arrow: TB-Ausgabe der Neuübersetzung etwas, die im Dezember 2011 bei dtv erschienen ist. Preiswert ist die allerdings auch nicht (beinhaltet ebenfalls 2 Bände). Aber immerhin die Hälfte vom HC.

Aber da Dein Geburtstag naht, ist das HC vielleicht ja nicht ausgeschlossen. :)
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Tolstoi und sein Werk: Anna Karenina u.a.

Beitragvon Petra » Di 6. Mär 2012, 12:52

Hallo zusammen,

abschließend möchte ich nun noch mal auf meine Ausgabe eingehen. Ich las die Neuübersetzung von „Anna Karenina“, die im Hanser Verlag (hier geht es zur :arrow: Ausgabe bei Amazon) erschienen ist. Das Buch ist zum einen ein Schmuckstück. Dünndruck, Fadenheftung – zwei Attribute, die ich zu schätzen weiß. Das Format ist erstaunlich handlich und das Buch durch den Dünndruck nicht so schwer, wie man es von fast 1.300 Seiten vermuten sollte.

Inhaltlich hat mich die Ausgabe ebenfalls überzeugt. Wer den Inhalt möchte, aber nicht so viel Geld für diese Hardcover-Ausgabe bezahlen möchte, kann inzwischen auch auf die :arrow: TB-Ausgabe ausweichen, die dtv erschienen ist. Eine Besonderheit macht diese TB-Ausgabe übrigens sehr interessant: Das Cover. Das Umschlagbild zeigt das Porträt von Maria Hartung (bzw. Maria Gartung - russische Schreibweise). Das Nachwort meiner Ausgabe (das wird sich sicher auch in der TB-Ausgabe finden) gibt darüber Aufschluss, dass eine Begegnung Tolstois mit Maria Gartung ihn zu der Figur der Anna Karenina inspiriert hat. Maria Gartung war die älteste Tochter des russischen Dichters Alexander Puschkins. Hier das Cover der dtv-Ausgabe:

Bild

Und hier nochmal das :arrow: Porträt von Ivan Kuzmich Makarov in etwas größerem Format.

Das Nachwort gibt aber auch Aufschluss darüber, dass Tolstoi nicht nur durch die Tochter Puschkins zur Figur der Anna Karenina inspiriert wurde, sondern auch von dem Fragment „Die Gäste trafen auf der Datscha *** ein“ Puschkins. Nicht nur das Thema, sondern einzelne Szenen (Ehemann, der ahnt, dass seine Frau untreu ist, ein Eingeständnis aber nicht erreichen kann. Die Frau wird von ihrem Geliebten schwanger. Der Geliebte stürzt kurz darauf beim Pferderennen) hat Tolstoi hieraus übernommen.

Spannend, was sich über die Entstehung des Romans rekonstruieren lässt, und wie er gewachsen ist, und wie die einzelnen Ebenen erst später zu einem Ganzen zusammengefügt wurden. Darauf geht das Nachwort ein. Ein schöner Abschluss für den Roman.

Die Anmerkungen zum Roman waren ebenfalls sehr interessant. Man erfährt viel über die gesellschaftlichen, politischen, landwirtschaftlichen Verhältnisse und Zusammenhänge, die in dem Roman einiges an Raum einnehmen. Auch geht das Nachwort darauf ein, welche Figuren ihr Vorbild im realen Leben finden, und welche autobiografischen Elemente sich in dem Roman finden. So zieht das Nachwort Zusammenhänge zwischen Fiktion und Wirklichkeit, wo welche aufzuspüren sind.

Im Anhang wird auch auf die russischen Eigennamen eingegangen, auch auf das Schriftbild (welche Passagen kursiv gesetzt wurden etc.). Auf die im Roman oft genannten Maße und Gewichte wird eingegangen, und es fehlt auch nicht an der Nennung der Quellen derer man sich für das Nachwort bedient hat. Zur Übersetzung wurden auch interessante Information an die Hand gegeben, so dass man besser einschätzen kann, wie nah sie sich an der Vorlage orientiert und was sie von anderen Übersetzungen des Romans unterscheidet. So fühlte ich mich gut informiert über das Buch, die Hintergründe und die Übersetzung.

Die Anmerkungen sind im Roman nicht nummeriert worden. Das fand ich den einzigen Nachteil. Entschieden hat man sich dafür wahrscheinlich, um den Lesefluss nicht zu stören. Da man aber über Sternchen auf Fußnoten zur Übersetzung französischer Sätze aufmerksam gemacht wird, ist das inkonsequent. Dann hätte man auch mit Hilfe von Nummern auf eine vorhandene Anmerkung aufmerksam machen können. Man kann somit entweder die Anmerkungen gesammelt zum Schluss lesen, oder aber man schaut hinten bei den Anmerkungen auf welcher Seite sich als nächstes eine Stelle versteckt, auf die eine Anmerkung Bezug nimmt. Etwas umständlich, kann man aber auf dem Weg machen. Andersherum hätte ich es aber besser gefunden.

Erfreulich fand ich, dass ich nur einen Druckfehler entdecken konnte. Auch wenn ich vielleicht einen Fehler übersehen haben mag, so fiel mir doch auf, wie sorgfältig an der Ausgabe gearbeitet wurde. Bei einer Ausgabe, für die ich bereit bin soviel Geld zu bezahlen, erwarte ich das, aber selbstverständlich ist es leider trotzdem nicht.

Fazit: Ich würde mich wieder für diese Ausgabe und diese Übersetzung entscheiden. Ich bin sehr zufrieden.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Tolstoi und sein Werk: Anna Karenina u.a.

Beitragvon steffi » Mi 7. Mär 2012, 15:53

Schön, Petra, dass deine Ausgabe ein so interessantes Nachwort hat. Das ist nicht immer selbstverständlich und gerade, wenn man so ein intensives Leseerlebniss hatte wie du, rundet es das Ganze doch wunderschön ab. Und dass die Anmerkungen einiges hergaben, gefällt mir.
Auch wenn ich sicher Anna Karenina in nächster Zeit nicht lesen werde, habe ich doch durch deine begeisterten Berichte das Gefühl, dass ich schon einige Details und Feinheiten kenne, vielen Dank fürs Teilhaben lassen.
Gruss von Steffi

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Re: Tolstoi und sein Werk: Anna Karenina u.a.

Beitragvon Petra » Sa 10. Mär 2012, 11:01

Hallo Steffi,

für mich ein schönes Gefühl, Dich mit meinem Bericht so gut informiert zu haben. Ich lese auch gern solch ausführliche Leseberichte mit, wenn es um ein Buch geht, das ich selbst auf längere Sicht erst mal nicht lesen würde. So fühle ich mich wenigstens ein wenig darüber informiert.

Freut mich auch ehrlich, dass Dir mein abschließender Bericht über meine Ausgabe so gut gefallen hat. War mir auch wichtig, da ich selbst mich sehr schwer damit getan habe, die für mich richtige Ausgabe auszuwählen. Vielleicht kann ich damit jemandem helfen, dem es ähnlich geht. Zumal es ja auch inzwischen diese tolle TB-Ausgabe gibt. Ich bin davon immer noch begeistert, insbesondere auch wegen des i-Tüpfelchens mit dem abgebildeten Porträt auf dem Cover.

Als nächstes werde ich wohl jetzt die TV-Dokumentation über Tolstois Landgut Jasnaja Poljana anschauen (ich bin Josie so dankbar für den tollen Tipp! Der kam ja gerade richtig für mich), die ich aufgenommen habe. Und dann dürfte "Die Kreutzersonate" drankommen.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Tolstoi und sein Werk: Anna Karenina u.a.

Beitragvon Petra » Fr 23. Mär 2012, 10:36

Hallo zusammen,

heute beginne ich mit “Eine Frage der Schuld“ von Sofja Tolstaja. Bevor ich mich dieser Gegennovelle zu Leo Tolstois „Kreutzersonate“ zuwende, die ich kürzlich zur Auffrischung noch mal als Hörbuch (ungekürzte Lesung) gehört habe, wollte ich noch das Nachwort zur „Kreutzersonate“ lesen, das dem Janus-Band von Manesse angefügt ist. Ebenso die Anmerkungen zur Neuübersetzung von Olga Radetzkaja, die es erfreulicher Weise auch gibt.

Diese Ausgabe ist übrigens nicht nur wegen der beiden gegensätzlichen Novellen und wegen der beiden Porträts (von Leo Tolstoi und Sofja Tolstaja) auf dem Cover als Doppelkopfband zu betrachten, sondern auch wegen der Nachworte zu beiden Novellen. Zur „Kreutzersonate“ gibt es ein Nachwort von Olga Martynova, zu „Eine Frage der Schuld“ ein Nachwort von Oleg Jurjew. Olga Martynova und Oleg Jurjew sind ein Ehepaar. Schön finde ich auch, dass sie zur Novelle des Mannes Stellung nimmt, und er zur Gegenovelle der Frau. Besonders passend scheint es mir, weil man Tolstois „Kreutzersonate“ auch aus dem Gesichtspunkt des Feminismus lesen kann. Diese Worte von einem Mann wären leichter wegzuwischen, als die einer Frau. Geschickt gewählt. Und ich muss sagen, die feministischen Aspekte in Tolstois Erzählung sind nicht von der Hand zu weisen. Überhaupt wurde mir beim zweiten Erleben seiner „Kreutzersonate“ bewusster als beim ersten mal (inzwischen weiß ich auch einiges über Tolstois Leben, besonders auch in seinen späten Jahren, in denen die „Kreutzersonate“ ja entstand), dass er die Wolllust (und nicht nur die!) allgemein anprangert. Er verschont weder Frau noch Mann. Im Gegenteil, er stellt die Rolle der Frau als die des Opfers dar. Zwar sieht er in ihr auch einen Dämon, der den Mann verführt, aber er sieht sehr wohl, dass die Frau in diese Rolle vom Mann gepresst wird, und fordert zur Enthaltsamkeit auf, aber auch dazu, dass die Frauen sich nicht so herausputzen mögen, um dem Mann nicht länger Objekt zu sein. Diese Aspekte gehören auf jeden Fall zu seiner Überzeugung.

So finde ich die Überschrift des Nachworts von Olga Martynova äußerst intelligent gewählt: „Keuschheit eines Faun oder Lew Tolstoi als Frauenrechtler“

Seine Widersprüchlichkeit wird in dem Nachwort überhaupt sehr gut beleuchtet, und bringt dem Leser die Quintessenz nahe, die sich ergibt, wenn man sich eingehend mit Tolstois Leben, seinem Wesen und seiner Wandlung in späten Jahren befasst. Es erklärt, dass sein Spätwerk schon mit anderen Augen zu betrachten ist, als seine früheren Romane und Erzählungen. Es stellt aber auch richtig, dass sich diese Wesenszüge immer schon in Tolstoi gefunden haben. Seit ich „Anna Karenina“ gelesen habe, könnte ich eine andere Annahme auch nicht unterstützen. Lediglich die Ausprägung wurde stärker. Ein prägnantes Zitat von Sofja Tolstaja wurde dem Nachwort vorangestellt, das aufzeigt, dass auch sie ihren Mann nicht vollends verurteilte für das, was er in „Die Kreutzersonate“ schrieb, sondern dass es seinem Wesen entspringt, das nun mal widersprüchlich ist. Auf der einen Seite ist er sinnlicher Mensch, dem es nach diesem Genuss verlangt, auf der anderen (seiner moralischen) Seite empfindet er diese Gelüste zutiefst verwerflich und abstoßend, und wollte dagegen ankämpfen. Und genau das habe ich aus seiner „Kreutzersonate“ auch herausgelesen – damals wie heute. Darin spricht ein Mensch, der selbst Lasterhaft ist, sich (ja, nicht nur die Menschen allgemein, sondern besonders sich selbst) dafür verteufelt.

Mich hatten beim erneuten erleben seiner „Kreutzersonate“ besonders seine Gedanken zur Musik und ihrer Verführungskunst interessiert. Zwar kann ich seine Übermoral auch hier nicht gutheißen, aber richtig ist schon, was er zur Musik schreibt. Sie versetzt den Hörer in einen Gefühlszustand, der gar nicht sein eigener ist. Es kommen beim Hören von Musik Gefühle auf, die ohne die Musik nicht vorhanden wären. Tolstoi stellt hier die Behauptung auf, dass Musik schädlich ist, und nicht zur Vergnügung gehört werden sollte. Marschmusik z. B. sei zweckgerichtet, somit in Ordnung. Musik zur Zerstreuung und zum Vergnügen hingegen sei schlecht. Die Schlüsse die Tolstoi daraus zieht kann ich zwar nicht so absolut sehen, aber vom Grundsatz her ist es schon wahr, und somit eine interessante Beobachtung.

Ich fragte mich jedoch auch, wie er dann die Literatur so lieben kann. Denn auch sie kann den Leser in Gefühlswelten versetzen, die nicht die eigenen sind. Mit diesem Vorwurf hatte man ihn wohl zu Lebzeiten auch konfrontiert. In seiner Antwort weitete er diese Vorwurf an die Musik auf die Künste generell aus. Somit ist sein Vorwurf auch an die Literatur gerichtet. Dem trägt er im Übrigen – hierin war das Nachwort zu meiner Freude sehr aufschlussreich – in der Form seiner Novelle bereits Rechnung. Er klagte das Geschliffene an literarischen Texten an. Wollte nur noch ohne Schnörkel erzählen. Bei der Sache bleiben, ohne Schönmalerisch zu sein. Und genau das spürte ich damals beim ersten Lesen der „Kreutzersonate“. Damals war es ja das erste, das ich von Tolstoi las. Und ich wunderte mich, wie sachlich und schlicht seine Worte waren. Gar nicht wie in einem Roman, einem Klassiker noch dazu. Sondern eher wie in einem Pamphlet. Dass er „Die Kreutzersonate“ wohl auch gar nicht als Roman schreiben wollte (so steht es im Nachwort), und sich darum bemühte alles kunstvolle davon fernzuhalten, aufgrund seiner Überzeugung, dass Kunst nicht zur Unterhaltung dienen sollte, bestätigt nun meine Empfindungen beim Lesen von damals. Im Nachwort steht aber auch, dass ihm das nie ganz gelang. Denn den Dichter in ihm konnte er nicht unterdrücken. Dieses Können war genauso ein Teil seines Wesens, wie sein Wunsch diese Dinge zu unterdrücken. Auch hier wird der enorme Widerspruch in ihm deutlich. Welchem Druck er sich selbst aussetzte, und welchem Druck er durch sein gelebtes Leben (Familie, Literatur etc.) im Gegensatz zum idealen Leben (bzw. was er dafür hielt) ausgesetzt war, wird hier sehr anschaulich verdeutlicht. Das Nachwort verhilft zum besseren Verständnis des Menschen Tolstoi, in all seinen Widersprüchen, und zum besseren Verständnis dieser Novelle.

Es ist gut, dass das Nachwort die Vorwürfe gegen „Die Kreutzersonate“ nicht auf die Beziehung zwischen Mann und Frau beschränkt, sondern auch auf anderes eingeht, das Tolstoi darin verteufelt. So z. B. die Medizin. Darüber soll Tschechow sich empört haben. Tschechow hat „Die Kreutzersonate“ damals bereits als absolut unwichtig hingestellt. Eine Sichtweise, die man niemandem verübeln kann, und der ich mich im Grunde anschließen möchte. Tolstois moralische Ansprüche sind mir viel zu extrem, und ich finde sie in dieser extremen Ausweitung auch nicht mehr richtig. Aber in den Grundsätzen finden sich Wahrheiten, über die man nachdenken kann. Und besonders wenn man den Menschen und Schriftsteller Tolstoi verstehen will, kommt man um eine Auseinandersetzung mit seiner „Kreutzersonate“ nicht drum herum.

Die moralischen Ansichten Tolstois fanden jedoch nicht alle übertrieben. Nicht grundlos bildete sich eine religiöse Sekte (die Tolstoijaner) aus Tolstois Ansichten heraus. Auch hierüber gibt das Nachwort in bewundernswerter Kürze sehr umfassend Auskunft. Allein hierfür hat sich der Kauf dieses Doppelbandes schon gelohnt.

Und nun werde ich mit „Eine Frage der Schuld“ von Sofja Tolstaja (Übersetzung: Alfred Frank) beginnen.
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Re: Tolstoi und sein Werk: Anna Karenina u.a.

Beitragvon JMaria » Fr 23. Mär 2012, 10:45

Petra hat geschrieben: Und nun werde ich mit „Eine Frage der Schuld“ von Sofja Tolstaja (Übersetzung: Alfred Frank) beginnen.


Hallo Petra,

toll, dass du nun auch "Eine Frage der Schuld" liest. Ich freu mich schon auf deine Eindrücke. Du kannst dich erinnern, dass wir auch einen Thread über Sofja Tolstaja haben?

viewtopic.php?f=2&t=530&st=0&sk=t&sd=a
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Re: Tolstoi und sein Werk: Anna Karenina u.a.

Beitragvon Petra » Fr 23. Mär 2012, 12:12

Hallo zusammen,
Hallo Maria,

meine Ausführungen zu der Janus-Ausgabe von eben möchte ich ergänzen. Eben musste ich feststellen, dass es leider Unterschiede zwischen der Einzelausgabe (Manesse) von Sofja Tolstajas „Eine Frage der Schuld“ und der Janus-Band-Ausgabe (Manesse) gibt, in der auch „Die Kreutzersonate“ enthalten ist. In der Einzelausgabe ist das Nachwort von Ursula Keller, und nicht von Oleg Jurjew.

Einen (gar nicht mal so kurzen) :arrow: Auszug von Ursula Kellers Nachwort kann man bei Amazon in als PDF aufrufen. Maria, Du hast doch diese Einzelausgabe. Könntest Du mal nachschauen, wie viel von dem Nachwort hierin enthalten ist?

Zudem ist in der Einzelausgabe auch eine „Kurze Autobiografie der Gräfin Sofja Tolstaja Andrejewna Tolstaja“ enthalten, die im Doppelband nicht enthalten ist.

Schade, dass nicht wenigstens die kurze Autobiografie mit abgedruckt wurde, sie hätte ich sehr interessiert. Dass es im Doppelband ein anderes Nachwort ist, finde ich verständlich, da man dem das Nachwort der Ehefrau des Verfassers des Nachworts in „Die Kreutzersonate“ entgegengestellt hat. Interessieren würde mich das vollständige Nachwort von Ursula Keller natürlich trotzdem. Schön aber, dass man diesen doch recht umfangreichen Auszug bei Amazon nachlesen kann.

Maria, Danke für den Hinweis, dass wir einen extra Thread für Sofja Tolstaja haben. Das war mir nicht bewusst. So kann ich jetzt aber meine Eindrücke zu „Eine Frage der Schuld“ dort posten. Auch meinen Text zu den Unterschieden der Einzel- und der Doppel-Ausgabe werde ich dort noch mal zitieren. Hier möchte ich sie aber auch stehen lassen, da sie ja auch zu meinem vorherigen ausführlichen Posting zur Janus-Ausgabe Bezug nehmen.
Liebe Grüße,
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Re: Tolstoi und sein Werk: Anna Karenina u.a.

Beitragvon JMaria » Fr 23. Mär 2012, 12:47

Petra hat geschrieben: Einen (gar nicht mal so kurzen) :arrow: Auszug von Ursula Kellers Nachwort kann man bei Amazon in als PDF aufrufen. Maria, Du hast doch diese Einzelausgabe. Könntest Du mal nachschauen, wie viel von dem Nachwort hierin enthalten ist?


Hallo Petra,

was du alles entdeckst !
ich habe den Text (obiger Link) verglichen und er ist vollständig !


Zudem ist in der Einzelausgabe auch eine „Kurze Autobiografie der Gräfin Sofja Tolstaja Andrejewna Tolstaja“ enthalten, die im Doppelband nicht enthalten ist.

Schade, dass nicht wenigstens die kurze Autobiografie mit abgedruckt wurde, sie hätte ich sehr interessiert.



ja, die Autobiographie ist sehr aufschlußreich und immerhin beachtliche 72 Seiten.
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Re: Tolstoi und sein Werk: Anna Karenina u.a.

Beitragvon Petra » Fr 23. Mär 2012, 14:41

Hallo Maria,

Danke fürs nachschauen. Dann ist das Nachwort also komplett in dieser PDF-Datei enthalten. Das ist ja erfreulich, und vielleicht auch für andere hier noch hilfreich! :-)

Dass die kurze Autobiografie so aufschlussreich ist, und zudem nicht von geringem Umfang, habe ich befürchtet. Es ist ärgerlich, dass Manesse diese nicht auch im Janus-Band angehängt hat.

Ich möchte diese kurze Autobiografie (gerade weil es eine Autobiografie ist, somit ihre ureigendsten Gedanken zu dem Thema) nicht versäumen, und habe nun die Möglichkeiten durchgespielt: Ich hätte mir das TB (9,99 €) kaufen oder aber das Kindle-ebook (8,99 €) herunterladen können. Oder aber die Einzel-Ausgabe von Manesse zusätzlich kaufen. Ich habe mich für die letzte Variante entschieden, da ich ein Exemplar ("wie neu") für 10,- € (inkl. Porto) bekommen habe. Das hat den Vorteil, dass ich es nach dem lesen wieder verkaufen kann, und wahrscheinlich Null auf Null herauskomme. Zudem hat Random House (Manesse) nichts davon, dass ich das Buch nun ein zweites mal kaufe. Das ist mir nur recht so, denn in meinen Augen ist das unnötig und sieht nach Geldmacherei aus.

Mit der Entscheidung fühle ich mich nun wohl, und kann dann in Ruhe noch die kurze Autobiografie im Anschluss an die Novelle lesen.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Tolstoi und sein Werk: Anna Karenina u.a.

Beitragvon Petra » Mo 2. Apr 2012, 16:17

Hallo zusammen,

ich habe nun "Familienglück" von Tolstoi vom Dörlemann Verlag (Neuübersetzung von Dorothea Trottenberg - die Übersetzerin, die auch die Urfassung von "Krieg und Frieden" ins Deutsche übersetzt hat) vorliegen. Es ist diese vergriffene :arrow: Ausgabe. Ich werde sie zwar zurückschicken, da sie nicht im versprochenen neuen Zustand ist, aber ansonsten ist sie wunderschön, mit Porträts im Vorsatzblatt von Tolstoi und von Valerija Arsenjewa. Das finde ich wunderschön, zumal sich in Tolstoi "Familienglück" autobiografische Elemente finden, die auf seiner Verlobung mit der adeligen Gutsnachbarin Valerija Arsenjewa (siehe :arrow: Bericht) beruhen. Schön, wenn ein Verlag solche Details auch optisch mit in eine Ausgabe einarbeitet.

Ich werde mir ersatzweise die :arrow: Neuausgabe vom Dörlemann Verlag bestellen, die ich erst nach Bestellung der obigen Ausgabe entdeckt habe, und die mir überdies noch einen Tick besser gefällt als die andere. Ich hoffe und denke, dass die Innengestaltung identisch ist.

Kürzlich hatte ich in einem anderen Thread darüber berichtet, dass Sofja Tolstaja in ihrem Roman "Eine Frage der Schuld" in der Figur des Fürsten Prosorski sowohl ihren Ehemann Lew Tolstoi, als auch die Figur des Sergej Michajlowitsch aus seinem Roman "Familienglück" vereint. Hierzu schrieb ich (ich zitiere):

Sehr interessant fand ich, dass Oleg Jurjew (Verfasser des Nachworts zu Sofja Tolstajas "Eine Frage der Schuld") nicht nur die Verbindung zur „Kreutzersonate“ und zum Tolstoischen Eheleben zieht – beides offenkundig in „Eine Frage der Schuld“ enthalten. Sondern auch zu Tolstois frühem Roman „Familienglück“. Jurjew bezeichnet diesen Roman als Tolstois Eheprogramm. Tolstois damaliger Ansicht nach, war die Ehe ja die „richtige Lebensweise“ (nach der „richtigen Lebensweise“ suchte er ja stets, und meinte sie oft zu finden, nur um sie kurz drauf wieder zu hinterfragen und schließlich zu verwerfen). Und wie die Ehe zu sein hat, darüber hatte er auch wohl feste Vorstellungen. Diese legte er wohl in „Familienglück“ dar. Spannend ist, dass Sofja Tolstaja sich wohl des Protagonisten (Sergej Michajlowitsch) aus „Familienglück“ bedient hat. Sergej Michajlowitsch soll in „Familienglück“ Tolstois Alter Ego gewesen sein. Und diese Figur ähnelt der des Fürsten Prosorski in „Eine Frage der Schuld“ wohl ungemein. So schildert sie einerseits durch die Figur des Fürsten Prosorski Teile Tolstois, aber andererseits auch Teile Sergej Michajlowitschs, der Tolstois Ideal damals verkörperte. Dadurch, dass sie ihn lächerlich (in seiner Eifersucht), oberflächlich (in seiner Fixierung auf die körperliche Liebe) und unfähig (in Liebesdingen) wirken lässt, verspottet sie diese Figur (also auch die Figur des Sergej Michajlowitsch aus „Familienglück“).


Die Ausgabe vom Dörlemann Verlag umfasst 189 Seiten, die entsprechende TB-Ausgabe vom Fischer Verlag 144 Seiten. Es gibt ein 6-seitiges Nachwort der Übersetzerin Dorothea Trottenberg. Ich habe mal grob mit der kostenlosen :arrow: ebook-Ausgabe ("Glück der Ehe") verglichen. Kürzungen sind mir auf den ersten Blick nicht aufgefallen. Das ist ja nicht unwichtig, wenn man sich für das ebook entscheidet. Zumal dort als Seitenzahl 109 angegeben ist.
Liebe Grüße,
Petra


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