Re: Anna Karenina
Verfasst: Do 12. Jan 2017, 22:48
Sonja hat geschrieben:Ja, das habe ich auch über ihn gelesen. Ich musste mir nachdem ich im Tolstoi-Thread mich tummelte natürlich auch über seine Frau schlau machen. Sicher auch eine interessante Person.
Definitiv eine interessante Person! Und mir ging es wie Dir. Irgendwann innerhalb des Lesens von "Anna Karenina" wollte ich mehr wissen. Mehr über Tolstoi, seine Veränderung. Seine Ehe (die von seiner Veränderung auch berührt wurde). Und so auch über das literarische Schaffen seiner Frau. Das war auch der Grund, warum ich "Die Kreutzersonate" dann noch mal erleben wollte, obwohl es mir wirklich ganz und gar nicht gefallen hatte (war ja das erste was ich von Tolstoi las). Doch da Sofja Tolstaja eine Antwort auf "Die Kreutzersonate" schrieb, musste ich die ("Eine Frage der Schuld") auch unbedingt lesen. Und zuvor meine Eindrücke auffrischen, so griff ich zu einer ungekürzten Lesung und beim zweiten Mal näherte ich mich der Kreutzersonate schon anders. Nicht dass ich richtig finde, wie extrem Tolstoi im Alter geworden war, aber ich konnte es besser verstehen. Und zum Verständnis der Novelle seiner Frau war das noch mal erleben sehr hilfreich. Tolstoi ist für mich ein spannendes und weites Feld. Er interessiert mich ungemein. Seit "Anna Karenina".
Dass Du es auch genau so vor hast, und im Tolstoi-Thread meine Gedanken Stück für Stück liest, freut mich! Und ich freue mich so auf Deine Gedanken. So toll, dass Du sie hier schilderst. Und ich schwelge so gern in Erinnerungen; dieser Roman ist mir unvergesslich, und so viel davon ist mir noch sehr präsent. Daran sieht man auch, wie intensiv er war.
Dass Du in die Tietze-Übersetzung mal interessehalber reinlesen willst, freut mich ebenfalls. Ich habe damals auch Stellenweise in andere reingelesen. Gefallen haben mir tatsächlich einige. Ist ja nicht immer so. Manchmal stellt man gravierende Unterschiede fest.
Und Danke fürs Lewin grüßen!
JMaria hat geschrieben:da ich gerade nochmals online bin, noch schnell mein aktueller Stand. Ich habe die Ballszene hinter mir. Wow. Wie Tolstoi die Mimik der Personen während des tanzen beschreibt. Grandios.
Und Lewin besucht seinen Bruder Nicolaj, dem es sehr schlecht geht. Man merkt, dass die russische Gesellschaft an einem Scheideweg ist., obwohl es noch ca. 3 Jahrzehnte dauert bis zur russischen Revolution 1905 und 4 Jahrzehnte bis 1917.
Die politische und gesellschaftliche Beschreibungen lesen sich sehr angenehm und unaufdringlich.
Ich bin zwar nicht Sonja, aber ich erinnere mich durch Deine Schilderungen so intensiv an diese Szenen, die Du schilderst, und weiß noch, dass ich gleichermaßen beeindruckt war davon, wie genau und scharf Tolstois Bilder sind, die er mit seinen Worten aufbaut. Auch in der Ballszene.
Ja, der gesellschaftliche Umbruch ist in dem Roman bereits spürbar.
Ich genieße Euren Austausch!